Mittwoch, 13. November 2024

KielFlexibles Netz für E-Mobilität

[05.02.2019] Im Rahmen des Projekts KielFlex unter Federführung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel soll die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt zum Vorbild bei der Elektromobilität werden. Die flexible Stromnetz-Lösung wird zunächst im Labor simuliert, bevor 2020 der Feldversuch startet.
Projekt KielFlex: Im Labor der Technischen Fakultät an der CAU wird das gesamte Stromnetz Kiels simuliert.

Projekt KielFlex: Im Labor der Technischen Fakultät an der CAU wird das gesamte Stromnetz Kiels simuliert.

v.l.: Markus Andresen, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Leistungselektronik der CAU; Lehrstuhlleiter Professor Marco Liserre; Giovanni des Carne

(Bildquelle: Denis Schimmelpfennig, Uni Kiel)

Was die Belastung mit Stickoxiden in der Luft betrifft, liegt die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel bundesweit auf dem vierten Platz – nach Stuttgart, München und Reutlingen. Um den Stickoxid-Ausstoß zu verringern, setzt die Stadt unter anderem auf Elektromobilität. So will die Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG) bis zum Jahr 2020 36 elektrische Linienbusse in die eigene Flotte integrieren und alte Dieselfahrzeuge in Rente schicken. Perspektivisch sollen alle rund 180 Fahrzeuge der KVG elektrisch fahren. Für die Stadtwerke Kiel sind bereits 15 Elektroautos unterwegs, 50 Prozent seines Fuhrparks will der Energieversorger noch in diesem Jahr auf elektrische Antriebe umstellen.
Für den zielgerichteten und kostengünstigen Ausbau einer entsprechenden Lade-Infrastruktur für E-Fahrzeuge fehlte bisher aber vor allem ein intelligentes und flexibles Stromnetz. Die Antwort auf diese Herausforderung will die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) mit dem Projekt KielFlex liefern. Ziel des vom Lehrstuhl für Leistungselektronik koordinierten Projekts ist es, Kiel bis Ende 2020 fit zu machen für die elektrische Zukunft – mit weltweitem Vorbildcharakter. Wie die Universität Kiel meldet, verwandelt dafür ein Konsortium bestehend aus Universität, Landeshauptstadt, Stadtwerken und KVG, der ABB AG Mannheim sowie dem Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg die ganze Stadt in ein Labor.

Neue Lasten intelligent integrieren

42 öffentliche Ladepunkte für Elektro-Pkw gibt es derzeit in Kiel, die Stadtwerke planen bis zu 200 weitere. Aufgabe des auf zwei Jahre angesetzten KielFlex-Projekts ist es, diese an strategisch günstigen Orten in der Stadt zu positionieren. Darüber hinaus befasst sich KielFlex mit den Auswirkungen von immer mehr Elektroautos und eines elektrifizierten städtischen ÖPNV auf die kommunale Stromversorgung. „Wir wollen das Kieler Stromnetz noch flexibler steuern und darüber Wege finden, die neuen Lasten intelligent in die bestehenden Netze zu integrieren“, erläutert Henning Schröer, Abteilungsleiter Asset Management bei der Netzgesellschaft der Stadtwerke Kiel. „ABB unterstützt das Forschungs- und Pilotprojekt mit seiner langjährigen Erfahrung in den Bereichen Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge und intelligentes Last-Management sowie sein Optimierungstool OPTIMAX“, sagt Markus John, Geschäftsbereichsleiter Power Generation und Water Deutschland. „Mit dem smarten Last-Management können Leistungsspitzen im Netz vorausschauend vermieden und zusätzliche Investitionen zur Erweiterung der Infrastruktur minimiert werden.“ Professor Przemyslaw Komarnicki vom Fraunhofer-Institut IFF ergänzt: „In diesem ambitionierten Projekt ist es wichtig, dass für die Steuerung des Energieflusses zwischen Stromnetz und Elektrofahrzeugen ein einheitliches Informationssystem zur Verfügung steht, damit alle Elemente reibungslos funktionieren und miteinander kommunizieren können. Zudem sollen intelligente Energiespeicher für die Stabilität des geplanten Versorgungsnetzes für die E-Fahrzeuge sorgen. Auf diesen Gebieten möchten wir unsere langjährigen Erfahrungen einbringen.“

Feldversuch 2020

Ab dem Jahr 2020 soll das System KielFlex laut der Universität in einem Quartier im Stadtzentrum erprobt werden. Zuvor werde die flexible Stromnetz-Lösung im Labor an der Technischen Fakultät der CAU simuliert. Um das Potenzial der Spannungssteuerung auszuloten, werde auf dem Campus zudem eine Ladestation für Elektroautos installiert.
Für das Projekt KielFlex stehen 6,5 Millionen Euro zur Verfügung, mehr als die Hälfte dieser Summe, nämlich rund 3,7 Millionen Euro, haben die Projektpartner aus dem „Sofortprogramm Saubere Luft 2017 bis 2020“ vom Bundesenergieministerium eingeworben. „In Kiel haben wir in den vergangenen Jahren die Kompetenzen und Netzwerke aufgebaut, um die Forschung an und den Transfer von Energielösungen entscheidend voranzutreiben“, freut sich Professor Marco Liserre, Leiter des Lehrstuhls für Leistungselektronik an der CAU. Das nun gestartete Vorhaben soll Kiel zum Vorbild einer globalen Lösung für die Aufgaben der Energiewende machen. „Von Kiel werden wichtige Impulse ausgehen. Denn die Landeshauptstadt kann als Modellfall für eine intelligente Steuerung des Stromnetzes praktische Hinweise liefern, die eine Übertragbarkeit auf andere Kommunen gewährleisten“, ist Oberbürgermeister Ulf Kämpfer überzeugt.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Elektromobilität
Das Bild zeigt eine Frau an einer Ladesäule von EWE.

Netzdienliches Laden: CLS ON integriert Testprozesse

[12.11.2024] Ein neuer Prozess zum netzdienlichen Laden, der von EWE Netz mit Unterstützung von GWAdriga entwickelt wurde, ist in das Projekt CLS ON eingeflossen. Dies ermöglicht den flächendeckenden Einsatz von Steuergeräten zur stabilen und effizienten Steuerung von Elektrofahrzeugen. mehr...

Baden-Württemberg: Neue Förderprogramme für Elektro-Lkw

[31.10.2024] Baden-Württemberg unterstützt jetzt den Umstieg auf klimafreundliche Elektro-Lkw mit neuen Förderprogrammen. Das Land bietet finanzielle Anreize für Fahrzeuge und Lade-Infrastruktur, um das Ziel einer klimaneutralen Güterverkehrslogistik bis 2030 zu fördern. mehr...

Kaiserslautern: Stadt setzt auf Elektrobusse

[29.10.2024] Ab Mitte 2025 sollen die ersten Elektrobusse in Kaiserslautern im Einsatz sein. Mit der schrittweisen Einführung von 16 batteriebetriebenen Bussen leistet die Stadt einen wichtigen Beitrag zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität und zur Reduktion von CO2-Emissionen im öffentlichen Nahverkehr. mehr...

Personen vor einer Schnellladesäule in Düsseldorf

Düsseldorf: Superschnell laden

[18.10.2024] Im Rahmen des Projekts Multi-Mo-DUS sollen in Düsseldorf bis 2026 insgesamt 18 Mobilitätsstationen mit superschnellen Ladesäulen erreichtet werden. Die erste wurde jetzt in Betrieb genommen. mehr...

Grafik zum Speicherpotenzial bidirektional-fähiger E-Autos

E.ON: Speicherpotenzial von E-Autos nutzen

[15.10.2024] Eine Schwarmbatterie aus Elektroautos, die vorbereitet sind für das bidirektionale Laden, könnte rechnerisch die Stromproduktion von mehreren Gaskraftwerken ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Potenzialanalyse von E.ON Deutschland. mehr...

Elektrobus der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.

Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU): 46 neue Elektrobusse bis 2027

[15.10.2024] Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) beschaffen bis zum Jahr 2027 46 neue Elektrobusse. Über die Hälfte ihrer Stadtbusse werden dann emissionsfrei betrieben. Die neuen Fahrzeuge sollen bis zum Inkrafttreten des neuen Nahverkehrsplans der SWU vollständig in Betrieb sein und unter anderem bessere Taktungen ermöglichen. mehr...

Das Bild zeigt einen Schnelllader in der Tiefgarage eines REWE-Markts.

Mainova: Laden bei REWE

[08.10.2024] Mainova und REWE haben ihr gemeinsames Schnellladenetz für Elektroautos in Frankfurt am Main erweitert. Im August wurden zehn neue Ladepunkte an mehreren REWE-Standorten in Betrieb genommen. mehr...

Elektromobilität auf dem Land: Wegen Sprakebülls klimafreundlicher Mobilität wurde die Gemeinde Klimakommune des Monats.

Sprakebüll: E-Autos in Nordfriesland

[27.09.2024] Die AEE zeichnet im September 2024 Sprakebüll als Energie-Kommune des Monats aus. Grund ist die klimafreundliche Mobilität der nordfriesischen Gemeinde. mehr...

Bei Ultraschnelllader (HPC) verzeichnet der BDEW-Elektromobilitätsmonitor ein besonders starkes Wachstum.

BDEW-Elektromobilitätsmonitor: Lade-Infrastruktur wächst

[24.09.2024] Die Lade-Infrastruktur in Deutschland wächst weiter stark: Im ersten Halbjahr 2024 wurden über 16.000 neue öffentliche Ladepunkte installiert. Gleichzeitig ist die Auslastung der Ladepunkte mit durchschnittlich 14,5 Prozent nach wie vor gering. mehr...

Bremen: Strategie für Lade-Infrastruktur

[06.09.2024] Der Bremer Senat hat jetzt eine Strategie für den Ausbau der Lade-Infrastruktur im öffentlichen Raum beschlossen. Ziel ist es, E-Autos in allen Stadtteilen sozial gerecht mit Ladestationen zu versorgen. Ein entscheidendes Konzept ist die Definition von Suchräumen für Ladepunkte. mehr...

Ein neues Pilotprojekt in Kassel untersucht die Nutzung von bidirektionalem Laden im Kontext der Energie- und Mobilitätswende.

Kassel: Pilotprojekt zum bidirektionalen Laden

[28.08.2024] Ein neues Pilotprojekt in Kassel untersucht die Nutzung von bidirektionalem Laden im Kontext der Energie- und Mobilitätswende. Es soll zeigen, wie Elektrofahrzeuge nicht nur Strom laden, sondern auch ins Netz zurückspeisen können, um Netzstabilität zu fördern und Kosten zu senken. mehr...

Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (2.v.l.) nimmt einen Ladepunkt an einer Straßenlaterne in Betrieb.

Braunschweig: Laden an Laternen

[07.08.2024] An 17 Straßenlaternen in Braunschweig können künftig Elektroautos aufgeladen werden. Das Pilotprojekt bietet Bürgern ohne eigenen Stellplatz eine neue Lademöglichkeit. mehr...

Bonn: 400. öffentlicher Ladepunkt in Betrieb

[05.08.2024] SWB Energie und Wasser hat in Bonn den 400. öffentlichen Ladepunkt in Betrieb genommen. Die neue Ladestation in Bonn-Plittersdorf entstand auf Wunsch der Anwohner und markiert einen bedeutenden Fortschritt im Ausbau des öffentlichen Ladenetzes. mehr...

Verkehrsunternehmen in Suhl

Thüringen: Förderung emissionsfreier Busse

[02.08.2024] In Thüringen werden in den kommenden Jahren rund 48 emissionsfreie Busse im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt. Das Energieministerium fördert diese Initiative mit Landes- und EU-Mitteln. mehr...

Frankfurt am Main: Weiterer Ausbau der Lade-Infrastruktur

[23.07.2024] Am Stadion am Brentanobad in Frankfurt am Main wurden kürzlich acht neue Ladepunkte für Elektrofahrzeuge in Betrieb genommen. Diese Maßnahme ist Teil der Bemühungen von Mainova und der Stadt, die Lade-Infrastruktur im Stadtgebiet zu verbessern und die Elektromobilität zu fördern. mehr...