Mittwoch, 4. Dezember 2024

Smart GridEvolution der Ortsnetzstation

[04.12.2019] Dezentrale Herausforderungen im Stromnetz dezentral lösen, diesen Ansatz verfolgt WAGO mit der digitalen Ortsnetzstation. Sie bereitet die Messdaten aus Mittel- und Niederspannung so auf, dass sie in unterschiedlichen Abteilungen Anwendung finden können.
Die digitale Ortsnetzstation fungiert als Datensammelstelle mit Koordinationsfunktion auf Verteilnetzebene.

Die digitale Ortsnetzstation fungiert als Datensammelstelle mit Koordinationsfunktion auf Verteilnetzebene.

(Bildquelle: WAGO)

Das Konzept des Unternehmens WAGO sieht vor, die Ortsnetzstation zur Datensammelstelle mit Koordinationsfunktion auf der Verteilnetzebene auszubauen. Dazu bedarf es fernwirktechnischer Hardware wie bereits für intelligente Ortsnetzstationen. Hinzu kommt jedoch Software, die es ermöglicht, die Daten aus Mittel-, und besonders aus der Niederspannung bereits in der Ortsnetzstation entsprechend der unterschiedlichen Aufgabenstellungen und Nutzergruppen aufzubereiten.
„Die digitale Ortsnetzstation (dONS) ist dabei die Weiterentwicklung der intelligenten Ortsnetzstation“, erklärt Daniel Wiese, Market Manager Energy bei WAGO. „Denn das Konzept der intelligenten Ortsnetzstation besteht im Wesentlichen nur daraus, dass ein Befehl von der Netzleitwarte abgesetzt und in der Ortsnetzstation verarbeitet wird, beispielsweise um einen Lasttrennschalter fernzuschalten. Während dieser Trennschalter gefahren wird, wird gleichzeitig die Rückmeldung eingesammelt und an die Leitwarte übergeben mit dem Ziel, die Nachricht ,Ja, hat geschaltet‘ zu übermitteln. Mehr aber auch nicht. Zusätzlich werden Daten von Messgeräten wie zum Beispiel Kurzschluss-/Erdschlussrichtungsanzeiger übertragen. Das ist wenig intelligent.“ Das könne auch die digitale Ortsnetzstation – das und noch viel mehr.

Basis für zellulares Netz

„In der digitalen Ortsnetzstation werden ganz viele Messdaten erhoben, aus der Mittel- aber gerade auch aus der Niederspannung. Auch das ist nicht unbedingt neu“, sagt Wiese. Neu sei jedoch, dass vor Ort die Daten zur Netzberechnung genutzt und so intelligent aufbereitet werden, dass sie in vielen unterschiedlichen Abteilungen bei einem Verteilnetzbetreiber Anwendung finden können. Wiese betont, dass es sich bei diesem Konzept nicht um ein theoretisches Forschungsmodell handelt: „Die digitale Ortsnetzstation ist bei Verteilnetzbetreibern und Stadtwerken bereits im Einsatz. Sie ist gemeinsam mit den entsprechenden Meistern, Technikern und Ingenieuren entwickelt worden und wird durch den Praxiseinsatz mit ihnen auch gemeinsam weiterentwickelt.“
Den Mehrwert der dONS für die Netzführung beschreibt Wiese folgendermaßen: „Zum einen werden der Netzführung wichtige Grenzwertverletzungen frei definierbar übermittelt. Die erhobenen und berechneten Daten können aber zum Beispiel auch dafür genutzt werden, Grenzwerte und Leitplanken für eine gewisse Spannung oder einen gewissen Strom zu definieren.“ Mit diesen Leitplanken sei es möglich, direkt aus der Netzstation heraus, dezentrale Assets wie zum Beispiel Ladesäulen oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen aktiv anzusteuern und damit ein Last- und Erzeugungsmanagement aufzuziehen. „Vorhandene Netzkapazitäten werden sofort sicht- und nutzbar. Und das ist dann wirklich intelligent und die Basis für ein zellulares Netz“, sagt Wiese.

Lastprofile online generieren

Von der digitalen Ortsnetzstation könne aber auch die Netzplanung profitieren. „Die Netzdaten werden entsprechend der Netzbetreiberstruktur oder der -anforderung so aufbereitet, dass sie sofort in die neue Netzplanung fließen können. Und mehr Wissen führt auch zu einer genaueren Berechnung und weniger Abschätzung“, führt Daniel Wiese aus. Damit greift er einen wunden Punkt der Verteilnetzbetreiber und Stadtwerke auf: die Planung neuer Netzgebiete. Deren Netzbelastung und notwendige Primärtechnik werden zurzeit aus vorhandenen Lastprofilen, die teilweise noch aus den 1970er- und -80er-Jahren stammen, und Worst-Case-Annahmen errechnet. „Aber die Welt und besonders die der Energiewirtschaft hat sich stark geändert, schon allein durch den Zu- und Ausbau dezentraler Energieerzeugung, vor allem auf Niederspannungsebene“, so Wiese.
Mit der digitalen Ortsnetzstation seien die Verantwortlichen jedoch in der Lage, neue Lastprofile online zu generieren. Wiese erklärt: „Für den Anwendungsfall eines neuen Netzgebiets schaut sich der Netzplaner dann eine dONS an, die in einem Netzgebiet steht, das dem neu zu planenden ähnelt. Dort zieht er sich die aktuellen Lastprofile, mit denen er rechnen kann. Und damit hat er dann wirklich eine optimale Netzplanung, weil sie aus einer realdatenbasierten Netzberechnung resultiert.“

Lösungskonzept wächst mit

Daniel Wiese ist nicht zuletzt deshalb vom Konzept der digitalen Ortsnetzstation überzeugt, weil es dazu beitragen kann, die von den Netzbetreibern und Stadtwerken regulatorisch geforderte Effizienzsteigerung zu erfüllen: „Mit der dONS können Verteilnetzbetreiber zum Beispiel eine wirtschaftliche Zielnetzplanung erreichen, eine zustandsorientierte Instandhaltung umsetzen und außerdem Versorgungsunterbrechungen und Netzverluste minimieren.“
Die Ortsnetzstation sei dafür geradezu prädestiniert, „denn sie ist der letzte Zugriffspunkt mit gewissen Platzreserven für den Netzbetreiber“, erklärt Wiese. Sie bildet weiter einen guten Konsens aus realen Messdaten und Abschätzungen. Darüber hinaus sei das Lösungskonzept der digitalen Ortsnetzstation so konzipiert, dass es modular und flexibel mit kommenden Aufgaben und Herausforderungen mitwachse. Neue Software-Module seien bereits in der Planung und Umsetzung.

Das Konzept auf einen Blick

Die digitale Ortsnetzstation
– dient dazu, vorhandene Netzkapazitäten direkt sicht- und nutzbar zu machen,
– benötigt keine externen, nachgelagerten Messstellen, um den Netzzustand zu ermitteln,
– generiert reale Lastprofile für die künftige Netzplanung,
– bietet adressatengerechte Datenaufbereitung und -visualisierung,
– ermöglicht einfaches Parametrieren, statt Programmieren,
– verfügt über ISMS-konforme Hard- und Software.

Linda Bögelein ist Communications Manager beim Unternehmen WAGO.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Netze | Smart Grid

EnBW/Stadtwerke Düsseldorf: iMSys erfolgreich migriert

[22.11.2024] EnBW hat in einer neuen Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Düsseldorf über 4.000 intelligente Messsysteme in ihre bestehende IT-Landschaft integriert. Der Dienstleisterwechsel wurde dank eines automatisierten Prozesses in rund neun Monaten erfolgreich umgesetzt. mehr...

TenneT/TransnetBW: Einsatz von VertiGIS bei SuedLink

[19.11.2024] Die Übertragungsnetzbetreiber TenneT und TransnetBW haben sich jetzt für VertiGIS Studio als zentrale Softwarelösung für die Planung und Umsetzung des SuedLink-Projekts entschieden. mehr...

Das Bild zeigt eine Situation in einem Testlabor.

Smight: Neue Lösung für Netzstabilität

[07.11.2024] Der 14a-Lastmanager von Smight wurde erfolgreich unter realitätsnahen Bedingungen getestet. Zusammen mit dem SMIGHT IQ Copilot kann nun die gesamte Prozesskette zur Erkennung und Steuerung von Netzüberlastungen abgedeckt werden. mehr...

Cunewalde: Ortsnetzstation mit Grips

[06.11.2024] Cunewalde erhält eine intelligente Ortsnetzstation. Für die Gemeinde und SachsenEnergie ist dies ein wichtiger Schritt für Digitalisierung und Transparenz des kommunalen Stromnetzes. mehr...

Das Bild zeigt die Leitstelle des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich. Zu sehen ist ein Mitarbeiter vor mehreren Überwachungsbildschirmen.

Zürich: ewz nutzt Leitsystem ControlStar

[04.11.2024] Um die Netzsicherheit und -effizienz zu erhöhen, hat sich das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) für das Leitsystem ControlStar des IT-Anbieters Kisters entschieden. Das neue System bietet erweiterte Funktionen zur Fehlererkennung und Regelenergie sowie zur automatisierten Datenanalyse. mehr...

Bundesnetzagentur: Niedrigere Netzentgelte im kommenden Jahr

[28.10.2024] Ab Januar 2025 können Verbraucher in Regionen mit starker Wind- und Sonnenenergieerzeugung von deutlich reduzierten Netzentgelten profitieren. Die Bundesnetzagentur setzt dabei auf eine faire Kostenverteilung und sieht insbesondere für Haushalte spürbare Einsparungen vor. mehr...

Das Bild zeigt eine riesige Kabeltrommel mit Erdkabeln, die in einen Graben verlegt werden.

SuedLink: Erste Kabel verlegt

[23.10.2024] Der Kabelhersteller Prysmian hat mit der Verlegung der ersten Erdkabel für SuedLink begonnen. Die Leitung soll sauberen Strom aus Norddeutschland in den Süden bringen. mehr...

Das Bild zeigt das Innere einer Trafokompaktstation der Stadtwerke Völklingen Netz.

Stadtwerke Völklingen: Valide Daten für die Netzplanung

[21.10.2024] Die Stadtwerke Völklingen Netz setzen auf moderne Messtechnik, um das Stromnetz zukunftssicher zu machen. Mit digitalen Lösungen zur präventiven Netzüberwachung sorgt das Unternehmen für eine stabile Energieversorgung in der Region. mehr...

Netzleitstand: Eine minutenaktuelle Netzzustandserfassung löst bei Bedarf eine dynamische Ad-hoc-Steuerung aus.

Netzsteuerung: Grenzen Digitaler Zwillinge

[15.10.2024] Mit einer Kombination aus Digitalem Zwilling und Niederspannungsleitsystem können Netzbetreiber einen wichtigen Teil der §14a-Prozesse umsetzen. Der letzte noch fehlende Baustein ist ein massendatenfähiges Flexibilitätsmanagement. mehr...

Abgebildtet ist das Umspannwerk Mentzing mit Supraleiter-Kabel im Vordergrund.

München: Erster Supraleiter in Betrieb

[11.10.2024] Der Netzbetreiber SWM Infrastruktur hat zusammen mit Partnern einen 110.000-Volt-Supraleiter entwickelt und im Münchner Stromnetz erfolgreich getestet. Der Prototyp könnte die Grundlage für die Stromversorgung der Zukunft bilden. mehr...

Einfach und schnell: Der Einbau der Smight-Technologie erfolgt von den Mitarbeitenden selbst.

Stadtwerke Frankenthal: Lösungen für ein stabiles Stromnetz

[26.09.2024] Um ihr Stromnetz besser überwachen und planen zu können, setzen die Stadtwerke Frankenthal auf die Messlösung SMIGHT Grid2. Damit wollen sie Überlastungen frühzeitig erkennen und das Netz fit für die Zukunft machen. mehr...

Oberhausener Netzgesellschaft rüstet ihre Ortsnetzstationen mit SMIGHT Grid2 aus.

OB Netz: Digitale Netztransparenz

[09.09.2024] Die Oberhausener Netzgesellschaft nutzt jetzt Echtzeitdaten, um ihr Niederspannungsnetz besser zu überwachen und effizienter zu planen. Mit der neuen Sensorik von Smight können Stromflüsse und Spannungen minutengenau erfasst werden. mehr...

Neues Umspannwerk: Stadtwerke Bochum reagieren auf den steigenden Strombedarf.

Stadtwerke Bochum: Neues Umspannwerk in Betrieb

[02.09.2024] Nach vierjähriger Bauzeit haben die Stadtwerke Bochum ein neues Umspannwerk in Betrieb genommen. Die Anlage soll den steigenden Energiebedarf decken und die Energieversorgung des innovativen Bochumer Gewerbegebiets MARK 51°7 sicherstellen. mehr...

Messtechnik: Nachrüst-Lösung für Ortsnetzstationen

[23.08.2024] Um Netzbetreibern eine einfache und schnelle Umrüstung ihrer Messtechnik gemäß den Anforderungen des Energiewirtschaftsgesetzes zu ermöglichen, hat Socomec eine modulare All-in-One-Lösung entwickelt. mehr...

rku.it: SW Magdeburg ist Neukunde

[14.08.2024] rku.it hat die Städtischen Werke Magdeburg als Neukunde im Bereich SMGWA und MDM gewonnen. mehr...