Freitag, 22. November 2024

RochlitzEs werde Licht

[10.01.2013] Energie sparen und weniger CO2-Emissionen produzieren, zahlt sich für Kommunen aus. Die Stadt Rochlitz hat für ihre kleine kommunale Energiewende den European Energy Award erhalten.
Die Stadt Rochlitz in Mittelsachsen strahlt in altem Glanz.

Die Stadt Rochlitz in Mittelsachsen strahlt in altem Glanz.

(Bildquelle: Stadt Rochlitz)

Die Stadt Rochlitz in Mittelsachsen strahlt in altem Glanz. Vor einigen Jahren noch musste jede zweite Straßenleuchte aus Kostengründen ausgeschaltet werden. Nachdem die Laternen nun auf LED- und BLED-Technik umgerüstet worden sind, kann jede einzelne wieder angestellt werden. „Wir haben nun eine hellere Stadt“, freut sich Oberbürgermeisterin Kerstin Arndt. „Als ich vor vier Jahren angetreten bin, habe ich versprochen, mich dafür stark zu machen, dass alle Laternen wieder eingeschaltet werden. Das dient der gefühlten Sicherheit. Das konnte aber nicht auf einen Schlag geschehen, sondern sollte mit dem Einsatz neuer Lichtmittel verbunden werden. Gerade die LED-Beleuchtung auf den großen Straßen ist hervorragend und die Stromersparnis groß.“

Bewerbung für den European Energy Award

Auch in öffentlichen Gebäuden und bei der S-Bahn sind die neuen Leuchtmittel im Einsatz. In einer Rochlitzer Turnhalle konnten auf diese Weise 40 Prozent Energie eingespart werden. Bei den CO2-Emissionen liegt die Stadt ebenfalls gut im Rennen. Durch ein Biogas-Blockheizkraftwerk, das Fernwärme liefert, werden künftig 7.800 Tonnen Kohlendioxid im Jahr eingespart. Was lag da näher, als sich für den European Energy Award zu bewerben, den Städte, Gemeinden und Landkreise erhalten, wenn sie auf umweltfreundliche Energieerzeugung und aufs Stromsparen setzen?
„Zunächst waren die Kennzahlen aller öffentlichen Gebäude zu erfassen, das heißt die Energiewerte vom Strom-, Wärme- und Gasverbrauch“, beschreibt Kerstin Arndt die Anforderungen für die Teilnahme am European Energy Award. „Das musste deutlich genauer gemacht werden, als wir das bisher vorgenommen hatten. Die Zahlen wurden systematisiert und in ein vorgeschriebenes Arbeitsprogramm eingearbeitet, aus dem sich dann die Punkte für den Preis errechnen.“ Vier Mal im Jahr traf sich ein achtköpfiges Energie-Team, das nicht nur Vertreter von Politik und Verwaltung, sondern auch Bürger umfasste. Ferner ist in Rochlitz jährlich ein internes Audit veranstaltet worden, bei dem der Arbeitsplan immer wieder angepasst wurde. Die vierjährigen Anstrengungen haben sich gelohnt: Im Oktober bekamen Oberbürgermeisterin Arndt und Thomas Billotet, Mitglied der Geschäftsführung bei der STEAG New Energies GmbH, den Preis überreicht.

Gute Werte

Der European Energy Award belohnt das Zusammenspiel zahlreicher klimafreundlicher Aktivitäten, die beim Stromsparen und bei der Minderung von CO2-Emissionen helfen. So konnte in Rochlitz beispielsweise durch den Einbau neuer Pumpen im Lehrschwimmbecken der Stromverbrauch von 27.000 Kilowattstunden pro Jahr auf 12.000 Kilowattstunden gesenkt werden. Durch die Umstellung auf Energiesparlampen in der Innenstadt sank der Verbrauchswert von 6.800 Kilowattstunden im Jahr 2009/2010 auf 4.700 Kilowattstunden im Folgejahr. Die Umrüstung von Straßenlaternen auf die neue BLED-Technik hat den Verbrauch um weitere 1.000 Kilowattstunden pro Jahr sinken lassen.
Bei den Emissionswerten steht Rochlitz vor allem wegen seines Fernwärmenetzes gut da. Bereits seit den 1970er-Jahren versorgt die Stadt ihre Bürger mit Fernwärme. Als nach der Wiedervereinigung die vorhandenen Anlagen des Heizhauses am Bahnhof modernisiert und die Fernwärmeversorgung ausgedehnt werden sollte, schloss sich der Stadtrat mit STEAG New Energies zusammen und gründete im Juni 1992 die Energieversorgung Rochlitz GmbH (EVR). Im Rahmen dieser Partnerschaft wurde 1993 das alte Heizwerk modernisiert und die Brennstoffversorgung von Braunkohle auf leichtes Heizöl beziehungsweise Erdgas umgestellt. Dies führte zu einer Reduzierung der Staubemissionen um 98 Prozent sowie der CO2-Emissionen um 95 Prozent. Die Fernwärmeversorgung im Stadtgebiet steigerte sich dabei von acht Megawatt im Jahr 1990 auf heute rund 20 Megawatt.
Für die Auszeichnung mit dem European Energy Award war auch entscheidend, dass das städtische Energieversorgungsunternehmen 20.600 Megawattstunden Fernwärme im Jahr 2011 produziert hat, was für mehr als 1.100 Einfamilienhäuser ausreicht. Diese Zahl soll auf 3.500 Haushalte ansteigen, wenn STEAG New Energies im kommenden Jahr ein zusätzliches Blockheizkraftwerk ans Netz gehen lässt, welches mit Biomethangas gespeist wird. Dann fallen jährlich rund 7.800 Tonnen weniger Kohlendioxid an. „Standorttreue und Weiterentwicklung sind wesentliche Grundpfeiler unseres Geschäftsmodells“, sagt STEAG-Geschäftsführer Thomas Billotet. „Mit dem Blockheizkraftwerk werden wir auch umweltfreundlichen Strom am Standort produzieren.“

Intelligent schalten

Die kleine kommunale Energiewende in Rochlitz hört aber nicht beim European Energy Award und dem bislang Erreichten auf. Auf den Ortsschildern ist „Energie- und CO2-sparende Kommune“ zu lesen. Das verpflichtet. Wie Oberbürgermeisterin Kerstin Arndt schildert, steht als nächstes das Bürgerhaus auf dem Programm. Es soll mit intelligenten Schaltkreisen ausgestattet werden, um Teilbereiche des Hauses abschalten zu können, wenn sie nicht genutzt werden. Zusätzlich sollen Fassade und Dach gedämmt werden. Dank ihrer erfolgreichen Teilnahme am European Energy Award erhält die Stadt nun zehn Prozent mehr Fördergelder für die energetische Sanierung von Gebäuden. Bei vielen öffentlichen Gebäuden ist dies allerdings längst geschehen. Gute Erfahrungen hat man beispielsweise mit der Kopplung von Fenster und Heizung gemacht. In der Turnhalle fährt die Heizung automatisch runter, wenn die Fenster geöffnet werden.
Bei kleineren Gebäude setzt man dagegen auf Aufklärung. An allen Schulen, von den Lernförderschulen bis hin zum Gymnasium, wurden Informationsveranstaltungen durchgeführt, bei denen Schüler und Lehrer über Energieverbrauch und sinnvolle Sparmaßnahmen unterrichtet wurden. Im Rathaus fand unlängst eine Ausstellung über Passivhäuser statt, die bei der Öffentlichkeit gut angekommen ist. Immer häufiger kommen Bürger aufs Bauamt und wollen sich über Energiesparmaßnahmen und energetische Sanierung informieren. „Die Bürger wollen wissen, was sie bei der Sanierung ihres denkmalgeschützten Hauses tun können und wie man dort Wärmedämmung sinnvoll umsetzt“, sagt Rathaus-Chefin Kerstin Arndt.

Helmut Merschmann




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