Kreis EbersbergEnergiewende gemeinsam anpacken
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Der Ebersberger Kreistag traf bereits im Jahr 2006 die Entscheidung, seine Energieversorgung bis zum Jahr 2030 vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen.
(Bildquelle: Energieagentur Ebersberg München)
Eingebettet zwischen der Münchner Schotterebene und dem hügeligen Alpenvorland liegt der Landkreis Ebersberg im Einzugsgebiet der bayerischen Landeshauptstadt. Die Folge ist ein starker Einwohnerzuwachs, verbunden mit einem erheblichen Mobilitätsdruck Richtung München und einer prosperierenden Wirtschaft. Bereits 2006 traf der Ebersberger Kreistag eine zukunftsweisende Entscheidung: seine Energieversorgung bis zum Jahr 2030 vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen, um frei von fossilen und anderen endlichen Energieträgern zu sein. Hierfür war zunächst der Aufbau neuer Strukturen auf Basis eines Klimaschutzkonzepts notwendig. Das begann 2011 mit der Einstellung eines Klimaschutz-Managers. Inzwischen verfügt der Kreis über vier Energiegenossenschaften, ein eigenes Gemeindewerk und eine Energieagentur. Diese ist nicht nur Ansprechpartner für alle 21 Landkreiskommunen, die Bürger und Unternehmen der Region, sondern inzwischen auch als Energieagentur Ebersberg-München in den benachbarten Landkreis München gewachsen.
Jeder kleine Erfolg zählt
2017 beschloss der Kreistag dann einstimmig einen Meilensteinplan, mit dem nach dem Aufbau der Strukturen ein Fahrplan geschaffen wurde, um das ehrgeizige Ziel bis 2030 zu schaffen. Die Bürgermeister des Landkreises bekennen sich in einem Strategiepapier dazu, „die regenerative Energie im Landkreis dezentral zu erzeugen und zu vermarkten und so die regionale Wertschöpfung zu optimieren“. „Viele Themen werden im Kreis Ebersberg deshalb von den 21 Gemeinden gemeinsam angepackt. Das zeigt, dass wir es mit der Energiewende ernst nehmen“, sagt Landrat Robert Niedergesäß.
Als Schwachwindgebiet ohne die Möglichkeit, viel Wasserstrom zu erzeugen, muss sich der Kreis Ebersberg jeden kleinen Erfolg erarbeiten. Auf das bisher Erreichte – 28 Prozent erneuerbarer Strom und 18 Prozent erneuerbare Wärme – sind die Verantwortlichen daher sehr stolz, wissen aber auch, dass es noch eine Menge zu tun gibt. So wurde beispielsweise die 2015 erstellte Konzentrationsflächenplanung für die Nutzung der Windkraft vorläufig durch die bayerische 10H-Regelung ausgebremst. Doch trotz mancher Rückschläge überwiegen die positiven Entwicklungen, wie etwa die Kommunalisierung des Stromnetzes, die von den Landkreisgemeinden gemeinsam umgesetzt wurde.
Energie in der eigenen Hand
Seit Anfang 2018 gehört die Mehrheit des Stromnetzes den Gemeinden und wird im EBERWERK gesteuert. Seit Januar 2019 können die Bürger Eberstrom beziehen, einen zu hundert Prozent regenerativ im Kreis erzeugten Strom, der im Virtuellen Kraftwerk der Regenerative Energie Ebersberg eG (REGE) gemanagt wird. Zahlreiche weitere Projekte, etwa die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED, treibt die Energieagentur in interkommunalen Arbeitskreisen voran.
Die Einrichtung einer eigenen Energieagentur war notwendig, weil die Möglichkeiten für Energieeinsparung, Effizienzsteigerungen und den Ausbau der erneuerbaren Energien ebenso vielfältig wie komplex sind. Es bedurfte einer gezielten Unterstützung, welche die Energieagentur mit ihren Arbeitsschwerpunkten (Beratung, Projektbegleitung, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit für die Klimawende) bietet. Zunächst nur im Landkreis Ebersberg tätig, konnte mit dem Landkreis München im Jahr 2017 ein weiterer Gesellschafter gewonnen werden. Das Erstberatungsangebot in allen Energiefragen ist kostenlos. Landrat Robert Niedergesäß ist zudem die Klimabildung ein großes Anliegen.
Das Konzept der Klimaschulen
Im Oktober 2016 fiel der Startschuss für die EbersbergerKlimaSchulen, ein nach der Kommunalrichtlinie gefördertes Energiesparmodell. Das Konzept der Klimaschulen zielt auf die möglichst intensive und langfristige Sensibilisierung von Schülern und Schulpersonal für die nachhaltige Auseinandersetzung mit Klima- und Energiefragen. Das Programm umfasst unter anderem die Ausbildung von Energie-Scouts in jeder Klasse, die Installation von Energie-Teams, Energie-Checks der Schulgebäude, Hausmeisterschulungen sowie die fächerübergreifende Einbindung von Klima und Energie im Unterricht. Die teilnehmenden Schulen erhalten für ihr Engagement Prämien, die sich aus den Einspareffekten für die Schulaufwandsträger finanzieren.
Auch im Bereich Mobilität ist der Landkreis engagiert: Im Jahr 2018 wurde der landkreiseigene Fuhrpark komplett auf Elektrofahrzeuge umgestellt. Ein E-Mobilitätskonzept wird den Ausbau von Ladestationen und die Verbreitung von E-Mobilität fördern. In elf der 21 kreiseigenen Gemeinden können die Bürger bereits Carsharing-Angebote wahrnehmen, drei weitere Gemeinden stehen in den Startlöchern. Seit März 2018 ist ein erstes Carsharing-Elektroauto im Einsatz.
Das große Engagement der Landkreisbewohner zeigt sich auch bei der Windkraft, denn das bisher einzige Windrad im Kreis Ebersberg wurde von Bürgern in Hamberg gebaut. Dabei wird bereits seit 2011 die Nutzung von Windkraft im Landkreis thematisiert. Im Zentrum der Diskussionen steht die Frage, ob in das Herz der Kommune, den unter Landschaftsschutz gestellten Ebersberger Forst, Windräder gebaut werden dürfen.
Ideenreich und engagiert
Das Projekt Energiewende wird im Kreis Ebersberg mit Ideenreichtum und großem Engagement umgesetzt. So wurde beispielsweise erst kürzlich ein Nahwärmenetz in der kleinen Gemeinde Moosach eröffnet, das von einem Hackschnitzelwerk und einer rund tausend Quadratmeter großen Freiflächen-Solarthermieanlage gespeist wird. Diese innovativen, regenerativen Techniken ersetzen in Moosach viele alte Ölheizungen. Der Holzbedarf wird durch Restholz aus dem angrenzenden Sägewerk und der näheren Umgebung gedeckt.
So ist am Ende klar, dass man immer dann erfolgreich ist, wenn Klimaschutz als Gemeinschaftsprojekt verstanden wird, das Chancen für die Region bringt und für das Wohlergehen der Bevölkerung unabdingbar ist. Hilfreich ist es, wenn eine Struktur vorhanden ist, die Bürger, Kommunen und Unternehmen bei der Umsetzung von Projekten zur Seite steht.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Juli/August 2019 von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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