Dienstag, 15. April 2025

AschaffenburgEnergetisch optimal saniert

[26.05.2017] Dass sich die Ziele, die Umwelt zu schonen und Kosten zu senken, nicht widersprechen müssen, zeigt Aschaffenburg. Die energetische Optimierung städtischer Liegenschaften sorgt dort für positive ökologische Effekte und eine bessere Wirtschaftsbilanz.
Die Stadt Aschaffenburg saniert ihre Liegenschaften nachhaltig.

Die Stadt Aschaffenburg saniert ihre Liegenschaften nachhaltig.

(Bildquelle: Stadt Aschaffenburg, Mailin Seidel)

Eine effiziente, ressourcenschonende und umweltfreundliche Gestaltung der Stadt der Zukunft ist erklärtes Ziel vieler Kommunen. Immer wieder scheitert die Umsetzung wirklich nachhaltiger Lösungen jedoch an kurzsichtigen Investitionsentscheidungen. So täuschen geringere Kosten für einfachere oder altbewährte Lösungen darüber hinweg, dass sich höhere Anfangsinvestitionen in komplexe, smarte Technologien zwar erst in fünf bis sechs Jahren amortisieren, langfristig jedoch erheblich effizienter sind. Da Kommunen fast allerorts mit beschränkten Budgets zu kämpfen haben, erfolgen Investitionen in der Praxis vor allem in Lösungen mit kurzer Amortisierungsdauer.
Eine fehlende Gesamtbetrachtung des Energie-Managements eines Gebäudes und das Austauschen lediglich einzelner Komponenten birgt jedoch Gefahren. So hat jede Sanierungsmaßnahme vielfältige Auswirkungen auf den Baukörper und dessen Eigenschaften. Verändert man eine Komponente, muss man sich der Gesamtauswirkungen bewusst sein, um Schäden wie zum Beispiel die Entstehung von Schimmelpilzen zu vermeiden.
Im unterfränkischen Aschaffenburg stellten sich die Verantwortlichen frühzeitig diesen Herausforderungen und starteten auf mehreren Ebenen Projekte, um die Energieeffizienz nachhaltig zu gewährleisten.
Wie in vielen anderen Städten auch, sind in Aschaffenburg über Jahre hinweg Strukturen, Prozesse und Investitionen kontinuierlich gewachsen, was ein strukturiertes und ganzheitliches Monitoring der energetisch relevanten Liegenschaften nahezu unmöglich machte. So trafen etwa alte Teilsysteme auf neue Bereiche in der Gebäudeautomation: Da eine übergreifende Systemkommunikation nicht vorhanden war, war es sehr aufwendig, die für den Energiebericht benötigten Verbräuche zu ermitteln. Auch war es hierdurch nicht möglich, zu hohe Verbräuche – die beispielsweise durch technische Defekte oder Fehleinstellungen verursacht werden –, effizient aufzuspüren und abzustellen. Zudem fehlte ein übergeordneter Anlagenkennschlüssel, was eine direkte, umfassende Fehleranalyse vor Ort notwendig machte.
Bei anstehenden Sanierungsmaßnahmen im Bereich der Liegenschaften stellten sich zudem Fragen wie: Was sollte als erstes angepackt werden? Welche Amortisationszeiträume sind zu erwarten? Welche Maßnahmen amortisieren sich mitunter über die gesamte Lebensdauer des sanierten Bereichs hinweg überhaupt nicht und sollten darum hintenanstehen?

Externe Unterstützung

Gemeinsam mit einem externen Beratungsunternehmen, der hessischen Firma ProFM Facility und Projektmanagement, konnte die Stadt Aschaffenburg zukunftsweisende Konzepte für energetisch optimierte Liegenschaften erarbeiten. Das Projekt-Team priorisierte dabei die notwendigen Maßnahmen und ermittelte deren Amortisationszeiten. Auf der Agenda stand auch eine tiefergehende Bedarfsermittlung im Vorfeld der geplanten Sanierungen, insbesondere im Bereich der Versorgungstechnik. So erstellte die Fachgruppe energetisch optimierte Regelkonzepte für die versorgungstechnischen Anlagen, etwa leistungsreduzierte Lüftungs- und Heizungsanlagen. Zudem wurden Konzepte erarbeitet, in denen der Einsatz von Blockheizkraftwerken (BHKW) zum Tragen kam. Um die energietechnisch relevanten Liegenschaften zentral aufschalten und auswerten zu können, analysierten und planten die Verantwortlichen der Stadt Aschaffenburg gemeinsam mit den externen Beratern darüber hinaus ein innovatives und übergreifendes Gebäudeautomationsnetzwerk.
Im Sinne der Energieeffizienz kümmert sich das Projekt-Team auch um den hydraulischen Abgleich der Heizungsnetze aller energetisch relevanten Liegenschaften. Im Aschaffenburger Friedrich-Dessauer-Gymnasium etwa wurden mit dem Ziel einer gleichmäßigen und wirtschaftlicheren Beheizung rund 600 Heizkörper, sechs Lüftungsanlagen und Heizdecken in den Fluren sowie in der Pausenhalle überprüft und abgeglichen. Im Fokus der Zusammenarbeit standen zudem die Planung und Erstellung einer Anlagenkennzeichnungsrichtlinie für die Umsetzung zukünftiger Sanierungen und Neubauten im Bereich der Gebäudeautomation sowie zur Vereinheitlichung der Datenpunkte auf Gebäudeleittechnik.

Stück für Stück zum Ziel

Als Ergebnis der bisherigen Arbeit erreicht die Stadt Aschaffenburg energetisch optimal sanierte Liegenschaften. Dazu zählen auch ein zukunftsorientiertes und sicheres (IT-)Netzwerk für eine zentrale Erfassung relevanter Datenpunkte und Messwerte sowie das Monitoring des Energie- und Medienverbrauchs, um zu hohe Verbräuche aufzuspüren und kurzfristig zu beseitigen. Die Neukonzeption insbesondere der IT-Komponenten macht zudem einen übergeordneten Vergleich von Medien- und Energieverbräuchen über alle Liegenschaften hinweg möglich. Dieses Benchmarking lässt wiederum Aussagen über Verbesserungspotenziale einzelner Objekte zu und schafft damit Handlungsräume für die Zukunft. Gleichzeitig schaffen die Neuerungen die Voraussetzungen für ein schnelles Aufspüren der Ursachen von Störungen und deren kurzfristige und damit deutlich wirtschaftlichere Beseitigung.
Die Stadt Aschaffenburg hat die Herausforderung, energieeffizientere Liegenschaften zu betreiben, frühzeitig ernst genommen und auf vielen Ebenen die richtigen Stellschrauben gedreht. Die Stadt kann dadurch ihren Energie- und Medienverbrauch senken und somit auch die Kosten reduzieren; gleichzeitig wird die Umwelt entlastet. Letzten Endes sorgte die Höhe der einzusparenden Potenziale für eine positive Überraschung. Das verdeutlicht, dass Energieeffizienz, Umweltschonung und Spardruck sich auf kommunaler Ebene keinesfalls ausschließen müssen.

Claus Mink, Herbert Krüger

Claus Mink, Herbert KrügerClaus Mink ist Geschäftsführer und Gründer der ProFM Facility und Project Management GmbH, Groß-Bieberau. Herbert Krüger ist seit dem Jahr 2011 Sachgebietsleiter der Abteilung Facility Management und Energiemanagement bei der Stadt Aschaffenburg.



Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Energieeffizienz

Nordrhein-Westfalen: Sieben Nichtwohngebäude ausgezeichnet

[11.04.2025] Nordrhein-Westfalen hat sieben besonders energieeffiziente Nichtwohngebäude ausgezeichnet. Die prämierten Projekte zeigen beispielhaft, wie Klimaschutz, innovative Architektur und nachhaltige Bauweise miteinander vereinbar sind. mehr...

Energiesystem: 700 Milliarden mit besserer Planung sparen

[03.04.2025] Eine neue Studie im Auftrag der EnBW zeigt: Der klimaneutrale Umbau des Energiesystems könnte deutlich günstiger ausfallen als bisher angenommen - wenn Ausbauziele und Netzinvestitionen besser aufeinander abgestimmt werden. mehr...

Heilbronn: Heizungsanlagen erhalten IoT-Technologie

[28.03.2025] Stadtsiedlung Heilbronn rüstet über 120 Heizungsanlagen mit IoT-Technologie von metr und der Konnektivität der Telekom auf. Durch digitale Überwachung und automatische Optimierung sinken Energieverbrauch und Heizkosten, während CO₂-Emissionen reduziert werden. mehr...

Rosengarten: Betriebsführung für öffentliche Beleuchtung vergeben

[26.03.2025] swb Beleuchtung hat die Ausschreibung für die Betriebsführung der öffentlichen Beleuchtung in der Gemeinde Rosengarten gewonnen. Der Vertrag umfasst rund 1.800 Lichtpunkte, läuft über zwölf Jahre und beinhaltet Maßnahmen zur Effizienzsteigerung sowie zur Modernisierung der Beleuchtungsinfrastruktur. mehr...

Dortmund: Umstellung auf LED fast abgeschlossen

[13.03.2025] Die Stadt Dortmund hat die Umstellung auf smarte Straßenbeleuchtung nahezu abgeschlossen. mehr...

Jena: Smartes Quartier fertiggestellt

[10.03.2025] Das Modellprojekt Smartes Quartier Jena-Lobeda ist nach fünf Jahren abgeschlossen. Durch smarte Technologien, energieeffiziente Sanierung und digitale Gesundheitsangebote wurden neue Wohnkonzepte erprobt, deren Erkenntnisse nun in weitere Projekte einfließen. mehr...

Essen: Fortführung des Förderprogramm für Gebäudemodernisierung

[06.03.2025] Der Rat der Stadt Essen hat die Fortführung des Förderprogramms für energetische Gebäudemodernisierung beschlossen. Ab dem 1. April 2025 können wieder Anträge gestellt werden, wobei überarbeitete Richtlinien für mehr Klarheit und Effizienz sorgen. mehr...

RheinEnergie: KI soll Effizienz der Heizwerke steigern

[03.03.2025] Die RheinEnergie setzt jetzt verstärkt auf Künstliche Intelligenz, um die Effizienz ihrer Heizwerke zu steigern. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt mit acht Anlagen wird die smarte Technologie nun in 120 weiteren Wärmeerzeugungsanlagen implementiert. mehr...

E.ON: Effizienz-Drohnen über Coventry

[12.02.2025] E.ON, die englische Stadt Coventry und Kestrix setzen Drohnen mit Wärmebildkameras und 3D-Modellierung ein, um Daten über Energieeffizienz und Wärmeverluste zu sammeln. mehr...

Landkreis Oder-Spree: Ganzheitliche Energie-Kommune

[11.02.2025] Die AEE zeichnet den Landkreis Oder-Spree im Februar als Energie-Kommune des Monats aus. Ein Grund dafür ist, dass hier Wärme, Mobilität und Strom im Sinne des Klimaschutzes ganzheitlich gedacht werden. mehr...

Sugenheim: Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt

[10.02.2025] Die Gemeinde Sugenheim hat ihre Straßenbeleuchtung modernisiert und setzt nun vollständig auf LED-Technik. Die Umstellung, die in Zusammenarbeit mit N‑ERGIE erfolgte, spart jährlich rund 53.600 Kilowattstunden Strom ein und reduziert den CO₂-Ausstoß um 22.000 Kilogramm. mehr...

Die Fahrradbrücke West „Ann Arbor Bridge“ in Tübingen ist Teil des nachhaltigen Mobilitätskonzeptes. Foto: Universitätsstadt Tübingen

Energie-Kommune 2024: Finalisten stehen fest

[04.02.2025] Bundorf, Chemnitz und Tübingen stehen im Finale zur Wahl der Energie-Kommune das Jahres 2024. mehr...

Walldorf: Energie-Kommune dank Sektorkopplung

[03.02.2025] Walldorf treibt die Energiewende mit innovativen Projekten und attraktiven Förderprogrammen voran. Die Stadt setzt auf Sektorenkopplung, Elektromobilität und die effiziente Nutzung erneuerbarer Energien. mehr...

Hamburger Energielotsen: Neues Begleitprogramm gestartet

[24.01.2025] Die Hamburger Energielotsen bieten ab sofort ein individuelles Begleitprogramm für energetische Sanierungen an. mehr...