Smart CityEmden zählt zu den Vorreitern
Emden ist unter den Top 20 Smart Citys im diesjährigen Smart City Ranking „Digitales Deutschland“. Die Unternehmensberatung Haselhorst Associates hat das Ranking erstellt. Darin schafft es die Seehafenstadt in Ostfriesland bereits zum zweiten Mal unter die ersten 20. Wie die Stadtwerke Emden mitteilen, sind für das Ranking 400 deutsche Städte mit über 30.000 Einwohnern im Bereich Smart City verglichen worden, um den Handlungsbedarf der Kommunen zu erkennen. Neben Norderstedt konnte sich nur Emden als mittelgroße niedersächsische Stadt so weit vorne im Ranking platzieren. „Smart City bedeutet, das Leben der Menschen zu verbessern und gleichzeitig die Stadt als Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen“, sagt Manfred Ackermann, Geschäftsführer der Stadtwerke Emden. Ackermann ist auch Initiator einer Smart City Roadmap, mit deren Umsetzung die Seehafenstadt bereits 2016 begonnen hat. „Alle begonnenen Projekte wurden im letzten Jahr weiter vorangetrieben“, heißt es in Emdens Beurteilung. So zum Beispiel der Ausbau des Glasfasernetzes. Emden habe im vergangenen Jahr Gewerbegebiete mit Glasfaser versorgt und dieses Jahr in der Innenstadt begonnen. Dafür planen die Stadtwerke Ausgaben von rund 45 Millionen Euro innerhalb der nächsten zehn Jahre, heißt es aus Emden. Der Ausbau sei unverzichtbar, um das Projekt Smart City Emden realisieren und dafür alle wichtigen Bereiche des Alltagslebens digitalisieren zu können.
Umstellung auf Elektrofahrzeuge
Die neuesten Entwicklungen in Emden sind wesentlich von VW beeinflusst, informiert die Stadt. Der Konzern plane dort in Zukunft ausschließlich Elektrofahrzeuge zu produzieren, ab 2023 sollen 600.000 Stück vom Band rollen. „Auch hier hat Emden vorausgedacht und früh hervorragende Voraussetzungen für die CO2-neutrale Produktion von Elektrofahrzeugen und Batterien vor Ort zu schaffen“, berichtet Jürgen Germies, Partner bei Haselhorst Associates. Der frühzeitige Start mit der Smart City Roadmap erweise sich als Glücksfall, da eine Umstellung auf Elektrofahrzeuge 2016 noch nicht abzusehen war. So sei Emden in der Lage gewesen, sofort nach der Entscheidung von VW zu handeln und die weitreichenden Veränderungen in der Stadt vorzubereiten. Zum Beispiel rechnet Ackermann damit, dass viele VW-Beschäftigte rasch auf die neuen E-Autos ihres Arbeitgebers umsteigen werden. Dazu erklärt er: „Wir haben ganze Straßenzüge, in denen fast nur VW-Angestellte wohnen. Wenn die nach der Schicht alle gleichzeitig ihre Fahrzeuge laden, muss das Stromnetz entsprechend vorbereitet sein.“ Um einen Kollaps zu verhindern, ertüchtigen die Stadtwerke das Netz derzeit per Stresstest, wie es im Fachjargon heißt. Dazu werden Übungen abgehalten, in denen unregelmäßige Stromnachfrage und die Einspeisung von Wind- und Sonnenstrom simuliert werden.
Anwendungen zentral steuern
Beim Projekt „Intelligente Energiestadt“ hat Emden seit zwei Jahren mit Siemens einen starken Partner an der Seite (wir berichteten). Der Technologiekonzern erprobt in Ostfriesland im Kleinen, was eines Tages in großen Städten auf der ganzen Welt funktionieren soll. Ziel ist eine IT-Architektur, in der Energieversorgung, Verkehrs- und Parkraum-Steuerung sowie die Kommunikation mit Gebäuden ein Ganzes bilden. Fallen beispielsweise kurzzeitig die Temperaturen ab, könne man bereits heute die Heizungen in den Schulen und Turnhallen ganz einfach von der Schaltzentrale bei den Stadtwerken aus steuern. Emden berichtet außerdem von Fortschritten mit der neuen Stadt-App Keptn. Sowohl vom Smartphone als auch vom PC aus kann man sich via Keptn über die Stadt, den aktuellen Verkehr, Umleitungen und freie Parkplätze informieren. Neuerdings gebe es zudem die Möglichkeit, mit der App in über 40 Emdener Geschäften Gutscheine zu kaufen, die in allen beteiligten Geschäften und Restaurants eingelöst werden können. Dazu sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Ackermann: „Was Amazon im Großen macht, machen wir im Kleinen. Dann bleibt das Geld in der Stadt, und davon profitieren alle.“ Dabei habe die Resonanz der Emder Bevölkerung auf dieses bisher einmalige Angebot alle Erwartungen übertroffen. Rund 4.000 Nutzer hätten die Seite in ständiger Benutzung, dazu würden pro Woche 20.000 Zugriffe registriert.
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