Samstag, 23. November 2024

DortmundElektromobile Metropole

[15.11.2012] In Dortmund sollen städtische Dienstfahrten künftig möglichst CO2-neutral erledigt werden. Im Leuchtturmprojekt metropol-E wird dazu eine kommunale Flottenlösung mit E-Fahrzeugen und intelligentem Buchungs- und Ladesystem entwickelt. Das Konzept ist auf andere Kommunen übertragbar.
Stadt Dortmund prüft Elektroautos auf ihre Alltagstauglichkeit.

Stadt Dortmund prüft Elektroautos auf ihre Alltagstauglichkeit.

(Bildquelle: Stefanie Kleemann)

Elektromobilität wird nur dann erfolgreich sein, wenn sie sichtbar und erlebbar ist. Dabei kann die Verantwortung nicht nur an Flottenbetreiber und Bürger delegiert werden. Auch die Kommune selbst kann in eine Vorreiterrolle schlüpfen. Die Stadt Dortmund geht diesen Weg mit dem Projekt metropol-E. Ausgestattet mit einem politischen Beschluss, welcher aus den Handlungsempfehlungen zum kommunalen Klimaschutzkonzept 2020 resultiert, wird die Stadtverwaltung aus Eigenmitteln 20 E-Fahrzeuge in die städtische Flotte integrieren und auf ihre Alltagstauglichkeit prüfen.
Vor Projektstart war die kommunale Flotte, die aus mehr als 500 Fahrzeugen besteht, folgendermaßen aufgestellt: Die Fahrzeugbeschaffung erfolgte zentral. Die Zuständigkeit, Verwaltung und Nutzung der Fahrzeuge waren jedoch dezentral organisiert und lagen bei den einzelnen Fachbereichen. Zudem ergab eine externe Studie, dass mehr als zwei Millionen Kilometer mit dienstlich genutzten Privatfahrzeugen zurückgelegt wurden.

Für Akzeptanz sorgen

Am Beispiel der Integration von E-Fahrzeugen wird der Umbau des Fuhrpark-Managements in einem überschaubaren Rahmen schrittweise vollzogen und seine Alltagstauglichkeit erprobt. In einem ersten Schritt wurde das Mobilitätsdienstleistungzentrum der Stadtverwaltung geschaffen. Dieses beschaffte die Fahrzeuge und organisiert und unterstützt deren Nutzung in den Fachbereichen. Eine wichtige Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter E-Autos akzeptieren. So gilt es, Bedenken bezüglich der Reichweiten zu zerstreuen. Alle Fahrzeuge sind mit einem modernen GPS-
System ausgestattet, welches nicht nur die Strecken und Fahrleistungen aufzeichnet, sondern auch über ein Navigationssystem und einen interaktiven Ladesäulenfinder verfügt.
Es ist als Erfolg zu werten, dass die E-Autos innerhalb weniger Wochen hohe Laufleistungen meldeten. Zum Vergleich werden 40 Autos mit konventionellem Antrieb mit dem gleichen GPS-System ausgerüstet. Um die Anonymität der Nutzer zu gewährleisten, werden alle Daten an die TU Dortmund geschickt und von dort als Statistik an das Mobilitätsdienstleistungszentrum gemeldet. Ein Nebeneffenkt: „Wir können an den Fahrdaten erkennen, wo Straßen in gutem oder schlechtem Zustand sind“, so die Projektleiterin Michaela Bonan.

120 Ladepunkte in der Stadt

Um die Akzeptanz zu steigern, wird auch in die Ladeinfrastruktur investiert. Zusammen mit dem Unternehmen RWE Effizienz wird die bestehende Infrastruktur deutlich erweitert. Bis Ende 2012 sollen im Stadtgebiet mehr als 120 Ladepunkte flächendeckend aufgestellt werden. Dies ist die höchste Dichte in Deutschland. Neben den Ladesäulen und Wandboxen werden auch zwei Schnellladeeinrichtungen installiert, sodass die Batterien entsprechend ausgestatteter E-Fahrzeuge innerhalb einer halben Stunde zu 80 Prozent geladen sind. Diese innovativen Ladestationen werden mit grünem Strom versorgt. Dazu werden an je zwei Standorten Photovoltaik- und Miniwindkraftanlagen auf Dächern und an Fassaden installiert. Es ist auch geplant, diese um Speichersysteme zu erweitern, sodass nicht benötigte Energien für spätere Ladevorgänge gespeichert werden können.
Die Suche nach neuen Infrastrukturstandorten bedarf einer gründlichen Planung. Dazu wird erstmalig das von der Firma PTV entwickelte Konzept SIMONE (siedlungsorientiertes Modell für nachhaltigen Aufbau und Förderung der
E-Ladeinfrastruktur) in der Praxis erprobt. SIMONE berücksichtigt bei der Berechnung Informationen aus erhobenen Verkehrsdaten, Strukturen von Industrie-, Gewerbe- und Wohngebieten sowie erfahrenen Verkehrsströmen und empfiehlt so Standorte. Parallel wurden die Bezirksvertretungen in das Planungsverfahren eingebunden, um so auch die Bürger vor Ort einzubeziehen. Das Beratungsunternehmen Ewald Consulting und die Technische Universität Dortmund unterstützen das Planungsverfahren.
Ergänzend wird die TU Dortmund noch Modelle zur Lastensteuerung einbringen, um Lastspitzen zu vermeiden und Elektromobilität, Ladeinfrastruktur und dezentral erzeugten Strom intelligent zu koordinieren. Aus den Daten wird dann die TU Berlin das mögliche volks-, betriebs- oder energiewirtschaftliche Optimierungspotenzial ermitteln.

IT-System zur Reservierung

Für das Mobilitätsdienstleistungszentrum wird zudem ein IT-gestütztes Reservierungssystem aufgebaut, welches zunächst nur den Einsatz der E-Fahrzeuge organisiert. Ziel ist es aber, dass alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung dieses Reservierungssystem fachbereichsübergreifend für den gesamten kommunalen Fuhrpark nutzen, um somit ein zentrales Mobilitätsmanagement für jeden Mitarbeiter aufzubauen. Das heißt, dass das System bei der Reiseplanung Lösungsempfehlungen gibt und die dazu notwendigen Mittel bereitstellt. Sie reichen vom Fahrrad über den ÖPNV bis hin zur Nutzung von Fahrzeugen oder anderen Verkehrsmitteln. Nur auf diesem Wege lassen sich CO2 und Kosten einsparen.
Parallel zu dem Vorhaben metropol-E wurde der Lenkungskreis Elektromobilität ins Leben gerufen. Dies ist der einheitliche Ansprechpartner der Stadt Dortmund, der alle Fragen rund um die Elektromobilität kompetent beantwortet. Im Lenkungskreis sind die Dortmunder Wissenschaft und Wirtschaft, die Kammern, die Verbände und die Politik vertreten, sodass Projekte und Entscheidungen schnell getroffen werden können. Sowohl metropol-E, welches im Juni 2012 von der Bundesregierung zum nationalen Leuchtturm der Elektromobilität erhoben worden ist, als auch der Lenkungskreis Elektromobilität sind Modelle, die sich gut auf andere Kommunen übertragen lassen.

Kurt Pommerenke ist Geschäftsführer des Lenkungskreises Elektromobilität. Er arbeitet seit 2008 im Branchen-Team der Wirtschaftsförderung Dortmund und ist dort für Themen aus dem Bereich Energie, Umwelt und Elektromobilität zuständig.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Elektromobilität

Bremen: Stadtreinigung präsentiert neue E-Flotte

[20.11.2024] Die Bremer Stadtreinigung hat erstmals seine Flotte von Elektrofahrzeugen vorgestellt, die zur Straßenreinigung und Abfallsammlung eingesetzt werden. Mit dieser Maßnahme wird ein entscheidender Beitrag zur Klimaneutralität der Stadt bis 2038 angestrebt. mehr...

Bis zum Jahr 2025 soll die Hälfte der Busflotte in Konstanz elektrisch fahren.

BMDV: Förderung von E-Bussen

[15.11.2024] Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr zieht Bilanz zum Förderprogramm „Alternative Antriebe von Bussen im Personenverkehr“. Für das Programm stehen rund 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung, rund 250 Verkehrsunternehmen haben bisher Fördermittel erhalten. mehr...

m8mit: Abrechnung diverser Ladeparks

[14.11.2024] Mit seiner cloudbasierten Abrechnungslösung für E-Mobilität begleitet m8mit gemeinsam mit den Unternehmen Autostrom plus und Westfalen Weser Ladeservice die Inbetriebnahme der ersten Ladepunkte des Deutschlandnetzes an der Autobahn. mehr...

Das Bild zeigt eine Frau an einer Ladesäule von EWE.

Netzdienliches Laden: CLS ON integriert Testprozesse

[12.11.2024] Ein neuer Prozess zum netzdienlichen Laden, der von EWE Netz mit Unterstützung von GWAdriga entwickelt wurde, ist in das Projekt CLS ON eingeflossen. Dies ermöglicht den flächendeckenden Einsatz von Steuergeräten zur stabilen und effizienten Steuerung von Elektrofahrzeugen. mehr...

Baden-Württemberg: Neue Förderprogramme für Elektro-Lkw

[31.10.2024] Baden-Württemberg unterstützt jetzt den Umstieg auf klimafreundliche Elektro-Lkw mit neuen Förderprogrammen. Das Land bietet finanzielle Anreize für Fahrzeuge und Lade-Infrastruktur, um das Ziel einer klimaneutralen Güterverkehrslogistik bis 2030 zu fördern. mehr...

Kaiserslautern: Stadt setzt auf Elektrobusse

[29.10.2024] Ab Mitte 2025 sollen die ersten Elektrobusse in Kaiserslautern im Einsatz sein. Mit der schrittweisen Einführung von 16 batteriebetriebenen Bussen leistet die Stadt einen wichtigen Beitrag zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität und zur Reduktion von CO2-Emissionen im öffentlichen Nahverkehr. mehr...

Personen vor einer Schnellladesäule in Düsseldorf

Düsseldorf: Superschnell laden

[18.10.2024] Im Rahmen des Projekts Multi-Mo-DUS sollen in Düsseldorf bis 2026 insgesamt 18 Mobilitätsstationen mit superschnellen Ladesäulen erreichtet werden. Die erste wurde jetzt in Betrieb genommen. mehr...

Grafik zum Speicherpotenzial bidirektional-fähiger E-Autos

E.ON: Speicherpotenzial von E-Autos nutzen

[15.10.2024] Eine Schwarmbatterie aus Elektroautos, die vorbereitet sind für das bidirektionale Laden, könnte rechnerisch die Stromproduktion von mehreren Gaskraftwerken ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Potenzialanalyse von E.ON Deutschland. mehr...

Elektrobus der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.

Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU): 46 neue Elektrobusse bis 2027

[15.10.2024] Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) beschaffen bis zum Jahr 2027 46 neue Elektrobusse. Über die Hälfte ihrer Stadtbusse werden dann emissionsfrei betrieben. Die neuen Fahrzeuge sollen bis zum Inkrafttreten des neuen Nahverkehrsplans der SWU vollständig in Betrieb sein und unter anderem bessere Taktungen ermöglichen. mehr...

Das Bild zeigt einen Schnelllader in der Tiefgarage eines REWE-Markts.

Mainova: Laden bei REWE

[08.10.2024] Mainova und REWE haben ihr gemeinsames Schnellladenetz für Elektroautos in Frankfurt am Main erweitert. Im August wurden zehn neue Ladepunkte an mehreren REWE-Standorten in Betrieb genommen. mehr...

Elektromobilität auf dem Land: Wegen Sprakebülls klimafreundlicher Mobilität wurde die Gemeinde Klimakommune des Monats.

Sprakebüll: E-Autos in Nordfriesland

[27.09.2024] Die AEE zeichnet im September 2024 Sprakebüll als Energie-Kommune des Monats aus. Grund ist die klimafreundliche Mobilität der nordfriesischen Gemeinde. mehr...

Bei Ultraschnelllader (HPC) verzeichnet der BDEW-Elektromobilitätsmonitor ein besonders starkes Wachstum.

BDEW-Elektromobilitätsmonitor: Lade-Infrastruktur wächst

[24.09.2024] Die Lade-Infrastruktur in Deutschland wächst weiter stark: Im ersten Halbjahr 2024 wurden über 16.000 neue öffentliche Ladepunkte installiert. Gleichzeitig ist die Auslastung der Ladepunkte mit durchschnittlich 14,5 Prozent nach wie vor gering. mehr...

Bremen: Strategie für Lade-Infrastruktur

[06.09.2024] Der Bremer Senat hat jetzt eine Strategie für den Ausbau der Lade-Infrastruktur im öffentlichen Raum beschlossen. Ziel ist es, E-Autos in allen Stadtteilen sozial gerecht mit Ladestationen zu versorgen. Ein entscheidendes Konzept ist die Definition von Suchräumen für Ladepunkte. mehr...

Ein neues Pilotprojekt in Kassel untersucht die Nutzung von bidirektionalem Laden im Kontext der Energie- und Mobilitätswende.

Kassel: Pilotprojekt zum bidirektionalen Laden

[28.08.2024] Ein neues Pilotprojekt in Kassel untersucht die Nutzung von bidirektionalem Laden im Kontext der Energie- und Mobilitätswende. Es soll zeigen, wie Elektrofahrzeuge nicht nur Strom laden, sondern auch ins Netz zurückspeisen können, um Netzstabilität zu fördern und Kosten zu senken. mehr...

Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (2.v.l.) nimmt einen Ladepunkt an einer Straßenlaterne in Betrieb.

Braunschweig: Laden an Laternen

[07.08.2024] An 17 Straßenlaternen in Braunschweig können künftig Elektroautos aufgeladen werden. Das Pilotprojekt bietet Bürgern ohne eigenen Stellplatz eine neue Lademöglichkeit. mehr...