Sonntag, 10. November 2024

Bayernwerk/LEWEinspeisesteckdosen können kommen

[27.06.2024] Bayernwerk Netz und LEW Verteilnetz haben das Konzept für Einspeisesteckdosen vorgestellt. Die Netzbetreiber stellen in Umspannwerken dazu zusätzliche Anschlussleistung für Erneuerbare-Energien-Anlagen bereit.
Bayernwerk-Vorstandsvorsitzender Egon Leo Westphal (rechts) und LEW-Vorstand Christian Barr (links) stellen dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Einspeisesteckdose vor.

Bayernwerk-Vorstandsvorsitzender Egon Leo Westphal (rechts) und LEW-Vorstand Christian Barr (links) stellen dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Einspeisesteckdose vor.

(Bildquelle: Bayernwerk)

Die beiden bayerischen Verteilnetzbetreiber Bayernwerk Netz (Bayernwerk) und LEW Verteilnetz (LVN) wollen den Anschlussprozess für große Erzeugungsanlagen neu ausrichten. Die Energieunternehmen haben das Pilotprojekt der so genannten Einspeisesteckdose am Montag, 24. Juni 2024, Staatsminister Hubert Aiwanger in München vorgestellt. Erstmalig in Deutschland stellen die zwei regionalen Stromnetzbetreiber vorausschauend Netzkapazität zur Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien bereit. Hintergrund ist der Anschlussboom in Bayern, der mit einer rasant steigenden Zahl an neuen Solar- und Windkraftanlagen verbunden ist. Allein 2024 gingen mehr als 100.000 Erzeugungsanlagen beim Bayernwerk und LEW Verteilnetz neu ans Netz.

Bisher Einzelprüfung

Bisher sehen die gesetzlichen Regelungen vor, dass die Netzverträglichkeit jeder neuen Erzeugungsanlage einzeln geprüft wird und als Ergebnis der Berechnungen ein individueller Netzverknüpfungspunkt entsteht. Diese Einzelfallbetrachtungen sind bei der hohen Zahl an Anschlussanfragen zeitaufwendig und können zu langen und damit teureren Anschlusswegen führen. Deshalb gehen Bayernwerk und LVN mit der Einspeisesteckdose einen neuen Weg, den Vorstandsvorsitzender Egon Leo Westphal vom Bayernwerk und LEW-Vorstand Christian Barr dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger präsentierten.
Beim zentralen Anschluss wie bei einer Steckdose wird zusätzliche Trafoleistung im Netz an einem Ort bereitgestellt. Auf diese regionalen Kapazitäten können sich Projektentwickler mit ihren Anlagen bewerben. Die Bewerbungskriterien sind seit heute auf den Seiten von Bayernwerk Netz und LVN online. Die Netzbetreiber bündeln mit dem Pilotprojekt Einspeisesteckdose Netzanschlüsse in einer Region, beschleunigen die Prüfprozesse und treiben so die Energiewende und die wirtschaftliche Entwicklung voran.

Mehr Planungssicherheit

Hubert Aiwanger, Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, erklärt: „Mit dem Projekt Einspeisesteckdosen schaffen wir Planungssicherheit für Investoren, die Erneuerbare-Energie-Anlagen bauen wollen. Ich freue mich sehr über die Initiative der Verteilnetzbetreiber Bayernwerk und LVN. Die zusätzlichen Umspannwerke schaffen Abhilfe bei teuren Anschlusswegen und langen Wartezeiten für den Netzanschluss. Der Ausbau kann nur funktionieren, wenn auch die Kapazitäten bei den Einspeisepunkten ausreichend und regional zur Verfügung stehen. Das wird jetzt angepackt.“
Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG, sagt: „Die Anlagen für erneuerbaren Strom müssen dorthin, wo die Netze sind. Nicht umgekehrt. Mit der Einspeisesteckdose haben wir eine schnelle, wirkungsvolle Lösung entwickelt. So stellen wir proaktiv zusätzliche Kapazitäten bereit. Dort können sich, regional gebündelt, Erneuerbare-Energie-Anlagen anschließen und einspeisen – das ist Energiewende ‚Plug and Play‘. Die Energiewende ist wie ein Buch mit 100 Kapiteln, aus dem aber meist nur das erste Kapitel ‚Erneuerbare Energie‘ und das letzte Kapitel ‚Klimaneutralität‘ gelesen werden. In den Kapiteln dazwischen steht aber, was die Transformation des gesamten Energiesystems bedeutet und was wir tun müssen, um zum Ziel zu kommen.“
Christian Barr, Vorstand der Lechwerke (LEW), fügt hinzu: „Das Pilotprojekt Einspeisesteckdose zeigt, wie wir den Umbau des Energiesystems beschleunigen und effizienter gestalten können: vorhandene Prozesse und Regelungen hinterfragen im Hinblick auf ihr Optimierungspotenzial, neu aufstellen und mit neuen Lösungen in die Umsetzung gehen. Dafür müssen wir auch den rechtlichen und regulatorischen Rahmen weiterentwickeln. Denn mit dem Instrumentarium aus den Anfangszeiten der Energiewende werden wir die vor uns liegenden Herausforderungen nicht meistern. Innovativ, hochprofessionell, pragmatisch – so bringen wir die Energiewende in Bayern voran.“

Parallele Umsetzung

Konkret errichten Bayernwerk Netz und LVN als Pilotprojekt jeweils eine Einspeisesteckdose in ihren Netzgebieten. Bayernwerk plant ein neues Umspannwerk in Niederviehbach im Landkreis Dingolfing-Landau. LVN rüstet das bereits bestehende Umspannwerk im bayerisch-schwäbischen Balzhausen mit einem zusätzlichen Transformator aus. Diese zusätzlichen Kapazitäten sind wichtig für die Versorgung der Region mit grüner Energie. Umspannwerke sind leistungsstarke Einspeisepunkte im Netz. Transformatoren wandeln dort Strom zwischen den verschiedenen Spannungsebenen um. Die leistungsstarken Transformatoren schaffen eine direkte Verbindung vom örtlichen Mittelspannungsnetz zum bestehenden Hochspannungsnetz, sodass noch mehr regional erzeugter grüner Strom in einer Region aufgenommen und im gesamten Stromnetzverbund verteilt und transportiert werden kann.

Enge Abstimmung mit Kommunen

Die beiden Standorte für die Einspeisesteckdosen haben Bayernwerk und LVN nach den bestehenden Kapazitäten im Verteilnetz sowie dem vor Ort zu erwartenden Ausbaupotenzial erneuerbarer Energien ausgewählt. Bayernwerk und LVN stimmen sich bei dem Vorhaben mit den Kommunen vor Ort ab und stehen als Berater zur Verfügung. Nur auf den von den Kommunen hierfür vorgesehenen Flächen können Projektentwickler ihre Anlagen planen.

Berwerbungen ab Januar 2025

Mit der offiziellen Vorstellung des Projekts im Wirtschaftsministerium wurden die Projekt-Websites der Einspeisesteckdosen online gestellt. Sie enthalten alle wichtigen Informationen für Projektentwickler, die sich ab Januar mit ihren Anlagen auf die Kapazitäten bewerben möchten. Sie haben nun etwa sechs Monate Zeit, ihre Anlagenkonzepte vorzubereiten. Im Januar 2025 schalten Bayernwerk und LVN ihre jeweiligen Bewerbungsportale für die Einspeisesteckdosen frei. Dabei fördern die beiden Partnerunternehmen innovative Anlagen- und Anschlusskonzepte. Deshalb ist die Bewerbungsphase zweigeteilt: Zunächst gibt es eine Early-Bird-Phase, in der sich nur besonders innovative Projekte bewerben können. Sofern noch Kapazitäten verfügbar sind, werden in einem zweiten Schritt die Plattformen für alle Projekte geöffnet. Insgesamt werden die Bewerbungsportale vier Wochen lang geöffnet sein.

Weiterentwicklung gesetzlicher Rahmenbedingungen nötig

Die Einspeisesteckdose von Bayernwerk und LVN ist ein Pilotprojekt. Damit Netzbetreiber künftig mit weiteren Projekten den Anschluss großer Erzeugungsanlagen nach dem neuen Konzept umsetzen können, müssen die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen angepasst werden. Sowohl bei den Regelungen für das Clustern von Erneuerbaren-Energien-Anlagen als auch bei der Kostenverteilung des Netzausbaus und der kommunalen Photovoltaik-Freiflächenplanung gibt es Bedarf für Weiterentwicklung.





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