Donnerstag, 26. Dezember 2024

ITC AGEinschätzung zu GEG-Vorgaben

[16.08.2024] Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) bringt ab 2025 neue energetische Anforderungen für Eigentümer von Nichtwohngebäuden, die Energiemanagement, digitales Monitoring und Gebäudeautomation betreffen. Im Interview gibt Steve Pater, Senior Technical Consultant und IT-Projektleiter bei der ITC AG, dazu seine Einschätzung.
Steve Pater

Steve Pater, Senior Technical Consultant und IT-Projektleiter bei der ITC AG, gibt seine Einschätzung zum GEG.

(Bildquelle: ITC AG)

Herr Pater, welche Gebäude betrifft das Gebäudeenergiegesetz (GEG) respektive des § 71a ganz konkret?

Bis auf wenige Ausnahmen adressiert das GEG zunächst alle energetisch beheizten und/oder gekühlten überwiegend ganzjährig genutzten Nichtwohngebäude (NWG). Die Regelung in § 71a enthält verbindliche Vorgaben für alle NWG mit einer Heizungs-, Klima- oder Lüftungsanlage, deren Leistung mindestens 290 Kilowatt (kW) beträgt.

Was genau heißt Nennleistung von mehr als 290 kW?

Die Nennleistung von mehr als 290 kW bezieht sich auf die installierte Bemessungsleistung der Anlagentechnik, unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch. Die Heiz- und/oder Kühlleistung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Raumhöhe, Anlagendimensionierung und dem energetischen Standard des Gebäudes. Bei einem Gebäude aus dem Jahr 1980 entsprechen 290 kW etwa 3.000 Quadratmetern Nutzfläche, bei einem Gebäude nach EnEV 2002 etwa 5.000 Quadratmeter. Dies betrifft hauptsächlich Schulen, Sportstätten, Institute, Veranstaltungsgebäude und größere Bürogebäude.

In §71a heißt es weiter, dass die NWG mit digitaler Energieüberwachungstechnik ausgestattet werden müssen. Was genau ist damit gemeint?

Die digitale Energieüberwachungstechnik bezieht sich auf eine Systemlösung. Diese erfasst kontinuierlich alle Energieverbräuche eines Gebäudes, insbesondere den Wärme- und Elektroenergieverbrauch, und stellt die Werte entweder im lokalen Netzwerk oder online für energetische Betrachtungen bereit. Viele Gebäude ab Baujahr 1990 und mit entsprechender Größe verfügen bereits über eine Gebäudeleittechnik (GLT), die nun in den meisten Fällen um die geforderten Energiemonitoring-Funktionen erweitert werden kann.

Welche Mehrwerte bietet dabei der Einsatz einer Energiemanagementsoftware, wie ITC PowerCommerce EnMS?

Der Einsatz einer Softwarelösung wie ITC PowerCommerce EnMS bietet eine Vielzahl von Mehrwerten. Die Anwendung unterstützt Organisationen in erster Linie bei der Automatisierung von Energiemanagementprozessen – insbesondere bei der Datenerfassung und -überwachung. Das minimiert den manuellen Bearbeitungsaufwand und entlastet personelle Ressourcen. Mit unserer Lösung lassen sich eben nicht nur relevante Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes abbilden, sondern die Anwendung bringt auch mehr als reine Monitoring-Funktionen mit.
Die Software ist seit nunmehr rund 15 Jahren im Kontext von Energiemanagementsystemen nach ISO 50001 im Einsatz und hat sich bei vielen Anwendern als universelles Werkzeug für die systematische Verbesserung der Energieeffizienz etabliert. So lassen sich beispielsweise Organisationen mit mehreren Standorten und komplexen Zähler-, Berechtigungs- und Benutzerstrukturen im System verwalten. Unser Expertenteam verfügt zudem über eine umfangreiche Expertise im Bereich des Gebäudeenergiemanagements, die in intelligente
Algorithmen und KI einfließt.

Und im Vergleich zu anderen Lösungen auf dem Markt: Was ist das USP Ihrer Energiemanagementsoftware?

Der größte Vorteil liegt ganz klar darin, dass ITC PowerCommerce EnMS einen offenen Systemansatz verfolgt und wir alle vorhandenen Datenquellen, wie GLT- und CAFM-Systeme, integrieren können – sofern diese wiederum über geeignete Schnittstellen verfügen. Auch Wetter- und Klimadaten sowie fern ausgelesene Daten des Energielieferanten können eingebunden werden. Zudem ist unser Entwicklerteam in der Lage, rasch neue oder bereits vorhandene Lösungen anzubinden. Dank dieses offenen Ansatzes können einzelne Komponenten wie Datenerfassungssysteme je nach Bedarf ausgetauscht oder neu integriert werden. Rückblickend auf unsere Projekthistorie können wir sagen, dass kein Projekt dem anderen gleicht – insbesondere in puncto Datenerfassung. Eine gewisse Flexibilität bei der Integration von Drittsystemen war bisher essenziell und auch ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Welche Hürden oder Fallstricke gibt es bei der Umsetzung des Gebäudeenergiegesetzes?

Fehlende Gebäudeleittechnik und Zähler gelten eindeutig als Hürden. Als Lösungsansatz empfehlen wir die Verwendung von einfach nachrüstbaren Datenloggern, die auf dem Plug-and-Play-Prinzip basieren. Das Partnernetzwerk der ITC AG kann dabei unterstützen. Als registrierter Energieserviceanbieter hat die ITC AG zudem die Möglichkeit, im Auftrag des Anschlussnutzers Messwerte beim jeweils zuständigen Messstellenbetreiber anzufordern, um diese dann in das Energiemonitoring einzubinden. Durch einen bundesweiten Datenaustausch ist der Zugriff auf die Hauptmessung ohne separate Untermessung möglich. Diese Option bietet sich immer dann, wenn ein intelligentes Messsystem im Gebäude installiert ist. Bis Ende 2032 sind solche Messsysteme in allen Gebäuden dieser Größe vorgeschrieben. Im Rahmen der regulären Turnuswechsel beginnen viele Messstellenbetreiber ja bereits jetzt, entsprechende Messsysteme zu verbauen.

Verpflichtend im Gebäudeenergiegesetz ist laut Gesetzestext auch, dass die erhobenen Daten über eine gängige und frei konfigurierbare Schnittstelle zugänglich gemacht werden, sodass Auswertungen firmen- und herstellerunabhängig erfolgen können. Wie setzt die ITC-Software diese Anforderung um?

Unsere Software bietet die Möglichkeit, alle verarbeiteten Messwerte sowie auch die daraus abgeleiteten Kennwerte wie CO2-Emission in gängigen Office-Formaten herunterzuladen. Dabei lässt sich jeweils festlegen, welche Zeiträume, Intervalle und Kenngrößen zu exportieren sind. Die Formate sind verständlich aufbereitet, maschinenlesbar und können ohne großen Integrationsaufwand entweder manuell oder automatisiert verarbeitet werden.
Auch eine automatische, zeitgesteuerte Datenübermittlung kann konfiguriert werden, um aktuelle Messwerte zyklisch an nachgelagerte Drittanwendungen zu übermitteln. Weiterhin bringt die Anwendung eine eigene Programmierschnittstelle (API) mit.

Gibt es konkrete Fallstudien oder Erfolgsgeschichten, welche die Leistungsfähigkeit von ITC PowerCommerce EnMS belegen?

Ja, in der Tat. Allerdings bekommen wir nicht von allen Anwendern dazu Feedback. Denn das Tool ist so angelegt, dass sich Nutzer weitestgehend selbst verwalten, das heißt: Zähler sowie Benutzerkonten registrieren und Analysen durchführen. Zu einigen Anwendern haben wir über die Jahre jedoch ein sehr enges, partnerschaftliches Verhältnis aufgebaut und stehen regelmäßig im fachlichen Austausch. Dabei erhalten wir auch Einblicke in die Praxis und sehen, wie die Software Unternehmen dabei hilft, Prozesse zu verschlanken und systematisch, Energie, Kosten und CO2-Emissionen einzusparen.
Zu unseren langjährigen Kunden zählt unter anderem die Sto SE &Co. KGaA, ein international führender Hersteller von Produkten und Systemen zur Beschichtung von Gebäuden und Weltmarktführer für Wärmedämm-Verbundsysteme. Das Unternehmen hat ein zentrales Datenerfassungs- und Auswertesystem über alle Standorte aufgebaut. Mithilfe der Anwendung werden systematisch Hauptverbraucher ermittelt, Analysen angestellt, Optimierungspotenziale identifiziert und schlussendlich Maßnahmen überwacht. Sto baut das System seit Jahren konsequent aus.
Unsere Software wird auch im kommunalen Bereich eingesetzt, zum Beispiel bei den Stadtwerken Lemgo, den Stadtwerken Böhmetal und der Stadt Brühl. Als „Europäische Energie- und Klimaschutzkommune“ verwendet Brühl die Software zur Zusammenstellung von Verbrauchsdaten der öffentlichen Gebäude. Diese Daten sollen später unter anderem auch für die Analyse der aktuellen kommunalen Wärmeplanung genutzt werden.

Thema Informationssicherheit und Datenschutz: Wie ist dies bei Ihren Lösungen gewährleistet?

Die Themen Informationssicherheit und Datenschutz sind durchgehend in der gesamten Prozesskette berücksichtigt – und zwar beginnend bei der Entwicklung, über die Implementierung, den Betrieb bis hin zur Wartung und Kundenbetreuung. Schon in der frühen Entwicklungsphase verfolgen wir einen Security-by-Design-Ansatz. Die Software wird im Rahmen der kontinuierlichen Produktpflege fortlaufend aktualisiert. Zudem werden unsere Cloudlösungen ausschließlich in deutschen, nach ISO 27001 zertifizierten, Hochsicherheitsrechenzentren betrieben. Begleitend gewährleisten wir durch entsprechende technische und organisatorische Maßnahmen (TOM) hohe Sicherheitsstandards bei der Verarbeitung personenbezogener Daten. Die Einhaltung relevanter Rechtsanforderungen ist für uns als IT-Dienstleister essenziell und Grundvoraussetzung für unsere Kunden.

Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung von ITC PowerCommerce EnMS im Hinblick auf die sich stetig ändernden Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes ein?

Absolut positiv. Durch kontinuierliche Anpassungen und Updates der Software durch die ITC AG wird gewährleistet, dass unsere Energiemanagementsoftware den aktuellen gesetzlichen Anforderungen entspricht und den Nutzern effektive Tools zur Energieoptimierung in Gebäuden bietet.

Interview: Frank Urbansky




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Informationstechnik

Somentec/Stadtwerke Schwäbisch Hall: Lösung für 24-h-Lieferantenwechsel

[18.12.2024] Somentec Software und die Stadtwerke Schwäbisch Hall realisieren gemeinsam mit der Firma essendi it eine Komplettlösung für die Abwicklung von API-Webdiensten im Rahmen des 24-Stunden-Lieferantenwechsels, die offen für die Nutzung durch unterschiedliche ERP-Systeme ist. mehr...

bericht

Schutz Kritischer Infrastrukturen: Rückenwind durch KRITIS-Dachgesetz?

[16.12.2024] Das KRITIS-Dachgesetz (KRITIS-DachG) stellt neue Anforderungen an den Schutz Kritischer Infrastrukturen. Das Unternehmen EnBW begegnet den Herausforderungen unter anderem durch ein Risikofrüherkennungssystem und die Erstellung von Resilienzplänen. mehr...

Saarlouis/Völklingen/Neunkirchen: Einführung einer neuen ERP-Plattform

[16.12.2024] Drei saarländische Stadtwerke bündeln jetzt ihre Kräfte, um eine gemeinsame ERP-Plattform einzuführen. Die digitale Kooperation soll Prozesse modernisieren, Synergien schaffen und die Anforderungen der Energiewende besser bewältigen. mehr...

bericht

Stadtwerke Ratingen: Vom Versorger zum Umsorger

[11.12.2024] Als Pilotkunde nutzen die Stadtwerke Ratingen die Wilken-Software für die Heiz- und Nebenkostenabrechnung. Sie deckt alle Prozesse von der Heizkostenverteilung bis zum Inkasso und verschiedene Abrechnungsmodelle ab und ist die Basis für ein neues Geschäftsfeld. mehr...

bericht

Lieferantenwechsel: Stichtag ist zu kurzfristig

[09.12.2024] Energieversorger stehen vor der Herausforderung, die Anforderungen des Lieferantenwechsels innerhalb von 24 Stunden pünktlich zum April 2025 umzusetzen. Der SAP-Spezialist cortility ist mit seinem Produkt zwar im Zeitplan, sieht aber eine Initiative zur Verschiebung des Termins positiv. mehr...

edna: Bereit für 24-Stunden-Wechsel

[05.12.2024] Die edna-Mitglieder sehen sich für 24-Stunden-Lieferantenwechsel gerüstet, fordern aber eine Testphase und einen späteren Starttermin. mehr...

Völklingen: Stadtwerke stellen Geo-Informationssystem bereit

[02.12.2024] Die Stadtwerke Völklingen Netz haben der Freiwilligen Feuerwehr jetzt ein speziell aufgerüstetes Tablet überreicht, das den Zugriff auf das firmeneigene Geo-Informationssystem ermöglicht. Einsätze sollen so effizienter koordiniert werden. mehr...

Vattenfall: Prosumer-App gestartet

[29.11.2024] Mit einer neuen Energiemanagement-App bietet Vattenfall Stadtwerken und Energieversorgern jetzt eine digitale Lösung zur Optimierung von Energieflüssen. mehr...

Stadtwerke Ahrensburg: Abrechnung mit Cloud-Lösung

[26.11.2024] Die Stadtwerke Ahrensburg haben ihre Abrechnung auf eine cloudbasierte Lösung von PwC und powercloud umgestellt. Das Projekt soll die Digitalisierung und Effizienz des Unternehmens deutlich verbessern. mehr...

Der Chatbot Eva 2.0 liefert künftig individuelle Antworten auf die Fragen und Anliegen der Nutzer. Foto: Shutterstock/evm

evm: Künstlich-intelligente Eva 2.0

[26.11.2024] Die evm stellt ihren neuen KI-gestützten Chatbot Eva 2.0 vor. Mit ihm sollen Kunden schnell Hilfe auf häufige Fragen finden können. mehr...

Vivavis/Zenner: Gemeinsam für Digitalisierung

[26.11.2024] Auf den Metering Days 2024 haben Vivavis, Zenner International und aktive EMT eine Kooperation in den Bereichen Steuerung, Schaltung und Smart Metering bekanntgegeben. mehr...

Metering as a Service bietet Wasserversorgern eine Komplettlösung zur digitalen Messwerterfassung. Foto: iStock

Zenner / EMT: Praxisnähe auf Metering Days

[13.11.2024] Die Unternehmen Zenner International und aktiver EMT werden auch in diesem Jahr an den Metering Days in Fulda teilnehmen. mehr...

Der IT-Anbieter KISTERS belegt Effizienz seiner Maßnahmen für IT-Security mit Zertifizierung nach SOC 2 Typ II und BSI C5 Typ II. Bild: KISTERS

Kisters: IT-Security zertifiziert

[12.11.2024] Kisters belegt Effizienz der Maßnahmen für IT-Security mit Zertifizierung nach SOC 2 Typ 2 und BSI C5 Typ 2. mehr...

Das Bild zeigt das Titelblatt des Leitfadens Künstliche Intelligenz (KI) in Fernwärme.

dena: KI in Fernwärmenetzen

[11.11.2024] Konkrete Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele für eine effizientere und klimafreundlichere Fernwärmeversorgung mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) hat die dena veröffentlicht. mehr...

Das Bild zeigt ein blau hinterleuchtetes SAP-Logo in einer schwarzen Wabe.
bericht

cortility: IT-Ausblick für 2025

[04.11.2024] Ab 2025 müssen sich die Energieversorger der Herausforderung des Lieferantenwechsels innerhalb von 24 Stunden stellen. Zudem werden dynamische Tarife und zeitvariable Netzentgelte eingeführt – und die Migration auf SAP S/4 HANA steht an. Was bedeutet das für die Prozesse im Stadtwerk? Ein Ausblick des IT-Dienstleisters cortility. mehr...