MaBiS-UmsetzungEin Rädchen greift ins nächste
Nicht überall wurde die Einführung der Marktregeln für die Durchführung der Bilanzkreisabrechnung Strom (MaBiS) mit stürmischem Applaus begleitet. Viele Unternehmen stoßen sich an dem erhöhten Aufwand bei der Abwicklung zahlreicher Geschäfts- und Datenaustauschprozesse. Die Verantwortlichen der Kooperationsgesellschaft fränkischer Elektrizitätswerke (kfe) blicken hingegen weit über den Tellerrand und haben im Zuge der MaBiS-Umsetzung gleich ihre Prozesse auf Vordermann gebracht. Diese liefern über die Energiedaten-Management-Lösung BelVis heute die Grundlage für eine optimierte und wettbewerbsfähige Energiebeschaffung.
Umdenken mit MaBiS
„Als wir 2011 mit MaBiS an den Start gingen, haben wir die Ärmel hochgekrempelt, um unsere Prozesse von der Prognose integrativ über das Pricing, die Beschaffung, die Lieferung und Bilanzierung bis hin zur Abrechnung zu optimieren. Und zwar so, dass ein Rädchen ins nächste greift“, erläutert Tilo Eschrich, Geschäftsführer der kfe. Ein cleverer Schachzug, wie sich herausstellte, denn mit MaBis fand ein Umdenken bei der Energienetzbilanzierung statt. Netzversorger sind seitdem verpflichtet, ihr Asset von A bis Z auszubilanzieren. Das sorgt auf der einen Seite für Transparenz hinsichtlich sämtlicher Datenflüsse, bedingt aber auf der anderen Seite einen hohen organisatorischen und informationstechnischen Aufwand.
Darüber hinaus gibt es weitere Effekte. So werden beispielsweise alle Energieflüsse im Netz einzeln erfasst und verursachergerecht zwischen Netz und Lieferanten aufgeteilt. Daraus resultierten eine hohe Transparenz und gleichzeitig eine signifikante Verbesserung der Datenqualität als Grundlage für die Optimierung der Vertriebsprognose. Daneben erfolgt eine Reduzierung von Bilanzierungsfehlern durch permanente Überwachung der Deltamengen (im Rahmen der Bilanzierung nicht erfasster Energiemengen). Auch die Differenzmengen werden nicht mehr automatisch dem assoziierten Vertrieb zugeordnet, sondern von diesem im Auftrag des Verteilnetzbetreibers bewirtschaftet. Das bewirkt eine Gleichstellung des assoziierten Vertriebs mit den anderen Lieferanten. Zu guter Letzt verlagert sich bei Anwendung des synthetischen Lastprognose-Verfahrens ein Großteil des Prognoserisikos vom assoziierten Vertrieb auf den Netzbetreiber.
EDM als Schlüssel zum Erfolg
Mithilfe des professionellen, zentralen Energiedaten-Management-Systems BelVis des Anbieters Kisters haben die kfe-Verantwortlichen die umfangreichen MaBiS-Vorgaben zügig realisiert. Die Lösung ermöglicht den Gesellschaftern des Eichstätter Unternehmens, alle erforderlichen Geschäftsprozesse zur Kundenbelieferung mit Elektrizität und Gas lückenlos abzubilden. Die kfe-Spezialisten sorgen dafür, dass die Absatzmengen der Vertriebe im Sinne eines Bottom-up-Ansatzes einzeln aufaddiert und zudem Netzverluste und Differenzzeitreihen gesondert ermittelt werden. „Diese zählpunktscharfe Ausbalancierung des gesamten Verteilnetzes ermöglicht uns eine erhebliche Verbesserung der Prognosegüte für die Energiebeschaffung, sodass sich der Mehraufwand auf Seiten der Gesellschafter trotzdem rechnet“, erklärt Tilo Eschrich. Um diesen abzufangen, hat die kfe ihr Portfolio erweitert und bietet den Anteilseignern an, die MaBis-Prozesse für sie abzuwickeln. „So konnten wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Dank unserer IT, dessen Herzstück unser EDM-System ist, konnten wir nicht nur unsere Geschäftsprozesse optimieren, es ist uns gleichzeitig auch gelungen, unser Angebotsspektrum zu erweitern“, so der Geschäftsführer der kfe. Und das wissen auch die Gesellschafter zu schätzen. Neben den Vorteilen der gemeinsamen optimierten Strombeschaffung wickeln viele Gesellschafter die MaBiS-Prozesse komplett über die kfe ab. Weitere Anteilseigner nutzen BelVis im Strom- und im Gasbereich.
Kooperationsgesellschaft fränkischer Elektrizitätswerke
Die Kooperationsgesellschaft fränkischer Elektrizitätswerke (kfe) mit 35 Gesellschaftern aus Stadt- und Gemeindewerken hat sich die umfassende versorgungswirtschaftliche Zusammenarbeit, die gemeinsame Strombeschaffung, den Aufbau und Betrieb eines gemeinsamen Energiedaten-Managements sowie die Erbringung von entsprechenden Dienstleistungen für die Gesellschafter auf die Fahnen geschrieben. Die Vorteile dieser horizontalen Kooperation sind Synergieeffekte hinsichtlich des Energieeinkaufs, der Beschaffung und des Betriebs von Software-Systemen, energiewirtschaftsrechtlicher Beratung und des Sammelns und Verwertens von Marktinformationen.
http://www.kisters.de
Dieser Beitrag ist in der Juli/August-Ausgabe von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Somentec/Stadtwerke Schwäbisch Hall: Lösung für 24-h-Lieferantenwechsel
[18.12.2024] Somentec Software und die Stadtwerke Schwäbisch Hall realisieren gemeinsam mit der Firma essendi it eine Komplettlösung für die Abwicklung von API-Webdiensten im Rahmen des 24-Stunden-Lieferantenwechsels, die offen für die Nutzung durch unterschiedliche ERP-Systeme ist. mehr...
Schutz Kritischer Infrastrukturen: Rückenwind durch KRITIS-Dachgesetz?
[16.12.2024] Das KRITIS-Dachgesetz (KRITIS-DachG) stellt neue Anforderungen an den Schutz Kritischer Infrastrukturen. Das Unternehmen EnBW begegnet den Herausforderungen unter anderem durch ein Risikofrüherkennungssystem und die Erstellung von Resilienzplänen. mehr...
Saarlouis/Völklingen/Neunkirchen: Einführung einer neuen ERP-Plattform
[16.12.2024] Drei saarländische Stadtwerke bündeln jetzt ihre Kräfte, um eine gemeinsame ERP-Plattform einzuführen. Die digitale Kooperation soll Prozesse modernisieren, Synergien schaffen und die Anforderungen der Energiewende besser bewältigen. mehr...
Stadtwerke Ratingen: Vom Versorger zum Umsorger
[11.12.2024] Als Pilotkunde nutzen die Stadtwerke Ratingen die Wilken-Software für die Heiz- und Nebenkostenabrechnung. Sie deckt alle Prozesse von der Heizkostenverteilung bis zum Inkasso und verschiedene Abrechnungsmodelle ab und ist die Basis für ein neues Geschäftsfeld. mehr...
Lieferantenwechsel: Stichtag ist zu kurzfristig
[09.12.2024] Energieversorger stehen vor der Herausforderung, die Anforderungen des Lieferantenwechsels innerhalb von 24 Stunden pünktlich zum April 2025 umzusetzen. Der SAP-Spezialist cortility ist mit seinem Produkt zwar im Zeitplan, sieht aber eine Initiative zur Verschiebung des Termins positiv. mehr...
edna: Bereit für 24-Stunden-Wechsel
[05.12.2024] Die edna-Mitglieder sehen sich für 24-Stunden-Lieferantenwechsel gerüstet, fordern aber eine Testphase und einen späteren Starttermin. mehr...
Völklingen: Stadtwerke stellen Geo-Informationssystem bereit
[02.12.2024] Die Stadtwerke Völklingen Netz haben der Freiwilligen Feuerwehr jetzt ein speziell aufgerüstetes Tablet überreicht, das den Zugriff auf das firmeneigene Geo-Informationssystem ermöglicht. Einsätze sollen so effizienter koordiniert werden. mehr...
Vattenfall: Prosumer-App gestartet
[29.11.2024] Mit einer neuen Energiemanagement-App bietet Vattenfall Stadtwerken und Energieversorgern jetzt eine digitale Lösung zur Optimierung von Energieflüssen. mehr...
Stadtwerke Ahrensburg: Abrechnung mit Cloud-Lösung
[26.11.2024] Die Stadtwerke Ahrensburg haben ihre Abrechnung auf eine cloudbasierte Lösung von PwC und powercloud umgestellt. Das Projekt soll die Digitalisierung und Effizienz des Unternehmens deutlich verbessern. mehr...
evm: Künstlich-intelligente Eva 2.0
[26.11.2024] Die evm stellt ihren neuen KI-gestützten Chatbot Eva 2.0 vor. Mit ihm sollen Kunden schnell Hilfe auf häufige Fragen finden können. mehr...
Vivavis/Zenner: Gemeinsam für Digitalisierung
[26.11.2024] Auf den Metering Days 2024 haben Vivavis, Zenner International und aktive EMT eine Kooperation in den Bereichen Steuerung, Schaltung und Smart Metering bekanntgegeben. mehr...
Zenner / EMT: Praxisnähe auf Metering Days
[13.11.2024] Die Unternehmen Zenner International und aktiver EMT werden auch in diesem Jahr an den Metering Days in Fulda teilnehmen. mehr...
Kisters: IT-Security zertifiziert
[12.11.2024] Kisters belegt Effizienz der Maßnahmen für IT-Security mit Zertifizierung nach SOC 2 Typ 2 und BSI C5 Typ 2. mehr...
dena: KI in Fernwärmenetzen
[11.11.2024] Konkrete Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele für eine effizientere und klimafreundlichere Fernwärmeversorgung mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) hat die dena veröffentlicht. mehr...
cortility: IT-Ausblick für 2025
[04.11.2024] Ab 2025 müssen sich die Energieversorger der Herausforderung des Lieferantenwechsels innerhalb von 24 Stunden stellen. Zudem werden dynamische Tarife und zeitvariable Netzentgelte eingeführt – und die Migration auf SAP S/4 HANA steht an. Was bedeutet das für die Prozesse im Stadtwerk? Ein Ausblick des IT-Dienstleisters cortility. mehr...