Donnerstag, 26. Dezember 2024

HannoverE-Mobil wie Oslo

[14.08.2019] Hannover soll zum Leuchtturm der E-Mobilität werden und das bislang dichteste Ladenetz einer deutschen Stadt erhalten. Wo die Ladepunkte errichtet werden, können die Bürger mitbestimmen.
Wo die Ladepunkte in Hannover errichtet werden

Wo die Ladepunkte in Hannover errichtet werden, können die Bürger mitbestimmen.

(Bildquelle: mmphoto/Fotolia.com)

Hannover wird bundesweit eine der führenden Städte bei der E-Mobilität. Dieses Ziel hat sich enercity auf die Agenda geschrieben. Seit dem Jahr 2010 sammelt der kommunale Energieversorger laut eigenen Angaben bereits Erfahrungen im Errichten und Betrieb von E-Ladestationen.
Die niedersächsische Landeshauptstadt wiederum hat im Mai 2018 ein Umsetzungskonzept zur Elektromobilität in Hannover beschlossen. Die Ziele: den Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge signifikant erhöhen, Unternehmen bei der Umstellung unterstützen, als Stadtverwaltung mit gutem Beispiel vorangehen und dabei die Luftreinhaltung, den Lärmschutz und die Klimaschutzziele der Kommune fördern. Selbstredend ist der Ausbau der Lade-Infrastruktur ein wesentlicher Teil des Vorhabens. Die Stadt hat deshalb eine europaweite Ausschreibung zur Errichtung einer öffentlichen Lade-Infrastruktur durchgeführt. Ende 2018 hat der Rat der Stadt dann enercity die Konzession erteilt. Zu diesem Zeitpunkt hatte das kommunale Versorgungsunternehmen bereits 49 Ladepunkte in Betrieb genommen und weitere 200 an gewerbliche und private Kunden verkauft.

30 Schnellladesäulen für Hannover

Der Vertrag mit Hannover sieht nun einen Ausbau auf 480 Ladepunkte an 240 Stationen bis Ende 2020 vor, die ausschließlich mit Ökostrom betrieben werden. „Wir planen den Bau von 30 Schnellladesäulen, an denen E-Autos je nach Fahrzeugtyp innerhalb von 10 bis 30 Minuten geladen werden können“, kündigt die enercity-Vorstandsvorsitzende Susanna Zapreva an. „Dazu kommen noch mindestens 420 normale Ladesäulen, die das Auto innerhalb von durchschnittlich zwei Stunden laden. In zwei Jahren wird Hannover im Bereich E-Mobilität das Oslo Deutschlands sein.“ Oslo gilt als europaweiter Vorreiter der E-Mobilität, berichtet unter anderem die Heinrich-Böll-Stiftung. Fast jeder zweite Pkw fahre in der Hauptstadt Norwegens elektrisch, Fähren und Busse werden ebenfalls elektrifiziert.

Letter of Intent unterzeichnet

Insgesamt wird enercity laut eigenen Angaben 480 Ladepunkte im Stadtzentrum errichten. Deren gleichmäßige Verteilung regle wiederum der Vertrag mit der Stadt: Alle 13 Stadtbezirke sollen mindestens zwei Ladestationen erhalten, für jeden der 51 Stadtteile wird mindestens eine Station angestrebt. So soll das bislang dichteste Ladenetz in einer deutschen Stadt entstehen.
Die geplanten Schnellladesäulen will enercity in Kooperation mit der Hannoverschen Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft ÜSTRA errichten. Die beiden kommunalen Unternehmen haben einen entsprechenden Letter of Intent unterzeichnet. ÜSTRA will bis 2023 den Busbetrieb in der Umweltzone Hannovers (Innenstadt) auf fünf Buslinien mit insgesamt 48 Fahrzeugen komplett auf E-Busse umstellen und benötigt dazu an den Endpunkten der Linien Lademasten. Dort wird enercity auf die gleiche Ladetechnik zugreifen und öffentliche Gleichstrom-Schnellladestationen für Elektroautos mit einer Leistung von 50 bis 150 Kilowatt einrichten.

Vorbildliche Zusammenarbeit

„Für unsere Elektrobusoffensive benötigen wir in den nächsten Jahren neben 48 neuen Elektrobussen auch die notwendige Lade-Infrastruktur für die innerstädtischen Buslinien“, erläutert der ÜSTRA-Vorstandsvorsitzende Volkhardt Klöppner. „Dabei waren wir uns mit enercity schnell einig, dass es absolut sinnvoll ist, an den notwendigen Standorten für die Schnellladung der Busse keine doppelte Infrastruktur aufzubauen. Durch eine verzahnte Zusammenarbeit bei Planung, Bau und Betrieb stellen wir nun die effiziente Nutzung des öffentlichen Raums sicher und bringen die Elektromobilität in Hannover gemeinsam einen großen Schritt voran. Das ist in puncto Zusammenarbeit ein absolutes Vorzeigeprojekt, denn auch die Stadt und die Region Hannover unterstützen diese Kooperation vollumfänglich.“

Vorfahrer gesucht

Die geplanten 480 Ladepunkte sollen laut enercity nicht nur an Orten mit hohem Besucheraufkommen entstehen, sondern auch dort, wo es sich die Bürger wünschen. „Neben der digitalen, datenbasierten Analyse binden wir insbesondere die Einwohnerinnen und Einwohner Hannovers intensiv in die Standortsuche ein“, sagt die enercity-Vorstandsvorsitzende Susanna Zapreva. In so genannten Vorfahrer-Dialogen wollte enercity daher herausfinden, wo Menschen wohnen, die bereits ein Elektroauto fahren oder sich vorstellen können, auf ein solches umzusteigen. Die Bürger konnten auch ihre Standortvorschläge für öffentliche und halböffentliche Ladesäulen einbringen und erhielten außerdem Informationen aus erster Hand zum Ausbau der Lade-Infrastruktur.
Online-Tools ergänzen das Beteiligungsangebot. So sind alle 13 Stadtbezirke zur Teilnahme an einer Vorfahrer-Challenge aufgerufen. Interessierte können dazu ihren individuellen Wunschstandort auf einer Online-Map von Hannover abgeben. Alle vorgeschlagenen Ladestationen werden laut enercity mit einem Geo-Pin gekennzeichnet und je nach Häufigkeit der Nennung visualisiert. Der Bezirk mit den meisten Nennungen von Wunschstandorten gewinnt eine E-Mobilitäts-Roadshow. Diese soll die Bürger umfassend über das Thema Elektromobilität informieren, Elektroautos präsentieren und Probefahrten anbieten. Unter allen Teilnehmern, die Wunschstandorte einreichen, werde außerdem eine Vier-Tages-Reise nach Oslo als Europas E-Mobilitätsstadt Nummer eins verlost.

Geplante Bürgerbeteiligung überzeugt

Insbesondere die geplante Bürgerbeteiligung, aber auch das Konzept und die Erfahrung von enercity haben im Vergabeverfahren der Stadt um die Lade-Infrastruktur überzeugt. „Mit dieser Konzessionsvergabe schaffen wir einen wichtigen Rahmen dafür, dass es mit dem Ausbau der Elektromobilität deutlich vorangeht“, kommentierte Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) die Entscheidung Ende 2018. „Das ist ein großer Schritt in Richtung eines flächendeckenden Angebots für die gesamte Stadt.“ Die flächendeckende Lade-Infrastruktur ist nach Aussage der enercity-Vorstandsvorsitzenden Susanna Zapreva wiederum eine wichtige Komponente für den Weg Hannovers zur Smart City. „Insbesondere das Schnellladen durch so genannte Direct-Current-Ladesäulen wird dabei entscheidend für die E-Mobilität sein.“ Zapreva ist überzeugt: Die Menschen werden auf E-Autos umsteigen, wenn sie wissen, dass sie ihr Auto zuverlässig in wenigen Minuten laden können.

E-mobiles Oslo

Oslo will mit zu hohen Schadstoffwerten aufräumen. Bis 2020 möchte die Hauptstadt Norwegens ihre CO2-Emissionen halbieren und bis 2030 nahezu emissionsfrei werden. Die meisten Emissionen sind laut Oslo auf den Verkehr zurückzuführen. Bis 2020 soll deshalb der immer gefragtere ÖPNV in der Hauptstadt fossil- und bis 2028 weitgehend emissionsfrei werden. Vergünstigungen sollen zudem immer mehr E-Autos auf die Straßen bringen. Günstige Rahmenbedingungen schafft bei all dem die norwegische Landesregierung.

Verena Barth




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Elektromobilität

Bremen: Stadtreinigung präsentiert neue E-Flotte

[20.11.2024] Die Bremer Stadtreinigung hat erstmals seine Flotte von Elektrofahrzeugen vorgestellt, die zur Straßenreinigung und Abfallsammlung eingesetzt werden. Mit dieser Maßnahme wird ein entscheidender Beitrag zur Klimaneutralität der Stadt bis 2038 angestrebt. mehr...

Bis zum Jahr 2025 soll die Hälfte der Busflotte in Konstanz elektrisch fahren.

BMDV: Förderung von E-Bussen

[15.11.2024] Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr zieht Bilanz zum Förderprogramm „Alternative Antriebe von Bussen im Personenverkehr“. Für das Programm stehen rund 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung, rund 250 Verkehrsunternehmen haben bisher Fördermittel erhalten. mehr...

m8mit: Abrechnung diverser Ladeparks

[14.11.2024] Mit seiner cloudbasierten Abrechnungslösung für E-Mobilität begleitet m8mit gemeinsam mit den Unternehmen Autostrom plus und Westfalen Weser Ladeservice die Inbetriebnahme der ersten Ladepunkte des Deutschlandnetzes an der Autobahn. mehr...

Das Bild zeigt eine Frau an einer Ladesäule von EWE.

Netzdienliches Laden: CLS ON integriert Testprozesse

[12.11.2024] Ein neuer Prozess zum netzdienlichen Laden, der von EWE Netz mit Unterstützung von GWAdriga entwickelt wurde, ist in das Projekt CLS ON eingeflossen. Dies ermöglicht den flächendeckenden Einsatz von Steuergeräten zur stabilen und effizienten Steuerung von Elektrofahrzeugen. mehr...

Baden-Württemberg: Neue Förderprogramme für Elektro-Lkw

[31.10.2024] Baden-Württemberg unterstützt jetzt den Umstieg auf klimafreundliche Elektro-Lkw mit neuen Förderprogrammen. Das Land bietet finanzielle Anreize für Fahrzeuge und Lade-Infrastruktur, um das Ziel einer klimaneutralen Güterverkehrslogistik bis 2030 zu fördern. mehr...

Kaiserslautern: Stadt setzt auf Elektrobusse

[29.10.2024] Ab Mitte 2025 sollen die ersten Elektrobusse in Kaiserslautern im Einsatz sein. Mit der schrittweisen Einführung von 16 batteriebetriebenen Bussen leistet die Stadt einen wichtigen Beitrag zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität und zur Reduktion von CO2-Emissionen im öffentlichen Nahverkehr. mehr...

Personen vor einer Schnellladesäule in Düsseldorf

Düsseldorf: Superschnell laden

[18.10.2024] Im Rahmen des Projekts Multi-Mo-DUS sollen in Düsseldorf bis 2026 insgesamt 18 Mobilitätsstationen mit superschnellen Ladesäulen erreichtet werden. Die erste wurde jetzt in Betrieb genommen. mehr...

Grafik zum Speicherpotenzial bidirektional-fähiger E-Autos

E.ON: Speicherpotenzial von E-Autos nutzen

[15.10.2024] Eine Schwarmbatterie aus Elektroautos, die vorbereitet sind für das bidirektionale Laden, könnte rechnerisch die Stromproduktion von mehreren Gaskraftwerken ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Potenzialanalyse von E.ON Deutschland. mehr...

Elektrobus der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.

Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU): 46 neue Elektrobusse bis 2027

[15.10.2024] Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) beschaffen bis zum Jahr 2027 46 neue Elektrobusse. Über die Hälfte ihrer Stadtbusse werden dann emissionsfrei betrieben. Die neuen Fahrzeuge sollen bis zum Inkrafttreten des neuen Nahverkehrsplans der SWU vollständig in Betrieb sein und unter anderem bessere Taktungen ermöglichen. mehr...

Das Bild zeigt einen Schnelllader in der Tiefgarage eines REWE-Markts.

Mainova: Laden bei REWE

[08.10.2024] Mainova und REWE haben ihr gemeinsames Schnellladenetz für Elektroautos in Frankfurt am Main erweitert. Im August wurden zehn neue Ladepunkte an mehreren REWE-Standorten in Betrieb genommen. mehr...

Elektromobilität auf dem Land: Wegen Sprakebülls klimafreundlicher Mobilität wurde die Gemeinde Klimakommune des Monats.

Sprakebüll: E-Autos in Nordfriesland

[27.09.2024] Die AEE zeichnet im September 2024 Sprakebüll als Energie-Kommune des Monats aus. Grund ist die klimafreundliche Mobilität der nordfriesischen Gemeinde. mehr...

Bei Ultraschnelllader (HPC) verzeichnet der BDEW-Elektromobilitätsmonitor ein besonders starkes Wachstum.

BDEW-Elektromobilitätsmonitor: Lade-Infrastruktur wächst

[24.09.2024] Die Lade-Infrastruktur in Deutschland wächst weiter stark: Im ersten Halbjahr 2024 wurden über 16.000 neue öffentliche Ladepunkte installiert. Gleichzeitig ist die Auslastung der Ladepunkte mit durchschnittlich 14,5 Prozent nach wie vor gering. mehr...

Bremen: Strategie für Lade-Infrastruktur

[06.09.2024] Der Bremer Senat hat jetzt eine Strategie für den Ausbau der Lade-Infrastruktur im öffentlichen Raum beschlossen. Ziel ist es, E-Autos in allen Stadtteilen sozial gerecht mit Ladestationen zu versorgen. Ein entscheidendes Konzept ist die Definition von Suchräumen für Ladepunkte. mehr...

Ein neues Pilotprojekt in Kassel untersucht die Nutzung von bidirektionalem Laden im Kontext der Energie- und Mobilitätswende.

Kassel: Pilotprojekt zum bidirektionalen Laden

[28.08.2024] Ein neues Pilotprojekt in Kassel untersucht die Nutzung von bidirektionalem Laden im Kontext der Energie- und Mobilitätswende. Es soll zeigen, wie Elektrofahrzeuge nicht nur Strom laden, sondern auch ins Netz zurückspeisen können, um Netzstabilität zu fördern und Kosten zu senken. mehr...

Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (2.v.l.) nimmt einen Ladepunkt an einer Straßenlaterne in Betrieb.

Braunschweig: Laden an Laternen

[07.08.2024] An 17 Straßenlaternen in Braunschweig können künftig Elektroautos aufgeladen werden. Das Pilotprojekt bietet Bürgern ohne eigenen Stellplatz eine neue Lademöglichkeit. mehr...