Stadtwerke ArnsbergDigitalisierung in der DNA

Die Mitarbeiter der Stadtwerke Arnsberg stehen der Digitalisierung aufgeschlossen gegenüber.
(Bildquelle: Katrin Kaiser Photography)
Für die einen bedeutet Digitalisierung, ihre Urlaubsfotos per WhatsApp zu verschicken – für die anderen, ihre Geschäfte von überall auf der Welt erledigen zu können. Internet und Smartphone sind längst zu Medien des Alltags geworden und selbstverständlicher Tagesbegleiter. Die Digitalisierung durchdringt alle Bereiche des täglichen Lebens und bewegt viel. Auch in Südwestfalen.
Die Stadtwerke Arnsberg sind das beste Beispiel dafür, wie ein Unternehmen dem unaufhaltsamen Thema offensiv begegnet. Digitalisierung funktioniert aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Die Stadtwerke Arnsberg mit ihrem 140-köpfigen Mitarbeiter-Team verstehen Digitalisierung als etwas, das nicht erst in Zukunft, sondern bereits heute in der DNA der Stadtwerke verwachsen ist. Als etwas, das die gesamte Stadtwerkelandschaft schon jetzt massiv beeinflusst und weiter beeinflussen wird. Sie haben das Thema deshalb proaktiv in ihre Handlungsfelder aufgenommen.
Digital voraus
Deutlich wird dies am Beispiel der elektronischen Ultraschall-Kaltwasserzähler. Als städtischer Wasserversorger haben die Stadtwerke Arnsberg in mehr als 38.000 Haushalten damit begonnen, die alten Wasserzähler auszubauen und sukzessive durch die elektronische Variante zu ersetzen. Somit müssen die Kunden die Zählerstände nicht mehr selbst ablesen, diese werden per Funk von den Stadtwerken erfasst. Zudem können mögliche Leckagen in der Hausinstallation schneller erkannt werden. Eine böse Überraschung bei der Jahresabrechnung bleibt den Kunden erspart.
Auch beim Parken setzen die Stadtwerke Arnsberg längst auf digitale Lösungen. So ist in den Parkhäusern der Stadtwerke beispielsweise das bargeldlose Bezahlen möglich. Zudem kann an rund 1.000 öffentlichen Stellplätzen an Straßen, Wegen und Plätzen im Stadtgebiet per SMS oder App bezahlt werden. Mehr als 100.000-mal haben die Autofahrer in Arnsberg ihr Handy bereits als Parkticket genutzt. Digital voraus gilt auch an mittlerweile vier Ladesäulen innerhalb der Stadt Arnsberg, an denen Elektrofahrzeuge aufgeladen werden können. Über eine App werden die Kosten europaweit abgerechnet.
Nicht entmutigen lassen
Wichtig ist: Die Mitarbeiter der Stadtwerke stehen dem Thema Digitalisierung aufgeschlossen gegenüber und gestalten den Weg dorthin aktiv mit. Die ersten Erfolge sind ein Ansporn dazu, sich weiteren Herausforderungen zu stellen. So müssen sich die Stadtwerke Arnsberg bereits heute mit Themen wie intelligenten Verkehrssystemen, Urban Mining, Breitband und Nachhaltigkeit auseinandersetzen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Dafür gibt es zwar eine Strategie, allerdings müssen sich die Stadtwerke auch darauf einstellen, dass sich nicht alle Ideen so entwickeln werden, wie man es sich heute vorstellt. Wichtig ist, sich davon nicht entmutigen zu lassen, sondern die Themen auch weiterhin proaktiv gemeinsam mit der Stadt Arnsberg anzugehen.
Über die ersten Entwicklungen in dieser Hinsicht haben die Stadtwerke Arnsberg zusammen mit dem ehemaligen Bürgermeister und jetzigen Regierungspräsidenten der Bezirksregierung Arnsberg, Hans-Josef Vogel, im Springer Gabler Verlag das Buch „Smart City – Digitalisierung in Stadt und Land“ herausgebracht. Das Werk zeigt exemplarisch am Beispiel der Stadt Arnsberg, wie Kommunen die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen können.
Aktionsplan in Arbeit
Speerspitze der selbst auferlegten Digitalisierung ist der campus der Stadtwerke Arnsberg. Im Jahr 2016 eingeweiht, liegen seine Wurzeln in dem Selbstverständnis der Stadtwerke, einen Ort der Begegnungen zu schaffen, der vom Erleben und Lernen geprägt ist; ein Ort, der als zentrale Kommunikationsplattform der Region dient und interessierten Bürgern die Arbeit der Stadtwerke näherbringt. Mit ihm als Innovationsplattform und zentralem Veranstaltungsort soll es gelingen, eine Führungsrolle beim Thema Digitalisierung einzunehmen. Die mittlerweile mehr als 60 Fach- und Kooperationspartner haben den campus in der Zwischenzeit zu einem bundesweit beachteten Kompetenzzentrum gemacht.
Die Stadtwerke haben sich zudem einen umfangreichen Aktionsplan auferlegt, um die Digitalisierung ganzheitlich, strategisch und vernetzt zu denken und umzusetzen. Den Aktionsplan Digitalisierung werden die Stadtwerke Arnsberg im Laufe des Jahres 2018 erarbeiten und mit der EU-Kommission, der Landesregierung Nordrhein-Westfalen, der Industrie und der Wissenschaft reflektieren. Ein wesentlicher Aspekt ist die Verbindung unterschiedlicher Projektpartner mit ihren jeweiligen Kompetenzen. Mit den beschriebenen Aktivitäten und einer kontinuierlichen Vernetzung werden im Rahmen des Aktionsplans Handlungsfelder definiert und Projekte umgesetzt. Damit tätigen die Stadtwerke Arnsberg eine große Investition in die Zukunft, besetzen neue Geschäftsfelder und leisten einen Beitrag zur Digitalisierung.
Die Kompetenzbildung und Ansiedlung im Bereich der Start-ups, der Energie- und Mobilitätswende sowie der Bildungsaspekte wird zudem zur Fachkräftesicherung in der Region beitragen. Dadurch profitieren alle Bereiche voneinander und es entsteht eine Plattform für den Austausch, um Problemstellungen zu diskutieren und Lösungen gemeinsam weiterzuentwickeln. Erklärtes Ziel aller Aktivitäten sind die Entwicklung von Innovationen und neuen Geschäftsmodellen sowie die Kooperation mit Unternehmen. Außerdem soll die Zukunft der Arbeitsplätze in Stadt und Region gesichert werden.
Zeitreise in die Zukunft
Aus den Veranstaltungen im ersten Quartal 2018 konnten bereits wichtige Erkenntnisse gezogen werden. Der Fokus lag hierbei auf der Arnsberger Zukunftskonferenz am 5. März 2018. Unter dem Motto „Zukunft ist das, was wir daraus machen“ kamen an diesem Tag Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen aus ganz Nordrhein-Westfalen zusammen, die sich für Themen wie Smart City, Smart Mobility oder Smart Country interessieren und auf der Suche nach individuellen Lösungsansätzen für ihre Kommune oder Unternehmen sind.
Zu den zentralen Fragestellungen der Konferenz gehörte etwa, welche ökonomischen und ökologischen Herausforderungen die neue Zeit mit sich bringt, wie sich Arbeits- und Wohnwelten verändern und welche Technologien die Lebenswelten in den Städten und Gemeinden von morgen prägen werden. Interessierte wurden an diesem Aktionstag auf eine spannende Zeitreise in die Zukunft mitgenommen. Dabei trafen sie Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die mit Visionen, Strategien und Denkansätzen neue Wege aufzeigten, mit denen die kommenden Herausforderungen bewältigt werden können. Für die Keynotes konnten Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für digitale Wirtschaft und Gesellschaft sowie Schirmherrin der Zukunftskonferenz, Nathanael Liminski, Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, Katherina Reiche, Hauptgeschäftsführerin des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) und Friedrich Merz, Vorsitzender der Atlantik-Brücke gewonnen werden. Darüber hinaus warteten auf die Besucher inspirierende Fachvorträge unter anderem von Jörg Salomon, Vice President Streetscooter Deutsche Post AG, Stefan Kapferer, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des BDEW und William Mart Laanemäe als Botschafter der digitalen Vorreiterrepublik Estland.
Start-ups in die Region holen
Stete Produktweiterentwicklungen gehören für alle Unternehmen zum Alltag, dennoch fehlen vielerorts die dringend notwendigen Ressourcen für technologische Entwicklungssprünge. Zudem zählen die Unternehmen der Region Südwestfalen selten zu den hoch oder überdurchschnittlich digitalisierten Branchen. Deutschlands Großkonzerne können sich auf große Entwicklungsabteilungen stützen, welche die digitale Zukunftsfähigkeit sicherstellen und stetig weiterentwickeln. Das gelingt in Südwestfalen noch nicht überall. Die Fachhochschule Südwestfalen hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, dabei zu helfen, diese digitale Zukunftsperspektive auch für die Region Südwestfalen zu schaffen. Im Rahmen des Studiengangs „International Management with Entrepreneurship“ konnte die Fachhochschule eine hohe Bereitschaft der Studenten zur Gründung von Start-up-Unternehmen erkennen. „Die Gründungsideen sind hoch technologisch geprägt und entwickeln eng am Megatrend Digitalisierung entlang innovative Gründungsideen“, so Professor Ewald Mittelstädt, der am Standort in Meschede intensiv das Gründungsgeschehen fördert und die Existenzgründer bei Fragen berät.
Um mehr Start-ups in die Region zu holen, die für die Entwicklung der südwestfälischen Wirtschaft von besonderer Bedeutung sind oder es werden könnten, suchte Mittelstädt nach Netzwerkpartnern – und fand einen solchen mit den Stadtwerken Arnsberg und deren campus. Der Zusammenschluss der Fachhochschule Südwestfalen und des campus der Stadtwerke Arnsberg soll dazu beitragen, die Entwicklung von jungen Gründern zu beschleunigen, deren Unternehmensentwicklung zu stärken und sie mit den Unternehmen der Region zu vernetzen.
Begegnungsstätte für Gründer
Als eines der ersten Projekte für junge Gründer fand im campus in Arnsberg eine Start-up-Konferenz statt. Dabei präsentierte Professor Mittelstädt seinen Studiengang, und beide Partner stellten ihre gemeinsamen Projekte vor. Der campus konnte sich dabei erneut als optimale Begegnungsstätte für Gründer und mittelständische Unternehmen aus der Region auszeichnen. Zentrale Themen der ersten Start-up-Konferenz waren die Vernetzung von nationalen und internationalen Gründern mit der heimischen Wirtschaft, technische Innovationen im Bereich Digitalisierung, Energieeffizienz, Windkraft und Nachhaltigkeit.
Die Bedeutung einer gründerfreundlichen Kultur in Nordrhein-Westfalen wurde durch den Besuch eines hochrangigen Vertreters der Landesregierung deutlich. Im Rahmen der Start-up-Konferenz informierte sich Staatssekretär Patrick Opdenhövel aus dem Ministerium der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen über die Aktivitäten und tauschte sich aktiv mit den Gründern aus. „Die Fachhochschule Südwestfalen und der campus der Stadtwerke Arnsberg haben weitere Konferenzen und Aktionstage zur Stärkung von Start-ups in der Region vereinbart“, berichtet Professor Ewald Mittelstädt. Beide Seiten freuen sich über einen gelungenen Start der Zusammenarbeit und wollen den südwestfälischen Unternehmen helfen, die Herausforderungen des Digitalzeitalters mit kompetenten Partnern in Angriff zu nehmen.
Dieser Beitrag ist in der Mai/Juni-Ausgabe 2018 von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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