Dienstag, 5. November 2024

gatDie Rolle von Gas für die Klimawende

[11.11.2016] Erdgas - ein Auslaufmodell? Die Gaswirtschaft sagt nein. Im Gegenteil: Gas könne einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung im Wärme-, Mobilitäts- und Stromsektor leisten.
Was kann der Energieträger Erdgas zur Energiewende beisteuern? Hierzu disktuierten Experten auf der 55. Gasfachlichen Aussprachetagung in Essen.

Was kann der Energieträger Erdgas zur Energiewende beisteuern? Hierzu disktuierten Experten auf der 55. Gasfachlichen Aussprachetagung in Essen.

(Bildquelle: DVGW)

Zentrales Thema auf der 55. Gasfachlichen Aussprachetagung gat (8. bis 10.11.2016, Essen) waren die Möglichkeiten von Erdgas für die Energiewende. Diese müssen laut dem DVGW-Vizepräsident Thomas Hüwener (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches) in Zukunft noch intensiver kommuniziert werden: „Die Verbraucher und die Politik müssen wissen, was Gas und Gasinfrastruktur hier konkret leisten können: Schnelle Umsetzung von Klimaschutz- und Energieeffizienzpotenzialen, hohe Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Flexibilität. Klar ist: Die deutsche Gaswirtschaft will und wird ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten – ohne Wenn und Aber.“ Aus Sicht des Veranstalters DVGW können vor allem die riesigen Transport- und Speicherpotenziale der Gasinfrastruktur dabei helfen, die zentralen Herausforderungen der Energiewende wie die hohe Volatilität der erneuerbaren Energien zu stemmen. So ließe sich mit Technologien wie Power-to-Gas das intelligente Zusammenspiel von Strom- und Gasnetzen erheblich ausbauen. Außerdem könne die Gasinfrastruktur künftig immer mehr Biogas, Windgas oder Wasserstoff speichern und auch transportieren. Hierzu habe der DVGW mit dem VDE (Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik) erst jüngst ein gemeinsames Eckpunktepapier verabschiedet. „Durch die Aufnahme von erneuerbarem Strom wird die Gasinfrastruktur zur Batterie der Energiewende“, so Hüwener. Die beiden Sektoren Wärmemarkt und Mobilität bezeichnete der Vizepräsident dabei als die großen low hanging fruits, also die Bereiche, in denen schnell wirkungsvolle Einsparungen erzielt werden können. Hüwener: „Die Modernisierung des Heizungsbestandes ist der zentrale Schlüssel, wenn wir die Klimaschutzziele erreichen wollen. Würden 10 Millionen veraltete Heizkessel durch moderne Erdgastechnologie ersetzt und zudem zehn Prozent Bio-Erdgas verwendet, könnten wir Einsparungen von bis zu 45 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr erzielen.“

„Erdgas ist Heizsystem Nummer eins der Deutschen“

Auch Anke Tuschek, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) betonte die Beliebtheit erdgasbasierter Heizsysteme bei den Kunden: „Knapp die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland wird mit Erdgas beheizt. Zwischen Januar und August 2016 fiel zudem bei über 100.000 Wohnungsneubauten die Entscheidung auf Erdgas. Erdgas ist Heizsystem Nummer eins der Deutschen.“ Deshalb dürfe die Politik die großen Potenziale von Erdgas zur CO2-Reduktion nicht ignorieren, mahnte der Veranstalter BDEW. Gemeinsam mit neun Verbänden und Vereinigungen habe der BDEW bereits einen Appell ans Kanzleramt und die beteiligten Bundesministerien gerichtet. Denn, so Tuschek: „Erdgas kann einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung im Wärme-, Mobilitäts- und Stromsektor leisten.“ Tuschek wies darauf hin, dass Erdgas der einzige fossile Energieträger sei, der dank seiner Flexibilität das Potenzial habe, sowohl Partner der Erneuerbaren zu sein, als auch selbst erneuerbar zu werden. Hüwener machte klar, dass die Gaswirtschaft deshalb auch für Technologieoffenheit und gegen Verbote, wie sie bei der Debatte um den Klimaschutzplan 2050 einen Rolle spielten, sei. Die Politik sei jetzt vielmehr gefragt, wirksame und am Kriterium der Klimaeffizienz ausgerichtete Anreize zu schaffen. Neben Plänen zur steuerlichen Abschreibung von Sanierungskosten bei der Heizungsmodernisierung forderte Hüwener eine Steuerbefreiung von Erdgas als Kraftstoff über das Jahr 2018 hinaus. Auch im Schwerlasttransport – über 99 Prozent der schweren Lkw in Deutschland führen noch mit Dieselmotoren – gebe es noch viel Luft nach oben. Im Vergleich zu Diesel würden mit Flüssigerdgas (LNG) Feinstaubemissionen um fast 100 Prozent, von Stickoxid um 80 bis 90 Prozent sowie der CO2-Ausstoß um fast 25 Prozent reduziert. Der DVGW-Vizepräsident bekräftigte, dass die LNG-Mobilität nun auch endlich in Deutschland Fahrt aufnehme. So hätten der Nutzfahrzeughersteller Iveco und das Energieerzeugungsunternehmen Uniper 2016 die erste LNG-Tankstelle für Lkw in Deutschland eröffnet. Weitere Tankstellen seien in Berlin und im Rhein-Rhur-Gebiet vorgesehen. Tuschek wies außerdem darauf hin, dass Erdgas auch im europaweiten Energiemix eine zentrale Rolle spiele. „Gas ist sehr gut verfügbar und bietet ein hohes Niveau an Versorgungssicherheit. Wir begrüßen daher, dass sich die Europäische Kommission intensiv mit der Frage beschäftigt, wie die Gasversorgungssicherheit EU-weit weiter gestärkt werden kann“, so das Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung. 




Stichwörter: Erdgas, BDEW, DVGW, gat


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