KlimaschutzberichtDeutlich weniger Treibhausgase
Die Treibhausgasemissionen sind im vergangenen Jahr um 35,7 Prozent im Vergleich zu 1990 zurückgegangen. In keinem Jahr fiel der Rückgang bisher so deutlich aus, heißt es im Klimaschutzbericht 2019, den das Bundeskabinett jetzt beschlossen hat. Die größte Minderung lieferte demnach die Energiewirtschaft. Um fast 51 Millionen Tonnen CO2 sanken deren Emissionen im Jahr 2019 – der mit Abstand größte Minderungsbeitrag, teilt die Bundesregierung mit. Ausschlaggebend dafür sei, dass die Emissionshandelspreise gestiegen sind und somit deutlich weniger Kohle für die Stromerzeugung verbrannt wurde. Zu den zentralen Maßnahmen des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 zähle der Europäische Emissionshandel, der 2018 reformiert wurde. Die Bilanz zeige, dass er funktioniert. Mit der Verknappung der Verschmutzungsrechte hätten sich die Preise im vergangenen Jahr für jede Tonne CO2 verdoppelt. Im Durchschnitt kostete die Tonne CO2 demnach fast 25 Euro. 2019 seien nahezu 43 Prozent des Strommixes aus Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse erzeugt worden. Diese hätten ebenfalls zur Minderung der CO2-Emissionen beigetragen. Emissionsmindernd wirken würde außerdem eine geringere Energienachfrage aufgrund höherer Energieeffizienz, moderne Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen sowie die schrittweise Reduzierung der Kapazitäten von Braunkohlekraftwerken.
Verkehrsemissionen reduzieren
Die CO2-Emissionen des Verkehrssektors seien leicht um 1,2 Millionen Tonnen auf 163,5 Millionen Tonnen gestiegen. Zwar seien neue, sparsamere Fahrzeuge auf den Markt gekommen, doch zugleich auch immer mehr und schwerere Fahrzeuge auf den Straßen (ein Plus von 1,6 Prozent). In der Summe würden mehr Benzin und Diesel verbraucht. Bis 2030 soll der Sektor nur noch 98 bis 95 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen, teilt die Bundesregierung mit. Um die Verkehrsemissionen wirksam zu reduzieren, fördert die Bundesregierung etwa den Ausbau der Elektromobilität. Bis 2030 sollen mindestens sieben Millionen Elektrofahrzeuge zugelassen sein. Zugleich fördert der Bund beispielsweise die Entwicklung alternativer Kraftstoffe und digitaler Verkehrstechnologie. 86 Milliarden Euro investiert der Bund bis 2030 in die Erneuerung der Schiene, weitere Milliarden in den öffentlichen Personenverkehr der Länder. Das Aktionsprogramm Klimaschutz beinhalte mehr als 110 einzelne Maßnahmen, für die der Bund bis 2020 mehr als zwölf Milliarden Euro bereitstellt. Davon kämen fünf Milliarden Euro dem klimafreundlichen Bauen und Wohnen zugute. Mehr als 1,7 Milliarden Euro würden auf den Verkehrssektor entfallen. Außerdem treibe die Bundesregierung kommunale Klimaschutzprojekte über die Nationale Klimaschutzinitiative voran. Die Treibhausgas-Bilanz für 2019 zeige einen Rückgang der Emissionen von insgesamt 35,7 Prozent gegenüber dem Jahr 1990. Für 2020 hat sich Deutschland verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen um 40 Prozent zu reduzieren. Der Klimaschutzbericht veranschauliche, dass die Maßnahmen des Aktionsprogramms wirken und dazu beitragen, die erwartete Lücke zu schließen. Deutschland komme dem 2020er-Ziel deutlich näher als noch im vergangenen Jahr erwartet. Der Klimaschutzbericht berücksichtige allerdings noch nicht die veränderte Emissionsentwicklung durch die Corona-Pandemie. Derzeit wird erwartet, dass die Emissionen deutlich geringer ausfallen als in den Prognosen und Modellen aus der Zeit davor, informiert die Bundesregierung.
Maßnahmen zeigen Wirkung
VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing erklärt dazu: „Der aktuelle Klimaschutzbericht zeigt: Bei den Bemühungen um den Klimaschutz in Deutschland gibt es Licht und Schatten. Die gute Nachricht ist, dass in vielen Sektoren die verschiedenen Klimaschutzmaßnahmen greifen und – auch ohne coronabedingte Effekte – Wirkung zeigen. Sorgenkind ist und bleibt der Verkehrssektor. Zwar lassen aktuelle Prognosen hoffen, dass wir uns dem Klimaschutzziel 2020 nähern. Wir müssen unseren Blick allerdings schon auf die anspruchsvolle Etappe bis 2030 richten. Im kommenden Jahrzehnt werden die Anstrengungen in allen Sektoren deutlich zunehmen müssen. Das gilt auch für den Energiesektor, in dem im vergangenen Jahren erhebliche Mengen an CO2-Emissionen eingespart wurden. Die Energiewirtschaft hat mit Abstand den größten Beitrag zu den Emissionsminderungen geleistet. Die Richtung stimmt. Entscheidend ist aber, dass nach Kernenergie- und Kohleausstieg viele Maßnahmen für die Transformation im Energiesektor verstetigt werden. In einigen Bereichen müssen stärkere Anreize für noch mehr Klimaschutz gesetzt werden. Das gilt etwa für den deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien und der Kraft-Wärme-Kopplung oder der Hebung weiterer Energieeffizienzpotenziale. Auch wenn wir hier bereits einige Erfolge verzeichnen können, muss hier noch mehr getan werden. Der Green Deal auf europäischer Ebene wird zu höheren Anforderungen führen, sodass wir in allen Bereichen unsere Anstrengungen verstärken müssen.“
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