Donnerstag, 21. November 2024

Smart MeterDer Kunde wird sichtbar

[12.06.2015] Mit der Smart-Metering-Pflicht ab dem Jahr 2017 müssen Großverbraucher auf intelligente Messsysteme umrüsten. Stadtwerke können dann ihre interessantesten Kunden mit neuen Services an sich binden. Allerdings: Auch Wettbewerber werden die Chancen erkennen.
Die Smart-Metering-Pflicht wird ab dem Jahr 2017 auch Chancen für Energieversorger mit sich bringen.

Die Smart-Metering-Pflicht wird ab dem Jahr 2017 auch Chancen für Energieversorger mit sich bringen.

(Bildquelle: PEAK Agentur für Kommunikation)

Anfang Februar 2015 hat das Bundeswirtschaftsministerium mit der Veröffentlichung der sieben Eckpunkte für das Verordnungspaket Intelligente Netze die große Bedeutung von Smart Metering als wesentliches Kommunikationsinstrument intelligenter Netze unterstrichen. Der skizzierte Zeitplan für den Roll-out intelligenter Messsysteme ist auf den ersten Blick langwierig, bindet aber sukzessive immer neue Verbrauchergruppen ein. Der beschriebene Weg berücksichtigt zunächst die aus energiewirtschaftlicher Sicht interessanteste Gruppe von Großverbrauchern und Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen. Damit werden die Vorteile intelligenter Messsysteme für die Markt- und Systemintegration erneuerbarer Energien und Lasten bereits in den ersten Jahren erkennbar.
Bereits 2017 wird der Einbau intelligenter Messsysteme zur Pflicht – im ersten Schritt bei Großverbrauchern über 20.000 Kilowattstunden (kWh) Jahresverbrauch und bei allen Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer Leistung über sieben Kilowatt (kW) sowie für alle EE-Anlagen und alle Letztverbraucher, die an den Flexibilitätsmärkten teilnehmen möchten. Ab 2019 werden dann Verbräuche zwischen 10.000 und 20.000 kWh pro Jahr verpflichtet, intelligente Messsysteme einzusetzen und ab 2021 Letztverbraucher ab 6.000 kWh. Ziel ist es, bis 2028 alle Messsysteme auszubringen und parallel alle Messstellen auf elektronische Zähler umzurüsten.

Individuelle Tarife

Mit dem Startschuss 2017 wird zunächst die für Stadtwerke interessanteste Kundengruppe verpflichtet, auf intelligente Messsysteme umzurüsten. In dem Segment Großverbraucher über 20.000 kWh pro Jahr finden sich Gewerbe- und kleinere Industriekunden, die sich über die Monitoring-Funktion von Smart Metering hervorragend segmentieren lassen. Die Vertriebe der Energieversorger haben so die Möglichkeit, individuelle Tarife für ihre Großkunden zu entwickeln und gleichzeitig gemeinsam mit ihren Kunden Potenziale im Last-Management zu identifizieren.
Die Erfahrungen aus anderen Branchen – beispielsweise der Telekommunikation – zeigen, dass Wettbewerber die Attraktivität dieser Kundengruppe bald erkennen werden. Wettbewerber werden die Verpflichtung zum Einbau intelligenter Messsysteme nutzen und schnell Services anbieten, um größere Kunden langfristig zu binden. Die Smart-Metering-Pflicht wird so für Stadtwerke zum Wettbewerbsfaktor, um ihre interessantesten Kunden mit neuen Services zu binden. Die Funktionsvielfalt, die von der Messung über die Steuerung bis hin zur Optimierung energiewirtschaftlicher Aufgaben – wie zum Beispiel dem Einspeise-Management über Smart Metering – möglich ist, eröffnet Stadtwerken ganz neue Vertriebsansätze. Mit der Digitalisierung der Verbrauchsdaten über Smart Metering wird der Kunde in seinen Verbrauchsbedürfnissen sichtbar und kann so besser bedient werden. Das Wissen über die realen Stromverbräuche und/oder Erzeugungsleistung aus dezentralen Anlagen ermöglicht eine für die Energiewirtschaft neue Form der Kundensegmentierung.

Flexibler Verbrauchsverhalten

Die frühe Beschäftigung mit den vielen Einsatzmöglichkeiten von Smart Metering bringt Versorger in eine ganz neue Ausgangssituation zu ihren Kunden. Das Stadtwerk bekommt einen ganz neuen Ansatz, Bedürfnisse zu identifizieren und zu befriedigen. Der Letztverbraucher bekommt über Smart Metering eine aktivere Rolle im energiewirtschaftlichen Gesamtsystem. Durch die Einbindung über intelligente Messsysteme kann das Verbrauchsverhalten mit den Bedürfnissen der Netze kommunizieren und entsprechend besser angepasst werden. Einspeise-Management und Bilanzierung erfolgen also nicht mehr nur über die Annahme eines Verbrauchs, sondern auf Basis der tatsächlichen Werte. So kann das Verbrauchsverhalten deutlich schneller und effizienter an die immer volatilere Erzeugung angepasst werden. Die intelligente Messung der Verbräuche ermöglicht Stadtwerken so eine bessere Prognose als Grundlage für ihre Beschaffungsstrategien.

Beschleunigter Roll-out

Trianel hat gemeinsam mit 21 Stadtwerken bereits über 3.000 Messsysteme ausgerollt und auf der Trianel Smart-Metering-Plattform integriert. Die Messsysteme werden von den Stadtwerken derzeit in unterschiedlichen Funktionen und an verschiedenen Punkten der energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette eingesetzt und zeigen in der täglichen Anwendung die Vorteile dieser Technik. Der von der Bundesregierung aufgezeigte, stufenweise Roll-out von Smart Metering ist kostenseitig kritisch zu bewerten, da die Skaleneffekte eines Massen-Roll-outs nicht erreichbar sein werden. Sehr langfristig gewählt ist der aufgezeigte Zeithorizont bis 2032. Wenn die Vorteile der Technik zur intelligenten Steuerung eines immer volatileren Energiesystems und zur optimierten Kundenansprache jedoch erkannt werden, wird sich der Roll-out durch die Nachfrage beschleunigen. Eine Umstellung wird dann nicht mehr obligatorisch sein, sondern getrieben durch die Nachfrage der Verbraucher auf der einen Seite und der Versorger auf der anderen Seite.

Schlüssel für die Zukunft

Wenn Stadtwerke die großen Potenziale aus dem Einsatz intelligenter Messsysteme in der Datenanalyse erkennen, wird der Einsatz selbstverständlich werden. Erste Analysen der anonymisierten Daten der 3.000 Messsysteme auf der Trianel Smart-Metering-Plattform zeigen beispielsweise deutliche Abweichungen über den Tag verteilt zwischen den prognostizierten und den real gemessenen Verbräuchen. Eine Reduzierung der Abweichungen zwischen Prognose und realem Verbrauch durch einen bedarfsgerechteren Einkauf ermöglicht Beschaffungsvorteile. Die intelligente Analyse der Smart-Meter-Daten sowie der richtige Einsatz der Ergebnisse an den Schnittstellen zu Erzeugung, Netzen, Handel und Vertrieb ist der Schlüssel, um für die Zukunft kostenoptimiert aufgestellt zu sein.
Die Erfahrungen der Stadtwerke mit Smart Metering zeigen schon heute, dass sich ihre Investitionen in die Intelligenz der Wertschöpfungskette mittelfristig für alle Marktrollen auszahlen. Die Digitalisierung der Prozesse ist der Erfolgsfaktor, um ein dezentrales und volatiles System auch in Zukunft sicher, kosteneffizient und stabil steuern zu können. Darüber hinaus ermöglicht die Technik ganz neue Möglichkeiten im Verhältnis zwischen Kunden und Versorger.

Tim Karnhof

Karnhof, TimTim Karnhof ist seit 2011 Leiter der Abteilung Smart Metering bei Trianel. Zuvor war er zehn Jahre lang bei einer Unternehmensberatung tätig. Bei Trianel leitet er das aktuell größte europäische Umsetzungskonzept im Bereich Smart Metering mit über 50 Energiedienstleistern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.



Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Informationstechnik
Metering as a Service bietet Wasserversorgern eine Komplettlösung zur digitalen Messwerterfassung. Foto: iStock

Zenner / EMT: Praxisnähe auf Metering Days

[13.11.2024] Die Unternehmen Zenner International und aktiver EMT werden auch in diesem Jahr an den Metering Days in Fulda teilnehmen. mehr...

Der IT-Anbieter KISTERS belegt Effizienz seiner Maßnahmen für IT-Security mit Zertifizierung nach SOC 2 Typ II und BSI C5 Typ II. Bild: KISTERS

Kisters: IT-Security zertifiziert

[12.11.2024] Kisters belegt Effizienz der Maßnahmen für IT-Security mit Zertifizierung nach SOC 2 Typ 2 und BSI C5 Typ 2. mehr...

Das Bild zeigt das Titelblatt des Leitfadens Künstliche Intelligenz (KI) in Fernwärme.

dena: KI in Fernwärmenetzen

[11.11.2024] Konkrete Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele für eine effizientere und klimafreundlichere Fernwärmeversorgung mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) hat die dena veröffentlicht. mehr...

Das Bild zeigt ein blau hinterleuchtetes SAP-Logo in einer schwarzen Wabe.
bericht

cortility: IT-Ausblick für 2025

[04.11.2024] Ab 2025 müssen sich die Energieversorger der Herausforderung des Lieferantenwechsels innerhalb von 24 Stunden stellen. Zudem werden dynamische Tarife und zeitvariable Netzentgelte eingeführt – und die Migration auf SAP S/4 HANA steht an. Was bedeutet das für die Prozesse im Stadtwerk? Ein Ausblick des IT-Dienstleisters cortility. mehr...

WAGO: Lösungen für Cybersecurity

[29.10.2024] Unter dem Motto „OPEN. For Smart Industry Solutions“ präsentiert WAGO auf der SPS – Smart Production Solutions in Nürnberg seine neuesten Entwicklungen aus den Bereichen OT-Security und Energiemanagement. mehr...

Somentec: Start einer AS4-Komplettlösung für den Gasmarkt

[28.10.2024] Somentec bringt gemeinsam mit SHERPA-X eine AS4-Komplettlösung für den Gasmarkt auf den Weg. Die praxiserprobte Plattform, die für den sicheren Austausch von B2B-Nachrichten entwickelt wurde, steht Gasversorgern ab sofort zur Verfügung und wird ab dem 1. April 2025 für alle Marktteilnehmer verbindlich. mehr...

Die Aufgabe von SAP Basis ist es

Support: Externe Unterstützung

[14.10.2024] Das IT-Haus cortility bietet Unternehmen der Energiewirtschaft das Dienstleistungspaket SAP Basis Support an. Das Spektrum reicht dabei von der temporären Unterstützung des Kundenteams bis zur Übernahme der Gesamtverantwortung. mehr...

SHERPA-X: AS4-Lösung für den Gasmarkt

[02.10.2024] Im deutschen Gasmarkt startet die Kommunikation über den AS4-Standard. SHERPA-X bietet den Marktteilnehmern mit einer End-to-End-Lösung umfassende Unterstützung, um die Umstellung schnell und effizient zu gestalten. mehr...

SachsenEnergie: GISA unterstützt bei SAP-Systemen

[01.10.2024] Der IT-Dienstleister GISA unterstützt SachsenEnergie bei der Betreuung ihrer SAP IS-U Systeme. Ziel ist es, den Fachbereich von Transformationsprojekten zu entlasten und Prozesse wie Kundenservice, Abrechnung und Marktkommunikation zu optimieren. mehr...

Mit der neue Aus- und Weiterbildungsplattform von Wilken können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stadtwerken und Energieversorgern weiterbilden.

Wilken Software Group: Online-Plattform zur Weiterbildung

[01.10.2024] Die Wilken Software Group hat eine neue Aus- und Weiterbildungsplattform für Fachkräfte und Anwender in der Versorgungswirtschaft gestartet. Das Angebot soll Unternehmen dabei unterstützen, sich angesichts steigender Marktanforderungen und des Fachkräftemangels auf regulatorische Veränderungen vorzubereiten. mehr...

SAP will digitale Souveränität stärken und investiert in sichere Cloudlösungen für den öffentlichen Sektor.

SAP: Milliarden für sichere Cloudlösungen

[20.09.2024] In den kommenden zehn Jahren will SAP mehr als zwei Milliarden Euro in die Entwicklung hochsicherer Cloudlösungen für den öffentlichen Sektor und stark regulierte Branchen investieren. mehr...

GISA: BI-Angebot erweitert

[09.09.2024] Der IT-Dienstleister GISA verstärkt sein Angebot im Bereich Business Intelligence (BI). Neben SAP-Lösungen bietet das Unternehmen nun auch BI-Beratung und -Implementierung für Microsoft Power BI, MicroStrategy und Open Source-Technologien an. mehr...

Griechenlands größter Stromversorger PPC setzt auf Kisters-Lösung für Prognose und Beschaffungsvorbereitung.

Kisters: Lösung für griechischen Versorger

[30.08.2024] Die Public Power Corporation (PPC), der größte Energieversorger Griechenlands, hat IT-Lösungen von Kisters implementiert, um seine Handels- und Beschaffungsstrategien auf den Strommärkten zu optimieren. mehr...

Vertragsunterzeichnung: Drei Stadtwerke wollen eine gemeinsame ERP-Plattform einführen.

Saarland: Drei Stadtwerke, eine Plattform

[28.08.2024] Die Stadtwerke Saarlouis, Völklingen und Neunkirchen haben einen Kooperationsvertrag zur Einführung einer gemeinsamen ERP-Plattform unterzeichnet. Ziel ist es, Geschäftsprozesse zu optimieren und flexibler auf Kundenwünsche reagieren zu können. mehr...

Vorstellung der neuen Glasfaser-Ausbaugebiete in Osnabrück.

Osnabrück: Halbzeit beim Glasfaserausbau

[23.08.2024] Für den Glasfaserausbau in Osnabrück ist Halbzeit. Zeit, die Ausbaugebiete für 2025 vorzustellen. mehr...