KirchlengernDeponie liefert grüne Energie
Die vom Kreis Herford betriebene Deponie Reesberg im nordrhein-westfälischen Kirchlengern wird seit Stilllegung der Altdeponie im Jahr 2009 nur noch zur Entsorgung von Boden, Bauschutt und schwach belasteten mineralischen Abfällen genutzt. In den knapp vier Jahrzehnten zuvor waren auf dem 19 Hektar großen Deponiegelände allerdings insgesamt rund 4,5 Millionen Kubikmeter Haus- und Gewerbemüll deponiert worden.
Keine Verunreinigung durch Sickerwasser
Zum Schutz der Umwelt verhindern Dichtungssysteme das Eindringen von Regen in den Deponiekörper und das Austreten von Sickerwasser in den Untergrund. Es wird gesammelt und in einer Sickerwasserbehandlungsanlage auf der Deponie gereinigt. Eine weitere Dichtungsschicht verhindert den Austritt von Deponiegas, das vor allem durch den bakteriologischen und chemischen Abbau von organischen Inhaltsstoffen entsteht und in Reesberg etwa zur Hälfte aus Methan besteht. Da unbehandelt entweichendes Methan rund 25-mal klimaschädlicher ist als CO2, wurde schon vor Jahren eine Gasfackel installiert. Diese kann das über ein System von Gasbrunnen gesammelte Deponiegas verbrennen und Wärme für die Sickerwasserbehandlung und die Betriebsgebäude bereitstellen.
Zur effizienteren Verwendung des Deponiegases wurde im Frühling 2024 ein BHKW-Kompaktmodul FG 95 installiert. Es wurde von der in Hiddenhausen ansässigen Firma Sokratherm gefertigt, im Container samt Zubehör geliefert und in das bestehende Gasversorgungs- und Heizsystem eingebunden. Die Wärmeleistung des Blockheizkraftwerks (BHKW) von 137 Kilowatt (kW) reicht aus, um den Wärmebedarf der Sickerbehandlungsanlage und der Betriebsgebäude zu decken. Zusätzlich erzeugt das BHKW 95 kW Grünstrom, von dem ein Großteil zur Versorgung des Betriebsgeländes verwendet und der Rest in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Seit seiner Inbetriebnahme wird das BHKW durchgehend betrieben und erzeugt monatlich über 65 Megawattstunden (MWh) Strom, was eine Jahresmenge von etwa 700 bis 800 MWh erwarten lässt.
Langfristig wirtschaftlich
Das Projekt ist so angelegt, dass die Kosteneinsparungen und Erträge durch die Energieproduktion des BHKW die Investitionen innerhalb von fünf Jahren wieder amortisiert haben werden. Die zukünftig auf der Deponie erzeugte Gasmenge ist äußerst schwierig zu prognostizieren. Da jedoch das BHKW auch bei nachlassender Gaserzeugung mit auf bis zu 50 Prozent gedrosselter Leistung betrieben werden kann, ist auch langfristig ein wirtschaftlicher Betrieb zu erwarten. Durch seinen Einsatz im BHKW und der daraus folgenden Verdrängung von Graustrom wirkt das Deponiegas dem Klimawandel entgegen, anstatt ihn zu beschleunigen.
Dazu passt, dass die saubere Luft, die renaturierte Umgebung und eine dort weidende Schafherde mittlerweile eher den Eindruck eines Naherholungsgebiets als den einer Deponie vermitteln. Darüber hinaus wurde auf einer Teilfläche der Deponie eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 750 Kilowatt peak (kWp) errichtet, die jährlich rund 600 bis 700 MWh Solarstrom liefert und perspektivisch noch erweitert werden könnte. Die Deponie Reesberg hat sich somit zu einem wichtigen Lieferanten von lokal erzeugten erneuerbaren Energien entwickelt und könnte auch als grünes Deponie-Kraftwerk bezeichnet werden.
BEE: Grüne KWK stärken
[05.11.2024] Der BEE fordert eine Verlängerung des KWKG bis 2035 nach einer Reform ab 2026. Vorab soll das Fördersystem auf zukunftsfähige, grüne Anlagenkonzepte ausgerichtet werden. mehr...
B.KWK-Kongress: Garant für Energiewende
[16.10.2024] Der B.KWK-Kongress findet am 11. und 12. November 2024 in Berlin statt. Motto ist „Kraft-Wärme-Kopplung – Garant der Energiewende“. mehr...
MVV Energie: Biomassekraftwerk liefert grüne Wärme
[14.10.2024] MVV Energie hat ein Biomassekraftwerk zu einem Heizkraftwerk umgebaut. Rund die Hälfte der Mannheimer Haushalte kann nun mit grüner Wärme versorgt werden. mehr...
Serie Best Practice KWK: Mit Dampf Strom machen
[11.10.2024] Mikro-Dampfturbinen können auch kleine Dampfmengen energetisch nutzen. In der Müllverbrennungsanlage der GMVA Niederrhein sorgt eine solche Turbine dafür, dass der bereits zur Dampferzeugung eingesetzte Brennstoff-Abfall noch effizienter genutzt wird. mehr...
: Preis für nachhaltige H2-Produktion
[27.09.2024] mehr...
2G Energy: Preis für nachhaltige H2-Produktion
[27.09.2024] Das SoHyCal-Projekt in Kalifornien, das von der Firma H2B2 initiiert und von 2G Energy unterstützt wurde, ist von der Combined Heat and Power Alliance mit dem CHP Project of the Year Award 2024 ausgezeichnet worden. mehr...
Iqony Energy: Grubengasmotoren modernisiert
[06.08.2024] Iqony Energies modernisiert acht Grubengasmotoren im Saarland und investiert dafür 26 Millionen Euro. Damit soll die Fernwärmeversorgung effizienter und umweltfreundlicher werden. mehr...
Stadtwerke Duisburg: Wärmepumpen eingetroffen
[26.07.2024] In Duisburg sind die beiden Wärmepumpen für die neue innovative Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage (iKWK) der Stadtwerke eingetroffen. Ende des Jahres soll der Probebetrieb starten. Der Elektrokessel hat letzteren bereits erfolgreich absolviert und durchläuft derzeit die Anmeldung für den Regelenergiemarkt. mehr...
Bioenergie: Bedeutung von Biogas und Biomethan
[01.07.2024] Der Einsatz von Biogas und Biomethan bietet Stadtwerken eine Chance. Denn die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplungsanlage ist nicht nur schneller am Netz als große Kraftwerke, auch der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft wird deutlich früher gelingen. mehr...
Energie SaarLorLux: Umstellung auf grünen Wasserstoff
[01.07.2024] Das Gasmotorenkraftwerk GAMOR in Saarbrücken soll auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt werden. Dazu haben die INNIO-Gruppe und der Energieversorger Energie SaarLorLux eine Absichtserklärung unterzeichnet. mehr...
KWK: Wichtige Säule im Klimaschutz
[25.06.2024] Die Branche diskutierte auf dem 22. Duisburger KWK-Symposium Potenziale und Herausforderungen. mehr...
Interview: KWK als grüner Teamplayer
[24.06.2024] In der Energiepolitik fehlt ein klares Bekenntnis zur Kraft-Wärme-Kopplung, sagt Christian Grotholt. stadt+werk sprach mit dem Chef des Anlagenherstellers 2G Energy über die Rolle der KWK im künftigen Energiesystem. mehr...
Kraft-Wärme-Kopplung: Wird die Renaissance eingeläutet?
[18.06.2024] Gemäß einer Entscheidung des EuG stellt das im Jahr 2020 novellierte KWK-Gesetz als umlagebasiertes Förderinstrument keine Beihilfe dar. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, eröffnet das der Kraft-Wärme-Kopplung neue Perspektiven. Auch einige Bremsklötze ließen sich beseitigen. mehr...
Stadtwerke Gießen: Heizenergie aus der Lahn
[27.05.2024] Die Stadtwerke Gießen (SWG) engagieren sich seit langem für die Reduzierung von CO2-Emissionen bei der Wärmeerzeugung. Ihr aktuelles Großprojekt, die innovative Kraft-Wärme-Kopplungsanlage PowerLahn, nutzt das Wasser der Lahn als Wärmequelle. mehr...