Hannover MesseDen Fortschritt begrüßen
„Die automatisierte Fabrikation kann nur gelingen, wenn sie in Entwicklung mit Stromerzeugung und -speicherung geschieht.“ Jochen Köckler, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe, betonte gleich zu Beginn seines Vortrags vor versammelter Presse ein zentrales Thema der diesjährigen Hannover Messe. Rund 60 Journalisten aus über 20 Ländern waren Anfang Februar zur Pressekonferenz angereist, um einen kleinen Vorgeschmack auf die weltweit wichtigste Industrieausstellung zu erhalten. Messen wie diese, fuhr Köckler fort, seien gerade in heutiger Zeit wichtiger denn je. Denn sie würden für Denkanstöße sorgen und die zentralen Akteure über einzelne Ländergrenzen und Branchenzweige hinweg vernetzen. Eindrucksvoll unter Beweis stellt dies das Partnerland Indien, das in diesem Jahr in den Fokus der Industriemesse rückt.
Umfangreiches Angebot
Die Hannover Messe (13.-17. April 2015) lädt die Welt zum intensiven Wissensaustausch ein. Etwa 6.200 Aussteller werden die neuesten Technologien und Entwicklungen in den Bereichen Industry 4.0, Energie- und Umwelttechnik, industrielle Zulieferung sowie Maschinenbau präsentieren. Insgesamt sind hierfür zehn parallel stattfindende Leitmessen vorgesehen, die laut Veranstalter gezielt ineinander greifen. Forschung und Technologietransfer, mobile Energiespeicher und alternative Antriebstechnologien sowie integrierte Prozesse und IT-Lösungen sind nur einige der Themen, welche die Besucher auf den Messeständen erwarten können. Für Stadtwerke und regionale Energieversorger dürften vor allem die beiden Leitmessen Energy und Wind von besonderem Interesse sein.
Die Energiethemen der Hannover Messe stehen in diesem Jahr ganz im Zeichen der Energiewende. Mehr als 1.000 Anbieter werden auf der Leitmesse Energy ihre Produkte und Lösungen für eine wettbewerbsfähige und sichere Energieversorgung präsentieren. Im Mittelpunkt stehen dabei Energieeffizienz sowie die dezentrale Energieerzeugung. Marc Siemering, Geschäftsbereichsleiter bei der Deutschen Messe, erwartet ein großes Interesse an Lösungen für den Ausbau der dezentralen Energieversorgung. Denn diese spielten bei der Transformation der Energiesysteme eine entscheidende Rolle. „Der Bereich dezentrale Energieversorgung ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, wobei sich insbesondere die Industrie immer mehr für die Nutzung innovativer Gesamtlösungen interessiert, um dem Kostendruck zu begegnen“, betonte Siemering. Dazu zählen etwa innovative Ansätze im Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sowie erweiterte Einsatzmöglichkeiten für Blockheizkraftwerke (BHKW).
Contracting und Energiehandel
Neben hocheffizienten Technologien zur Erzeugung von Strom und Wärme rücken auf der Energy die Systemdienstleistungen für den sicheren Betrieb der Stromnetze in den Fokus. Dezentrale Erzeugungsstrukturen gelten mit ihrem systemimmanenten Flexibilitätspotenzial bei einer Kopplung zu virtuellen Kraftwerken als idealer Ansatz für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. Mit den Ausstellern der Bereiche Energiedienstleistungen (Contracting) sowie Energiehandel und Direktvermarktung von Strom bietet der Schwerpunkt Dezentrale Energieversorgung ein breites Informationsangebot für die Fachbesucher.#bild2Um die Herausforderungen rund um Stromlast und Stromverteilung geht es im Themenpark Smart Grids. Unter anderem werden dort Aspekte zu den Bereichen Netz-Management, Zähl- und Messtechnik, mobile Energiespeicher sowie infrastrukturelle Entwicklungen behandelt. „Die Vision ist eine Art Internet der Energie, in dem Wind- und Solaranlagen, Speicher, dezentrale Kraftwerke und flexible Verbraucher wettbewerblich interagieren“, erklärt Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne). Als Interessenvertretung netzunabhängiger Energieanbieter in Deutschland ist der bne neuer Partner des Smart Grids Forums, das er gemeinsam mit mehreren Partnern organisiert. Darunter ist auch der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE).
Innovation für die Zukunft
In über 40 Vorträgen wird das Forum die Bereiche Verteilnetzwerke, Speicher und Smart Markets thematisieren. Ein besonderer Fokus liegt dieses Jahr auf Start-ups und neuen Geschäftsmodellen. „In jedem Jahr haben wir auf der Hannover Messe Fortschritte bei der Konkretisierung von Lösungen für die Elektrizitätsversorgung der Zukunft gesehen“, erklärt Professor Jochen Kreusel, Leiter der Industriesektor-Initiative Smart Grids beim Energietechnik-Spezialist ABB. „Die weitgehende Digitalisierung der Netze spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Technik ist also verfügbar, und ich bin sicher, dass die Hannover Messe 2015 diesen Trend bestätigen wird.“
Leitmesse Wind
Die Windbranche trifft sich bereits seit 2009 in Hannover. „Im wirtschaftspolitischen Umfeld der Hannover Messe bieten wir der Windenergie die richtige Plattform, um aktuelle Herausforderungen der erneuerbaren Energien auf internationaler Bühne zu diskutieren“, erklärte Marc Siemering die Bedeutung der Leitmesse Wind. „Dabei spielen sowohl technologische Neuerungen als auch die Systemintegration eine herausragende Rolle.“ Zu den marktführenden Unternehmen auf der diesjährigen Messe zählen unter anderem namhafte Unternehmen wie Enercon, Nordex und Siemens sowie Getriebehersteller wie ZF Friedrichshafen oder Schaeffler. Gerd Krieger, stellvertretender Geschäftsführer des Maschinenbau-Fachverbands VDMA Power Systems, hob den Stellenwert der Leitmesse Wind hervor: „Dort wird die Windindustrie ihre wichtige Rolle im Energiemix und vor allem für die Energiewende aufzeigen. Ein wesentliches Thema wird dabei sein, wie die deutsche Politik mit der Energiewende weiter umgeht und wie ein zukünftiges Strommarktdesign 2.0 ausgestaltet sein muss, um verlässliche Rahmenbedingungen für Investoren zu schaffen.“ Die Hannover Messe sei genau die richtige politische Bühne, um diese Sachverhalte mit allen Beteiligten zu diskutieren.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe März/April von stadt+werk im Spezial Hannover Messe erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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