InterviewDas A und O der Energiewende

Verbund-Kraftwerksspeicher BlueBattery wird aus Wasserkraft gespeist.
(Bildquelle: VERBUND AG)
Herr Bächle, wie unterstützt Verbund Unternehmen und Energieversorger bei der Dekarbonisierung?
Wir sind ein starker Energie-Partner, der alles aus einer Hand anbietet – von der Stromlieferung und Grünstromzertifikaten über Business-Lösungen für Photovoltaik, Batteriespeicher und grünen Wasserstoff bis hin zum Kooperationsmanagement. Entscheidend ist, dass wir nicht einfach Anlagen verkaufen, sondern Komplettlösungen anbieten und unsere Kunden auf dem Weg in die Energiezukunft begleiten und unterstützen.
Welchen Mehrwert bieten Herkunftsnachweise und CO₂-Zertifikate für Ihre Kunden?
Strom aus Wasserkraft stellt einen Wettbewerbsvorteil dar, den die Versorger direkt an ihre Kunden weitergeben können. Ein Herkunftsnachweis zertifiziert, dass eine bestimmte Strommenge von einem bestimmten Kraftwerk auf Basis erneuerbarer Energie produziert wurde – sei es zum Beispiel ein Wasserkraftwerk oder eine Solaranlage. Auf diese Weise können Verbraucher selbst entscheiden, woher sie ihren Strom beziehen.
Und wo kommt der Strom her?
Unsere Kunden wählen zwischen H2Ö-Strom aus Wasserkraft sowie Herkunftsnachweisen in verschiedenen Qualitäten und Wunschkraftwerken in Deutschland oder Österreich. Damit optimieren die Kunden nicht nur ihre Stromkennzeichnung, sondern auch ihren Carbon Footprint. Darüber hinaus unterstützen wir speziell Industriekunden mit geeigneten Energielösungen, um bei der nachhaltigen Dekarbonisierung des Unternehmens zu unterstützen.
Verbund ist einer der größten Anbieter von Strom aus Wasserkraft. Welche ökologischen Anforderungen erfüllen Ihre Kraftwerke?
Alle 129 Wasserkraftwerke von Verbund in Österreich und Deutschland sind TÜV-Süd-zertifiziert und erzeugen sauberen Strom aus Wasserkraft, entsprechend der Umweltnorm ISO 14001. Außerdem investieren wir jedes Jahr große Summen in Natur- und Tierschutzmaßnahmen wie Wanderhilfen für Fische und Aufforstungen oder Neubepflanzungen rund um die Kraftwerke. Unsere Kraftwerke wurden deshalb von Robin Wood, Öko-Test, Utopia oder dem EKOenergie-Label mit Bestnoten für nachhaltiges Betreiben ausgezeichnet. All diese Maßnahmen sind unseren Kunden – regionalen Versorgern und Industriekunden – wichtig, da die Qualitätsunterschiede beim Strom ja nicht in seiner physikalischen Form liegen. Die Herstellung und Klimabilanz des Produzenten machen den Unterschied aus. Dabei haben wir ein Alleinstellungsmerkmal auf dem deutschen Markt, das unsere Kunden sehr zu schätzen wissen: Verbund produziert nicht nur nahezu CO2-freien Strom – wie Atomkraftwerke es im Übrigen auch tun –, sondern hat auch keinerlei Verbindungen zur Atomlobby. Genau das macht unseren Strom wertvoll für die Verbraucher.
„Grüner Wasserstoff hat viel Potenzial für die Energiezukunft.“
Welche Projekte verfolgt Ihr Unternehmen beim Thema Wasserstoff?
Grüner Wasserstoff hat viel Potenzial für die Energiezukunft. In Österreich werden zahlreiche Projekte in den Bereichen Verkehr, Industrie oder Stromspeicher umgesetzt. Verbund arbeitet aktuell gemeinsam mit Industrie- und Mobilitätspartnern an der Etablierung von grünem Wasserstoff, unter anderem im EU-geförderten Projekt H2FUTURE gemeinsam mit dem Unternehmen voestalpine und vier weiteren Partnern. Dabei geht es um CO2-Reduktion in der energieintensiven Stahlindustrie. Ein Beispiel für ein Forschungsprojekt ist das Verbund-Vorhaben HotFlex. Und ein sehr haptisches Projekt: Die Tiroler Zillertalbahn wird ab 2023 als erste Schmalspurbahn der Welt mit grünem Wasserstoff angetrieben fahren. Sie wird pro Tag 600 Kilogramm Wasserstoff nutzen, der direkt im Zillertaler Verbund-Kraftwerk hergestellt wird.
Ein weiterer wichtiger Baustein der Energiewende sind Batteriespeicher. Welche Anstrengungen unternimmt Verbund, um erneuerbare Energien speicherbar zu machen?
#bild2 Als Betreiber von Pumpspeicherkraftwerken, die als grüne Batterien dienen, kommt Verbund eine große Rolle in Sachen Energiewende und Versorgungssicherheit zu. Unser jahrzehntelanges Know-how bringen wir europaweit in Projekten aller Themenbereiche ein. Mit unserer Expertise im Bereich Batteriespeicher bieten wir Kunden eine sinnvolle Ergänzung und Zugang zum Thema Flexibilität. Von der Wirtschaftlichkeitsberechnung bis hin zur energiewirtschaftlichen Vermarktung können Unternehmen durch die zusätzliche Flexibilität Kosten- und Erlösoptimierungen erzielen. Industriekunden können mit uns durch Lastspitzkappung und Lastverschiebung ihre Netzkosten reduzieren, ihre Stromversorgung stabilisieren und Produktionsausfälle vermeiden.
Welche weiteren Projekte gibt es?
Vor rund einem Jahr haben wir mit der Inbetriebnahme der BlueBattery Maßstäbe gesetzt: Österreichs erste und größte Kraftwerksbatterie. Die Flexibilitätsanlage, gespeist aus Wasserkraft, kann beim Donaukraftwerk Wallsee-Mitterkirchen in Sekundenbruchteilen das Stromnetz stabilisieren. Mit dieser innovativen Anlage setzen wir Maßstäbe für mehr Effizienz und Versorgungssicherheit. Außerdem leiten wir das EU-Projekt Synerge-E, in dem es um den Ausbau der Elektromobilitätstechnologie mithilfe von Batteriespeichern geht, konkret um die Optimierung der Lade-Infrastruktur für Elektromobilität und die Entwicklung neuer Anwendungsbereiche. In den vergangenen drei Jahren hat Verbund zehn lokale Batteriespeicher an Ultra-Schnellladestandorten in Österreich und Deutschland in Betrieb genommen.
Wie sieht aus Ihrer Sicht die saubere Energiezukunft in Europa aus – und welche Rolle spielt Verbund dabei?
Verbund kann einen substanziellen Beitrag leisten, um die Energie- und Klimaziele zu erreichen und den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. In Zukunft wollen wir einen stärkeren Fokus auf Photovoltaik legen und unseren Anteil weiter ausbauen. In Kombination mit der Wasserkraft sehen wir in grünem Wasserstoff enormes Dekarbonisierungspotenzial. Die Energiewende kann aber nur mit moderner und belastbarer Infrastruktur gelingen. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien sind die Errichtung von Leitungen, Speicher und Flexibilitätskapazitäten das A und O der Energiewende.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Januar/Februar 2022 von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Voerde: RWE plant wasserstofffähiges Gaskraftwerk
[29.10.2025] RWE will am ehemaligen Kraftwerksstandort in Voerde ein wasserstofffähiges Gaskraftwerk mit 850 Megawatt Leistung errichten. Das Projekt soll zur Versorgungssicherheit beitragen und Voerde als Energieerzeugungsstandort erhalten. mehr...
Hamburger Energienetze: Südlicher Abschnitt von HH-WIN genehmigt
[29.10.2025] Die Hamburger Energienetze haben die Genehmigung für den südlichen Abschnitt des Wasserstoff-Industrie-Netzes HH-WIN erhalten. Damit kann Hamburg künftig direkt an das deutsche Wasserstoff-Kernnetz angeschlossen werden. mehr...
Hamburger Energienetze: HH-WIN Kapazitäten reservieren
[22.10.2025] Ab Anfang 2026 können Industrieunternehmen in Hamburg erstmals Wasserstoff-Kapazitäten im künftigen Netz HH-WIN reservieren. Damit schafft der Betreiber Hamburger Energienetze Planungssicherheit für den Wasserstoff-Hochlauf ab 2027. mehr...
Energy Sharing: H2 selbst erzeugen
[20.10.2025] Der stockende Wasserstoffhochlauf eröffnet Kommunen Chancen: Mit Photovoltaikstrom von eigenen Dachflächen und Energy Sharing lassen sich Elektrolyseure wirtschaftlich betreiben, Wasserstoff für Busse und Betriebe erzeugen und die regionale Wertschöpfung sichern. mehr...
BMWE: Entwurf für Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz verabschiedet
[06.10.2025] Die Bundesregierung will den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur beschleunigen. Das Kabinett hat dazu einen Gesetzentwurf beschlossen, der Verfahren vereinfacht, digitalisiert und rechtlich absichert. mehr...
Stadtwerke Bayreuth: Elektro statt Wasserstoff
[02.10.2025] Die Stadtwerke Bayreuth beenden ihr geplantes Wasserstoffprojekt für den Stadtbusverkehr. Stattdessen setzen sie künftig auf batterieelektrische Busse, deren Reichweiten inzwischen deutlich gestiegen sind. mehr...
BMWE: Förderaufruf für Wasserstoffprojekte gestartet
[30.09.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium hat den zweiten Förderaufruf für internationale Wasserstoffprojekte gestartet. Unternehmen können bis 18. Dezember 2025 Projektskizzen einreichen, um bis zu 30 Millionen Euro Förderung zu erhalten. mehr...
Wasserstoff: Vom Hochlauf keine Spur
[29.09.2025] Der viel beschworene Wasserstoffhochlauf ist in Deutschland bislang nicht in Sicht, viele Projekte liegen derzeit auf Eis. Die Gründe: fehlende wirtschaftliche Perspektiven, unsichere regulatorische Rahmenbedingungen und eine geringe Nachfrage aus der Industrie. mehr...
Wasserstoffkernnetz: Bremen soll Anschluss erhalten
[29.09.2025] Ab 2027 ist Bremen direkt ans deutsche Wasserstoffkernnetz angeschlossen. Mit der Pipeline Hyperlink entsteht eine zentrale Verbindung, die den Nordwesten mit den großen Industrie- und Verbrauchszentren verbindet. mehr...
Lingen (Ems): Studie empfiehlt Wasserstoffstrategie
[24.09.2025] Die Stadt Lingen (Ems) möchte sich stärker als Wasserstoffregion positionieren. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) enthält dazu konkrete Vorschläge. mehr...
Fraunhofer IEG: Elektrolyse mit Wärmepumpe in Zittau
[12.09.2025] In Zittau wurde eine neue Versuchsanlage zur Wasserstoffproduktion eingeweiht. Diese kombiniert erstmals einen Elektrolyseur mit einer Wärmepumpe, welche die Abwärme ins Fernwärmenetz einspeist. mehr...
Zeppelin Power Systems: Brennstoffzellen-Stromaggregat versorgt Festival
[10.09.2025] Auf dem Festival „Sandstedter Sommer“ kam erstmals ein Brennstoffzellen-Stromaggregat von Zeppelin Power Systems zum Einsatz. Mit grünem Wasserstoff aus Bremerhaven wurde das Festival drei Tage lang zuverlässig, emissionsfrei und nahezu geräuschlos versorgt. mehr...
ABO Energy: Strategische Partnerschaft mit Hydropulse
[29.08.2025] ABO Energy und die ITM-Power-Tochter Hydropulse haben eine Partnerschaft geschlossen, um gemeinsam dezentrale Wasserstoffproduktionsanlagen zu entwickeln. Ziel ist es, Industriekunden eine verlässliche Versorgung mit grünem Wasserstoff zu bieten, ohne dass diese selbst investieren müssen. mehr...
Sachsen: Zweiter Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie
[15.08.2025] Sachsen treibt den Ausbau seiner Wasserstoffwirtschaft voran. Der zweite Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie zeigt Fortschritte bei Infrastruktur, Forschung und Kooperationen – und benennt zugleich bestehende Hürden. mehr...
Hamburg: Erdgasleitung soll Wasserstoff transportieren
[08.08.2025] Im Zuge des Aufbaus des Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netzes HH-WIN wird eine bestehende Erdgasleitung unter der Süderelbe für den Transport von Wasserstoff vorbereitet. Die Hamburger Energienetze setzen dabei auf Molchtechnik, um die Jahrzehnte alte Leitung auf ihre Tauglichkeit zu prüfen. mehr...














