WindenergieChance für die Klimaziele
Im Dezember 2021 hat die neue Bundesregierung offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Die Ampelkoalition von SPD-Kanzler Olaf Scholz sieht sich mit der Beschleunigung der Energiewende in Deutschland einer gewaltigen Aufgabe gegenüber. Der Koalitionsvertrag und die ersten konkreten Maßnahmen der Regierung weisen aber in die richtige Richtung.
Ehrliche Eröffnungsbilanz
Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, hat in seiner Eröffnungsbilanz Klimaschutz wenig Zweifel daran gelassen, wie es in Deutschland um die Energiewende steht: nicht gut. Die ehrliche Eröffnungsbilanz ist zugleich die Schlussbilanz des scheidenden Ministers Peter Altmaier (CDU). Die Zahlen waren dramatisch. Der Zubau brach von durchschnittlichen 4.500 Megawatt (MW) zwischen 2014 und 2017 auf unter 1.000 MW im Jahr 2019 ein. Ein massiver Beschäftigungsabbau war die Folge, der die gesamte Wertschöpfungskette traf. Trotzdem fehlte ein aktiver Befreiungsschritt für die Windenergie.
Aus eigener Kraft erholt
In den vergangenen zwei Jahren gelang es der Branche, sich aus eigener Kraft aus dem Tal herauszuarbeiten. Der Zubau erholt sich, bleibt aber schwach. Im Jahr 2021 wurden fast 2.000 MW Leistung neu installiert. Realistische Schätzungen gehen von einem Zubau zwischen zweieinhalb und drei Gigawatt für das Jahr 2022 aus. Das wird nicht genug sein, um die Ziele im Klimaschutz zu erreichen. Umso wichtiger, dass die Bundesregierung nun deutlich unterstreicht, die Hemmnisse und Blockaden schnell beseitigen zu wollen. Klimaschutzminister Robert Habeck hat klar umrissen, wie es gelingen wird, bis zum Jahr 2030 80 Prozent des deutschen Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken: Der Zubau der Windenergie an Land muss deutlich und schnell steigen.
Dafür sollen zwei umfangreiche Gesetzespakete das Fundament legen. Kern des ersten Maßnahmenbündels, das so genannte Osterpaket, soll die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) bilden. Wichtigster Punkt im Hinblick auf die Beschleunigung wird sein, die erneuerbaren Energien als Gut des öffentlichen Interesses zu definieren. Damit werden Abwägungsprozesse bei Flächenausweisungen innerhalb von Genehmigungsverfahren oder bei gerichtlichen Überprüfungen klarer und mit einer Priorität für die Energiewende versehen. Klar ist auch, dass das EEG neue Ausschreibungsmengen definiert, die Bürgerenergie stärkt und die kommunale Beteiligung verbessert.
Flächenpotenziale entfesseln
Parallel sollen Blockaden durch die Deutsche Flugsicherung und militärisches Radar beendet werden. Allein militärische Belange blockieren aktuell mehr als 4.400 MW Windenergieleistung. Oft sogar in Flächen, die bereits für die Windenergienutzung ausgewiesen sind. Eine direkte und unbürokratische Abstimmung der beteiligten Ressorts könnte hier schnell Flächenpotenziale entfesseln und Projekte genehmigungsfähig machen.
Für das Sommerpaket wird ein Bündel komplexerer Maßnahmen erwartet. Insbesondere die im Koalitionsvertrag zugesagten zwei Prozent Landesfläche für die Windenergie an Land sollen hier umgesetzt werden. Für den Bundesverband WindEnergie steht dabei fest: Kein Bundesland soll sich aus der Verantwortung nehmen können. Insbesondere angesichts des deutlich ausgeprägten Nord-Süd-Gefälles ein überfälliger, regulativer Schritt. Der Verband hat in seinem Aktionsprogramm für die 20. Legislaturperiode bereits einen möglichen Weg aufgezeigt, wie diese Regelung rechtssicher erfolgen könnte.
Fragen des Artenschutzes
Ebenfalls im Sommerpaket sollen die Fragen des Artenschutzes geklärt werden. Während sich die Populationen der als besonders windsensibel eingestuften Arten stabil oder deutlich positiv entwickeln, wird der Artenschutz mehr und mehr von den Gegnern der Windenergie missbraucht. Hier sieht der Koalitionsvertrag unter anderem eine Standardisierung der Artenschutzbestimmungen sowie die Einführung von Signifikanzschwellen vor. Eine bundeseinheitliche Regelung wird ein unerlässlicher Beitrag sein, um den Natur- und Artenschutz mit dem Klimaschutz zu versöhnen.
Zusätzlich will die Bundesregierung im Planungs- und Genehmigungsrecht einen Durchbruch schaffen. Im Wahlkampf zog sich das Thema durch alle Parteien, Scholz forderte eine Verkürzung der Genehmigungsdauer für Windenergieanlagen auf sechs Monate. Angesichts der aktuellen durchschnittlichen Dauer von bis zu sechs Jahren wäre allerdings schon eine Halbierung dieser Zeit ein Gewinn.
Die Bundesregierung legt vor, der Bundesrat wird an vielen Stellen mitentscheiden können und Brüssel muss mindestens beim EEG zustimmen. Deshalb braucht es jetzt Tempo, um am 1. Januar 2023 mit einem erneuerten Rechtsrahmen durchstarten zu können. Der Leistungsträger Windenergie wird gebraucht, um Haushalten, Verkehr, Gewerbe und Handel, Unternehmen und Industrie den Weg zur Klimaneutralität zu erleichtern.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die neue Bundesregierung eine ehrliche Analyse der Problemfelder beim Ausbau der erneuerbaren Energien gestartet und wirkungsvolle Gegenmaßnahmen formuliert hat. Nun gilt es, Segel zu setzen und Kurs zu halten. Die Windenergiebranche steht bereit und wird die Bundesregierung hierbei unterstützen.
https://www.bee-ev.de
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe März/April 2022 von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Stadtwerke München: Zuschlag für Windpark in Eichstätt erhalten
[20.12.2024] Die Stadtwerke München haben jetzt den Zuschlag für den Bau eines neuen Windparks im Landkreis Eichstätt erhalten. Das Projekt umfasst sechs Windkraftanlagen bei Schernfeld und soll einen wichtigen Beitrag zur regionalen Energiewende leisten. mehr...
Rügen: Energie-Kommune dank Wasserstoff
[17.12.2024] Die Insel Rügen wurde im Dezember von der AEE als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet. Ein Grund dafür sind die Wasserstoffprojekte, die hier realisiert werden. mehr...
Bundesnetzagentur: Rekord bei Ausschreibung für Windenergieanlagen an Land
[16.12.2024] Die jüngste Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur für Windenergie an Land zum 1. November 2024 verzeichnete mit einer Gebotsmenge von über 6.000 Megawatt einen Rekord. mehr...
MVV: Vertrag zu Sekundärregelleistung abgeschlossen
[12.12.2024] MVV Trading hat erstmals Verträge zur Vermarktung von Sekundärregelleistung aus Onshore-Windparks abgeschlossen. Damit ermöglicht das Unternehmen Windparkbetreibern nicht nur eine neue Einnahmequelle, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Stromnetzes. mehr...
Kreis Steinfurt: Windparks erhalten Siegel
[11.12.2024] Im Kreis Steinfurt hat die Initiative energieland2050 erstmals drei Windparks mit dem Siegel „zertifizierter Bürgerwind“ ausgezeichnet. mehr...
Cuxhaven: Neue Liegeplätze für Offshore-Windenergie
[03.12.2024] Im Februar 2025 beginnen in Cuxhaven die Bauarbeiten für drei neue Liegeplätze am Offshore-Terminal. Das Projekt im Umfang von 300 Millionen Euro wird von Bund, Land und Wirtschaft gemeinsam finanziert. mehr...
Stadtwerke Amberg/VSB Deutschland: Gemeinsames Windenergieprojekt bei Köfering
[21.11.2024] Die Stadtwerke Amberg und VSB Deutschland haben jetzt den Startschuss für ein Windenergieprojekt südlich von Köfering nahe der A6 gegeben. mehr...
BWE: Ausschreibungen auf Rekordniveau
[05.11.2024] Der Ausbau der Windenergie an Land erreicht neue Höhen. Mit einem Ausschreibungsvolumen von über 4.000 Megawatt und einer robusten Genehmigungslage nähert sich Deutschland seinem Ziel von 10.000 Megawatt Windenergiezubau pro Jahr. mehr...
Rheinland-Pfalz: Neues Onlineportal für Windkraftausbau
[31.10.2024] Ab dem 1. November 2024 können interessierte Nutzer in Rheinland-Pfalz auf ein neues Flächenportal zugreifen, das den Ausbau der Windenergie im Land voranbringen soll. Das von Innenminister Michael Ebling und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) entwickelte Tool stellt umfangreiche Daten zu potenziellen Windkraftflächen bereit und ermöglicht eine detaillierte Planung. mehr...
Stadtwerke Tübingen: Neuer Solarpark in Bayern
[28.10.2024] Die Stadtwerke Tübingen beliefern die Universität und das Universitätsklinikum künftig direkt mit selbst erzeugtem Ökostrom aus ihrem neuen Solarpark in Bayern. Die langfristige Zusammenarbeit im Rahmen eines zehnjährigen Power-Purchase-Agreements soll die regionale Energiewende stärken und bei den beteiligten Partnern für Preisstabilität und Klimaschutz sorgen. mehr...
WindGISKI: Standorte für Windkraft mit KI identifizieren
[25.10.2024] Das Forschungsprojekt WindGISKI der Leibniz Universität Hannover hat erste Ergebnisse zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz in der Planung von Windenergieanlagen vorgestellt. Ziel des Projekts ist es, mithilfe eines KI-gestützten Geo-Informationssystems Standorte für Windkraft effizienter und konfliktfreier zu identifizieren. mehr...
Baden-Württemberg: Vorranggebiete für Windenergie in Planung
[17.10.2024] Der Ausbau der Windenergie geht in Baden-Württemberg nur langsam voran – beschleunigen soll ihn die Windenergieregionalplanung. Ende September 2025 soll die Planung abgeschlossen sein und dann die Vorranggebiete für Windkraft feststehen. mehr...
Rhein-Hunsrück-Kreis: Grüne Stromproduktion auf neuem Höchststand
[15.10.2024] Die erneuerbare Stromproduktion hat im Rhein-Hunsrück-Kreis im Jahr 2023 einen neuen Höchststand erreicht. Insbesondere bei der Windkraft konnte der Stromertrag durch Repowering deutlich gesteigert werden. mehr...
Stadtwerke Tübingen / Dußlingen: Pachtvertrag für Windpark unterzeichnet
[11.10.2024] Auf der Gemarkung Dußlingen sollen sich künftig Windräder drehen. Der Gestattung kommunaler Flächen für den interkommunalen Windpark hat die Gemeinde bereits im Mai zugestimmt. Nun wurde auch der Pachtvertrag mit den Stadtwerken Tübingen unterzeichnet. mehr...
Windenergie: Kommunen finanziell beteiligen
[07.10.2024] Das Erneuerbare-Energien-Gesetz beteiligt Kommunen seit dem Jahr 2023 an Windenergieprojekten. Dadurch werden die Vorteile der Energiewende vor Ort erfahrbar. Auch die Projektentwickler begrüßen die neue Möglichkeit der finanziellen Beteiligung und wenden sie konsequent an. mehr...