Donnerstag, 26. Dezember 2024

EnergieleitplanungBruchsal ist ein Klimapionier

[02.08.2021] Die baden-württembergische Stadt Bruchsal hat einen Energieleitplan für das gesamte Stadtgebiet erarbeitet. Gemeinderat, Stadtverwaltung und Stadtwerke ziehen dabei mit den Bürgern an einem Strang. Unterstützung kommt auch von der Landesenergieagentur.
KEA-BW

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(Bildquelle: Bei der Energie- und Wärmeplanung ist Bruchsal vielen Kommunen voraus.)

Bruchsal ist einer der Vorreiter beim Thema Energieleitplanung. Die baden-württembergische Stadt ist auf dem besten Weg, die von der Politik gesteckten Klimaziele zu erreichen. Unterstützung kommt dabei von der Klimaschutz- und Energieagentur des Landes (KEA-BW). „Angefangen hat alles mit dem Maßnahmenprogramm zum European Energy Award (eea) vor drei Jahren“, erinnert sich Renate Korin von der Umweltstelle der Stadt Bruchsal. Gemeinsam mit einer Kollegin ist sie für die Umsetzung des erarbeiteten Energieleitplans verantwortlich. Als europaweiter Qualitätsmanagement-Prozess zertifiziert der eea die Nachhaltigkeit der Energie- und Klimaschutzpolitik von Kommunen. „Wir wollten nicht nur einzelne Maßnahmen in Angriff nehmen, sondern gleich ein umfassendes Planungsinstrument für alle relevanten Energiethemen und in größerem Maßstab denken“, sagt Korin. Denn die Verabschiedung von Klimaschutzzielen sei stets nur der Anfang. Danach gelte es, den Weg zu definieren, kommunale Handlungsspielräume zu erkennen, zu gestalten und systematisch zu beschreiten.
Die Stadt Bruchsal entschied sich deshalb, das Thema ganzheitlich anzupacken: Auf Basis eines Fachgutachtens erarbeitete sie einen Energieleitplan für das gesamte Stadtgebiet. Dieser betrachtet die energierelevanten Sektoren Strom, Wärme und Verkehr und zeigt Potenziale für erneuerbare Energien auf. Daraus wurden umfangreiche Handlungsansätze und priorisierte Maßnahmen abgeleitet, die es umzusetzen gilt. „Wärme aus erneuerbaren Energien kann nur regional erzeugt werden, weshalb der Einfluss von Kommunen hier besonders groß ist“, erläutert Korin. „Ein wichtiger Baustein sind Wärme­netze, die über zentrale Erzeugungsanlagen besonders effizient und wirtschaftlich arbeiten. Bei klima­neutraler Wärmeversorgung ist es essenziell, das Thema Strom mitzudenken. Aus diesen Überlegungen heraus war es für uns wichtig, ein umfassendes Konzept zu erarbeiten, das auch die Wechselwirkungen und möglichen Symbiosen zwischen den Sektoren berücksichtigt.“

Alle am runden Tisch

Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (parteilos) unterstützte von Anfang an die Idee des Energieleitplans und legte Wert darauf, dass alle relevanten Akteure eingebunden wurden. Gemeinde­rat, Stadtverwaltung und Stadtwerke ziehen heute gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern an einem Strang. Bei Renate Korin und einer Kollegin laufen die Fäden zusammen. Gemeinsam behalten sie alle Aspekte im Blick, koordinieren die Maßnahmen und stehen den Beteiligten als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung. „Zu zweit ist das ideal. Wir stimmen uns auf kurzen Wegen ab und fungieren jeweils als Sparringspartnerin für die andere“, so Korin.
Auch Armin Baumgärtner, Geschäftsführer der Stadtwerke Bruchsal, betont ausdrücklich die notwendige Vernetzung und Bündelung der Kräfte. Als wichtiger Partner vor Ort waren die Stadtwerke von Anfang an erheblich an der Entwicklung von Aufgaben, der Maßnahmenformulierung und Planung beteiligt. „Vernetzung und offene Gespräche sind essenziell. Wenn wir wirklich etwas bewegen wollen, müssen wir noch größer denken. So haben wir aktiv die Zusammenarbeit mit anderen Stadtwerken, Energieanbietern und -agenturen gesucht, um Erfahrungen austauschen zu können“, sagt Baumgärtner.
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass etwa die Hälfte aller CO2-Emissionen einer Kommune im Wärmesektor entstehen. Neben einer nachhaltigen Mobilität ist darum der Bereich Wärme ein zentrales Thema im ganzheitlichen Bruchsaler Energieleitplan. Mit ihrem Kompetenzzentrum Wärmewende berät und begleitet die KEA-BW Kommunen wie Bruchsal und erleichtert so den ersten Schritt in die Wärmeplanung. Die Expertinnen und Experten für Wärmenetze, Objektversorgung und Energiedienstleistungen der KEA-BW unterstützen bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmenpaketen. Zudem beraten sie zu den zahlreichen Fördermöglichkeiten, welche Kommunen von Bund und Land in Anspruch nehmen können und beantworten Kosten- sowie Finanzierungsfragen. Der Bruchsaler Energieleitplan ist ein vorbildliches Beispiel dafür, wie die individuelle Situation vor Ort berücksichtigt und ein effizienter Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung gestaltet werden kann. Zudem gibt er der Kommune Planungssicherheit für die kommenden Jahrzehnte.

Für die Zukunft geplant

Die nicht nur in Bruchsal gesammelten Erfahrungswerte sind in den Handlungsleitfaden Kommunale Wärmeplanung eingeflossen, den das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg herausgegeben hat. In vier praktischen Schritten erläutert der Leitfaden praxisnah, methodenbezogen und maßnahmenorientiert, wie Kommunen hier aktiv werden können und sollten.
In puncto Energie- und Wärmeplanung ist Bruchsal heute vielen Kommunen voraus. Dennoch betonen sowohl Armin Baumgärtner als auch Renate Korin, dass dies erst der Anfang ist. „Wir haben gerade den ersten Schritt hin zur Wärmewende gemacht. Wie groß uns dieser auch erscheinen mag, es werden viele weitere folgen müssen“, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer. „Wir legen heute den Grundstein für unsere Zukunft in 20 oder 30 Jahren. Unser Augenmerk darf darum nicht nur darauf liegen, was wir unmittelbar umsetzen, sondern vor allem darauf, welche Welt wir unseren Kindern und Kindeskindern hinterlassen wollen.“

Dr. Max Peters

Der Autor, Dr. Max PetersDr. Max Peters ist Leiter des Kompetenzzentrums Wärmewende der KEA Klimaschutz- und Energie­agentur Baden-Württemberg (KEA-BW). Er berät mit seinem Team Städte, Gemeinden und Kreise rund um das Thema kommunale Energie- und Wärmeplanung.

Stichwörter: Klimaschutz, Bruchsal, KEA-BW


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