Donnerstag, 21. November 2024

Fachhochschule WestküsteBlaupause für regenerative Versorgung

[24.01.2019] Eine sichere Versorgung von Gebäuden und Quartieren aus erneuerbaren Quellen stellt eine Herausforderung dar. Wie diese gemeistert werden kann, zeigt die Fachhochschule Westküste in Schleswig-Holstein.

Wie eine vollständige Versorgung mit Strom aus lokalen, erneuerbaren Energiequellen möglich ist, wird an der Fachhochschule Westküste (FHW) in der schleswig-holsteinischen Stadt Heide praxisnah an einem energetisch nahezu autarken Lehr- und Ausstellungsgebäude erprobt. Mit den Studiengängen Umweltgerechte Gebäudesystemtechnik und Green Energy sowie dem Projekt Quarree100 will die FHW auf diesem Weg die Energiewende in Deutschland maßgeblich mitgestalten.

Umfassendes Energiekonzept

Das einstöckige Lehr- und Ausstellungsgebäude der FHW mit einer Nutzfläche von 186 Quadratmetern profitiert vom windreichen Standort in Heide: Neben einer Photovoltaikanlage mit einer Leistung von zehn Kilowatt peak (kWp) gehört ein Kleinwindrad mit ebenfalls zehn Kilowatt (kW) Leistung zum Energiepark der FHW. Der Strom wird in insgesamt drei Batterien mit acht Kilowattstunden (kWh) Kapazität und 3,3 kW Leistung gespeichert. Über eine Erdsonden-gekoppelte Wärmepumpe wird das Gebäude mit Wärme versorgt. Im Sommer wird überwiegend passiv Kühlleistung bereitgestellt und das Erdreich über ein zusätzliches U-Rohr regeneriert. Ein oberirdischer Wärmespeicher mit einem Fassungsvermögen von 750 Litern und ein Kälte-Pufferspeicher übernehmen den Lastausgleich und bieten Last-Management-Potenzial. Liegt die Außenlufttemperatur im Heizfall über der Erdreichtemperatur, wird eine Luftwärmepumpe genutzt. Insgesamt wird hierdurch eine bessere Balance zwischen Wärmeentnahme und -rückführung ins Erdreich erzielt und eine Auskühlung verhindert.

Energiepark produziert jährlich rund 20 MWh Strom

Der Wärmebedarf der FHW liegt insgesamt bei etwa 18 Megawattstunden pro Jahr (MWh/a), woraus ein Strombedarf von etwa 9,5 MWh/a resultiert. Zusammen mit Beleuchtung und Lüftung sowie Arbeitsmitteln wie Rechner und Beamer ergibt sich ein Strombedarf von etwa 15 MWh/a. Der Energiepark produziert jährlich rund 20 MWh Strom. In der Jahresbilanz wäre also ein großer Stromüberschuss zu verzeichnen, dennoch fehlt im Winter Strom, der trotz 24 Kilowattstunden Akkukapazität zugekauft werden müsste. Die FHW plant daher die Installation eines Wasserstoffspeichers, der etwa eine Megawattstunde an Strom erzeugt. Im Sommer wird dieser mit überschüssigem Strom geladen und im Winter entladen, wobei die entstehende Wärme genutzt wird. Das Gebäude stellt somit eine Blaupause für die regenerative Versorgung größerer Quartiere oder Liegenschaften dar.

Windgas wirtschaftlich machen

Die Wasserstofftechnologie oder andere Möglichkeiten zur stofflichen Speicherung von Energie über lange Zeiträume bieten schon jetzt genug Potenzial, die zukünftigen Speicherbedarfe im erneuerbaren Energiesystem für die Überbrückung des Winters zu decken. Problematisch ist einzig und allein die energierechtliche Situation, die so genanntes Windgas durch Steuern und Abgaben unwirtschaftlich macht. Hier muss die Politik in Zukunft aktiv werden.
Zudem stagnieren seit dem Jahr 2015 trotz anhaltendem Wirtschaftswachstum die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen. Bis 2020 muss hier ein deutlich sinkender Trend eingeleitet werden, um den Treibhauseffekt zu bremsen.

Fachkonferenz in Lübeck

Wie Nichtwohngebäude möglichst CO2-neutral geplant, errichtet und energiereduziert betrieben werden können, zeigt eine Vielzahl an Projekten, die auf der Fachkonferenz Effiziente Gebäude am 11. Dezember 2018 in Lübeck vorgestellt werden. Neben fachlichen Einzelheiten zum Energiekonzept der FHW bietet das Konferenzprogramm Input zu den Themen Ressourceneffizienz, Holzbau, innovative Gebäudetechnik sowie kommunale Klimaschutzstrategien.

Professor Gunther Gehlert ist Leiter des Studiengangs Umweltgerechte Gebäudesystemtechnik an der Fachhochschule Westküste (FHW); Oliver Opel ist Professor für energetische Optimierung von Gebäuden an der FHW.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Energiespeicher

Iqony: Batteriespeicher für Bahn

[15.11.2024] Ab 2026 wird die Deutsche Bahn den Iqony-Batteriespeicher „Steady Green Energy“ in Duisburg-Walsum nutzen, um ihr Ökostromportfolio zu flexibilisieren. Der 200-Megawattstunden-Speicher wird von Fluence, einem Joint Venture von Siemens und AES, gebaut. mehr...

Einer der größten Batteriespeicher Deutschlands wurde am 8. November in Arzberg eingeweiht Der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder sowie weiteren Gästen aus Politik und Wirtschaft bei der Einweihung. Foto: C. Fröhlich

Landkreis Wunsiedel: Mega-Batteriespeicher startet

[11.11.2024] Im Landkreis Wunsiedel wurde einer der größten Batteriespeicher Deutschlands eingeweiht. Es ist ein weiteres Projekt des WUNsiedler Wegs Energie. mehr...

Luftansicht eines Solarparks mit Batteriespeicher

ABO Energy: Zuschlag für Hybridprojekt

[18.10.2024] Das Unternehmen ABO Energy hat von der Bundesnetzagentur den Zuschlag für ein Hybridprojekt im baden-württembergischen Großrinderfeld erhalten, das eine Freiflächen-Photovoltaikanlage mit einem Batteriespeicher kombiniert. mehr...

Grafik zum Speicherpotenzial bidirektional-fähiger E-Autos

E.ON: Speicherpotenzial von E-Autos nutzen

[15.10.2024] Eine Schwarmbatterie aus Elektroautos, die vorbereitet sind für das bidirektionale Laden, könnte rechnerisch die Stromproduktion von mehreren Gaskraftwerken ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Potenzialanalyse von E.ON Deutschland. mehr...

Zehn Jahre Batteriekraftwerk: Jubiläumsveranstaltung in Schwerin.

WEMAG: Pionier bei Batteriespeichern

[18.07.2024] Vor zehn Jahren hat die WEMAG ein Batteriekraftwerk in Betrieb genommen. Jetzt feierte der Schweriner Energieversorger das Jubiläum der Anlage. mehr...

Speichertechnologien ermöglichen Energieeffizienz
bericht

Energiespeicherung: Die Rolle von Großspeichern

[15.07.2024] So vielschichtig das Energiesystem ist, so vielschichtig sind auch die Speichertechnologien, die für die Energiewende benötigt werden. Sie ermöglichen Energieeffizienz, Versorgungssicherheit und Flexibilität auf allen Ebenen. Ein Überblick. mehr...

Ein Batteriespeicherkraftwerk mit einer Leistung von 30 Megawatt will das Wormser Unternehmen EWE bauen.

EWR: Batteriespeicher für Worms

[04.07.2024] Ein Batteriespeicherkraftwerk mit einer Leistung von 30 Megawatt will das Wormser Unternehmen EWR bauen und betreiben. Die Batteriemodule kommen von Tesvolt. mehr...

Blick in einen geöffneten Batteriespeicher-Container am Standort Schwabmünchen (Bayern

VERBUND: Großspeicher für Bayern und Hessen

[13.06.2024] Drei weitere VERBUND-Batteriegroßspeicher wurden in Bayern und Hessen in Betrieb genommen. mehr...

Blick von oben auf den Flensburger Wärmespeicher.

Stadtwerke Flensburg: Zweiter Speicher mit Elektrodenkessel

[07.06.2024] Die Stadtwerke Flensburg haben jetzt den zweiten Wärmespeicher und den zweiten Elektrodenkessel in Betrieb genommen. mehr...

Die Unternehmen Uniper und NGEN haben eine Partnerschaft zum Bau eines Batteriespeichers am Kraftwerksstandort Heyden in Nordrhein-Westfalen vereinbart.

Uniper: Batteriespeicher am Kraftwerk Heyden

[29.05.2024] Der Energiekonzern Uniper plant am Kraftwerksstandort Heyden in Petershagen den Bau eines Batteriespeichers mit einer Kapazität von 100 Megawattstunden. Das Projekt wird gemeinsam mit dem Speicherspezialisten NGEN umgesetzt. mehr...

In Münster hat die Deutsche Telekom jetzt zwei Batteriegroßspeicher in Betrieb genommen.

Deutsche Telekom: Batteriegroßspeicher in Betrieb

[07.05.2024] Im Münster hat die Deutsche Telekom jetzt mit seiner Tochtergesellschaft PASM die ersten Batteriegroßspeicher für die Integration erneuerbarer Energien in Betrieb genommen. mehr...

Die Optimierungssoftware von Kisters unterstützt Betreiber von Solar- und Windparks bei der Auswahl der richtigen Batterie und deren Einsatz.

Kisters: Batteriespeicher optimal vermarkten

[20.03.2024] Zusätzliche Erlöse durch die Optimierung von Batteriespeichern an Erzeugungsparks und Energiesystemen jeder Größe sind mit der Kisters-Optimierungssoftware möglich. mehr...

Trianel-Solarpark: Mit Batteriespeichern kann die zeitliche Verschiebung zwischen Erzeugung und Verbrauch gesteuert werden.
bericht

Hybridkraftwerke: Die kommunale Kraft der Energiewende

[28.02.2024] Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien gewinnen Speicherkapazitäten und Flexibilitätsoptionen an Bedeutung. Trianel stellt sich dieser Herausforderung mit Hybridkraftwerken und dem Bau eigener Umspannwerke. mehr...

Der neue Fernwärmespeicher an der Gewerkenstraße in Gelsenkirchen-Schalke wird ein Fassungsvermögen von rund 31 Millionen Liter Wasser und eine Wärmekapazität von 1.050 MWh haben.

Iqony: Wärmewende für Schalke

[19.01.2024] In Gelsenkirchen entsteht ein Fernwärmespeicher, der das lokale Fernwärmenetz etwa ein Wochenende lang versorgen kann. Gebaut wird er von Iqony. mehr...

Batteriespeicher (links) werden in Stade durch die Kommune gefördert. Dafür stehen 7.000 Euro zur Verfügung.

Stade: 70.000 Euro für Batteriespeicher

[18.01.2024] Die Hansestadt Stade fördert seit Jahresbeginn den Einbau von Batteriespeichern für Photovoltaikanlagen. Insgesamt stehen 70.000 Euro zur Verfügung. mehr...