Sonntag, 19. Oktober 2025

Fachhochschule WestküsteBlaupause für regenerative Versorgung

[24.01.2019] Eine sichere Versorgung von Gebäuden und Quartieren aus erneuerbaren Quellen stellt eine Herausforderung dar. Wie diese gemeistert werden kann, zeigt die Fachhochschule Westküste in Schleswig-Holstein.

Wie eine vollständige Versorgung mit Strom aus lokalen, erneuerbaren Energiequellen möglich ist, wird an der Fachhochschule Westküste (FHW) in der schleswig-holsteinischen Stadt Heide praxisnah an einem energetisch nahezu autarken Lehr- und Ausstellungsgebäude erprobt. Mit den Studiengängen Umweltgerechte Gebäudesystemtechnik und Green Energy sowie dem Projekt Quarree100 will die FHW auf diesem Weg die Energiewende in Deutschland maßgeblich mitgestalten.

Umfassendes Energiekonzept

Das einstöckige Lehr- und Ausstellungsgebäude der FHW mit einer Nutzfläche von 186 Quadratmetern profitiert vom windreichen Standort in Heide: Neben einer Photovoltaikanlage mit einer Leistung von zehn Kilowatt peak (kWp) gehört ein Kleinwindrad mit ebenfalls zehn Kilowatt (kW) Leistung zum Energiepark der FHW. Der Strom wird in insgesamt drei Batterien mit acht Kilowattstunden (kWh) Kapazität und 3,3 kW Leistung gespeichert. Über eine Erdsonden-gekoppelte Wärmepumpe wird das Gebäude mit Wärme versorgt. Im Sommer wird überwiegend passiv Kühlleistung bereitgestellt und das Erdreich über ein zusätzliches U-Rohr regeneriert. Ein oberirdischer Wärmespeicher mit einem Fassungsvermögen von 750 Litern und ein Kälte-Pufferspeicher übernehmen den Lastausgleich und bieten Last-Management-Potenzial. Liegt die Außenlufttemperatur im Heizfall über der Erdreichtemperatur, wird eine Luftwärmepumpe genutzt. Insgesamt wird hierdurch eine bessere Balance zwischen Wärmeentnahme und -rückführung ins Erdreich erzielt und eine Auskühlung verhindert.

Energiepark produziert jährlich rund 20 MWh Strom

Der Wärmebedarf der FHW liegt insgesamt bei etwa 18 Megawattstunden pro Jahr (MWh/a), woraus ein Strombedarf von etwa 9,5 MWh/a resultiert. Zusammen mit Beleuchtung und Lüftung sowie Arbeitsmitteln wie Rechner und Beamer ergibt sich ein Strombedarf von etwa 15 MWh/a. Der Energiepark produziert jährlich rund 20 MWh Strom. In der Jahresbilanz wäre also ein großer Stromüberschuss zu verzeichnen, dennoch fehlt im Winter Strom, der trotz 24 Kilowattstunden Akkukapazität zugekauft werden müsste. Die FHW plant daher die Installation eines Wasserstoffspeichers, der etwa eine Megawattstunde an Strom erzeugt. Im Sommer wird dieser mit überschüssigem Strom geladen und im Winter entladen, wobei die entstehende Wärme genutzt wird. Das Gebäude stellt somit eine Blaupause für die regenerative Versorgung größerer Quartiere oder Liegenschaften dar.

Windgas wirtschaftlich machen

Die Wasserstofftechnologie oder andere Möglichkeiten zur stofflichen Speicherung von Energie über lange Zeiträume bieten schon jetzt genug Potenzial, die zukünftigen Speicherbedarfe im erneuerbaren Energiesystem für die Überbrückung des Winters zu decken. Problematisch ist einzig und allein die energierechtliche Situation, die so genanntes Windgas durch Steuern und Abgaben unwirtschaftlich macht. Hier muss die Politik in Zukunft aktiv werden.
Zudem stagnieren seit dem Jahr 2015 trotz anhaltendem Wirtschaftswachstum die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen. Bis 2020 muss hier ein deutlich sinkender Trend eingeleitet werden, um den Treibhauseffekt zu bremsen.

Fachkonferenz in Lübeck

Wie Nichtwohngebäude möglichst CO2-neutral geplant, errichtet und energiereduziert betrieben werden können, zeigt eine Vielzahl an Projekten, die auf der Fachkonferenz Effiziente Gebäude am 11. Dezember 2018 in Lübeck vorgestellt werden. Neben fachlichen Einzelheiten zum Energiekonzept der FHW bietet das Konferenzprogramm Input zu den Themen Ressourceneffizienz, Holzbau, innovative Gebäudetechnik sowie kommunale Klimaschutzstrategien.

Professor Gunther Gehlert ist Leiter des Studiengangs Umweltgerechte Gebäudesystemtechnik an der Fachhochschule Westküste (FHW); Oliver Opel ist Professor für energetische Optimierung von Gebäuden an der FHW.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Energiespeicher

Föhren: Großbatteriespeicher eingeweiht

[17.10.2025] In Föhren bei Trier ist einer der ersten Großbatteriespeicher im europäischen Verteilnetz offiziell in Betrieb gegangen. Das System soll zeigen, wie Speicher und Wechselrichter künftig zur Netzstabilität beitragen und die Energiewende technisch absichern können. mehr...

Positionspapier: Speicher besser einbinden

[16.10.2025] Der Bundesverband Windenergie und der Bundesverband Energiespeicher Systeme wollen, dass der kombinierte Ausbau von Erneuerbaren und Speichern gezielt gefördert wird. Das soll Kosten senken, Versorgung sichern und Bürokratie abbauen. mehr...

Hertener Stadtwerke: Zechengelände erhält Großbatteriespeicher

[15.10.2025] Die Hertener Stadtwerke errichten auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Ewald einen Batteriegroßspeicher mit einer Kapazität von über 20 Megawattstunden. Die Anlage soll ab Februar 2027 Strom ins Netz einspeisen und so zur Stabilisierung der regionalen Energieversorgung beitragen. mehr...

Stadtwerke Villingen-Schwenningen: Zwei Großbatteriespeicher geplant

[14.10.2025] Die Stadtwerke Villingen-Schwenningen wollen zwei Großbatteriespeicher errichten, um Strom aus erneuerbaren Energien flexibler nutzen zu können. Die Anlagen sollen die Versorgungssicherheit stärken und die Stadt ihrem Ziel der Klimaneutralität näherbringen. mehr...

Münster: Baustart von Batteriezellfabrik

[07.10.2025] In Münster hat der Bau der großangelegten Batteriezellfabrik der Fraunhofer-Gesellschaft begonnen. Bis Ende 2027 soll auf 20.000 Quadratmetern im Hansa-Business-Park eine Forschungs- und Produktionsanlage entstehen, die Maßstäbe in der Batteriezellenfertigung setzen soll. mehr...

Reußenköge: Großspeicher für Windstrom

[24.09.2025] In Reußenköge in Schleswig-Holstein entsteht ein Großbatteriespeicher, der Windstrom speichert und ins Netz einspeist. Das Projekt der Unternehmen Dirkshof und be.storaged, einer Tochter des Energiekonzerns EWE, soll die Versorgung stabiler machen. mehr...

Stadtwerke Erfurt: Power-to-Heat-Anlage am Netz

[18.09.2025] In Erfurt ist eine neue Power-to-Heat-Anlage ans Netz gegangen. Das Projekt wurde gemeinsam von den Stadtwerken Erfurt und dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz umgesetzt. Die Technik soll Stromüberschüsse aus erneuerbaren Energien in Wärme umwandeln und ins Fernwärmenetz einspeisen. In das Projekt wurden rund acht Millionen Euro investiert. mehr...

Stadtwerke Kempen: Spatenstich für Großstromspeicher erfolgt

[10.09.2025] Die Stadtwerke Kempen haben mit einem Spatenstich den Bau eines Großstromspeichers gestartet. Das Projekt soll die Versorgungssicherheit erhöhen und die Energiewende vor Ort voranbringen. mehr...

Wernigerode: Brauerei setzt auf Batteriespeicher

[05.09.2025] Die Hasseröder Brauerei in Wernigerode setzt seit einem Jahr auf einen Batteriespeicher mit 1,5 Megawattstunden Kapazität. Energieminister Armin Willingmann informierte sich nun vor Ort über das Projekt, das Energiekosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit stärken soll. mehr...

Reisgang: Intilion liefert Batteriespeicher für Umspannwerk

[27.08.2025] In Reisgang entsteht ein Großbatteriespeicher, der Netzstabilität und Versorgungssicherheit in der Region stärken soll. Auftraggeber ist Bayernwerk Natur, Lieferant Intilion. mehr...

JUWI: Leistungsspektrum um Batteriespeicher erweitert

[25.08.2025] JUWI bietet ab sofort auch die Betriebsführung von Batteriespeichern an. Damit erweitert das Unternehmen sein herstellerunabhängiges Service-Portfolio in einem wachsenden Markt. mehr...

Waltershausen: Positive Bilanz zu Batteriespeicher

[11.08.2025] Der Batteriespeicher in Waltershausen bestätigt nach fünf Monaten Dauerbetrieb die technologische Ausrichtung von Tauber Energy. Die Anlage gilt als stabil, marktfähig und als Schlüsselprojekt für kommende Speicherstandorte. mehr...

bericht

Quartierskonzepte: Krisensichere Energieversorgung

[04.08.2025] Die Kombination aus BHKW, Photovoltaikanlage und einem Batteriespeicher mit Notstromfunktion gewährleistet in der Gemeinde Wackersdorf die Versorgungssicherheit sowohl im Alltag als auch im Krisenfall. mehr...

Stadtwerke Münster: Im Verbund mit Verbund

[07.07.2025] Die Stadtwerke Münster und das Energieunternehmen Verbund bündeln ihre Kräfte für ein gemeinsames Projekt: In Münster soll ein großer Batteriespeicher entstehen. Baubeginn ist für 2026 geplant. Die Anlage soll helfen, Strom aus Wind und Sonne besser zu nutzen. mehr...

Trianel: Großbatterie soll Netz stabilisieren

[30.06.2025] Trianel plant mit Luxcara und BKW einen Batteriespeicher in Waltrop. In der ersten Ausbaustufe soll das System 900 Megawatt leisten. Ziel ist es, mehr Flexibilität ins Stromnetz zu bringen und Schwankungen bei erneuerbaren Energien auszugleichen. mehr...