BDEWBegrenzte Alternativen zu Putins Gas
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat eine Analyse zur Frage vorgelegt, wie viel Erdgas kurzfristig, also bei einem unmittelbaren Ausfall aller Erdgaslieferungen aus Russland, in den Bereichen Wärme, Stromerzeugung, Industrie und Verkehr in Deutschland durch den Einsatz anderer Energieträger oder durch Einsparungen ersetzt werden könnte. Nach Angaben des BDEW liegt der Anteil russischen Erdgases an allen Erdgaseinfuhren nach Deutschland in den Monaten Januar bis März 2022 bei schätzungsweise 40 Prozent. Bliebe es bei diesem Anteil, könnte laut der Analyse etwa die Hälfte der russischen Gaslieferungen nach Deutschland kurzfristig ersetzt oder eingespart werden.
Kurzfristige Substitutions- und Reduktionspotenziale seien bei Haushalten, in der Industrie und bei Gewerbe, bei Handel und Dienstleistungen (GHD) vorhanden, aber begrenzt: Bezogen auf den gesamten jeweiligen Gasbedarf liegen diese Potenziale im Bereich der Haushalte bei 15 Prozent, in GHD-Bereich bei 10 Prozent und in der Industrie bei 8 Prozent. Mittel- bis langfristig seien beispielsweise durch Umrüstungen, Energieträgerwechsel oder Effizienzmaßnahmen weitere Potenziale erschließbar.
Im Bereich der Stromerzeugung betrage das kurzfristige Substitutions- und Reduktionspotenzial 36 Prozent des Erdgasverbrauchs der Kraftwerke der öffentlichen Versorgung und in der Industrie. Auf den Einsatz von Gaskraftwerken könne nicht vollständig verzichtet werden, da sonst die Wärmeversorgung von Haushalten und Betrieben gefährdet wäre.
Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, erklärt: „Wir können den Import russischen Erdgases Stand heute nur zum Teil ersetzen. Alternativen wie Flüssigerdgas können helfen, fehlende Mengen auszugleichen. Eine Ausweitung der inländischen Förderung ist begrenzt oder unsicher. Auch Optionen wie Biogas stehen insbesondere kurzfristig nur begrenzt zur Verfügung.“ Die Energiewirtschaft arbeite mit Hochdruck daran, kurzfristig Energiemengen aus Russland zu substituieren und mittel- bis langfristig unabhängig von fossilen Rohstoffen zu werden. Der Aufbau von zwei LNG-Terminals, die Erhöhung der Importmenge aus anderen Ländern und eine nachhaltige Sicherung der Füllstände in den Gasspeichern seien unabdingbar.
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