Landkreis EmslandBasis für kommunale Wärmeplanung
Der niedersächsische Landkreis Emsland hat den Wärmebedarf der Gebäude des gesamten Landkreisgebiets ermittelt und mit den verfügbaren Wärmequellen wie zum Beispiel Geothermie oder industrieller Abwärme in einem Wärmekataster zusammengefasst. Wie die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen mitteilt, hat der Landkreis diese digitalen Daten nun den kreisangehörigen Städten zur Verfügung gestellt. Auf dieser Grundlage können sie ihre zukünftige Wärmeversorgung planen und konkrete Umsetzungsschritte einleiten. Zur Erleichterung der Planung und Umsetzung fördere der Landkreis außerdem Machbarkeitsstudien zur Wärmeversorgung mit 90 Prozent der Kosten. Für interessierte Bürgerinnen und Bürger stehe ein kostenfreies Solardachkataster und ein geothermisches Kataster zur Verfügung.
„Die Energiewende erfordert neben dem Umbau der Stromversorgung nun vor allem einen Umbau der Wärmeversorgung und eine deutliche Verringerung des Wärmeverbrauchs“, sagt Lothar Nolte, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen. Er ergänzt: „Für den Umbau der Wärmeversorgung werden wir Jahrzehnte benötigen, das geht nicht von heute auf morgen. Wir haben es hier mit sehr langen Planungszeiten und Investitionszyklen zu tun. Deswegen begrüßen wir die Initiative des Landkreises Emsland, diese Aufgabe jetzt systematisch anzugehen und seinen Mitgliedskommunen diese langfristige Planung zu ermöglichen.“
Spitzenreiter in Niedersachsen
Laut der Klimaschutz- und Energieagentur ist das Wärmekataster Teil eines Klimaschutzteilkonzepts zur Wärmenutzung für den Landkreis Emsland. In die Wege geleitet habe das Projekt der Umweltdezernent des Landkreises Dirk Kopmeyer: „Nach aktuellen Zielen der Bundesregierung will Deutschland bis spätestens 2045 Treibhausgasneutralität erreicht haben. Unser Klimaschutzteilkonzept zur Wärmenutzung zeigt auf, wie wir das im Gebäudebereich erreichen können. Das Wärmekataster bildet die Grundlage für die weitere Umsetzung. Bei der Produktion regenerativen Stroms ist das Emsland bereits Spitzenreiter in Niedersachsen. Jetzt gehen wir im nächsten Schritt die Wärmeversorgung an.“ Zeitgleich mit den Landkreisen Friesland und Wittmund, so die Klimaschutz- und Energieagentur, hat das Emsland bereits 2018 ein Klimaschutzteilkonzept zur Wärmeplanung im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums auf den Weg gebracht. Zusätzliche Förderung habe das Land Niedersachsen zur Verfügung gestellt.
Bevor in den planerischen Prozess zum Umbau der Wärmeversorgung eingestiegen werden könne, müsse zunächst eine Bestandsaufnahme der aktuellen Wärmeversorgung in den Kommunen gemacht werden. Im Rahmen des Konzeptes für das Emsland sei daher analysiert worden, wie hoch der Wärmebedarf der Gebäude ist und wie er derzeit gedeckt wird. Anhand des aktuellen Wärmebedarfs seien in einem weiteren Schritt Standorte identifiziert worden, die sich besonders für den Aufbau eines effizienten Wärmenetzes eigenen. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Erfassung von Wärmequellen gewesen, die für die Beheizung der Gebäude genutzt werden können: Das seien zum Beispiel industrielle Abwärme, aber auch die Potenziale zur Nutzung von Solarenergie, Geothermie und Umweltwärme für den Betrieb von Wärmepumpen. Die Daten simulieren ebenfalls den geringeren Wärmebedarf bei fortschreitender energetischer Sanierung der Gebäude im Landkreis. Jede Kommune erhalte damit einen Überblick über die aktuelle Wärmeversorgung und welche Potenziale es zu heben gelte. Diese Daten stehen den Kommunen als Geodaten zur Verfügung und können als Planungsgrundlage für eine klimaschonende Wärmeversorgung genutzt werden.
Grundlage für weitere Planungen
In der Stadt Lingen solle das Wärmekataster als Grundlage für weitere Planungen genutzt werden. Dazu Klimaschutz-Manager Sebastian Siemen: „Die Wärmeversorgung ist beim Klimaschutz eine der komplexen Baustellen und rückt auch im Lingener Stadtgebiet immer in den Fokus. So wird beispielsweise für aktuelle Bauleitplanungen von Neubaugebieten fest mit Nahwärmenetzen geplant. Um die Energieversorger bei der Realisierung dieser Projekte, insbesondere aber auch in der Projektierung zu unterstützen, ist es wichtig, auf ein geeignetes Tool zurückgreifen zu können. Dabei hilft das Wärmekataster des Landkreises Emsland: Es identifiziert Wärmesenken und Wärmequellen. Bei der Wärmenutzungsplanung entwickelt es zudem nachhaltige und wirtschaftliche Versorgungskonzepte.“
Um die Potenzialanalyse und Handlungsempfehlungen vom Modell in die Praxis zu führen, so berichtet die Klimaschutz- und Energieagentur, hat der Landkreis Emsland ein Förderprogramm beschlossen, das die Städte und Gemeinden für ihre Planung vor Ort in Anspruch nehmen können. Die Klimaschutz- und Energieagentur plant zum Thema der kommunalen Wärmeplanung Anfang September eine Veranstaltung, bei der Interessierte mehr über die Erfahrungen und Ausblicke im Landkreis Emsland erfahren können.
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