InterviewAusdauer ist gefragt
Herr Bögelein, im thüringischen Mohlis baut die juwi-Gruppe derzeit ihr tausendstes Windrad. Was waren die größten Herausforderungen in der Planungsphase?
Bei diesem Projekt war es nicht zuletzt der sieben Kilometer entfernte Bundeswehrstandort in Gleina, der uns gefordert hat. Die dortige Radaranlage hat uns viel Kopfzerbrechen bereitet. Als Träger öffentlicher Belange hatte die Bundeswehr Vetorecht bei den Planungen.
Wie konnten Sie das Projekt dennoch retten?
Wir konnten in Zusammenarbeit mit dem Flug- und Rüstungskonzern EADS als Gutachter nachweisen, dass die Radaranlage durch unsere vier Anlagen nicht gestört wird. Das war extrem aufwendig. Der Anlagentyp wurde deshalb so gewählt, dass Turm und Gondel besonders schlank sind und wenig Störpotenzial bieten. Vor allem aber wurden die Anlagenstandorte in einem monatelangen Trial-and-Error-Prozess auf den Planungskarten immer wieder verschoben – solange bis Gutachter und Bundeswehr grünes Licht gaben.
„Der Berg an Themen wird immer höher.”
Welche weiteren Aspekte sind heute für eine Genehmigung zu berücksichtigen?
Eine zentrale Rolle bei fast jedem Projekt spielt der Artenschutz. In gut einem Kilometer Entfernung zu den Anlagenstandorten wurden im Laufe der Voruntersuchungen Horste von Rot- und Schwarzmilan gesichtet. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens haben wir deshalb Maßnahmen zum Schutz der Greifvögel entwickelt – darunter ein Mahdkonzept, das dafür sorgt, dass die Anlagen abgeschaltet werden, wenn erhöhte Kollisionsgefahr besteht.
Ist der Aufwand für eine Genehmigung größer geworden?
In den Anfangsjahren der Windenergie war noch ein einfacher Bauantrag ausreichend, heute füllen die Antragsunterlagen Dutzende von Aktenordnern. Unser Antrag auf immissionsschutzrechtliche Genehmigung für Mohlis war ein Großauftrag für die Druckerei: 72 Aktenordner haben wir beim zuständigen Landratsamt eingereicht. 16 Einzelgutachten zu allen möglichen Themen waren notwendig: vom üblichen Turbulenzgutachten bis zu eher außergewöhnlichen Dokumenten wie dem bereits erwähnten Mahdgutachten – und das alles, obwohl der Standort im Entwurf des Regionalplans enthalten war.
Können die Genehmigungsbehörden diesen Umfang zeitlich und fachlich angemessen bearbeiten?
Das ist tatsächlich auch für die Genehmigungsbehörden eine Herausforderung. Deshalb empfehlen wir den zuständigen Behörden eine externe Begleitung, welche bei den formellen Anforderungen eines Verfahrens unterstützt. Das hat sich auch wirklich bewährt. Der Berg an Themen, die für die Genehmigung einer Windenergieanlage abgearbeitet werden müssen, ist immer höher geworden. Ohne Ausdauer und tiefes Fachwissen ist die Entwicklung eines Windenergieprojekts heute nicht mehr möglich – das gilt sowohl für den Projektentwickler als auch für die Genehmigungsbehörde und ihre Fachleute.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Juli/August 2019 von stadt+werk im Schwerpunkt Windenergie erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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