BonnMVA als Place to be
Herr Becker, Sie wollen die Müllverwertungsanlage Bonn technologisch weiterentwickeln und haben mit der Vision bonNova einen Prozess gestartet, der nicht nur Experten und die Politik daran beteiligen möchte, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger. Warum?
Wir sind der Auffassung, dass es im Hinblick auf die existenziellen Herausforderungen der Abfallwirtschaft nicht ausreicht, einen seit 30 Jahren bestehenden MVA-Standort nur aus technologischer Sicht weiterzuentwickeln. Wir wollen die Menschen für das Thema Abfallverwertung sensibilisieren, ihnen zeigen, wie spannend und wichtig das Thema ist und sie einladen, diesen Prozess selber mitzugestalten.
Wo steht die MVA Bonn heute?
Die Müllverwertungsanlage Bonn ist seit 1992 kommunaler Daseinsfürsorger für Restabfälle sowie Sperrmüll aus Bonn und der Region. Jene Abfälle, die nicht mehr für Recycling-Prozesse geeignet sind, werden hier thermisch verwertet. Die dabei freigesetzte Wärme wird in Form von Dampf an das benachbarte Heizkraftwerk Nord, geführt vom Schwesterunternehmen SWB Energie und Wasser, übergeben und in einer Gas- und Dampfturbine zur Strom- und Fernwärmeerzeugung genutzt. Die MVA Bonn ist Kern der SWB Verwertung, einer 100-Prozent-Sparte des Konzerns Stadtwerke Bonn (SWB). Die Stadtwerke Bonn wiederum ist eine 100 prozentige Tochter der Stadt Bonn. So wird sichergestellt, dass alle Restabfälle in kommunaler Hand umweltfreundlich verarbeitet werden.
Hat die thermische Verwertung ausgedient?
Meiner Überzeugung nach ein klares Jein. Das Konzept der MVA als thermische Verwertungsanlage hat sich bis dato bewährt: als Energielieferant, Schadstoffsenker, bei der Hygienisierung sowie zur Verwertung von Abfällen, die nicht stofflich verwertet werden können. Wie wichtig eine zuverlässig funktionierende Müllverwertungsanlage nach wie vor ist, um Entsorgungssicherheit und Hygieneschutz zu gewährleisten, hat sich zuletzt in der Corona-Pandemie und auch bei der Flutkatastrophe im Ahrtal gezeigt. Dennoch müssen wir uns auch eingestehen, dass die Abfallbranche einen zukunftsfähigen Wandel benötigt. Dabei steht bekanntlich auch die thermische Verwertung von Abfällen vor fundamentalen Herausforderungen. Vielerorts ungeliebt, muss sie als Übergangstechnologie noch für Jahrzehnte die Entsorgungssicherheit gewährleisten. Unklar ist, wie sich die Abfallmengen langfristig entwickeln. Bereits heute hält die Zero-Waste-Bewegung die thermische Verwertung für veraltet. Neue Anlagen müssen deshalb also flexibel konzipiert werden. Hinzu kommen Klimaneutralität, Energiewende, E-Mobilität, CO2-Reduktion sowie Wasserstoffnutzung – viele Fragen sind heute noch offen. Wir sind davon überzeugt, dass die thermische Verwertung noch lange erforderlich sein wird. Daher haben wir uns für die Modernisierung der Anlagentechnik entschieden. Vor diesem Hintergrund hat sich schon vor einiger Zeit die MVA Bonn gemeinsam mit TBF + Partner und Envi Con Engineering auf den Weg gemacht, eine ganzheitliche Vision zu entwickeln. Unter „bonNova – Treibt Zukunft an“ gehen wir Schritt für Schritt an die Realisierung einer verlässlichen Interimslösung, mit dem Ziel, von einem Abfallentsorgungsstandort hin zu einem Unternehmen zu werden, das den Wandel zu einer Zero-Waste-Gesellschaft aktiv vorantreibt. Dabei besteht die ganzheitliche Vision bonNova aus sechs Bausteinen.
Die Bausteine sind Energie-Ressourcen-Hub, Place to be, Partizipation, Netzwerk, Kompetenzzentrum und Transparenz. Was versprechen Sie sich vom Energie-Ressourcen-Hub genau?
Hier geht es um das technische Novum der Anlage. bonNova möchte aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Minimierung von CO2 und Schadstoffen sowie eine Maximierung an Ressourcenrückgewinnung aus dem Labor- und Pilotmaßstab fusionieren und die Weiterentwicklung hin zur großtechnischen Anlage umsetzen. Alles unter dem Ziel einer bestmöglichen Umweltverträglichkeit.
Und der Place to be? Was hat es damit auf sich?
bonNova hat zum Ziel, Umweltschutz, innovative Technologien und Lebensqualität zusammen zu bringen. So soll sich der Standort zu einem „Place to be“ entwickeln. Es sollen Angebote zur attraktiven Freizeitgestaltung für die Bevölkerung geschaffen werden. Als Ort, an dem Innovation und Klimaschutz in der Freizeit abwechslungsreich erlebt werden.
Was ist das Ziel des Kompetenzzentrums?
Gemeinsam mit Wissenschaft und Lehre soll sich der Standort an der Immenburgstraße zu einem Ort für zukunftsorientierte Projekte und Praxiserkenntnisse wandeln. So sind zukunftsweisende Projekte mit Hochschulen Teil der technologischen Konzeptentwicklung. Junge Menschen und erfahrene Forschende sollen hier die Möglichkeit bekommen, theoretische Ideen praktisch im großtechnischen Maßstab zu prüfen. Aber auch Bildungsträgern und Privatleuten soll das Reallabor offen stehen.
Wie funktioniert das Zusammenspiel mit externen Experten?
Bis auf wenige Ausnahmen über digitale Plattformen und Tools. Dies beflügelt enorm: Das Team arbeitet standortunabhängig, sowohl zeitgleich als auch asynchron. Das ermöglicht eine extrem hohe Flexibilität und Dynamik.
Die MVA bindet den Aufsichtsrat und Stakeholder eng in ihre Arbeit ein. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Der Aufsichtsrat steht voll hinter dem Projekt und ist intensiv in die Beratungen eingebunden. Das ist sehr erfreulich. Eine verzögerte Einbindung von Stakeholdern wie Politik, Umweltverbänden oder Anwohnenden bedingen oftmals zeit- und kostenintensive Planungsänderungen oder gar das Risiko totalen Scheiterns. Politik- und Bürgerentscheide fallen nicht selten gegen spät kommunizierte Projekte aus. Vor allem Projekte der Abfallbranche, wie der Neubau thermischer Verwertungsanlagen, rufen oft Widerstände in der Bevölkerung hervor. Das sollen unsere Bausteine Transparenz und Partizipation verhindern.
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