LingenEnergiekommune dank Wasserstoffnetz
Mit dem 2020 in Auftrag gegebenen Klimaschutzkonzept will das niedersächsische Lingen an der Ems bis 2035 die gesamte Verwaltung klimaneutral mit Energie versorgen. Gleichzeitig wird die Stadt bis 2030 wichtiger Standort im bundesdeutschen Wasserstoffnetz. In den nächsten vier Jahren sollen die Elektrolysekapazitäten im Ort auf 200 Megawatt ausgebaut werden. Dafür wurde sie von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) im Juni als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet.
Bereits seit knapp zwei Jahrzehnten verfügt Lingen über einen eigenen Windpark in Lingen Ochsenbruch. Die Hälfte der Anlagen wird von den Stadtwerken betrieben, die andere Hälfte gehört zu einem Bürgerwindpark. Ein Teil der 27 Millionen Kilowattstunden, die jedes Jahr erzeugt werden, könnte schon bald zur Produktion von grünem Wasserstoff genutzt werden. Aktuell planen zwei Energieunternehmen, im städtischen Industriepark Elektrolyseanlagen mit einer Gesamtleitung von 150 Megawatt zu installieren. Gleichzeitig soll Lingen als einer der ersten Standorte in Deutschland an ein neues Wasserstoffnetz angeschlossen werden.
Damit soll in Zukunft europaweit grüner Wasserstoff effizient gehandelt und transportiert werden können. „Lingen nutzt seine geografische Nähe zur windreichen Küste sowie zu den Industriegebieten des Ruhrgebiets, um sich als Knotenpunkt im gerade im Aufbau befindlichen Wasserstoffnetz in Deutschland und Europa zu etablieren“, sagt Robert Brandt, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. „Durch Zusammenarbeit von finanzstarken Unternehmen und einer engagierten Kommunalpolitik kann der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur als wichtiger Baustein der Energiewende gelingen. Lingen geht hier als Pionier voran.“
Rückgrat eines europäischen Wasserstoffmarkts
Das Projekt GET H2 wird in vier Planungsabschnitten bis 2030 umgesetzt. Der erste Abschnitt, GET H2 Nukleus, soll bis 2024 abgeschlossen werden und Lingen über ein 130 Kilometer langes Wasserstoffnetz mit Gelsenkirchen verbinden. Gleichzeitig werden in der Kommune Elektrolysekapazitäten von 150 Megawatt geschaffen, die im zweiten Abschnitt bis 2026 weiter auf 200 Megawatt ausgebaut werden. Der Standort zwischen Küste und Ruhrgebiet ermöglicht es der Stadt, zum einen Wasserstoff klimaneutral mittels Windstrom von der Küste im großen Stil herzustellen. Zum anderen sind durch die Nähe zum Ruhrgebiet die Abnehmerinnen und Abnehmer nicht weit entfernt. Das Thema Wasserstoff beschäftigt die Kommune aber nicht erst seit gestern: Mit Projekten wie der „H2-Region Emsland“ finanziert die Kommune schon seit geraumer Zeit gemeinsam mit dem Landkreis eine Plattform, auf der sich verschiedene Stakeholder aus dem Wasserstoffsektor austauschen können.
Emissionen um 50 Prozent reduziert
Nach Erstellung des Klimaschutzkonzepts wurde der Wärmesektor als wichtiger Bereich zur Hebung von Einsparungspotenzialen in der Kommune identifiziert. Zentrale Eckpunkte des neuen Konzepts sind deswegen die Erstellung eines Energieleitfadens für städtische Liegenschaften, energetische Quartierssanierungen und Optimierung der Heizungsanlagen in städtischen Gebäuden. Aber nicht nur die Stadtverwaltung will über Sanierungen und Investitionen in Heiztechnik CO2 einsparen, auch die Stadtwerke arbeiten engagiert bei der Umsetzung der Wärmewende mit. Durch den Ausbau des städtischen Nahwärmenetzes sollen in den nächsten Jahren immer mehr angeschlossene Quartiere effizient mittels Kraft-Wärme-Kopplung mit Wärme versorgt werden. Insgesamt gehen die Stadtwerke von einer Reduktion der CO2-Emissionen um circa 50 Prozent bei angeschlossenen Quartieren aus.
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