BraunschweigEnergiegenossenschaft gegründet
In Braunschweig wurde jetzt die Energiegenossenschaft Braunschweiger Land mit dem Ziel gegründet, die Nutzung regenerativer Energien konsequent voranzutreiben. Wie die niedersächsische Kommune mitteilt, liegt ihr Fokus zunächst auf dem Ausbau der Photovoltaik.
Insgesamt rund eine halbe Million Euro Eigenkapital hätten die Gründungsmitglieder eingebracht. Neben der Stadt Braunschweig und BS|ENERGY beteiligten sich an der jungen Gesellschaft die Braunschweigische Landessparkasse, die Volksbank BraWo, die Wohnungsbaugenossenschaft Wiederaufbau, die Nibelungen Wohnbau und André Voermanek als Bürgervertreter für die Umweltwerkstatt sowie der Verein Energiewende38. Daneben seien politische Vertreterinnen und Vertreter präsent. Ratsherr Detlef Kühn sei als Beiratsvorsitzender auch im Aufsichtsrat tätig und schlage interfraktionell die Brücke zur Politik.
Zu Beginn habe die Genossenschaft 13 Solaranlagen projektiert, die ab Ende des Jahres in Betrieb gehen sollen. Insgesamt 563 Kilowatt peak (KWp) seien ans Netz gebracht worden, was einem Investitionsvolumen von rund einer halben Million Euro entspricht.
Konzeptionelle Vorarbeit von eineinhalb Jahren
„Eineinhalb Jahre wurde konzeptionelle Vorarbeit geleistet, um den Weg zu einer erfolgreichen Gründungsversammlung zu bestreiten“, erinnert sich Carsten van de Loo, Vorstandsvorsitzender der Energiegenossenschaft. „Die Solaranlagen sind nur der erste Schritt auf einem langen Weg“, ergänzt Maximilian Bohr, ebenfalls Vorstand, und verweist auf viele Folgeprojekte. Möglich sei dieser „Kaltstart“ durch die einzigartige Konstellation der Gründungsmitglieder, die nicht nur für eine stabile finanzielle Basis sorgten, sondern auch jeweils wichtige Expertise einbrächten. Damit entstehe ein neuer zentraler Akteur der Energiewende, dessen Kerngeschäft die Planung, Finanzierung, Errichtung, Erzeugung und Verteilung regenerativer Energien ist.
Angaben der Stadt Braunschweig zufolge liegt der Fokus zunächst auf PV-Anlagen. Andere Möglichkeiten würden in der Zukunft aber nicht ausgeschlossen. „Das Potenzial für Aufdachanlagen ist enorm und der anfängliche PV-Fokus ist aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht sinnvoll“, stellt Prokuristin Franziska Fricke mit Blick auf den Wirtschaftsplan heraus. Die Genossenschaft hat sich das ambitionierte Ziel von ein Megawatt peak (MWp) Zubau pro Jahr gesetzt. Laut der Stadt Braunschweig ist dies von den verfügbaren Dach- und Freiflächen her kein Problem, aber die Installation der Anlagen durch Fachfirmen werde immer schwieriger.
Überlastete Firmen
Das bestätigt Steffen Trudewig, technischer Leiter der Energiegenossenschaft Braunschweiger Land, der die technische Umsetzung plant und überwacht: „Die Firmen sind überlastet, Wartezeiten durch Lieferkettenprobleme und die Nachfrage treiben die Preise in verrückte Dimensionen.“ Eine derartige Entwicklung habe die Branche noch nicht erlebt, so der Heizungsbaumeister, der auf zwölf Jahre PV-Planung zurückblicken kann.
Für die Energiegenossenschaft, so die Stadt Braunschweig, kommt es darauf an, in der ambivalenten Marktlage die Chancen effektiv zu nutzen und in erster Linie möglichst große Anlagen zu projektieren. Das größte Potenzial liege auf Freiflächenanlagen („Stand alone“ oder in Verbindung mit Agrikulturen) sowie auf überdachten Parkflächen. In diesem Zusammenhang könne das so genannte Osterpaket der Bundesregierung mit zahlreichen Maßnahmen zum Ausbau der erneuerbaren Energien zu einer Entlastung der Situation beitragen.
„Nach einer ersten Anlaufphase soll später das Portfolio in einem zweiten Schritt diversifiziert werden und dann auch Bürgerinnen und Bürgern für Beteiligungen offen stehen“, kündigt Umweltdezernent Herlitschke an. „Denn Ziel ist es, ein möglichst großes Potenzial an Dachflächen für die regenerative Energiegewinnung zu heben. Die Möglichkeiten für die Energiegenossenschaft Braunschweiger Land bleiben also vielfältig und herausfordernd zugleich. Mit den sieben Partnern wurde initial ein Netzwerk geschaffen, das sich hervorragend ergänzt und den Bedarf des aktuellen disruptiven Wandels erkennen und bedienen kann.“
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