Ukraine-KriegBei Gas-Stopp keine Gas-Verstromung
Etwa 38 Prozent des in die Europäische Union importierten Gases stammt aus Russland. Potenzielle Einschränkungen russischer Gaslieferungen können signifikante Folgen für die europäische Energiewirtschaft haben. Vor diesem Hintergrund hat enervis eine Analyse mittels ihres weltweiten Gasmarktmodells vorgenommen. Dabei wurden ein Lieferstopp russischen Gases über die Ukraine sowie ein vollständiger Lieferstopp russischer Gasmengen nach Europa untersucht. Einen Lieferstopp über die durch die Ukraine verlaufende Pipeline-Route könnte die Gaswirtschaft wahrscheinlich kompensieren. „Unsere Modellierungen der weltweiten und europäischen Gasflüsse zeigen, dass ein Ausfall der Ukraine-Route durch das europäische Gassystem weitgehend kompensiert werden könnte. Es sind aber bereits Reduktionen in der Gasverstromung und eine Erhöhung des Flüssigerdgas-Imports (LNG) um bis zu 50 Prozent notwendig“, erklärt Sebastian Gulbis, Partner und Gasmarktexperte der enervis.
Ein vollständiger Stopp russischer Gasexporte würde die Gaswirtschaft aber empfindlich treffen. „Wir sehen im Rahmen der Analysen, dass die LNG- und Pipeline-Kapazitäten des europäischen Gassystems nicht ausreichen, um einen vollständigen Lieferstopp russischen Gases mittelfristig zu kompensieren. Mehr als 15 Prozent des europäischen Bedarfs könnten mittels der vorhandenen Infrastruktur schlicht nicht mehr bereitgestellt werden. Europa müsste sich auf eine signifikante Reduktion der Gasverstromung einstellen“, so Gulbis weiter. Drastisch steigende Preise an den europäischen Märkten wären die Folge und auch bei der industriellen Abnahme wäre mit empfindlichen Einschränkungen zu rechnen. Im laufenden Jahr können die in den EU-Speichern noch vorhandenen Mengen kurzfristig zur Versorgung einen Beitrag leisten. Ein kompletter Wegfall der Importmengen aus Russland könnte, je nach Temperaturentwicklung, für maximal ein bis zwei Monate weitgehend kompensiert werden. Eine Befüllung der Speicher im kommenden Sommer ist aber bei einem Lieferstopp nicht gesichert und würde spätestens im kommenden Winter zu massiven Herausforderungen führen.
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