Mittwoch, 13. November 2024

MünchenZiel Klimaneutralität

[30.11.2021] Die Landeshauptstadt München hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden. Die Stadtverwaltung will dieses Ziel nun schon 2030 erreichen.

Das Öko-Institut, das Hamburg Institut, Intraplan und die Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfE) zeigen in zwei neuen Studien auf, wie die Landeshauptstadt München das Ziel der Klimaneutralität so schnell wie möglich erreichen kann und welche Maßnahmen sie dafür ergreifen muss. So hat sich die bayerische Landeshauptstadt das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden, die Stadtverwaltung will dieses Ziel schon 2030 erreichen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung definieren das Öko-Institut, das Hamburg Institut und Intraplan als die wichtigsten Felder für die Münchner Klimaschutzpolitik: eine CO2-freie Wärmeversorgung mit klimaneutraler Fernwärme, Geothermie und die energetische Sanierung der Gebäude sowie eine klimaschonende Mobilität für eine lebenswerte Stadt mit Elektromobilität und einem starken ÖPNV.
„Beide Studien zeigen klar, dass alle Akteure in der Stadt schnell und energisch handeln können und müssen, damit das Ziel Klimaneutralität zeitnah erreicht werden kann. Damit kann München einen starken Beitrag zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens leisten“, erläutert Christof Timpe, Projektleiter des Fachgutachtens für ein klimaneutrales München und Leiter des Institutsbereichs Energie & Klimaschutz am Öko-Institut.

Wärmestudie München

Laut Pressemeldung zeigt die von der FfE und dem Öko-Institut im Auftrag der Stadtwerke München bearbeitete Studie „Klimaneutrale Wärme München 2035“ Strategien auf, durch die der Wärmesektor der Stadt klimaneutral werden kann. Kernelemente seien dabei eine schnellere und bessere Wärmedämmung mit einer Sanierungsrate von mehr als zwei Prozent aller Gebäude pro Jahr sowie ein Umbau der Fernwärmeerzeugung – weg von fossilen Energieträgern und hin zu Geothermie und anderen erneuerbaren Energien. In den Quartieren, in denen keine Fernwärme angeboten werden könne, müssen die heute dominierenden Heizungen auf Basis von Erdgas und Heizöl systematisch durch Wärmepumpen und andere Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien ausgetauscht werden.
Die Studie stelle ein Paket von Handlungsempfehlungen zusammen, die der Stadt dabei helfen, mit Unterstützung durch den Bund und den Freistaat Bayern die Emissionen des Wärmesektors auf nahezu zu reduzieren. Ausgenommen hiervon seien lediglich Abfallverbrennungs­anlagen. „Angesichts der künftig voraussichtlich stark ansteigenden Preise für fossile Energieträger sind eine gute Wärmedämmung und klimaneutrale Heiztechnik nicht nur für das Klimaziel wichtig, sie schützen zugleich Mieterinnen und Mieter vor kräftigen Steigerungen der Heizkosten“, sagt Timpe.

Fachgutachten Klimaneutralität

Auf dem Weg zur Klimaneutralität in München, so die Pressemeldung, müssen neben dem Wärmesektor auch viele andere Bereiche des städtischen Lebens so verändert werden, dass sie dem angestrebten Ziel entsprechen. Dabei sollen in den großen Feldern Wärme, Kälte und Strom, Verkehr, Wirtschaft und Dienstleistung, privater Konsum sowie Stadtverwaltung und kommunale Unternehmen möglichst wenige Einschränkungen und möglichst viele attraktive und bequeme Alternativen entstehen.
Im Rahmen des Fachgutachtens Klimaneutralität im Auftrag der Landeshauptstadt München haben das Öko-Institut, das Hamburg Institut und Intraplan eine umfassende Sammlung von über 250 Maßnahmen zum Klimaschutz vorgelegt. Die Empfehlungen bauen im Wärmesektor auf die Wärmestudie der Stadtwerke auf.
Der Strombedarf der Stadt München solle künftig über erneuerbare Energien gedeckt werden. Dazu gehöre ein Ausbau der Photovoltaik von heute etwa 75 Megawatt (MW) auf 800 MW innerhalb der Stadt im Jahr 2035 ebenso wie die Gewinnung von Strom aus dem biogenen Anteil des Abfalls der Stadt sowie aus Klärschlamm beziehungsweise Klärgas. Darüber hinaus planen die Stadtwerke München weitere Investitionen in erneuerbare Energien außerhalb des Stadtgebiets, sodass bis 2035 rechnerisch der gesamte Strombedarf Münchens erneuerbar gedeckt werden kann.
Im Verkehr könnten die Treibhausgasemissionen über drei wesentliche Ansatzpunkte reduziert werden: Vermeidung von Verkehr, seine Verlagerung auf klimafreundlichere Verkehrsmittel (Umweltverbund) und eine weniger klimaschädliche Abwicklung des verbleibenden Verkehrs. „Trotz vieler vorhandener guter Ansätze ist dies ein langwieriger Prozess, der erhebliche Investitionen in die Infrastrukturen des öffentlichen Verkehrs erfordert“, erläutert Alexandra Rudolf, Verkehrsplanerin bei Intraplan. Gerade wegen dieser langen Umsetzungszeiten der wirkungsstarken Maßnahmen sei es umso wichtiger, unverzüglich und mit ausreichenden Ressourcen die Planung der entsprechenden Projekte voranzutreiben. „Selbst eine Stadt wie München ist dabei auf die rechtliche und finanzielle Unterstützung des Freistaats und des Bundes angewiesen“, so Rudolf weiter.

Bundesweiter Rahmen für die Energiewende nötig

Im Maßnahmenprogramm werden auch konkrete rechtliche Instrumente aufgezeigt, mit denen die Vorschläge umgesetzt werden könnten. „So kann der Stadtrat in Bebauungsplänen die Verbrennung von Heizöl und Erdgas in neuen Heizungen Schritt für Schritt beschränken“, sagt Christian Maaß, Geschäftsführer des Hamburg Instituts, und betont den Pioniercharakter einer solchen Maßnahme: „München könnte somit die erste deutsche Großstadt werden, die konsequent für den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf klimaneutrale Fernwärme und dezentrale erneuerbare Wärme sorgt.“
Abschließend hält die Pressemeldung fest: Die beiden Studien zeigten auch, dass Städte und Gemeinden einen verlässlichen Rechtsrahmen für mehr Klimaschutz seitens der Bundesregierung benötigen. Nur so könne es gelingen, das gesamte Energiesystem zeitnah so umzugestalten, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden.
Dazu gehörten Instrumente wie ein ambitionierter CO2-Preis, der klimaschädliche Treibhausgase verteuert, eine Abschaffung der EEG-Umlage, um emissionsarmen Strom im Gegenzug günstiger zu machen, sowie gut ausgestattete Förderprogramme für die Gebäudesanierung und die Möglichkeit für Kommunen, höhere Anforderungen an einen klimaschonenden Gebäudebestand und klimaneutrale Heizanlagen zu stellen.





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