Freitag, 8. November 2024

Smart GridNetze für Extremwetter sichern

[06.12.2021] Angesichts der Folgen des Klimawandels müssen Versorger ihre Infrastruktur gegen extreme Stürme oder Überschwemmungen wappnen. Smart-Grid-Lösungen helfen, die Ausfallsicherheit zu erhöhen.
Cluey hilft

Cluey hilft, Netze smart zu machen.

(Bildquelle: comtac AG)

Als Folge des Klimawandels sind regionale Versorgungsunternehmen gefordert, ihre Netze im Hinblick auf Ausfallsicherheit und Reparaturfreundlichkeit zu optimieren. Große Fortschritte auf diesen Gebieten lassen sich mit Produkten und Lösungen für Smart Grids erzielen. Wenn Netzelemente unter Wasser gesetzt oder gar fortgespült werden, kann zwar auch die beste Elektronik ihren Ausfall nicht verhindern. Sie kann aber durch rechtzeitige, geordnete Abschaltung die Funktion des Gesamtnetzes sichern, Schäden an einzelnen Elementen minimieren, die Sicherheit von Anwohnern und Servicetechnikern fördern und eine schnelle und kos­teneffiziente Wiederherstellung der Netzfunktion unterstützen.
Zur Erreichung dieser Ziele stehen Low-Power-Funktechnologien (LPN) oder Standards wie LoRaWAN, Mioty, NB-IOT, CAT-M1 oder 450 Megahertz (MHz) im Fokus. Sie alle stellen als Alternativen zum klassischen Mobilfunk wirtschaftliche Möglichkeiten zur Digitalisierung räumlich verstreuter Netzelemente wie zum Beispiel Trafostationen bereit. Das tun sie durch niedrige Netzaufbau- und Betriebskosten sowie Funkeinheiten, die so energieeffizient sind, dass sie jahrelang stromnetzunabhängig betrieben werden können. Mit diesen Funkeinheiten verbunden sind Sensoren und/oder Standard-Schnittstellen zur Überwachung der jeweiligen Netzelemente und -zustände. Bei Bedarf lassen sich zudem Aktoren mit den Funk­einheiten koppeln – das Netz wird damit auf einfache Weise smart.

Reihe von Nutzendimensionen

Besonders geeignet für die Digitalisierung und damit Überwachung kritischer Infrastrukturen in den Bereichen Strom, Wasser, Gas und Fernwärme ist die 450-MHz-Technologie, die einen ehemaligen Mobilfunk-Frequenzbereich speziell für ein hochverfügbares und besonders ausfallsicheres Netz zur Verfügung stellt. Es bietet eine gute Gebäudedurchdringung, unterliegt der Regulierung und darf nur von zugelassenen Diensten genutzt werden. Zu 4G- und 5G-Netzen stellt es keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung dar. Im Falle von Extremwetterereignissen bietet die nachträgliche Digitalisierung besonders deutliche Vorteile und eröffnet Versorgern eine
Dazu gehört unter anderem die bessere Überwachung der Netze im Normalbetrieb, was deren Stabilität auch bei volatiler Einspeisung und Last steigert – Stichwort E-Mobility-Ladesäulen. Darüber hinaus ermöglicht die nachträgliche Digitalisierung eine vorausschauende Wartung, die die Planung von Serviceeinsätzen wesentlich erleichtert, zur Sicherheit und Effizienz der Servicemitarbeiter beiträgt und letztlich auch für eine bessere Netzverfügbarkeit sorgt. Zu guter Letzt sorgt eine akute, auf den Einfluss von Naturgewalten ausgerichtete Netzüberwachung für eine weitaus bessere Reaktionsfähigkeit in Krisensituationen, die je nach Lage zur rechtzeitigen Abschaltung oder Ausnutzung von Netzredundanzen eingesetzt werden kann.

Vom Leuchturm zur Normalität

Im deutschsprachigen Raum gibt es seit Jahren entsprechende Leuchtturmprojekte mit Vorbildcharakter. Entscheidend ist jedoch, wirtschaftlich tragfähige Anwendungen für möglichst viele Verteilnetze ausrollen zu können. Das Unternehmen comtac hat zu diesem Zweck die Produktreihe Cluey entwickelt, die konkrete Projekte im Zuge einer individuell bedarfsgerechten, bezahlbaren und reibungslosen Digitalisierung und Versmartung vorhandener Netze ermöglicht. Auf der SINDEX Messe 2021 in Bern gewann Cluey mit diesem Ansatz den „Digital Innovation Award“ als bes­tes Produkt zur Realisierung anstehender Digitalisierungsaufgaben.
Cluey steht für eine Control- und Monitoring-Lösung für verschiedene Anwendungen im Bereich Strom-, Wasser- und Fernwärmenetze sowie angrenzenden Aufgabenstellungen und ist roll-out-fähig für die geplante Anwendung vorkonfiguriert. Damit eignet sich die Lösung zum Beispiel für die Kurzschluss­überwachung von Trafostationen – auf Basis der dazu notwendigen Melde-, Zähl- und Befehlsausgänge, inklusive Temperatur- und Analogwerterfassung, etwa für Feuchte oder Wasserstand. Je nach Aufgabenstellung ist der Batteriebetrieb möglich, mit einer anwendungsabhängigen Lebensdauer von bis zu zehn Jahren. Cluey verfügt über wasserdichte Gehäuse zur Wand- und DIN-Rail-Montage sowie externe Antennen zur Sicherstellung bester Funk-Performance. Verfügbar ist Cluey grundsätzlich für alle genannten Low-Power-Funktechnologien.

Vielfältige Anwendung

Die Anwendungsbereiche, für die sich Cluey Controller und Monitore fix und fertig konfigurieren lassen oder schon vorkonfiguriert erhältlich sind, sind vielfältig. Sie umfassen derzeit neben dem Monitoring von Trafostationen und Unter­verteilern inklusive Überschwemmungsüberwachung unter anderem die Überwachung von Hochspannungsleitungen und Maststromschaltern, ein allgemeines Objektschutz-Monitoring für unbemannte Gebäude und Einrichtungen, das Füllstands-Monitoring (Grenzstände) für Regenauffangbecken und deren Zuleitungen, Schachtüberwachungen in Wasserverteilnetzen sowie Vor- und Rücklaufüberwachungen in Fernwärmenetzen. Für jeden Anwendungsbereich kann Hersteller comtac das vollständige für den Roll-out erforderliche Zubehör bereitstellen und so die Inbetriebnahme weiter erleichtern.
Obwohl erst seit wenigen Monaten auf dem Markt, wird Cluey bereits von mehreren regional tätigen Versorgungsunternehmen eingesetzt, größere Roll-outs sind im Gange. Ein Versorger in der Schweiz nutzt die Lösung beispielsweise für die Überwachung von Maststromschaltern, zudem wird die Technologie in Deutschland und der Schweiz zur Überwachung von Fernwärme- und Stromverteilnetzen (Trafostationen) eingesetzt. Damit musste zwar noch kein Nutzer mit Extremwetterereignissen fertig werden – angesichts des Klimawandels und der wachsenden Verbreitung ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis Cluey seinen Wert bei Stürmen oder Überschwemmungen unter Beweis stellen wird.

Uwe Scholz

Der Autor, Uwe ScholzUwe Scholz ist bei der Schweizer comtac AG verantwortlich für das Business Development. Scholz hat Nachrichtentechnik an der Fachhochschule Esslingen studiert und vielfältige Erfahrungen als Unternehmer und Entwicklungsleiter gesammelt. Unter anderem war er Vice President R&D bei einem Anbieter von Messsystemen in den Bereichen Wasserversorgung, thermische Energie und Daten-Management.

Stichwörter: Smart Metering, Cluey, comtac


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart Metering
Die Kuchengrafik zeigt, dass 61 Prozent der Befragten für den Einbau von Smart Metern sind, 36 Prozent dagegen und 3 Prozent wissen es nicht.

Smart Meter: Hohe Kosten kosten Zustimmung

[06.11.2024] Laut einer Umfrage befürworten 61 Prozent der deutschen Haushalte den Einbau intelligenter Stromzähler. Doch die vom Bundeswirtschaftsministerium geplanten Kostensteigerungen könnten die Akzeptanz gefährden, warnt der Verbraucherzentrale Bundesverband. mehr...

GWAdriga: CLS ON-Projekt geht live

[24.10.2024] Mit der Installation der ersten zertifizierten Steuerboxen hat das Projekt CLS ON von GWAdriga den Produktivbetrieb aufgenommen. Projektpartner wie RheinEnergie und EWE Netz testen nun die Lösung, um erste Erfahrungen mit dem Steuerungs- und Managementprozess zu sammeln. mehr...

Das Bild zeigt die Erfassung von Zähleständen per Handyfoto.

regiocom: MeterSnap vereinfacht Zählerstandserfassung

[10.10.2024] Mit MeterSnap bringt regiocom eine innovative Lösung auf den Markt, die die Erfassung von Zählerständen per Foto deutlich vereinfacht. Der Service spart Zeit und Kosten für Energieversorger und deren Kunden. mehr...

ESWE: Smart Metering mit GWAdriga

[09.10.2024] Bei der Modernisierung des Messdatenmanagements setzt ESWE auf den Metering-Spezialisten GWAdriga. Das Unternehmen erhofft sich durch den Anbieterwechsel auch Synergieeffekte in anderen Bereichen. mehr...

Der Smart Meter Roll-out ist häufig der Einstieg in digitale Gebäudelösungen.
bericht

Smart Meter Roll-out: Gute Kombination

[30.07.2024] Die Kombination von Smart Meter Gateway, LoRaWAN und CLS-Management bietet zahlreiche Chancen: Durch die Möglichkeit, präzise Daten zeitnah über große Entfernungen zu übertragen, können Transparenz und Effizienz im Energie-Management optimiert werden. mehr...

Abteilungsgruppenleiter Thomas Knels zeigt den Stromzähler der Zukunft für die Hertener Stadtwerke.

Hertener Stadtwerke: Smart-Meter-Ausbau gewinnt an Fahrt

[25.07.2024] Im Laufe des Jahres wollen die Hertener Stadtwerke auf 500 verbaute intelligente Messsysteme kommen. 200 sind bereits installiert, jeden Monat kommen etwa 50 hinzu. Dahinter steht ein genauer Fahrplan, den nicht zuletzt die gesetzlichen Vorgaben erfordern. mehr...

GWAdriga/GreenPocket: Partnerschaft um fünf Jahre verlängert

[22.07.2024] GWAdriga und GreenPocket setzen jetzt ihre Zusammenarbeit im Bereich der Smart-Meter-Visualisierung fort. Die seit 2019 bestehende Partnerschaft wird bis 2029 verlängert, um den steigenden Anforderungen im Smart Metering gerecht zu werden. mehr...

Das Breitband-Powerline(BPL)-System von PPC macht das Stromnetz zur effektiven und sicheren Kommunikationsplattform für digitale Anwendungen im Verteilnetz.

Voltaris: BPL für Smart Meter Roll-out

[16.07.2024] Um eine zuverlässige Verbindung des Smart Meter Gateways zu den Back-End-Systemen herzustellen, testet die Voltaris AWG momentan alternative WAN-Technologien wie etwa BPL. mehr...

Das Gateway Elvaco Edge kann sowohl mit Batterie als auch über das Stromnetz betrieben werden.

Elvaco: Neues Submetering Gateway

[21.06.2024] Mit Elvaco Edge bietet das Unternehmen Elvaco ab sofort eine technologieoffene Ende-zu-Ende-Lösungen für Energieversorger, Stadtwerke und Submetering-Unternehmen an. Das Gerät ist sowohl für die kabelgebundene als auch die kabellose M-Bus-Kommunikation konzipiert und kann entweder mit Netz- oder Batterieversorgung betrieben werden. mehr...

Energieversorgung Filstal: Schrittweises Vorgehen beim Smart Meter Roll-out hat sich bewährt.
bericht

Smart Metering: Roll-out ohne Schnittstellen

[21.06.2024] Für den Roll-out intelligenter Messsysteme greift die Energieversorgung Filstal auf eine Lösung der Wilken Software Group zurück. Dadurch profitiert sie von einem Roll-out ohne Schnittstellen. Die Gateway-Administration kann sie außerdem an meterpan auslagern. mehr...

N-ERGIE-Hauptsitz in Nürnberg: Der Energieversorger hat über 4.600 intelligente Messsysteme auf den neuen Dienstleister GWAdriga umgestellt.

N-ERGIE: Smart-Meter-Projekt abgeschlossen

[04.06.2024] Die N-ERGIE hat ihr GWA-Wechsel- und Migrationsprojekt erfolgreich abgeschlossen. Über 4.600 intelligente Messsysteme wurden auf den neuen Dienstleister GWAdriga umgestellt. mehr...

bericht

Smart Metering: Neustart geglückt

[02.05.2024] Nachdem sich der Software-Anbieter für die Gateway-Administration, MeteringSüd, im Jahr 2022 vom Markt zurückgezogen hatte, haben sich ehemalige Gesellschafter für den Dienstleister GWAdriga entschieden. Er unterstützt die Projektpartner seitdem erfolgreich beim Smart Meter Roll-out. mehr...

An zehn Prüfstationen erfolgt bei Voltaris die voll digitalisierte Prüfung von modernen Messeinrichtungen und Basiszählern.

Voltaris: Moderne Prüftechnik

[25.04.2024] Der Messspezialist Voltaris hat neueste Prüftechnik für moderne Messeinrichtungen und Basiszähler in Betrieb genommen. mehr...

Marcus Hörhammer leitet den Bereich Produktentwicklung und Vertrieb bei VOLTARIS.
interview

Interview: Schub für den Roll-out

[08.04.2024] Die Politik hat die Unsicherheit beim Roll-out intelligenter Messsysteme weitgehend beseitigt. stadt+werk sprach mit Marcus Hörhammer von Voltaris über den aktuellen Stand der Umsetzung. mehr...

Smart-Energy-Plattform führt große Datenmengen zusammen.
bericht

Smart Metering: Starke Partner für smarte Lösungen

[02.04.2024] Im Rahmen einer vertieften Entwicklungspartnerschaft arbeiten die Unternehmen GISA und Robotron daran, bei einem großen Energiekonzern eine aEMT-Landschaft aufzubauen. Das erprobte Erfolgsrezept lautet: Robotron entwickelt die Software, GISA sichert den Betrieb. mehr...