Montag, 7. Oktober 2024

InterviewPulsgeber für Daten

[12.10.2021] Stadtwerke sind für SAP wichtige Partner bei der Smart-City-Umsetzung, sagt Nikolaus Hagl. Warum das so ist und welche Lösungen der Software-Konzern für die vernetzte Stadt anbietet, erläutert der Leiter des SAP-­Geschäftsbereichs Public & Energy im stadt+werk-Interview.
Nikolaus Hagl ist seit 2019 Leiter des Geschäftsbereichs Public & Energy und Mitglied der Geschäftsleitung bei SAP Deutschland.

Nikolaus Hagl ist seit 2019 Leiter des Geschäftsbereichs Public & Energy und Mitglied der Geschäftsleitung bei SAP Deutschland.

(Bildquelle: SAP Deutschland SE)

Herr Hagl, die Stadt der Zukunft ist auf Daten gebaut. Darauf weist der Deutsche Städtetag in einer Studie hin. Welche Chancen birgt das für ein Technologieunternehmen wie SAP?

Es ist richtig und wichtig, dass sich die Städte jetzt damit auseinandersetzen, mit kommunalen Daten die Zukunft zu gestalten. Das ist in der Tat eine Chance, um auf dem Digitalisierungspfad voranzukommen. Nun geht es darum, die Daten richtig zu nutzen und für die richtigen Zwecke einzusetzen. Um das zu ermöglichen, bietet SAP die Business Technology Platform an, die auch den Kommunen zur Verfügung steht.

Digitalisierung ist für Kommunen eigentlich nichts Neues. Allerdings rückt das Thema erst jetzt ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. In welchen Bereichen unterstützt SAP die Kommunen und ihre Betriebe bei der digitalen Transformation?

Es ist in der Tat interessant, dass jetzt erst von digitaler Transformation gesprochen wird. Denn digitale Lösungen für Kommunalverwaltungen gibt es schon lange. Der Unterschied ist, dass heute die Vernetzung und die Nutzung von Daten im Fokus stehen. Zudem erwarten die Bürgerinnen und Bürger von ihrer Stadt oder Gemeinde, dass Online-Services angeboten werden. Die Basis dafür ist ein stabiler digitaler Kern, der die Verwaltungsprozesse abbildet. Beim Aufbau dieses Fundaments unterstützt SAP die Kommunen und ihre Betriebe. Dann können End-to-End-Prozesse entwickelt und angeboten werden – und das auch ebenenübergreifend. Es entsteht eine Art Kreislauf mit digitalen Prozessen und einem Mehrwert für die Bürgerschaft, der Input der Bürger wiederum erhöht die Effizienz in der Kommune. Diesen Kreislauf gab es früher nicht.

Die Stadt der Zukunft ist vernetzt. Das Stichwort lautet: Smart City. Wo stehen die deutschen Städte, Gemeinden und Landkreise im internationalen Vergleich?

Ich bin kein Freund dieser Vergleiche, die meist hinken. Die ersten Smart-City-Projekte wurden in Megacities durchgeführt, etwa in Buenos Aires oder Kapstadt. Die kommunale Struktur in Deutschland ist sozusagen mittelständisch geprägt, da helfen Smart-City-Rankings nicht weiter. Nach meiner Einschätzung führen die Smart-City-Initiativen hierzulande in die richtige Richtung. SAP kann als Technologiepartner diese Projekte sehr gut unterstützen. Wir liefern das technische Ökosystem, auf der viele lokale Betreiber oder Start-ups aufsetzen können, um Services zu erbringen. Diese Art der Vernetzung bringt die Digitalisierung nach vorne.

Vernetzung ist also nicht nur im technischen Sinn zu verstehen. Viele Player müssen auf dem Weg zur Smart City zusammenspielen. Wie kann das organisiert werden?

Tatsächlich geht es bei der Smart City darum, verschiedene Partner zusammenzubringen. Als Beispiele möchte ich die Digitalstadt GmbH in Darmstadt und die Digital-Agentur der Stadt Heidelberg nennen. Diese Institutionen koordinieren die Smart-City-Projekte der Städte und verfolgen eine langfristige Vision für die Stadt der Zukunft. Ich halte es für ganz wichtig, dass die Kommunen diese Koordinationsrolle übernehmen. So können Kompetenzen und Know-how gebündelt und auch kurzfristig bestimmte Projekte umgesetzt werden.

Das heißt, die Kommunen sollten eine Projektstruktur schaffen, um die Umsetzung selbst in der Hand zu haben?

Ja, das ist empfehlenswert. Viele Ideen kann man von außen holen, aber die Kommunen sind verantwortlich dafür, welche Projekte umgesetzt werden. Und kleinere Städte setzen hier andere Schwerpunkte als Metropolen.

Wie beschreiben Sie den technologischen Unterbau der vernetzten Stadt?

Wie schon angesprochen, müssen zunächst die wesentlichen Prozesse digitalisiert werden, insbesondere die kommunalen Finanzprozesse. Auf integrierten Plattformen werden Daten und Geschäftsprozesse miteinander verknüpft. Damit hat man eine erste Schicht, um möglichst automatisierte Prozesse zu schaffen. Darauf aufsetzend können Analysewerkzeuge eingesetzt werden, die wiederum Entscheidungsgrundlagen liefern.

Was kann SAP hier anbieten?

SAP liefert mit der ERP-Lösung SAP S/4HANA und der Business Technology Platform sozusagen ein Gesamtpaket. Darauf können Kommunen mit verschiedenen SAP-Anwendungen aufsetzen, aber auch – und das ist ein wichtiger Punkt – andere Lösungen und Datenwelten integrieren. So hat der Kunde einerseits eine einheitliche Datenbasis, kann andererseits aber auch individuell agieren. Das ist unsere Idee: Die SAP-Plattform ist quasi das Herz, das den Pulsschlag generiert und die Daten in die richtigen Adern bringt, aber auch die Möglichkeit bietet, externe Anwendungen zu integrieren. Es ist wichtig, dass unsere Kunden hier flexibel agieren können und das ist mit den neuen Technologien deutlich einfacher geworden.

Bietet SAP also eine Art vorkonfiguriertes Smart-City-Paket an, mit dem sich Städte auf den Weg machen können?

Vorkonfiguriert würde ich das nicht nennen. Wir bieten Standard-Software an, in der kommunale Standardprozesse mit den entsprechenden Daten verknüpft werden. Entscheidend sind die enthaltenen Analysewerkzeuge, die bereits auf kommunale Prozesse angepasst sind. Darauf aufbauend kann man relativ einfach eigene Auswertungen und Dashboards generieren. Insofern kann man sagen, dass wir eine Basis-Software ausliefern, die jede Kommune sofort nutzen und an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen kann.

Stadtwerke können die Infrastruktur betreiben und technologische Plattformen bereitstellen. Welche Rolle spielen die kommunalen Unternehmen aus Ihrer Sicht?

Mit Stadtwerken verbindet SAP langjährige Partnerschaften. Viele Stadtwerke haben bereits eine Führungsrolle beim Thema Smart City übernommen. Sie entwickeln beispielsweise neue Mobilitätskonzepte oder bauen LoRaWAN-Netze auf, über die Sensoren wertvolle Daten liefern, etwa für Instandhaltungen. Gegenüber der Verwaltung haben Stadtwerke einen entscheidenden Vorteil: Der Kundengedanke spielt bei ihnen eine größere Rolle. Der Schulterschluss zwischen Verwaltung und kommunalem Betrieb ist sinnvoll, weil die Unternehmen die technischen Fähigkeiten haben und die Kundenperspektive besser einnehmen können. Aufgrund ihrer betriebswirtschaftlichen Kompetenzen sind die Stadtwerke für SAP die Kernpartner bei der Smart-City-Umsetzung. Die politische Willenserklärung zur vernetzten Stadt ist meist vorhanden, die Stadtwerke werden jedoch für den Erfolg der Smart-City-Projekte über die Förderperioden hinaus sorgen müssen.

„Wir machen mit den Daten unserer Kunden keine Geschäfte.“
Kommunen und Stadtwerke werden kommunale Daten nicht ohne weiteres profitorientierten Plattformbetreibern überlassen wollen. Wie tragen SAP-Lösungen dazu bei, Datensicherheit und digitale Souveränität zu gewährleisten?

Wir machen mit den Daten unserer Kunden keine Geschäfte, sondern wollen ihnen ermöglichen, alles aus ihren Daten herauszuholen, um ihr Business effizient zu gestalten. Auf dem Weg der digitalen Transformation gehen viele Kunden mit ihren Lösungen in die Cloud. Wir arbeiten mit großen Cloud-Anbietern zusammen, man kann unsere Lösungen aber auch in den SAP-eigenen ­Rechenzentren nutzen. So können wir der öffentlichen Hand sichere Services aus der Cloud anbieten, Datenschutz und Datensicherheit sind gewährleistet. SAP ist zudem an Projekten zur digitalen Souveränität beteiligt, etwa an GAIA-X, dem europäischen Projekt zum Aufbau einer sicheren und vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur.

Interview: Alexander Schaeff

Im Interview, Nikolaus HaglNikolaus Hagl ist seit 2019 Leiter des Geschäftsbereichs Public & Energy und Mitglied der Geschäftsleitung bei SAP Deutschland. Hagl ist seit 2009 für SAP tätig und hatte unterschiedliche Vertriebs- und Management-Rollen im Bereich Fertigungsindustrie inne. Mit seinen Teams hat er zahlreiche Transformations- und Digitalisierungsprojekte begleitet.

Stichwörter: Smart City, SAP,


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Olpe: Am Abend sorgt die Beleuchtung der Solarbank für ein schönes Ambiente.

Olpe: Solarbänke spenden Strom und WLAN

[07.08.2024] In Olpe stehen seit etwa neun Monaten zwei smarte Solarbänke. Sie bieten nicht nur Sitzmöglichkeiten, sondern auch kostenlose WLAN-Hotspots und Lademöglichkeiten für mobile Geräte. mehr...

Der Erste Kreisbeigeordnete Pascal Badziong

Kreis Mayen-Koblenz: LoRaWAN-Antenne installiert

[27.06.2024] Auf dem Dach des CJD-Berufsförderungswerks in Vallendar ist jetzt eine LoRaWAN-Antenne installiert – sie ist ein wichtiger Baustein des Projekts „Smarte Region MYK10“. mehr...

Aachen: Start eines LoRaWAN-Projekts

[24.06.2024] Im Netz der StädteRegion Aachen soll jetzt in einem Gemeinschaftsprojekt von Regionetz, NetAachen und regio iT bis Ende 2025 ein leistungsfähiges, innovatives Kommunikationsnetzwerk aufgebaut werden, um alle netzdienlichen Anwendungsfälle von Regionetz innerhalb des Netzgebiets abzudecken. mehr...

In Würzburg funkt seit Kurzem die erste 5G-Straßenleuchte Bayerns.

Würzburg: Erste 5G-Straßenleuchte Bayerns

[22.04.2024] In Würzburg wurde jetzt die erste 5G-Straßenleuchte Bayerns in Betrieb genommen. Sie ist das Ergebnis eines Pilotprojekts von O2 Telefónica, 5G Synergiewerk und den Stadtwerken Würzburg. mehr...

Ein Mitarbeiter der Smart City Solutions GmbH installiert die Sensoren an Gas- und Wasserzählern in einer Hagener Kita.

Hagen: Erfassung des Energieverbrauchs

[11.04.2024] In der Stadt Hagen erfassen intelligente Messsysteme und Sensoren seit Anfang Februar den Energieverbrauch in städtischen Gebäuden. mehr...

Freuen sich über die neue Wetterstation im Konstanzer Herosé-Park*

Konstanz: Wetterstationen für die Smart Green City

[22.12.2023] Zwölf Wetterstationen liefern in Konstanz künftig genaue Klimadaten. Diese sollen unter anderem für die Stadtplanung und zur effizienten Steuerung des Winterdienstes genutzt werden. mehr...

Sensor für das Parkraum-Management.

Mainova/evm: Kräfte gebündelt

[12.12.2023] Um Kommunen auf dem Weg zur Smart City zu unterstützen, arbeiten Mainova und die Energieversorgung Mittelrhein (evm) enger zusammen. Beide Unternehmen wollen ein gemeinsames Smart-City-Portfolio entwickeln. mehr...

Wird mit einem Regler von energielenker gesteuert: Smartes Quartier Harsefeld.

energielenker: Regler steuert smartes Quartier

[15.11.2023] Ein Regler von energielenker steuert die Energieflüsse in einem smarten Quartier Harsefeld. mehr...

GISA: Webinare zur Smart City
 

[17.10.2023] Anhand von Praxisbeispielen stellt das Unternehmen GISA in drei Online-Sessions seine Plattform für Smart-City-Anwendungen vor. Interessierte Kommunen können sich noch anmelden. mehr...

Funky Rüsselsheim: Die Wohnhäuser des Max-Beckmann-Wegs senden ihre Verbrauchsdaten über ein LoRaWAN an die Stadtwerke.

Rüsselsheim: Stadt hat den Funk

[06.09.2023] In Rüsselsheim erhalten die Bewohnerinnen und Bewohner des Max-Beckmann-Wegs monatlich Daten über ihren Energieverbrauch per Funk. Möglich macht dies ein von den Stadtwerken installiertes LoRaWAN. mehr...

Thomas Wilken und Dr. Stefan Plesser (v.l.) vom Forschungsinstitut SIZ energieplus und Stadtbaurat Hans-Georg Leuer kamen zur Unterzeichnung des LoI.

Braunschweig: Vorbereitung eines Förderantrags

[04.09.2023] Braunschweig bereitet derzeit einen Förderantrag für das Forschungsprojekt C2T vor. Im Rahmen des Projekts soll die Braunschweiger Bahnstadt zu einem der größten Reallabore für die nachhaltige Transformation der Wärme- und Kälteversorgung in Deutschland werden. mehr...

Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt Braunschweig und Volkswagen Financial Services.

Braunschweig/VWFS: Kooperation für Smart Green City

[18.07.2023] Die Stadt Braunschweig und Volkswagen Financial Services haben eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Deren Ziel ist es, die Stadt zu einer Modellstadt für nachhaltige und integrierte urbane Mobilität sowie zur Vorreiterin der Digitalisierung in der Verwaltung weiterzuentwickeln. mehr...

Sonja Gröntgen (3. v. l.) vom Landkreis Mayen-Koblenz und Christian Schröder (4. v. r.) von der evm freuen sich mit ihren Teams auf die zukünftige Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts MYK10.

Kreis Mayen-Koblenz: Region wird smart

[14.07.2023] Energieversorger evm unterstützt jetzt den Landkreis Mayen-Koblenz beim Aufbau eines flächendeckenden LoRaWAN. Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms Modellprojekte Smart Cities gefördert. mehr...

Studierende des Masterstudiengangs Engineering and Management der Hochschule Pforzheim haben gemeinsam mit der Stadt und den Stadtwerken ein Smart-City-Forschungsprojekt gestartet.

Pforzheim: Smart-City-Forschungsprojekt

[23.05.2023] Studierende des Masterstudiengangs Engineering and Management der Hochschule Pforzheim haben gemeinsam mit der Stadt und den Stadtwerken Pforzheim ein Smart-City-Forschungsprojekt gestartet. Dieses beinhaltet die Installation von Sensoren zur Erfassung von Umweltdaten. mehr...

In diesem Stadtmöbel-Ensemble aus Holz sind der Technikschrank und ein Wasservorratsbehälter für umliegende Stadtbäume untergebracht.

Frankfurt am Main: Straßenlaternen werden zu 5G-Hotspots

[17.05.2023] Die Unternehmen Mainova, O2 Telefónica und 5G-Synergiewerk verwandeln in Frankfurt am Main Straßenleuchten in 5G-Hotspots und digitale Gießkannen. mehr...