Donnerstag, 21. November 2024

LeipzigMobilität aus einer Hand

[26.03.2020] Die Leipziger Verkehrsbetriebe wollen auf die Veränderungen in der Mobilitätswelt nicht nur reagieren, sondern diese in einer Führungsrolle für Leipzig und Deutschland aktiv gestalten. Dazu soll unter anderem ein intermodaler Mobilitätsassistent beitragen.
Pilotangebot Flexa informiert den Kunden über buchbare intermodale Wege zwischen dem ÖPNV und den Flexa-Bussen.

Pilotangebot Flexa informiert den Kunden über buchbare intermodale Wege zwischen dem ÖPNV und den Flexa-Bussen.

(Bildquelle: Leipzig Gruppe)

Leipzig ist eine dynamische Großstadt mit stark steigenden Einwohnerzahlen und sich positiv entwickelnder Wirtschaftskraft. Das enorme Wachstum mit einer Vielzahl an neuen Verkehrsteilnehmern sowie eine stärkere bauliche Verdichtung der Stadt führen zu verschiedenen Herausforderungen an die Mobilitätsgestaltung in Leipzig. Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) als treibender Mobilitätsdienstleister der Stadt haben diese Wachstumspotenziale schon frühzeitig erkannt. Durch die Unternehmensstrategie „Fokus 2025“ wurden umfangreiche Modernisierungsprogramme der Infrastruktur durchgeführt und ein digitales Multimodalangebot umgesetzt, welches zentral in der Strategie verankert ist. Kernelement der Multimodalstrategie ist das Mobilitätskonzept Leipzig mobil, welches in seiner Umsetzung in Deutschland einzigartig ist.

Als EFRE-Fördervorhaben gestartet

Leipzig mobil startete 2013 als EFRE-Fördervorhaben. Für die Mobilitätsplattform wurden leistungsfähige Back und Front Ends entwickelt. Die dazugehörigen Schnittstellen zu den Mobilitätspartnern, die ein multimodales Produkt erst sinnvoll möglich machen, und die Einbindung in die Vertriebssysteme der LVB sind ebenfalls Teil der IT-Architektur.
Im Herbst 2015 wurde das System mit einem passenden Kundenangebot in den Markt eingeführt. Im Juli 2018 wurde die größte Taxizentrale Leipzigs nahtlos integriert, sodass neben dem Kauf von ÖV-Tickets über die Plattform und das Buchen von Carsharing- und Bikesharing-Angeboten auch Taxileistungen genutzt werden können. Die Carsharing- und Bikesharing-Leistungen können deutschlandweit bei den LVB-Partnern in Anspruch genommen werden.

Keine singuläre Mobilitätsplattform

Das Mobilitätskonzept Leipzig mobil ist nicht als singuläre Mobilitätsplattform zu verstehen, es beruht vielmehr auf den drei Säulen Plattform, Stationen und Produkt. Ein erster physischer Verknüpfungspunkt zur digitalen Mobilitätswelt sind die im Leipziger Stadtbild verankerten Mobilitätsstationen, die zum Ausprobieren einladen. Diese multimodalen Mobilitätshaltestellen stellen die Verbindung zu mindestens zwei weiteren Verkehrsmitteln neben dem ÖPNV dar. Die Mobilitätsstation besteht aus einer Stele für die Fahrgastinformation, bietet aktuelle Informationen zum ÖPNV und ermöglicht das Buchen von Carsharing- und Bikesharing-Leistungen. An den Stationen befinden sich außerdem Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge sowie Steuerungselemente für die Ladepunkte. In enger Kooperation mit der Stadtverwaltung ist geplant, jedes Jahr mindestens zehn weitere Stationen zu errichten.

Servicekette „Informieren-Buchen-Bezahlen“

Die Mobilitätsplattform als zweiter Schlüsselbaustein und IT-Rückgrat des Produkts ermöglicht es dem Kunden, entlang der Servicekette „Informieren-Buchen-Bezahlen“ Mobilität mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln nachzufragen. Ein Absprung in die Partner-Apps ist dank der nahtlosen Vollintegration der Kooperationspartner nicht notwendig. Eingebettet wird die Mobilitätsplattform in das Produkt Leipzig mobil als dritten Baustein der Strategie. Dazu gehört, dass der Kunde via Single-Sign-on nur einen Vertrag mit den LVB eingeht und dementsprechend nur die AGB von Leipzig mobil akzeptiert. Dies stellt sicher, dass Mobilität aus einer Hand angeboten werden kann. Alleiniger Kundenvertragspartner sind die LVB. Kunden ohne Vertragsabschluss können die Grundfunktion ÖPNV-Ticketkauf via Providerpayment nutzen. Das Produkt für den registrierten Kunden beinhaltet alle Mobilitätsleistungen der Kooperationspartner – teilweise mit eigener Tarifstruktur bis hin zu Freikontingenten.

Ganzheitliches Konzept

Die Prämisse von Leipzig mobil ist, dass ein einfacher Zugang zu allen Mobilitätsleistungen einen Mehrwert für den Kunden generiert und für jede Gelegenheit das passende Verkehrsmittel angeboten wird. Daher beginnt die Customer Journey bei der Registrierung und endet erst mit der monatlich ausgestellten Mobilitätsrechnung durch die Leipziger Verkehrsbetriebe. Mobility-as-a-Service verstehen die Leipziger Verkehrsbetriebe als ganzheitliches Konzept, welches über das simple Buchen der Mobilitätsleistungen hinausgeht.
Die LVB fördern mit neuen Innovationsprojekten die Mobilitätsentwicklung und positionieren sich damit als innovativer Mobilitätsdienstleister. Neben einer Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation zählt dazu auch das Projekt ABSOLUT zur Entwicklung autonomer Busshuttles. Als Praxispartner bündeln die LVB Wissen und lassen ihr Know-how der Plattformökonomie in die digitale Mobilitätsevolution einfließen.

Realisierung intermodaler Wegeketten

Leipzig mobil wird und wurde mit Unterstützung verschiedener Förderprojekte des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur gezielt weiterentwickelt. Der nächste große Schritt wird für dieses Jahr anvisiert. Die Realisierung intermodaler Wegeketten stellt gegenwärtig eine der größten Herausforderungen im Bereich der Mobilitätsangebote dar. Hierfür ist ein intelligenter intermodaler Reiseassistent für die Nutzer essenziell. Leipzig mobil wird dieser Mobilitätsassistent werden, der nahtlose Reiseketten von Tür zu Tür beauskunften und durchführen kann. Dafür muss das Routing befähigt werden, sinnvolle intermodale Wege zu generieren, die dem Kunden einen signifikanten Mehrwert bieten. So soll dieser zwischen der schnellsten, günstigsten und komfortabelsten Route wählen können. Intelligente Kombinationen verschiedener Verkehrsmittel erhöhen die Flexibilität für den Kunden, welcher Verknüpfungen dann nicht mehr aufwendig selbst planen muss. Dabei ist es möglich, individuelle Angaben und Kundenwünsche bei der Routenerstellung zu berücksichtigen. Durch die Verknüpfung der einzelnen Verkehrsträger zu einer Reisekette kann jederzeit eine konkurrenzfähige Alternative zum motorisierten Individualverkehr angeboten werden.

Parallelverkehr wird vermieden

Bereits realisiert ist das Ride-Pooling-Angebot der LVB. Das Forschungsprojekt ist mit dem Pilotangebot Flexa Mitte Oktober 2019 im Leipziger Nordraum gestartet und beauskunftet für den Kunden buchbare intermodale Wege zwischen dem ÖPNV und den Flexa-Bussen. Die Shuttles können neben Binnenverkehrsleistung im Bediengebiet sechs ÖV-Haltestellen anfahren, welche als intermodale Umsteigepunkte dienen. Besonderheit des Pooling-Algorithmus ist, dass Parallelverkehr mit den im Gebiet fahrenden Buslinien vermieden wird.
Diese umfangreichen und ambitionierten Entwicklungen leisten einen innovativen Beitrag zum Erreichen der strategischen Unternehmens- und Stadtentwicklungsziele. Mit der Schaffung von Leipzig mobil positionieren sich die Leipziger Verkehrsbetriebe als städtischer Mobilitätsdienstleister des 21. Jahrhunderts, der auf die disruptiven Veränderungen in der Mobilitätswelt nicht einfach reagiert, sondern als Mitgestalter aktiv eine Führungsrolle für Leipzig und Deutschland einnimmt.

Christian Günther

Günther, ChristianChristian Günther arbeitet als Produktentwickler im Bereich Marktinnovation für die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die Entwicklung innovativer Mobilitätsprodukte sowie die Weiterentwicklung des inter- und multimodalen Angebots Leipzig mobil.



Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Klimaschutz
VSHEW-Vorstandsvorsitzender Andreas Wulff (l.) und Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt mit der unterzeichneten Dekarbonisierungsvereinbarung. Foto: PR

Schleswig-Holstein: Stadt und Land dekarbonisieren

[15.11.2024] 23 Stadt- und Gemeindewerke im Norden präsentieren Maßnahmenpläne zur CO2-Reduzierung. Minister Tobias Goldschmidt sichert Unterstützung zu. Maßnahmen könnten bis 2023 rund 520.000 Tonnen CO2 einsparen. mehr...

Klimaaktive Kommune 2024: Vorbildliche Projekte prämiert

[13.11.2024] Sechs deutsche Kommunen wurden im Rahmen des Wettbewerbs „Klimaaktive Kommune 2024“ für ihre herausragenden Klimaschutzmaßnahmen ausgezeichnet. Die Gewinner erhalten jeweils 40.000 Euro Preisgeld, das in weitere Klimaprojekte fließen soll. mehr...

Bayern: Modellvorhaben klimagerechter Städtebau

[17.10.2024] Der Klimawandel ist eine Herausforderung für Städte und Gemeinden. Acht bayerische Kommunen haben im Rahmen eines Modellvorhabens des Bauministeriums Konzepte zur Klimaanpassung entwickelt. Bayerns Bauminister Bernreiter stellte nun die Ergebnisse und einen digitalen Leitfaden für alle Kommunen vor. mehr...

Bis 2040 soll die Kommunalverwaltung klimaneutral sein. Das steht unter anderem im Vorreiterkonzept Klimaschutz. Ein Werk mit mehr als 300 Seiten – hinzu kommt ein umfangreicher Anhang.

Osnabrück: Klimaneutralität der Verwaltung bis 2040

[12.09.2024] Die Stadt Osnabrück hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Kommunalverwaltung bis 2040 klimaneutral zu gestalten. Ein umfassendes Maßnahmenpaket liegt bereits vor, das energetische Sanierungen, den Ausbau von Photovoltaikanlagen sowie die Umstellung auf erneuerbare Energien vorsieht. mehr...

Preisträgerinnen und Preisträger des niedersächsischen Wettbewerbs „Klima kommunal 2024“.

Niedersachsen: Klimakommunen 2024 ausgezeichnet

[11.09.2024] Der Landkreis Cuxhaven und die Stadt Goslar sind als „Niedersächsische Klimakommunen 2024“ ausgezeichnet worden. Mit ihren innovativen Klimaschutzprojekten setzten sie sich in einem Wettbewerb mit 82 Projekten durch. mehr...

Bremen: CO2-Reduktion stagniert

[05.09.2024] Der CO2-Ausstoß im Land Bremen ist im Jahr 2022 fast unverändert geblieben, wie ein neuer Bericht zeigt. Um die Klimaziele zu erreichen, mahnt Bremens Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf ein entschlossenes Vorgehen an. mehr...

Niedersachsen: Elf Sieger bei „Klima kommunal“

[05.09.2024] Elf niedersächsische Kommunen wurden für vorbildlichen Klimaschutz im Wettbewerb „Klima kommunal“ 2024 ausgezeichnet. mehr...

Chemnitz wurde als Energiekommune für den Monat August ausgezeichnet.

Chemnitz: Bürger gestalten Energiewende mit

[02.09.2024] Die AEE zeichnet im August 2024 die Stadt Chemnitz als Energie-Kommune des Monats aus. Grund ist das gemeinsame Gestalten der Energiewende mit Bürgern, Wirtschaft und Wissenschaft. mehr...

Auch in diesem Jahr wurde ein Großteil der Förderung des Programms KlimaBonus Karlsruhe für Photovoltaikanlagen beantragt.

Karlsruhe: Fördermittel komplett abgerufen

[09.08.2024] Bereits jetzt sind die Mittel des städtischen Förderprogramms „KlimaBonus Karlsruhe“ in Höhe von zwei Millionen Euro vollständig ausgeschöpft. mehr...

Die Stadtwerke Münster planen den Bau großer PV-Freiflächen-Anlagen

Münster: Fortschritte auf dem Weg zur Klimastadt

[02.08.2024] Die Stadt Münster verzeichnet erhebliche Fortschritte in ihren Klimaschutzprojekten. Unternehmen, Institutionen und Bürger tragen dabei zum Klimastadt-Vertrag bei und setzen zahlreiche Maßnahmen um. mehr...

Magdeburg: Neuer Klimabeirat nimmt Arbeit auf

[02.08.2024] In Magdeburg hat jetzt ein 18-köpfiges Expertengremium seine Arbeit aufgenommen. Es soll die Landeshauptstadt bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und dem „Masterplan 100 % Klimaschutz“ unterstützen. mehr...

Der Rat der Metropolregion hat den Klimapakt einstimmig in der vergangenen Ratssitzung verabschiedet.

Metropolregion Nürnberg: Neuer Klimapakt beschlossen

[01.08.2024] Mit der Verabschiedung eines aktualisierten Klimapakts hat die Metropolregion Nürnberg einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität bis 2040 gemacht. Im Mittelpunkt steht die interkommunale Zusammenarbeit. mehr...

Im Hafen Kehl entstehen jetzt Landstromanlagen.

Kehl: Ökostromanschlüsse für Hafen

[30.07.2024] Das Land Baden-Württemberg und der Bund unterstützen jetzt den Bau von Landstromanlagen im Hafen Kehl mit rund 1,1 Millionen Euro. Diese Anlagen versorgen Schiffe mit erneuerbarer Energie und reduzieren dadurch die CO2-Emissionen in der Binnenschifffahrt. mehr...

Der KEA-BW erstellt aus den Informationen der Kommunen einen individuellen Kommunensteckbrief.

Baden-Württemberg: Energieverbrauch übermittelt

[29.07.2024] In Baden-Württemberg haben 547 von 1.136 Kommunen und Landkreisen ihre Energieverbräuche für 2023 fristgerecht veröffentlicht. Die KEA-BW erstellt auf Basis dieser Daten individuelle Steckbriefe, die den Gemeinden helfen, ihre Energiedaten zu analysieren und Einsparpotenziale zu identifizieren. mehr...

Gemeinsam mit 71 weiteren Kommunen hat die Stadt Gütersloh das dritte Kommuniqué im Rahmen der Klimakampagne OWL unterzeichnet.

Gütersloh: Stadt setzt sich Klimaschutzziele

[23.07.2024] Auf dem dritten Klimagipfel OWL in Detmold haben die Stadt Gütersloh und 71 weitere Kommunen ein neues Kommuniqué unterzeichnet. Schwerpunkte sind die klimafreundliche Wärmeplanung, der Ausbau der Windenergie und eine Wissensoffensive zur Förderung der Akzeptanz lokaler Klimaschutzprojekte. mehr...