HannoverE-Mobil wie Oslo
Hannover wird bundesweit eine der führenden Städte bei der E-Mobilität. Dieses Ziel hat sich enercity auf die Agenda geschrieben. Seit dem Jahr 2010 sammelt der kommunale Energieversorger laut eigenen Angaben bereits Erfahrungen im Errichten und Betrieb von E-Ladestationen.
Die niedersächsische Landeshauptstadt wiederum hat im Mai 2018 ein Umsetzungskonzept zur Elektromobilität in Hannover beschlossen. Die Ziele: den Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge signifikant erhöhen, Unternehmen bei der Umstellung unterstützen, als Stadtverwaltung mit gutem Beispiel vorangehen und dabei die Luftreinhaltung, den Lärmschutz und die Klimaschutzziele der Kommune fördern. Selbstredend ist der Ausbau der Lade-Infrastruktur ein wesentlicher Teil des Vorhabens. Die Stadt hat deshalb eine europaweite Ausschreibung zur Errichtung einer öffentlichen Lade-Infrastruktur durchgeführt. Ende 2018 hat der Rat der Stadt dann enercity die Konzession erteilt. Zu diesem Zeitpunkt hatte das kommunale Versorgungsunternehmen bereits 49 Ladepunkte in Betrieb genommen und weitere 200 an gewerbliche und private Kunden verkauft.
30 Schnellladesäulen für Hannover
Der Vertrag mit Hannover sieht nun einen Ausbau auf 480 Ladepunkte an 240 Stationen bis Ende 2020 vor, die ausschließlich mit Ökostrom betrieben werden. „Wir planen den Bau von 30 Schnellladesäulen, an denen E-Autos je nach Fahrzeugtyp innerhalb von 10 bis 30 Minuten geladen werden können“, kündigt die enercity-Vorstandsvorsitzende Susanna Zapreva an. „Dazu kommen noch mindestens 420 normale Ladesäulen, die das Auto innerhalb von durchschnittlich zwei Stunden laden. In zwei Jahren wird Hannover im Bereich E-Mobilität das Oslo Deutschlands sein.“ Oslo gilt als europaweiter Vorreiter der E-Mobilität, berichtet unter anderem die Heinrich-Böll-Stiftung. Fast jeder zweite Pkw fahre in der Hauptstadt Norwegens elektrisch, Fähren und Busse werden ebenfalls elektrifiziert.
Letter of Intent unterzeichnet
Insgesamt wird enercity laut eigenen Angaben 480 Ladepunkte im Stadtzentrum errichten. Deren gleichmäßige Verteilung regle wiederum der Vertrag mit der Stadt: Alle 13 Stadtbezirke sollen mindestens zwei Ladestationen erhalten, für jeden der 51 Stadtteile wird mindestens eine Station angestrebt. So soll das bislang dichteste Ladenetz in einer deutschen Stadt entstehen.
Die geplanten Schnellladesäulen will enercity in Kooperation mit der Hannoverschen Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft ÜSTRA errichten. Die beiden kommunalen Unternehmen haben einen entsprechenden Letter of Intent unterzeichnet. ÜSTRA will bis 2023 den Busbetrieb in der Umweltzone Hannovers (Innenstadt) auf fünf Buslinien mit insgesamt 48 Fahrzeugen komplett auf E-Busse umstellen und benötigt dazu an den Endpunkten der Linien Lademasten. Dort wird enercity auf die gleiche Ladetechnik zugreifen und öffentliche Gleichstrom-Schnellladestationen für Elektroautos mit einer Leistung von 50 bis 150 Kilowatt einrichten.
Vorbildliche Zusammenarbeit
„Für unsere Elektrobusoffensive benötigen wir in den nächsten Jahren neben 48 neuen Elektrobussen auch die notwendige Lade-Infrastruktur für die innerstädtischen Buslinien“, erläutert der ÜSTRA-Vorstandsvorsitzende Volkhardt Klöppner. „Dabei waren wir uns mit enercity schnell einig, dass es absolut sinnvoll ist, an den notwendigen Standorten für die Schnellladung der Busse keine doppelte Infrastruktur aufzubauen. Durch eine verzahnte Zusammenarbeit bei Planung, Bau und Betrieb stellen wir nun die effiziente Nutzung des öffentlichen Raums sicher und bringen die Elektromobilität in Hannover gemeinsam einen großen Schritt voran. Das ist in puncto Zusammenarbeit ein absolutes Vorzeigeprojekt, denn auch die Stadt und die Region Hannover unterstützen diese Kooperation vollumfänglich.“
Vorfahrer gesucht
Die geplanten 480 Ladepunkte sollen laut enercity nicht nur an Orten mit hohem Besucheraufkommen entstehen, sondern auch dort, wo es sich die Bürger wünschen. „Neben der digitalen, datenbasierten Analyse binden wir insbesondere die Einwohnerinnen und Einwohner Hannovers intensiv in die Standortsuche ein“, sagt die enercity-Vorstandsvorsitzende Susanna Zapreva. In so genannten Vorfahrer-Dialogen wollte enercity daher herausfinden, wo Menschen wohnen, die bereits ein Elektroauto fahren oder sich vorstellen können, auf ein solches umzusteigen. Die Bürger konnten auch ihre Standortvorschläge für öffentliche und halböffentliche Ladesäulen einbringen und erhielten außerdem Informationen aus erster Hand zum Ausbau der Lade-Infrastruktur.
Online-Tools ergänzen das Beteiligungsangebot. So sind alle 13 Stadtbezirke zur Teilnahme an einer Vorfahrer-Challenge aufgerufen. Interessierte können dazu ihren individuellen Wunschstandort auf einer Online-Map von Hannover abgeben. Alle vorgeschlagenen Ladestationen werden laut enercity mit einem Geo-Pin gekennzeichnet und je nach Häufigkeit der Nennung visualisiert. Der Bezirk mit den meisten Nennungen von Wunschstandorten gewinnt eine E-Mobilitäts-Roadshow. Diese soll die Bürger umfassend über das Thema Elektromobilität informieren, Elektroautos präsentieren und Probefahrten anbieten. Unter allen Teilnehmern, die Wunschstandorte einreichen, werde außerdem eine Vier-Tages-Reise nach Oslo als Europas E-Mobilitätsstadt Nummer eins verlost.
Geplante Bürgerbeteiligung überzeugt
Insbesondere die geplante Bürgerbeteiligung, aber auch das Konzept und die Erfahrung von enercity haben im Vergabeverfahren der Stadt um die Lade-Infrastruktur überzeugt. „Mit dieser Konzessionsvergabe schaffen wir einen wichtigen Rahmen dafür, dass es mit dem Ausbau der Elektromobilität deutlich vorangeht“, kommentierte Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) die Entscheidung Ende 2018. „Das ist ein großer Schritt in Richtung eines flächendeckenden Angebots für die gesamte Stadt.“ Die flächendeckende Lade-Infrastruktur ist nach Aussage der enercity-Vorstandsvorsitzenden Susanna Zapreva wiederum eine wichtige Komponente für den Weg Hannovers zur Smart City. „Insbesondere das Schnellladen durch so genannte Direct-Current-Ladesäulen wird dabei entscheidend für die E-Mobilität sein.“ Zapreva ist überzeugt: Die Menschen werden auf E-Autos umsteigen, wenn sie wissen, dass sie ihr Auto zuverlässig in wenigen Minuten laden können.
E-mobiles Oslo
Oslo will mit zu hohen Schadstoffwerten aufräumen. Bis 2020 möchte die Hauptstadt Norwegens ihre CO2-Emissionen halbieren und bis 2030 nahezu emissionsfrei werden. Die meisten Emissionen sind laut Oslo auf den Verkehr zurückzuführen. Bis 2020 soll deshalb der immer gefragtere ÖPNV in der Hauptstadt fossil- und bis 2028 weitgehend emissionsfrei werden. Vergünstigungen sollen zudem immer mehr E-Autos auf die Straßen bringen. Günstige Rahmenbedingungen schafft bei all dem die norwegische Landesregierung.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Juli/August 2019 von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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