Montag, 14. Oktober 2024

Bad NauheimKalte Nahwärme und smarte Services

[04.04.2019] Ein Leuchtturmprojekt mit Kalter Nahwärme wollen die Stadtwerke Bad Nauheim schaffen. Gekoppelt mit Breitband, der Lade-Infrastruktur für E-Mobilität und weiteren Dienstleistungen, erschließen sie sich damit ein neues Geschäftsmodell.
Die Stadtwerke Bad Nauheim präsentieren ihr Leuchtturmprojekt mit Kalter Nahwärme.

Die Stadtwerke Bad Nauheim präsentieren ihr Leuchtturmprojekt mit Kalter Nahwärme.

(Bildquelle: Stadtwerke Bad Nauheim)

Innovativ soll das Neubaugebiet im südlichen Bad Nauheim mit Wärme versorgt werden. Die Stadtwerke Bad Nauheim haben deshalb ein zukunftsweisendes Konzept für das neue Stadtquartier in der hessischen Kommune entworfen: Kalte Nahwärme soll die Gebäude beheizen oder kühlen.
Oberflächennahe Geothermie liefert die dafür benötigte Energie. In einer Tiefe von anderthalb bis drei Metern wird dem Erdreich über spezielle Kollektoren – die Kollektorfläche in Bad Nauheim umfasst 22.000 Quadratmeter – Wärme entzogen. Ein Wärmenetz leitet sie verlustfrei in die angeschlossenen Gebäude. An jedem Gebäude installieren die Stadtwerke mit Ökostrom betriebene Wärmepumpen. Sie erhöhen die Vorlauftemperatur des Wassers von etwa 10 auf rund 55 Grad. Optional kann die Kalte Nahwärme auch umgekehrt genutzt werden. Denn statt zu heizen, kann sie Gebäude ohne zusätzliche Kosten auf natürliche Weise kühlen, sodass die Raumwärme bis zu sieben Grad unter der jeweiligen Außentemperatur liegt.
Die erforderlichen Wärmepumpen bieten die Stadtwerke den Bauherren in Bad Nauheim Süd im Rahmen eines Wärme-Contracting an. Als Contractor übernehmen sie die Betreuung der Pumpen von der Überwachung über die Steuerung bis hin zur Wartung. Individuell ergänzt werden die Pumpen durch Wärmespeicher. Zusätzliche Wartungs- oder Unterhaltskosten entfallen für die Bauherren während der gesamten Vertragslaufzeit. Sie profitieren außerdem von einer Preisgarantie bis Ende 2025 für die abgenommene Wärme. Gesteuert wird das Nahwärmenetz über eine Energiezentrale, die in Bad Nauheim Süd errichtet wird. Für die Datenübertragung nutzen die Stadtwerke Lichtwellenleiter.

Hausanschlüsse für Strom, Wasser und Wärme

Im Anschlusspaket des Bad Nauheimer Versorgungsunternehmens ist ein kostenloser Glasfaseranschluss per Fibre to the Home (FTTH) enthalten. Seit dem Jahr 2010 bauen die Stadtwerke ein flächendeckendes Glasfasernetz in der Kommune auf, das über die doppelte Anbindung an Backbones eine sehr hohe Verfügbarkeit aufweist. In Bad Nauheim Süd wird somit die Basis für die Smart City geschaffen. Anhand eines Musterhauses wollen die Stadtwerke zeigen, wie sich Smart-Home-Anwendungen, Wärmepumpe, Speicher oder Lüftung per App steuern lassen.
„Mit 400 geplanten Wohneinheiten ist das neue Quartier das bislang größte in Deutschland, das mit Kalter Nahwärme versorgt werden wird“, kündigt Stadtwerke-Chef Peter Drausnigg an. Einen Anschlusszwang gebe es nicht, weshalb sich die Lösung auf dem Markt gegen andere Beheizungslösungen behaupten muss. „Es ist uns gelungen, ein hochattraktives Paket zu schnüren, das in seinem Leistungsumfang besser und in seiner Wirtschaftlichkeit günstiger ist als vergleichbare Lösungen“, sagt Drausnigg. Außer dem kostenlosen Glasfaseranschluss und dem Contracting von Wärmepumpe mit Speicher besteht das Versorgungspaket aus Hausanschlüssen für Strom, Wasser und Wärme. Die örtlichen Banken bieten den Bauherren zudem passende Finanzierungskredite an, die extra für das Nahwärmekonzept geschnürt wurden.

Geschäftsmodell mit Zukunft

Das klimaneutrale Versorgungskonzept ermöglicht es den Bauherren darüber hinaus, in Bad Nauheim Süd die ab dem Jahr 2020 geltenden Vorgaben der Energieeinsparverordnung für Neubauten bereits heute zu erfüllen. Besonders gut kommt laut Drausnigg der modulare Aufbau des Stadtwerkeangebots an, um beispielsweise die Versorgung eines Gebäudes um die Eigenerzeugung aus erneuerbaren Energien zu ergänzen oder für die Elektromobilität zu erweitern. Photovoltaik oder Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge bieten die Stadtwerke ebenfalls zum Kauf oder Contracting an. Drausnigg: „Innovative Versorgungskonzepte wie Kalte Nahwärme gekoppelt mit Breitband, Lade-Infrastruktur für E-Mobilität und weiteren Dienstleistungen schaffen einen Mikrokosmos, der Kunden bindet und die Wertschöpfungstiefe erhöht. Für mich ist das ein Geschäftsmodell, das Zukunft hat.“





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Geothermie
Spatenstich in München für die größte Geothermieanlage Kontinentaleuropas.

München: Spatenstich für Geothermieanlage

[07.10.2024] In München haben jetzt die Bauarbeiten für die größte Geothermieanlage in Europa begonnen. Die Anlage am Michaelibad soll ab 2033 rund 75.000 Haushalte in der Region mit klimaneutraler Fernwärme versorgen und ist ein wichtiger Baustein für die Wärmewende der Stadt. mehr...

NRW-Geothermiekonferenz: Schatz aus der Tiefe heben

[07.10.2024] Nordrhein-Westfalen will 20 Prozent seines Wärmebedarfs klimaneutral aus Erdwärme decken. Auf der 19. NRW-Geothermiekonferenz werden aktuelle Projekte und technologische Entwicklungen für die kommunale Wärmeplanung vorgestellt. mehr...

NRW: Geld für Aachener Geothermie

[19.09.2024] NRW fördert eine wichtige Vorerkundung für ein Geothermieprojekt der Stadtwerke Aachen. mehr...

Die Gemeinde Grünwald sparte im Jahr 2023 rund 22.000 Tonnen CO2 durch die Nutzung der Tiefengeothermie.

Drees & Sommer: Tiefengeothermie auf Expansionskurs

[16.09.2024] Die Tiefengeothermie in Bayern befindet sich auf Expansionskurs. Dank neuer Projekte soll die klimafreundliche Wärmequelle künftig einen noch größeren Beitrag zur Wärmewende in Bayern leisten. mehr...

Baustellenbesichtigung: Im Norden von Frankfurt am Main entsteht ein zukunftsweisendes Klimaschutzquartier.

Frankfurt am Main: Klimaschutzquartier im Bau

[10.09.2024] In Frankfurt entsteht ein neuer Vorzeigestadtteil: Im Hilgenfeld sollen rund 2.500 Menschen mit klimaschonender Energie versorgt werden. Das innovative Energiekonzept kombiniert Geothermie, Solarenergie und Blockheizkraftwerke. mehr...

Altenburg: Kaltes Nahwärmenetz in Betrieb

[09.09.2024] In Altenburg wurde jetzt ein innovatives kaltes Nahwärmenetz offiziell in Betrieb genommen. Das Projekt, das über 100 Gebäude mit nachhaltiger Geothermie versorgen soll, gilt als Vorbild für die klimafreundliche Wärmeversorgung im Ahrtal und Rheinland-Pfalz. mehr...

12 Uhr Mittags: Thomas Finkeldey

LBEG: Schicht im Schacht Steinförde

[23.07.2024] Eine geplante geothermische Nachnutzung des Kalischachts Steinförde in Wietze wird nicht umgesetzt. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und der Verein Geoenergy Celle haben festgestellt, dass die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht gegeben sind. mehr...

Kick-off-Treffen des Geothermieprojekts AGENS in Speyer.

Speyer/Schifferstadt: Geothermieprojekt AGENS gestartet

[12.07.2024] In den Städten Speyer und Schifferstadt soll Erdwärme für die Nah- und Fernwärmeversorgung genutzt werden. Das Projekt AGENS will durch innovative Bohrtechniken die Dekarbonisierung und Unabhängigkeit der Energieversorgung vorantreiben. mehr...

So funktioniert die Tiefe Geothermie in Neustadt-Glewe.

Neustadt-Glewe: Tiefengeothermie zur Wärmewende

[28.06.2024] Die AEE zeichnet im Juni die Stadt Neustadt-Glewe als Energie-Kommune des Monats aus. Einer der Gründe ist die effiziente Nutzung von Tiefengeothermie. mehr...

Das rot eingegrenzte Erlaubnisfeld Hemelingen erstreckt sich im Süden von Bremen links und rechts der Weser über die Stadtteile Hemelingen und Obervieland.

LBEG: Erlaubnis zur Erdwärme-Aufsuchung

[20.06.2024] Die im Landkreis Diepholz gelegene Gemeinde Weyhe erhält erstmals eine Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdwärme in Bremen und Umgebung. Das LBEG hat die Felder Hemelingen und Weyhe für fünf Jahre genehmigt, um tiefengeothermische Projekte zu ermöglichen. mehr...

Stadtwerke Husum: Großes Potenzial für Geothermie

[26.04.2024] Die Stadtwerke Husum treiben die Nutzung der Geothermie voran. Eine neue Studie zeigt vielversprechende Thermalwasservorkommen in 2.000 bis 2.500 Metern Tiefe. mehr...

In Burgwedel soll mithilfe von Erdwärme eine klimafreundliche Wärmeversorgung aufgebaut werden.

Burgwedel: Geothermisches Wärmenetz geplant

[25.04.2024] In Burgwedel soll mithilfe von Erdwärme eine klimafreundliche Wärmeversorgung aufgebaut werden. In einer Kooperation zwischen der Stadt, der Norddeutschen Erdwärme Gewinnungsgesellschaft und enercity soll ein nachhaltiges Nahwärmenetz entstehen. mehr...

Bayern: Neue Karten im Energie-Atlas

[16.04.2024] Nutzerinnen und Nutzern des Energie-Atlas Bayern stehen ab sofort neue Karten zur Verfügung. Planerinnen und Planer sowie Bürgerinnen und Bürger erhalten mithilfe des Atlas eine Ersteinschätzung, wo die Nutzung der oberflächennahen Geothermie möglich ist. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Strategie zur Geothermie-Nutzung

[10.04.2024] Das Land Nordrhein-Westfalen will jetzt den Ausbau der Geothermie mit einem Masterplan voranbringen. Er wurde jetzt von der Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur vorgestellt. mehr...

Übergabe des Förderschecks an die Stadtwerke Prenzlau.

Prenzlau: Förderung für Geothermie

[06.03.2024] Mit einem Förderscheck in Höhe von 8,28 Millionen Euro unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz jetzt ein Geothermieprojekt der Stadtwerke Prenzlau. mehr...