PwCKeine Krise in Sicht
Deutsche Energieversorger (EVU) durchlaufen seit Jahren einen schwierigen Transformationsprozess. Und der zahlt sich aus. Denn entgegen des Bauchgefühls vieler Branchenbeobachter stabilisiert sich die Lage der EVU inzwischen. Das ist ein Kernergebnis der Studie „Krise abgesagt? Finanzierungsverhältnisse kommunaler Versorger und Konzerne“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).
Eine der wichtigsten Kennzahlen bei der Bewertung der Ertragslage der Unternehmen ist das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, und Abschreibungen (EBITDA). Laut der PwC-Studie lag die EBITDA-Marge im Jahr 2016 durchschnittlich bei 14,7 Prozent. Für 2017 zeichnet sich ein EBITDA-Median von 14,8 Prozent ab. Beide Werte sind etwas niedriger als 2015 (15,0 Prozent), doch höher als 2011 bis 2014 (14,1 bis 13,6 Prozent). Norbert Schwieters, Leiter Energiewirtschaft bei PwC, kommentiert: „Seit Jahren leiden die EVU unter den Folgen der Energiewende. Die deshalb eingeleiteten Restrukturierungen wirken jetzt positiv.“ Und: „Die vorausgesagte Finanzkrise der EVU ist aus den vorliegenden Zahlen nicht ableitbar.“
Eigenkapitalquote positiv
Auch die Eigenkapitalquote vieler Unternehmen entwickle sich wieder positiv. Lag die Eigenkapitalquote zwischen 2011 bis 2015 im Schnitt zwischen 33,9 und 34,4 Prozent (bei einem Tiefpunkt von 33,2 Prozent im Jahr 2013), stieg sie 2016 auf 35,4 Prozent. Im Jahr 2017 könnte sie weiter steigen: auf 35,6 Prozent. PwC-Partner Bernd Papenstein, Leiter Infrastructure Advisory, sagt: „Dieser Aufwärtstrend ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen inzwischen einen Teil ihrer Überschüsse zurückbehalten oder von ihren Gesellschaftern zusätzlich mit Eigenkapital ausgestattet werden, statt wie früher mit 100-Prozent-Finanzierungen zu arbeiten. Sie wirken damit den negativen Bilanzeffekten entgegen, die aus allein fremdfinanziertem Wachstum resultieren.“
Ebenfalls weiter stabilisiert hat sich laut der Studie der dynamische Verschuldungsgrad. Diese Kennzahl entspricht dem Verhältnis der Nettofinanzverschuldung zum EBITDA und dient Fremdkapitalgebern, um die Schuldentragfähigkeit von Kreditnehmern zu beurteilen. Nach einem deutlichen Anstieg des Verschuldungsgrads zwischen 2009 und 2012 von 1,8 auf 2,3 stagniert die Entwicklung seit 2013. 2016 lag sie im Median bei 2,3; 2017 könnte der Verschuldungsgrad auf 2,2 fallen.
Liquidität und Bonität sind gut
Auch Liquiditätskennzahlen werden immer wichtiger für EVU. Sie vergleichen Finanzschulden mit erwirtschafteten Cashflows und drücken aus, über welchen Zeitraum die Verschuldung zurückgezahlt werden kann. Ein Beispiel: 2016 deckte der einfache Cashflow der untersuchten EVU im Schnitt rund 28,3 Prozent ihrer Bruttofinanzschulden und lag damit höher als im Jahr zuvor. Hierzu haben steigende Cashflows (plus 4,1 Prozent) aufgrund steigender Betriebsergebnisse und sinkender Finanzierungskosten sowie sinkende Bruttofinanzschulden (minus 2,5 Prozent) beigetragen. Für 2017 ist auf Basis tendenziell konstanter Cashflows und leicht sinkender Bruttofinanzschulden mit einer weiteren Stabilisierung bei 28,4 Prozent zu rechnen. Norbert Schwieters resümiert: „Gemessen an den Richtwerten für eine mindestens zufriedenstellende Kreditbonität sind die EVU gut unterwegs.“ Im Schnitt verfügten die Versorger in Deutschland über ausreichende Grundbonität und Cashflows, um die aktuellen Verschuldungsniveaus zu tragen.
Download der PwC-Studie „Krise abgesagt? Finanzierungsverhältnisse kommunaler Versorger und Konzerne“(PDF, 977 KB)
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