Donnerstag, 21. November 2024

Bad HersfeldDer Schlüssel liegt in den Daten

[29.09.2017] Zur Umsetzung ihrer Smart-City-Vorhaben nutzt die Stadt Bad Hersfeld die Datenplattform [ui!] UrbanPulse. Damit können etwa die tatsächliche Anzahl freier Parkplätze angezeigt, Maßnahmen zur Lärmreduktion effizienter gestaltet oder die Müllabfuhr optimiert werden.
Die Datenplattform Urban Pulse.

Die Datenplattform Urban Pulse.

(Bildquelle: Urban Software Institut)

Für Thomas Fehling (parteilos), Bürgermeister der nordhessischen Stadt Bad Hersfeld und von Haus aus Informatiker, ist Smart City kein Exklusivthema für große Städte. Digitalisierte Prozesse sind aber nur dann sinnvoll, wenn sie tatsächlich einfacher, schneller oder kostengünstiger sind als das traditionelle Vorgehen. Das Leitmotiv von digitalen Projekten in Bad Hersfeld lautet daher: Bürgernutzen und Nachhaltigkeit. Verfolgt werden kleine, konkrete Vorhaben, die eingebunden sind in eine flexible digitale Datenplattform, welche die Nachhaltigkeit aller Projekte sichert.
In den Kommunen sind heute bereits eine Vielzahl von Daten vorhanden, die anonymisiert zu neuen digitalen Diensten genutzt werden können. So können zum Beispiel Daten aus einem Verkehrsleitsystem zu nützlichen Informationen für die Verkehrsverflüssigung werden. Daten werden somit künftig zu einem Teil der städtischen Infrastruktur und des kommunalen Vermögens. Aus den auf ihnen basierenden Smart-City-Lösungen kann die Kommune neue Einnahmen erzielen; für Unternehmen können sie Grundlage für innovative Geschäftsmodelle sein. Offene urbane Datenplattformen werden also die Basis der Digitalen Stadt bilden.
Nachdem eine Testphase positiv ausgefallen war, unterschrieb die Stadt Bad Hersfeld den Vertrag zur Beschaffung der Sensordatenplattform [ui!] UrbanPulse mit dem zugehörigen [ui!] Cockpit des Unternehmens Urban Software Institute. Bei dem Cockpit handelt es sich um ein übersichtliches Management-System, mit dem sich Smart-City-Indikatoren steuern lassen. Zu den von der Stadt ausgewählten Indikatoren zählen zum Beispiel Staumeldungen durch spontane Baustellen, erhöhter Wasserverbrauch durch undichte Leitungen, Energie-Monitoring im 15-Minuten-Intervall oder Überschreiten der Grenzwerte bei Umweltbelastungen. Mit den Echtzeitdaten kann die Verwaltung unmittelbar reagieren.

Konkrete Projekte

Einige konkrete Digitalisierungsprojekte hat Bad Hersfeld bereits in Angriff genommen. Dazu gehört etwa, dass mithilfe neuartiger Parkplatz-Sensoren an Straßenlaternen die Anzahl der tatsächlich freien Parkplätze auf dem Marktplatz angezeigt wird. Anders als bei Zählschranken wird dabei die Größe der Fahrzeuge und die Parkweise berücksichtigt. Das reduziert die Verärgerung von Bürgern, wenn die Anzeigen nicht korrekt sind. Am Eingang zum Parkplatz wird nun genau angezeigt, wo ein freier Platz zu finden ist. Gleichzeitig werden die Daten an die Cloud übermittelt, sodass sie ausgewertet und den Bürgern beispielsweise im Browser zur Verfügung gestellt werden können.
Ein weiteres Projekt für die Plattform [ui!] UrbanPulse ist die gezielte Lärmreduktion. In den meisten Städten liegen Informationen über Lärmwerte vor, eine Lärmkartierung ist Pflicht. Oft handelt es sich aber um theoretische Durchschnittsdaten, basierend auf Annahmen, wie viel Lärm eine Straße einer bestimmten Straßenart erzeugt. Das Urban Software Institute nutzt dagegen eine von der Firma WaveScape Technologies entwickelte App, die mit Geokoordinaten versehene Lärmmessungen der Umgebung erfasst. Verwendet wird hierzu das Mikrofon des Handys. Bürger können die Lärmdaten selbst mit dem Mobiltelefon aufnehmen und an die Datenplattform von Bad Hersfeld senden. So verfügt die Stadt über eine tatsächliche und höchst detaillierte Lärmkartografierung. Die Stadtverwaltung kann somit ihre Maßnahmen zur Lärmreduzierung gezielter einsetzen. Weitere Projekte sind in Bad Hersfeld bereits in Planung, so etwa der smarte Mülleimer. Moderne Sensorik erfasst dabei den Füllstand der öffentlichen Abfallkörbe und wertet diese über die Cloud-Plattform aus. So kann die Route der städtischen Müllabfuhr optimiert werden – kaum gefüllte Behälter werden einmalig nicht geleert und demnach nicht angefahren. Die mögliche Kostenersparnis ist beträchtlich. Die Umwelt profitiert durch CO2-Einsparungen ebenfalls.

Konnektor übersetzt

Um die Daten aus all diesen Projekten den Bürgern und der Stadtverwaltung zur Verfügung zu stellen, werden sie in die Cloud gesendet – an die Sensordatenplattform [ui!] UrbanPulse, welche die Verarbeitung und Aggregation der Informationen ermöglicht. Da es sich hierbei um reine Messdaten handelt, ist der Datenschutz der Bürger jederzeit gewahrt. Die Plattform ermöglicht dann nicht nur, die Daten für eine grafische Darstellung aufzubereiten, sondern auch, verschiedene Messwerte zu kombinieren. Zudem erfolgt eine analytische Auswertung der Daten – so ist beispielsweise der Verlauf der Lautstärkemessungen in einem Diagramm dargestellt.
Eine Herausforderung stellen insbesondere die unterschiedlichen Datenquellen dar: Mal stammen die Daten von einem Partner und werden über eine Anwendungsprogrammierschnittstelle (API) zur Verfügung gestellt, mal stammen sie direkt von einem physischen Sensor. Um die unterschiedlichen Protokolle und Datentypen gemeinsam abbilden zu können, hat das Urban Software Institute das so genannte Connector Framework entwickelt. Die Konnektoren verbinden die Datenquellen mit der Datenplattform [ui!] UrbanPulse, und übersetzen sie in das benötigte Format.
Ein besonderes Augenmerk bei der Entwicklung der Plattform lag darin, die Integration der Daten möglichst offen zu gestalten. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass jeder von den Daten profitieren kann und diese über offene APIs zugänglich sind.
Bad Hersfeld will zum Entwicklungs- und Produktionsstandort für Smart-City-Lösungen werden und schafft entsprechende Anreize zur Ansiedlung von Firmen. Smarte Lösungen sollen in der Stadt mit den vorhandenen Daten und auf Basis der Urban Sensordatenplattform getestet werden können. Das „Smart City Living Lab Bad Hersfeld“ soll somit konkret Wertschöpfung in die Stadt holen.

Professor Dr. Dr. e.h. Lutz Heuser

Professor Dr. Dr. e. h. Heuser, LutzLutz Heuser ist Honorar-Professor an der Technischen Universität Darmstadt und CEO & CTO des Urban Software Instituts. Zudem ist er Sprecher des Smart City Forums und Leiter der Arbeitsgruppe „Nachhaltige urbane Mobilität“ der Europäischen Innovationspartnerschaft Smart Cities and Communities.



Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City

Kreis Hof: Projekt zu smarten Bänken

[22.10.2024] Im Rahmen des Smart-Cities-Projekts testet der Landkreis Hof aktuell smarte Bänke in Bad Steben, Helmbrechts und Rehau. Diese bieten nicht nur Sitzgelegenheiten, sondern auch digitale Funktionen wie das Laden von Geräten und die Erfassung von Umweltdaten. mehr...

Smart City: Mehrwerte durch Smart X

[16.10.2024] Wie kann eine zentrale Datenplattform das urbane Leben nachhaltig verbessern, Bürger schützen und Kommunen entlasten? Die Open-Source-basierte Plattform Smart X von GISA liefert auf diese Fragen die passenden Antworten. mehr...

Das Bild zeigt einen Radfahrer, im Hintergrund ist ein Smart-Light-Lichtmast zu sehen.

enercity: Smartes Licht am Maschsee

[08.10.2024] Die Landeshauptstadt Hannover und enercity realisieren ein innovatives Beleuchtungsprojekt am Maschsee. Das Smart.Light-System verbindet Energieeffizienz, Insektenschutz und Digitalisierung und ist Teil der Smart City Initiative #HANnovativ. mehr...

Olpe: Am Abend sorgt die Beleuchtung der Solarbank für ein schönes Ambiente.

Olpe: Solarbänke spenden Strom und WLAN

[07.08.2024] In Olpe stehen seit etwa neun Monaten zwei smarte Solarbänke. Sie bieten nicht nur Sitzmöglichkeiten, sondern auch kostenlose WLAN-Hotspots und Lademöglichkeiten für mobile Geräte. mehr...

Der Erste Kreisbeigeordnete Pascal Badziong

Kreis Mayen-Koblenz: LoRaWAN-Antenne installiert

[27.06.2024] Auf dem Dach des CJD-Berufsförderungswerks in Vallendar ist jetzt eine LoRaWAN-Antenne installiert – sie ist ein wichtiger Baustein des Projekts „Smarte Region MYK10“. mehr...

Aachen: Start eines LoRaWAN-Projekts

[24.06.2024] Im Netz der StädteRegion Aachen soll jetzt in einem Gemeinschaftsprojekt von Regionetz, NetAachen und regio iT bis Ende 2025 ein leistungsfähiges, innovatives Kommunikationsnetzwerk aufgebaut werden, um alle netzdienlichen Anwendungsfälle von Regionetz innerhalb des Netzgebiets abzudecken. mehr...

In Würzburg funkt seit Kurzem die erste 5G-Straßenleuchte Bayerns.

Würzburg: Erste 5G-Straßenleuchte Bayerns

[22.04.2024] In Würzburg wurde jetzt die erste 5G-Straßenleuchte Bayerns in Betrieb genommen. Sie ist das Ergebnis eines Pilotprojekts von O2 Telefónica, 5G Synergiewerk und den Stadtwerken Würzburg. mehr...

Ein Mitarbeiter der Smart City Solutions GmbH installiert die Sensoren an Gas- und Wasserzählern in einer Hagener Kita.

Hagen: Erfassung des Energieverbrauchs

[11.04.2024] In der Stadt Hagen erfassen intelligente Messsysteme und Sensoren seit Anfang Februar den Energieverbrauch in städtischen Gebäuden. mehr...

Freuen sich über die neue Wetterstation im Konstanzer Herosé-Park*

Konstanz: Wetterstationen für die Smart Green City

[22.12.2023] Zwölf Wetterstationen liefern in Konstanz künftig genaue Klimadaten. Diese sollen unter anderem für die Stadtplanung und zur effizienten Steuerung des Winterdienstes genutzt werden. mehr...

Sensor für das Parkraum-Management.

Mainova/evm: Kräfte gebündelt

[12.12.2023] Um Kommunen auf dem Weg zur Smart City zu unterstützen, arbeiten Mainova und die Energieversorgung Mittelrhein (evm) enger zusammen. Beide Unternehmen wollen ein gemeinsames Smart-City-Portfolio entwickeln. mehr...

Wird mit einem Regler von energielenker gesteuert: Smartes Quartier Harsefeld.

energielenker: Regler steuert smartes Quartier

[15.11.2023] Ein Regler von energielenker steuert die Energieflüsse in einem smarten Quartier Harsefeld. mehr...

GISA: Webinare zur Smart City
 

[17.10.2023] Anhand von Praxisbeispielen stellt das Unternehmen GISA in drei Online-Sessions seine Plattform für Smart-City-Anwendungen vor. Interessierte Kommunen können sich noch anmelden. mehr...

Funky Rüsselsheim: Die Wohnhäuser des Max-Beckmann-Wegs senden ihre Verbrauchsdaten über ein LoRaWAN an die Stadtwerke.

Rüsselsheim: Stadt hat den Funk

[06.09.2023] In Rüsselsheim erhalten die Bewohnerinnen und Bewohner des Max-Beckmann-Wegs monatlich Daten über ihren Energieverbrauch per Funk. Möglich macht dies ein von den Stadtwerken installiertes LoRaWAN. mehr...

Thomas Wilken und Dr. Stefan Plesser (v.l.) vom Forschungsinstitut SIZ energieplus und Stadtbaurat Hans-Georg Leuer kamen zur Unterzeichnung des LoI.

Braunschweig: Vorbereitung eines Förderantrags

[04.09.2023] Braunschweig bereitet derzeit einen Förderantrag für das Forschungsprojekt C2T vor. Im Rahmen des Projekts soll die Braunschweiger Bahnstadt zu einem der größten Reallabore für die nachhaltige Transformation der Wärme- und Kälteversorgung in Deutschland werden. mehr...

Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt Braunschweig und Volkswagen Financial Services.

Braunschweig/VWFS: Kooperation für Smart Green City

[18.07.2023] Die Stadt Braunschweig und Volkswagen Financial Services haben eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Deren Ziel ist es, die Stadt zu einer Modellstadt für nachhaltige und integrierte urbane Mobilität sowie zur Vorreiterin der Digitalisierung in der Verwaltung weiterzuentwickeln. mehr...