Samstag, 19. April 2025

StudieStadtwerke sehen Kunden im Fokus

[20.08.2015] EY und der BDEW veröffentlichen die Stadtwerke-Studie 2015. Erfolg versprechen sich die kommunalen Unternehmen in Kundenbetreuung und Kooperationen. Weniger Bedeutung haben nach Ansicht der Stadtwerke-Manager die Bereiche Smart Grid und Elektromobilität.
Laut der Stadtwerke-Studie 2015 sehen kommunale Unternehmen Innovationspotenzial in den Bereichen Kundenbetreuung und Kooperationen.

Laut der Stadtwerke-Studie 2015 sehen kommunale Unternehmen Innovationspotenzial in den Bereichen Kundenbetreuung und Kooperationen.

(Bildquelle: Stadtwerke-Studie 2015)

Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) haben ihre diesjährige Stadtwerke-Studie veröffentlicht. Für die Untersuchung „Gewohnte Wege verlassen – Innovation in der Energiewirtschaft“ wurden Vorstände und Geschäftsführer von 100 deutschen Versorgungsunternehmen befragt.
Laut der Studie sehen die Stadtwerke-Manager das größte Innovationspotenzial und die höchsten Erfolgsaussichten im Bereich Kundenbetreuung und -bindung. Neue Produkte und Services stehen an zweiter und dritter Stelle. Über ein Drittel der Entscheider ist zudem im Gebiet der neuen Speichertechnologien aktiv. Innovationspotenzial ist laut deren Einschätzung auch hier vorhanden. Die Erfolgsaussichten werden vorsichtig bewertet. Eine Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Institutionen halten mehr als zwei Drittel der Manager für erfolgsversprechend. Von diesen Kooperationen versprechen sich 63 Prozent Innovationen. Das größte Hindernis bei der Umsetzung von Innovationen und neuen Geschäftsmodellen ist laut der Studie die Regulierung auf den Energiemärkten. Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, sagt: „Die sich ständig verändernden politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen erschweren den Stadtwerken Investitionen in neue Geschäftsfelder.“ Trotzdem sei ein „Weitermachen wie bisher“ nicht möglich. Trends wie eine dezentrale Energieerzeugung und die Digitalisierung zögen Veränderungen nach sich. Unternehmen sollen sich laut Müller über neue Geschäftsmodelle, Kooperationen und Auslagerungen von Tätigkeiten Gedanken machen. Helmut Edelmann, Director Utilities bei EY und Autor der Studie, erklärt: „Die Einnahmen in den klassischen Geschäftsfeldern schrumpfen und der Wettbewerb wird größer. Sowohl etablierte als auch neue Wettbewerber verschärfen die Gangart im Markt. Digitale Technologien gewinnen an Boden. Damit verändern sich Strukturen und Geschäftsprozesse.“ Einbußungen seien nur durch den Auf- und Ausbau neuer Geschäftsfelder zu kompensieren.

Steigerungspotenzial bei Innovationen

Ein weiteres Problem für Stadtwerke ist laut Edelmann die Vorhersage des Verbrauches. Das Standardprofil für Kleinkunden sei schwieriger zu berechnen. Dafür seien Neugestaltungen wie Heimarbeit, flexible Arbeitszeiten sowie neue soziodemografische Strukturen verantwortlich. Auch Industrieabnehmer stünden im Wandel. Nach Angaben von Edelmann erzeugen diese mehr und mehr ihren Strom selbst. Neu konzipierte, dynamische Speichersysteme verstärken diesen Umschwung. „Um all diese Schwankungen zu kompensieren, brauchen die Stadtwerke in Zukunft eine höhere Flexibilität – nicht zuletzt in der technischen Ausstattung“, sagt Edelmann.
In den nächsten zwei bis drei Jahren sind kurzfristige und betriebliche Themen laut der Studie vorherrschend. Nach Angaben der Befragten haben Themen wie die Optimierung der Geschäftsprozesse, Absatz oder Marketing höchste Priorität. Es folgen Aufgaben, die aus der Realisierung der Energiewende anfallen. Im Bereich Innovationskultur ist laut den Ergebnissen der Studie noch Potenzial vorhanden. Eine solche Kultur erkennt jeder Dritte Befragte in der Branche. Nur 30 Prozent halten spezifische Innovationsstrategien für vorhanden. 60 Prozent der Stadtwerke-Manager geben an, Erneuerungen zu fördern. Verglichen mit dem Vorjahr ist dies eine deutliche Steigerung von zwölf Prozent.
Die Befragung der Manager nach ihren eigenen, geschäftsinternen Strukturen führte zu ähnlichen Ergebnissen. 61 Prozent geben an, in ihrem Unternehmen über keine ausgearbeiteten Strategien im Bereich Innovationsmanagement zu verfügen. In mehr als der Hälfte der Betrieben gibt es keine zuständige Person für dieses Gebiet. In einigen Fällen ist die Geschäftsleitung dafür verantwortlich.

Intelligenter Netzausbau kaum relevant

Intelligente Netze haben laut der Studie weniger Relevanz. 37 Prozent der Stadtwerke-Manager halten Smart Grids und Smart Metering für bedeutsam. Grund dafür sind womöglich die geringen Erfolgsaussichten aus Sicht der Befragten. Nur ein Viertel sieht in intelligenten Netzen ein wirtschaftlich erfolgsversprechendes Geschäftsfeld. Ähnlich ist es im Bereich Elektromobilität. Zwar ist jedes zweite Unternehmen in diesem Gebiet aktiv. Nur jedes sechste rechnet jedoch mit großen Erfolgen. Allerdings halten alle Geschäftsführer und Vorstände digitale Technologien für wichtig. Sie gaben an, in den nächsten fünf Jahren mit einer hohen Bedeutung dieser Technologien zu rechnen.
Zusammenfassend zur Studie hält Helmut Edelmann fest: „Jetzt sind Kreativität und Fokussierung gefragt. Die Stadtwerke sollten sich auf wenige Bereiche konzentrieren, weil sie sonst Gefahr laufen, vieles zu machen, aber nichts davon richtig.“. Die Innovationskultur müsse in allen Hierarchien der Stadtwerke gefestigt und gelebt werden.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Unternehmen

Bocholt/Rhede: Stadtwerke fusionieren

[16.04.2025] Bocholt und Rhede planen Stadtwerke-Fusion und folgen damit einem Beschluss der jeweiligen Aufsichtsräte. Damit soll die kommunale Versorgung gestärkt werden. Keine Änderungen soll es für Kunden geben. mehr...

Gütersloh: Rückkauf der Anteile an Stadtwerk

[14.04.2025] Die Stadt Gütersloh und die Stadtwerke Bielefeld haben sich auf zentrale Punkte für den Rückkauf der Anteile an den Stadtwerken Gütersloh verständigt. Ziel ist es, die 2002 veräußerten Gesellschaftsanteile noch in diesem Jahr zurückzuführen – vorbehaltlich der Zustimmung der politischen Gremien. mehr...

Stadtwerk am See: Vertrag mit Bürkle verlängert

[09.04.2025] Der Aufsichtsrat des Stadtwerks am See hat den Vertrag mit Geschäftsführer Alexander-Florian Bürkle ein Jahr vor Ablauf um fünf Jahre verlängert. Bürkle soll den erfolgreichen Kurs des Energieversorgers der Bodenseeregion fortsetzen. mehr...

Trianel: Fortschritte bei Nachhaltigkeitsberichterstattung

[08.04.2025] Eine aktuelle Trianel-Studie zeigt: Stadtwerke kommen bei der Umsetzung der EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie CSRD zunehmend voran. mehr...

Stadtwerke Amberg: Übernahme von Tiefbauunternehmen

[08.04.2025] Die Stadtwerke Amberg haben zum April 2025 das traditionsreiche Tiefbauunternehmen Arbogast übernommen. Damit sichern sie 28 Arbeitsplätze, erweitern ihr Leistungsspektrum und stärken ihre Rolle in der regionalen Energiewende. mehr...

enercity: Solides Ergebnis

[04.04.2025] Das Energieunternehmen enercity ist mit dem Verlauf des Geschäftsjahres 2024 zufrieden. Der Umsatz lag bei 7,35 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (EBIT) bei 389 Millionen Euro. Trotz eines Rückgangs gegenüber 2023 liegen die Zahlen über den Vorjahreswerten. mehr...

Stadtwerke Münster: Nachhaltigkeit im Fokus

[04.04.2025] Obwohl die EU die verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung erst ab 2026 vorsieht, wollen die Stadtwerke Münster bereits in diesem Jahr einen Report über ihre ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Leistungen vorlegen. mehr...

BET Consulting: Hölscher als Partner gewonnen

[04.04.2025] Der Energieexperte Heinz-Werner Hölscher verstärkt als assoziierter Partner das Beratungshaus BET Consulting. Mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Branche soll er insbesondere die Bereiche Netze, Wärme und erneuerbare Energien voranbringen. mehr...

MVV: Clemens übernimmt

[02.04.2025] Gabriël Clemens übernimmt ab den 1. April 2025 den Vorstandsvorsitz der MVV Energie AG. mehr...

Stadtwerke Hürth: KI-gestützte Kundenkommunikation

[02.04.2025] Die Stadtwerke Hürth setzen als erster kommunaler Versorger in Deutschland auf eine vollständig KI-gestützte Kundenkommunikation per WhatsApp. Das System beantwortet Anfragen eigenständig und automatisiert, ohne dass Mitarbeiter eingreifen müssen. mehr...

MVV/Ostrom: Kooperation für dynamische Stromtarife

[01.04.2025] Das Mannheimer Energieunternehmen MVV und der Berliner Stromanbieter Ostrom arbeiten künftig zusammen, um Haushalte bei der Nutzung dynamischer Stromtarife zu unterstützen. mehr...

Langmatz Symposium: Netzausbau verzahnen

[28.03.2025] Der gemeinsame Ausbau von Daten- und Stromnetzen stand im Mittelpunkt des diesjährigen Langmatz Symposiums. Ein Beispiel aus Österreich zeigte, wie dies funktionieren kann. mehr...

Robotron: Kooperation mit Cosmo Consult

[20.03.2025] Robotron Datenbank-Software und Cosmo Consult haben jetzt eine strategische Partnerschaft geschlossen, um die Abwicklung energiewirtschaftlicher Abrechnungsprozesse zu optimieren. Durch die Integration einer neuen Finanzbuchhaltungssoftware in die Robotron-Energiemarkt-Plattform soll der Meter-to-Cash-Prozess effizienter und nahtloser gestaltet werden. mehr...

EWP: Teil der Leipziger Energiebörse

[10.03.2025] EWP ist seit dem 27. Februar 2025 Mitglied an der Leipziger Energiebörse EEX. Damit sichert sich der Potsdamer Versorger die Möglichkeit, Strom und Gas direkt an der Börse zu handeln und so unabhängiger von Krisen am Energiemarkt zu werden. mehr...

Trianel Energieprojekte: Ganzheitlicher Ansatz

[04.03.2025] Trianel Energieprojekte hat im vergangenen Jahr das Geschäft mit erneuerbaren Energien weiter ausgebaut. Der kommunale Projektentwickler errichtete bundesweit neue Solarparks und erhielt wichtige Genehmigungen für Windkraftanlagen. mehr...