ContractingModell für die Zukunft
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2014 hat zu vielen Verunsicherungen geführt, inwiefern Lösungen im Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in Zukunft noch wirtschaftlich umsetzbar sind. Trotz der schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen bieten sich auch heute gute Chancen für wirtschaftlich rentable KWK-Projekte. Dafür ist aber eine hochprofessionelle Konzipierung und Umsetzung notwendig. Energiedienstleister und Contractoren können hier den Weg ebnen.
Die Rahmenbedingungen für KWK-Anlagen scheinen kontinuierlich kritischer zu werden. Die klassische Vermarktung für KWK-Strom im Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) leidet unter dem Tiefstand der Erlöskomponente „üblicher Preis“. Die bisherige Alternative, KWK-Strom durch den Einsatz von Bioerdgas nach EEG 2009 lukrativ zu vermarkten, scheidet durch die Neuregelungen nach EEG 2014 nahezu aus. Nicht zuletzt wird nun die Stromeigenversorgung aus KWK-Anlagen durch den neuen § 61 im EEG 2014 zu 30 Prozent an der EEG-Umlagepflicht beteiligt, mit der Tendenz, dass diese auf 40 Prozent steigen wird. So gesehen besteht Grund zur Frage, ob sich der in allen staatlichen Energiekonzepten eingeplante Ausbau des KWK-Anteils auf 25 Prozent der Stromerzeugung tatsächlich einhalten lässt. Es ist daher zu analysieren, unter welchen Gesichtspunkten, mit welchen Konzepten und für welche Zielgruppen KWK-Lösungen künftig sinnvoll umsetzbar sind.
Wirtschaftlichkeit als Maßstab
Rein betriebswirtschaftlich betrachtet nimmt eine KWK-Lösung allein durch ihre immanente Energieeffizienz noch keine vorrangige Stellung gegenüber konventionellen Alternativen wie zum Beispiel Wärme aus dem Gaskessel ein. Hier entscheidet der Markt, indem er mindestens Kostenneutralität gegenüber anderen Lösungen erwartet. Eine Ausnahme bildet momentan noch die Wärmeerzeugung für den Neubau im Immobilienbereich: Hier kann die Kraft-Wärme-Kopplung ihre Vorteile selbst bei Preisaufschlägen zur Geltung bringen, indem die KWK-Wärme die Einhaltung des Gesetzes zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich (EEWärmeG) garantiert oder niedrige Primärenergiefaktoren im Sinne der Energieeinsparverordnung (EnEV) gewährleistet. Allerdings wird der Großteil des deutschen Wärmemarkts nicht durch Gesetze bestimmt, die eine definierte „Qualität der Wärme“ fordern. In diesen Bestandsgebäuden oder Produktionsprozessen muss sich die Kraft-Wärme-Kopplung in erster Linie an der Wirtschaftlichkeit messen lassen.
Eine hohe Wirtschaftlichkeit zeigt sich immer dann, wenn KWK-Projekte primär auf die Selbstversorgung mit Strom ausgerichtet sind. Solche Konzepte zielen auf die Vermeidung von staatlichen Umlagen und Steuern ab, die bei einem Bezug aus dem Netz die Stromrechnung belasten. Die gesetzlichen Neuregelungen legen fest, dass nur die Konzepte an der Umlagenvermeidung partizipieren können, in denen echte Effizienztechnologien zum Einsatz kommen, wie beispielsweise hocheffiziente KWK-Anlagen, qualifizierte Wärmenutzung und Nutzungsgrade von über 70 Prozent. Die entscheidende Frage lautet nun, ob es durch die jüngst beschlossene Heranziehung dieser Eigenversorgungsmodelle zur teilweisen EEG-Umlage weiterhin einen Markt für diese Form der KWK gibt.
In mehreren Contracting-Projekten konnte auch unter den neuen EEG-Regelungen nachgewiesen werden, dass bei sinnvollen Anwendungsfällen eine hohe Energiekosteneinsparung möglich ist, sodass sich Investitionen in KWK in drei bis fünf Jahren amortisieren. Gute Voraussetzungen haben dabei Projekte, in denen ein gleichmäßig hoher Strombedarf besteht, der idealerweise mit dem Wärme- oder mit dem Kältebedarf gekoppelt ist. Neben Produktionsprozessen bestehen in sozialen Einrichtungen des altersgerechten Wohnens, der Pflege, in Hotels oder in kommunalen Objekten wie etwa Bäderbetrieben gute Voraussetzungen hierfür.
Potenzial weiterhin vorhanden
Ohne Zweifel hat sich die Wirtschaftlichkeit für solche Projekte durch § 61 EEG 2014 verschlechtert. Aber von dem zuvor bestehenden großen KWK-Potenzial ist auch heute noch eine Vielzahl sinnvoller Anwendungsfälle übrig, deren Erschließung sich lohnt. Der Schlüssel zum Heben dieses Potenzials – und damit auch mittelbar der Beitrag zu den gesteckten Klimazielen durch KWK-Erzeugung – liegt in der professionellen Umsetzung von Projekten. Anders ausgedrückt: Der Markt verzeiht jetzt keine Fehler mehr. Dazu muss der gesamte Lebenszyklus einer Anlage im Blick behalten werden, also ein Zeitraum von gut zehn Jahren. Im Einzelnen sind dies die Schritte: Projektentwicklung – technische Projektierung – Anlageneinkauf und Bau – Brennstoffbeschaffung – Vermarktung der Strom-/Wärmeproduktion – Anlagen-Controlling – kostenoptimierte Instandhaltung.
Zunächst entscheidet sich bei der professionellen Planung und Dimensionierung der Anlage nicht nur die Investitionshöhe, sondern auch, ob die KWK-Anlage später im besten Betriebspunkt laufen wird. Wichtig ist darüber hinaus eine optimierte Beschaffung: Das betrifft nicht nur das Investitionsgut selbst, sondern auch die Dienstleistungen und den Brennstoff. Diese beeinflussen aufgrund der kumulativen Wirkung über zehn Jahre die Rentabilität sogar wesentlich stärker. Der zentrale Aspekt ist aber bereits bei der Projektentwicklung zu beachten. Fragen der Finanzierung, der künftigen KWK-Anlage, der Eigentumsverhältnisse und der Betreiberrolle haben wesentlichen Einfluss auf mögliche Förderungen oder den Status hinsichtlich der Stromeigenversorgung. Mit abgestimmten Contracting-Modellen konnte das Unternehmen N-ERGIE Effizienz in zahlreichen Kundenprojekten den Weg für eine KWK-Lösung frei machen, indem diese komplexen Fragestellungen aus Kundensicht transparent gelöst wurden.
Festzuhalten bleibt, dass die professionelle Planung und Umsetzung von KWK-Projekten höhere Anforderungen stellt, als dies bei konventionellen Energieanlagen der Fall ist. Um diese Aufgaben zu lösen, gibt es heute geeignete Modelle, Stromeigenversorgung zu betreiben und dennoch die ingenieurtechnische und finanzielle Dienstleistung eines Contracting-Modells in Anspruch zu nehmen. Das ist umso wichtiger, da durch Contracting auch dort Projekte umsetzbar sind, wo Entscheider – bei Amortisationszeiten von drei Jahren und mehr – nicht mehr geneigt sind, Eigeninvestitionen vorzunehmen. KWK-Lösungen sind daher bei einem geeigneten Vorgehen weiterhin zukunftsfähig.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe November/Dezember von stadt+werk im Titelthema Kraft-Wärme-Kopplung erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
BEE: Grüne KWK stärken
[05.11.2024] Der BEE fordert eine Verlängerung des KWKG bis 2035 nach einer Reform ab 2026. Vorab soll das Fördersystem auf zukunftsfähige, grüne Anlagenkonzepte ausgerichtet werden. mehr...
Kirchlengern: Deponie liefert grüne Energie
[17.10.2024] Auf der Deponie Reesberg in Kirchlengern erzeugt seit Mai 2024 ein Blockheizkraftwerk (BHKW) des Unternehmens Sokratherm umweltfreundlich Strom und Wärme. Betrieben wird es ausschließlich mit Deponiegas, das beim Zerfall der deponierten Abfälle entsteht. mehr...
B.KWK-Kongress: Garant für Energiewende
[16.10.2024] Der B.KWK-Kongress findet am 11. und 12. November 2024 in Berlin statt. Motto ist „Kraft-Wärme-Kopplung – Garant der Energiewende“. mehr...
MVV Energie: Biomassekraftwerk liefert grüne Wärme
[14.10.2024] MVV Energie hat ein Biomassekraftwerk zu einem Heizkraftwerk umgebaut. Rund die Hälfte der Mannheimer Haushalte kann nun mit grüner Wärme versorgt werden. mehr...
Serie Best Practice KWK: Mit Dampf Strom machen
[11.10.2024] Mikro-Dampfturbinen können auch kleine Dampfmengen energetisch nutzen. In der Müllverbrennungsanlage der GMVA Niederrhein sorgt eine solche Turbine dafür, dass der bereits zur Dampferzeugung eingesetzte Brennstoff-Abfall noch effizienter genutzt wird. mehr...
: Preis für nachhaltige H2-Produktion
[27.09.2024] mehr...
2G Energy: Preis für nachhaltige H2-Produktion
[27.09.2024] Das SoHyCal-Projekt in Kalifornien, das von der Firma H2B2 initiiert und von 2G Energy unterstützt wurde, ist von der Combined Heat and Power Alliance mit dem CHP Project of the Year Award 2024 ausgezeichnet worden. mehr...
Iqony Energy: Grubengasmotoren modernisiert
[06.08.2024] Iqony Energies modernisiert acht Grubengasmotoren im Saarland und investiert dafür 26 Millionen Euro. Damit soll die Fernwärmeversorgung effizienter und umweltfreundlicher werden. mehr...
Stadtwerke Duisburg: Wärmepumpen eingetroffen
[26.07.2024] In Duisburg sind die beiden Wärmepumpen für die neue innovative Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage (iKWK) der Stadtwerke eingetroffen. Ende des Jahres soll der Probebetrieb starten. Der Elektrokessel hat letzteren bereits erfolgreich absolviert und durchläuft derzeit die Anmeldung für den Regelenergiemarkt. mehr...
Bioenergie: Bedeutung von Biogas und Biomethan
[01.07.2024] Der Einsatz von Biogas und Biomethan bietet Stadtwerken eine Chance. Denn die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplungsanlage ist nicht nur schneller am Netz als große Kraftwerke, auch der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft wird deutlich früher gelingen. mehr...
Energie SaarLorLux: Umstellung auf grünen Wasserstoff
[01.07.2024] Das Gasmotorenkraftwerk GAMOR in Saarbrücken soll auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt werden. Dazu haben die INNIO-Gruppe und der Energieversorger Energie SaarLorLux eine Absichtserklärung unterzeichnet. mehr...
KWK: Wichtige Säule im Klimaschutz
[25.06.2024] Die Branche diskutierte auf dem 22. Duisburger KWK-Symposium Potenziale und Herausforderungen. mehr...
Interview: KWK als grüner Teamplayer
[24.06.2024] In der Energiepolitik fehlt ein klares Bekenntnis zur Kraft-Wärme-Kopplung, sagt Christian Grotholt. stadt+werk sprach mit dem Chef des Anlagenherstellers 2G Energy über die Rolle der KWK im künftigen Energiesystem. mehr...
Kraft-Wärme-Kopplung: Wird die Renaissance eingeläutet?
[18.06.2024] Gemäß einer Entscheidung des EuG stellt das im Jahr 2020 novellierte KWK-Gesetz als umlagebasiertes Förderinstrument keine Beihilfe dar. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, eröffnet das der Kraft-Wärme-Kopplung neue Perspektiven. Auch einige Bremsklötze ließen sich beseitigen. mehr...
Stadtwerke Gießen: Heizenergie aus der Lahn
[27.05.2024] Die Stadtwerke Gießen (SWG) engagieren sich seit langem für die Reduzierung von CO2-Emissionen bei der Wärmeerzeugung. Ihr aktuelles Großprojekt, die innovative Kraft-Wärme-Kopplungsanlage PowerLahn, nutzt das Wasser der Lahn als Wärmequelle. mehr...