Mittwoch, 27. November 2024

KommunikationslösungenWir funken, wenn Daten fließen

[18.11.2013] Das Unternehmen Deutsche Energie Funk bietet eine sichere Datenkommunikation für Energieversorger an. stadt+werk sprach mit Geschäftsführer Stefan Lichy über die Vorteile der Funklösung.
Stefan Lichy

Stefan Lichy

(Bildquelle: Deutsche Energie Funk)

Herr Lichy, die Deutsche Energie Funk (DEF) ist Mitte des Jahres an den Start gegangen. Was war die leitende Idee?

Die Idee war von Anfang an, eine sichere Datenautobahn für die Energiewirtschaft zu bauen und deren Nutzung den Marktteilnehmern anzubieten. Denn die Energiewende und die dezentrale Energieproduktion und -versorgung stellen die Unternehmen sowohl im Bereich Netz als auch im Vertrieb und Einkauf vor große Herausforderungen. Schnelle und sichere Kommunikation mit Energieerzeugungsanlagen, Information über Netzzustände aus Umspannstationen oder anderen relevanten Netzknotenpunkten mit ständiger unterbrechungsfreier Datenverfügbarkeit sind wesentliche Erfolgsfaktoren, um diese Herausforderungen zu meistern. Unsere Idee, die heute Realität geworden ist, war es, diese Möglichkeiten den EVU zur Verfügung zu stellen. Unsere deutschlandweite Funkfrequenz in Verbindung mit unserer Hard- und Software-Technologie stellt eine unseres Wissens einmalige Kombination mit echtem Nutzen für den Kunden dar.

Wie kam es zur Unternehmensgründung?

Eine Gesellschafterin der DEF, die Firma Bayern BHKW, hatte zunehmend Probleme, die Fernwartung von Blockheizkraftwerken in abgelegenen Biogasanlagen sicher und störungsfrei durchzuführen. Da intern hohe Kompetenz in Sachen Funk vorhanden war, wurde die Entscheidung getroffen, eine Alternative zur konventionellen Anbindung aufzubauen. Mithilfe einer Funkfrequenz, welche die Bundesnetzagentur dem Unternehmen zur Verfügung gestellt hatte, wurde ein Fernwartungsnetz aufgebaut. Gemeinsam mit BayoEnergy, einer weiteren Gesellschafterin der DEF, die sich seit einigen Jahren mit intelligenten Netzen in der Energiewirtschaft beschäftigt, wurde das Grundkonzept sichere Datenautobahn entwickelt. Zusammen mit der Firma KOCO wurde dann die Deutsche Energie Funk gegründet.

„Wir bauen eine sichere Datenautobahn für die Energiewirtschaft.“
Welche Dienste bieten Sie wem an?

Unsere Kernzielgruppe sind Energieversorgungsunternehmen. Wir bieten Verteilnetzbetreibern die sichere Regelung, intelligente Zählerauslese, Daten zur Netzsituation und vieles mehr an. Die Einkaufs- und Vertriebsseite kann durch besseres Last-Management die Einhaltung der Bandbreite und absolute Höhe des Einkaufs optimieren. Parallel dazu bieten wir die Kommunikationsbasis für den Aufbau eines virtuellen Kraftwerks an. Neben dem schnellen und sicheren Datentransfer kommen auch die notwendige Hardware und die zur Systemintegration benötigte Software aus einer Hand.

Worin unterscheidet sich das Angebot der DEF von anderen Funklösungen?

Bei Funklösung denkt man oft als Erstes an Funkrundsteuerung über Langwelle, die meist zur Regelung von Photovoltaikanlagen eingesetzt wird. Diese funktioniert allerdings nur in eine Richtung. Unsere Funk ist dagegen bidirektional. Das ist fundamental und auch notwendig, um für die Zukunft gerüstet zu sein. In Abgrenzung zu internetbasierten oder GSM-Funk-basierten Datenübertragungen lässt sich sagen, dass wir keine stehenden Datenverbindungen haben, sondern nur dann funken, wenn auch Nutzdaten fließen. Des Weiteren können wir durch unser proaktives Netzbelastungsmanagement jedem Kunden das von ihm gewünschte Datenvolumen und die von ihm gewünschte Übertragungszeit zu jedem Zeitpunkt sicherstellen; individuell auf seine Bedürfnisse zugeschnitten und zu absolut marktfähigen Preisen. Neben der Zusage von Volumen und Geschwindigkeit können wir auch den notwendigen Sicherheitsanforderungen absolut genügen. Ein Beispiel: Die Anforderungen, welche die Übertragungsnetzbetreiber an die Teilnehmer für den Regelenergiemarkt stellen, erfüllen wir bereits zu 100 Prozent. Ein Gutachten eines renommierten Instituts dazu wird gerade erstellt.

Gibt es bereits erste Praxiserfahrungen?

Allerdings. Die Kraftwerke Haag Netz GmbH verfügt über das erste DEF-Netz. Derzeit können bereits sämtliche Biogasanlagen und ein Solarpark über einen eigenen Leitstand gesteuert werden. Zudem werden relevante Daten aus den Zählern zweier Umspannstationen ausgelesen. Darüber hinaus steht der KWH Netz eine virtuelle Spannungskarte des gesamten Versorgungsgebiets zur Verfügung. Ein weiterer Ausbau ist geplant. Im Laufe der nächsten Wochen werden auch alle Photovoltaikanlagen über 100 Kilowatt Peak in das DEF-Netz integriert. Die DEF lieferte hierfür die notwendige Hard- und Software bis hin zum Leitstand. Kleine Notiz am Rande: Seit Beginn des Netzaufbaus und den ersten Übertragungen im Rahmen eines Pretests im Dezember 2012 läuft das Funknetz ohne einen einzigen Übertragungsfehler. Durch die intensive und konstruktive Zusammenarbeit mit den Kraftwerken Haag entstand ein praxisorientiertes Produkt, das auch dem Fegefeuer des Alltags gewachsen ist. Weitere Ausbaustufen, wie die Nutzung des Funknetzes für den Bereich Einkauf und Vertrieb bis hin zum Aufbau eines virtuellen Kraftwerks werden nun gemeinsam in Angriff genommen.

Wie sehen die weiteren Pläne beim Unternehmensaufbau aus?

Wir werden die Branche intensiv über unsere Produkte und Dienstleistungen informieren und sind uns sicher, dass wir attraktive Lösungen für akute Problemstellungen bieten können. Weitere Projekte mit namhaften Unternehmen sind bereits gestartet oder in Planung. Wir glauben, dass wir in den nächsten Jahren eine dreistellige Zahl von Kunden aus der Energiewirtschaft für die unterschiedlichen Ausbaustufen unseres Angebots gewinnen können.

Interview: Alexander Schaeff

Lichy, StefanStefan Lichy ist Mitgesellschafter und Geschäftsführer für Marketing, Vertrieb und Technik der D|E|F, Deutsche Energie Funk GmbH. Seit 2007 beschäftigt er sich erfolgreich mit Vermarktung und Geschäftsaufbau innovativer Lösungen und Projekte im Bereich erneuerbare Energien und Smart Grid.



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