Dienstag, 26. November 2024

RochlitzEs werde Licht

[10.01.2013] Energie sparen und weniger CO2-Emissionen produzieren, zahlt sich für Kommunen aus. Die Stadt Rochlitz hat für ihre kleine kommunale Energiewende den European Energy Award erhalten.
Die Stadt Rochlitz in Mittelsachsen strahlt in altem Glanz.

Die Stadt Rochlitz in Mittelsachsen strahlt in altem Glanz.

(Bildquelle: Stadt Rochlitz)

Die Stadt Rochlitz in Mittelsachsen strahlt in altem Glanz. Vor einigen Jahren noch musste jede zweite Straßenleuchte aus Kostengründen ausgeschaltet werden. Nachdem die Laternen nun auf LED- und BLED-Technik umgerüstet worden sind, kann jede einzelne wieder angestellt werden. „Wir haben nun eine hellere Stadt“, freut sich Oberbürgermeisterin Kerstin Arndt. „Als ich vor vier Jahren angetreten bin, habe ich versprochen, mich dafür stark zu machen, dass alle Laternen wieder eingeschaltet werden. Das dient der gefühlten Sicherheit. Das konnte aber nicht auf einen Schlag geschehen, sondern sollte mit dem Einsatz neuer Lichtmittel verbunden werden. Gerade die LED-Beleuchtung auf den großen Straßen ist hervorragend und die Stromersparnis groß.“

Bewerbung für den European Energy Award

Auch in öffentlichen Gebäuden und bei der S-Bahn sind die neuen Leuchtmittel im Einsatz. In einer Rochlitzer Turnhalle konnten auf diese Weise 40 Prozent Energie eingespart werden. Bei den CO2-Emissionen liegt die Stadt ebenfalls gut im Rennen. Durch ein Biogas-Blockheizkraftwerk, das Fernwärme liefert, werden künftig 7.800 Tonnen Kohlendioxid im Jahr eingespart. Was lag da näher, als sich für den European Energy Award zu bewerben, den Städte, Gemeinden und Landkreise erhalten, wenn sie auf umweltfreundliche Energieerzeugung und aufs Stromsparen setzen?
„Zunächst waren die Kennzahlen aller öffentlichen Gebäude zu erfassen, das heißt die Energiewerte vom Strom-, Wärme- und Gasverbrauch“, beschreibt Kerstin Arndt die Anforderungen für die Teilnahme am European Energy Award. „Das musste deutlich genauer gemacht werden, als wir das bisher vorgenommen hatten. Die Zahlen wurden systematisiert und in ein vorgeschriebenes Arbeitsprogramm eingearbeitet, aus dem sich dann die Punkte für den Preis errechnen.“ Vier Mal im Jahr traf sich ein achtköpfiges Energie-Team, das nicht nur Vertreter von Politik und Verwaltung, sondern auch Bürger umfasste. Ferner ist in Rochlitz jährlich ein internes Audit veranstaltet worden, bei dem der Arbeitsplan immer wieder angepasst wurde. Die vierjährigen Anstrengungen haben sich gelohnt: Im Oktober bekamen Oberbürgermeisterin Arndt und Thomas Billotet, Mitglied der Geschäftsführung bei der STEAG New Energies GmbH, den Preis überreicht.

Gute Werte

Der European Energy Award belohnt das Zusammenspiel zahlreicher klimafreundlicher Aktivitäten, die beim Stromsparen und bei der Minderung von CO2-Emissionen helfen. So konnte in Rochlitz beispielsweise durch den Einbau neuer Pumpen im Lehrschwimmbecken der Stromverbrauch von 27.000 Kilowattstunden pro Jahr auf 12.000 Kilowattstunden gesenkt werden. Durch die Umstellung auf Energiesparlampen in der Innenstadt sank der Verbrauchswert von 6.800 Kilowattstunden im Jahr 2009/2010 auf 4.700 Kilowattstunden im Folgejahr. Die Umrüstung von Straßenlaternen auf die neue BLED-Technik hat den Verbrauch um weitere 1.000 Kilowattstunden pro Jahr sinken lassen.
Bei den Emissionswerten steht Rochlitz vor allem wegen seines Fernwärmenetzes gut da. Bereits seit den 1970er-Jahren versorgt die Stadt ihre Bürger mit Fernwärme. Als nach der Wiedervereinigung die vorhandenen Anlagen des Heizhauses am Bahnhof modernisiert und die Fernwärmeversorgung ausgedehnt werden sollte, schloss sich der Stadtrat mit STEAG New Energies zusammen und gründete im Juni 1992 die Energieversorgung Rochlitz GmbH (EVR). Im Rahmen dieser Partnerschaft wurde 1993 das alte Heizwerk modernisiert und die Brennstoffversorgung von Braunkohle auf leichtes Heizöl beziehungsweise Erdgas umgestellt. Dies führte zu einer Reduzierung der Staubemissionen um 98 Prozent sowie der CO2-Emissionen um 95 Prozent. Die Fernwärmeversorgung im Stadtgebiet steigerte sich dabei von acht Megawatt im Jahr 1990 auf heute rund 20 Megawatt.
Für die Auszeichnung mit dem European Energy Award war auch entscheidend, dass das städtische Energieversorgungsunternehmen 20.600 Megawattstunden Fernwärme im Jahr 2011 produziert hat, was für mehr als 1.100 Einfamilienhäuser ausreicht. Diese Zahl soll auf 3.500 Haushalte ansteigen, wenn STEAG New Energies im kommenden Jahr ein zusätzliches Blockheizkraftwerk ans Netz gehen lässt, welches mit Biomethangas gespeist wird. Dann fallen jährlich rund 7.800 Tonnen weniger Kohlendioxid an. „Standorttreue und Weiterentwicklung sind wesentliche Grundpfeiler unseres Geschäftsmodells“, sagt STEAG-Geschäftsführer Thomas Billotet. „Mit dem Blockheizkraftwerk werden wir auch umweltfreundlichen Strom am Standort produzieren.“

Intelligent schalten

Die kleine kommunale Energiewende in Rochlitz hört aber nicht beim European Energy Award und dem bislang Erreichten auf. Auf den Ortsschildern ist „Energie- und CO2-sparende Kommune“ zu lesen. Das verpflichtet. Wie Oberbürgermeisterin Kerstin Arndt schildert, steht als nächstes das Bürgerhaus auf dem Programm. Es soll mit intelligenten Schaltkreisen ausgestattet werden, um Teilbereiche des Hauses abschalten zu können, wenn sie nicht genutzt werden. Zusätzlich sollen Fassade und Dach gedämmt werden. Dank ihrer erfolgreichen Teilnahme am European Energy Award erhält die Stadt nun zehn Prozent mehr Fördergelder für die energetische Sanierung von Gebäuden. Bei vielen öffentlichen Gebäuden ist dies allerdings längst geschehen. Gute Erfahrungen hat man beispielsweise mit der Kopplung von Fenster und Heizung gemacht. In der Turnhalle fährt die Heizung automatisch runter, wenn die Fenster geöffnet werden.
Bei kleineren Gebäude setzt man dagegen auf Aufklärung. An allen Schulen, von den Lernförderschulen bis hin zum Gymnasium, wurden Informationsveranstaltungen durchgeführt, bei denen Schüler und Lehrer über Energieverbrauch und sinnvolle Sparmaßnahmen unterrichtet wurden. Im Rathaus fand unlängst eine Ausstellung über Passivhäuser statt, die bei der Öffentlichkeit gut angekommen ist. Immer häufiger kommen Bürger aufs Bauamt und wollen sich über Energiesparmaßnahmen und energetische Sanierung informieren. „Die Bürger wollen wissen, was sie bei der Sanierung ihres denkmalgeschützten Hauses tun können und wie man dort Wärmedämmung sinnvoll umsetzt“, sagt Rathaus-Chefin Kerstin Arndt.

Helmut Merschmann




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Energieeffizienz
Das Bild zeigt zwei Personen bei einer Besprechung vor einem Bildschirm.

Baden-Württemberg: Kommunen verfehlen Klimaziele bei Gebäuden

[19.11.2024] Nur wenige öffentliche Gebäude in Baden-Württemberg erreichen die Zielwerte für den Wärme- und Stromverbrauch. Das zeigt eine Auswertung der Landesenergieagentur KEA. mehr...

Nachtansicht einer Straße in Freiburg.

Freiburg: Stadt tauscht 3.500 Leuchten aus

[10.10.2024] Die Stadt Freiburg modernisiert ihre Straßenbeleuchtung. Ab dem 14. Oktober werden 3.500 Leuchten auf umweltfreundliche LED-Technik umgerüstet. Damit spart die Kommune 73 Prozent Strom und reduziert den CO₂-Ausstoß erheblich. mehr...

Die dena hat den Finanzierungsbedarf für die energetische Sanierung aller öffentlichen Gebäude errechnet.

dena-Studie: Milliarden für klimaneutrale Sanierung

[11.09.2024] Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat in einer neuen Studie den Finanzierungsbedarf für die energetische Sanierung aller öffentlichen Gebäude in Deutschland auf ein klimaneutrales Niveau bis 2045 berechnet. Demnach werden jährlich rund sechs Milliarden Euro benötigt. mehr...

Rheinland-Pfalz: Eifelpipeline in Betrieb

[05.09.2024] Mit der offiziellen Inbetriebnahme des Regionalen Verbundnetzes Westeifel, auch bekannt als Eifelpipeline, wurde jetzt ein bundesweit einzigartiges Infrastrukturprojekt gestartet. Das Vorhaben integriert Trinkwasser- und Energieversorgung sowie Digitalisierung in einem System. mehr...

Effiziente Gebäude: Konferenz zum nachhaltigen Bauen

[03.09.2024] ZEBAU veranstaltet am 16. September 2024 die Fachkonferenz Effiziente Gebäude 2024 in Hamburg. Im Fokus stehen nachhaltige und energieeffiziente Baukonzepte, die zur Erreichung der Klimaziele beitragen sollen. mehr...

Radwegleuchten mit integriertem Solarpanel.

WE-EF Leuchten: Neue Solarleuchten vorgestellt

[09.08.2024] Mit der Erweiterung der AFL100-Serie um zwei innovative Solarlösungen bietet WE-EF Leuchten moderne und umweltfreundliche Beleuchtungslösungen für Städte und Gemeinden. Die neuen Modelle punkten mit Nachhaltigkeit, hoher Lichtqualität und einfacher Installation. mehr...

Rathaus von Gummersbach: Städtische Gebäude sollen energieeffizienter werden.

Gummersbach: Energie und Kosten sparen

[08.08.2024] Die Stadt Gummersbach will mit Unterstützung von Engie Deutschland den Energieverbrauch städtischer Gebäude senken und so rund 800.000 Euro einsparen. Das Energiespar-Contracting startet im Sommer 2025 und läuft über zehn Jahre. mehr...

Klimaschutzministerin Katrin Eder (r.) überreicht Bürgermeisterin Annette Wick den Förderbescheid.

Rheinland-Pfalz: Förderung für energetische Sanierung

[01.08.2024] Die Stadt Diez erhält rund 2,2 Millionen Euro Fördermittel für die umfassende energetische Sanierung einer Sporthalle. Die rheinland-pfälzische Klimaschutz- und Energieministerin Katrin Eder hat jetzt den Förderbescheid übergeben. mehr...

Die Solaroffensive beginnt auf dem Dach des Landratsamts Bayreuth.

Bayreuth: Partnerschaft von Stadt und Umland

[31.07.2024] Die Agentur für Erneuerbare Energien zeichnet im Juli die Region Bayreuth als Energie-Kommune des Monats aus. mehr...

bericht

Klimafreundliches Bauen: Abschied von Energiedinosauriern

[24.07.2024] Die Zahl der Plusenergiehäuser ist noch relativ gering. Die meisten Gebäude sind Energiefresser. Die kommunale Wärmeplanung kann hier für Klarheit sorgen. Wichtig ist auch, Immobilien als Teil eines Netzwerks aus Gebäuden, Straßen und grünen Energiequellen zu sehen. mehr...

Das Unternehmen energielenker präsentiert mit Enbas einen selbstlernenden Energiemanager.

energielenker: Smarter Energiemanager

[11.07.2024] Das Unternehmen energielenker präsentiert mit Enbas einen selbstlernenden Energiemanager, der die Energieströme in Gebäuden optimal steuert. Dank integrierter KI-Algorithmen analysiert Enbas das Nutzungsverhalten und die Stromerzeugung. mehr...

Oberbürgermeister Belit Onay

enercity: Biomethan-BHKW für Kohleausstieg

[19.06.2024] enercity nimmt ein Biomethan-Heizkraftwerk in Betrieb. Damit rückt der Kohleausstieg in Hannover näher. Die hochflexible Anlage für Spitzenlast produziert erneuerbare Wärme und erneuerbaren Strom. mehr...

In Trier rüsten die Stadtwerke die Straßenbeleuchtung sukzessive auf LED um und erwirken damit mehr Energieeffizienz und Umweltschutz.

Trier: Einheitliche LEDs senken CO2-Ausstoß

[14.06.2024] Seit dem Jahr 2016 stellen die Stadtwerke in Trier die Straßenbeleuchtung auf LED um. Über 78 Prozent der vormals unterschiedlichsten Leuchtentypen sind mittlerweile umgerüstet, der Stromverbrauch hat sich dadurch mehr als halbiert. mehr...

Frank Junker

Mainova: Marktstart für smartes Monitoring

[11.06.2024] Mainova AG und der ABG Frankfurt wollen mit Heatral für effiziente Heizanlagen sorgen. mehr...

Die Stadt Brühl nutzt die Energie-Managementsoftware von ITC.

ITC AG: Brühl nutzt Energie-Management

[30.05.2024] Bereits seit dem Jahr 2021 nutzt die Stadt Brühl die Energie-Managementsoftware von ITC. Mittlerweile hat die Stadt rund 500 Hauptzähler und deren Untermessungen in das Energie-Management eingebunden. mehr...