MarburgSonnenwärme im Baurecht verankert
Herr Bürgermeister, nach Erlass der Marburger Solarsatzung vor drei Jahren erhielten Sie den Zusatztitel Ökodiktator. Fühlen Sie sich nach der Energiewende der schwarz-gelben Bundesregierung als Vorreiter?
Wir wären sicher gerne Vorreiter in dem Sinne, dass wir eine kommunale Klimaschutzregelung entworfen haben, die auch für andere Gemeinden eine Art Muster hätte sein können, auf dem man aufbauen kann. Kern der Marburger Solarsatzung ist das Bemühen, im Altbaubestand vor allem den Einsatz von Solarthermie zu fördern. Leider ist trotz der Energiewende eine deutliche Hinkehr zur Solarthermie und ihrem Potenzial nicht zu erkennen – im Gegenteil, der Markt kommt nicht in Fahrt. Das ist schade, denn unsere Energieprobleme werden nicht nur im Bereich Strom wachsen – insbesondere bei der Frage der Beheizung von Wohnraum müssen wir Zukunftskonzepte finden. Das geht nach unserer Überzeugung sehr effektiv mit einem Ausbau der Solarthermie.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Regelwerk gemacht?
Unsere Solarsatzung ist seit Oktober vergangenen Jahres in Kraft, die wesentlichen Regelungen sind aber erst seit Juli, nach Ablauf einer Übergangsfrist im Baugenehmigungsverfahren, zu beachten. Wir müssen nun abwarten, wie groß die Bereitschaft der Bauherren und -frauen ist, sich bei Heizungs- und Dachsanierungen ernsthaft Gedanken über die Einbeziehung von Solarthermie oder in der Satzung genannten Ersatzmaßnahmen zu machen.
Reicht es, auf Akzeptanz zu hoffen oder ist ein gewisser Zwang unerlässlich, um energiepolitische Ziele zu erreichen?
Um Ziele zu erreichen, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Bei der Photovoltaik stimmen offenbar die Rahmenbedingungen, weil die Förderung über die Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sehr gut ist und genügend Anreize zum Ausbau bietet. Bei der Solarthermie kommt die massenweise Umsetzung der Technik nicht voran, weil offenbar die Förderanreize nicht ausreichen. Daher erscheint es uns sinnvoll, die Förderung der Sonnenwärme im Baurecht zu verankern.
Wie groß ist die Macht der Kommunen tatsächlich, um beispielsweise energetische Sanierungen vorzuschreiben?
„Das Umdenken ist da, aber das kraftvolle Umsteuern muss noch kommen.“
Momentan ist die Macht jedenfalls zu gering, um die anstehenden Aufgaben zu lösen. Der Wohnungsbestand in unseren Gemeinden und Städten ist ganz überwiegend Altbau. Die Fragen lauten, wie wir sicherstellen können, dass in 20 Jahren ein Altbau noch von einem Durchschnittsverdiener beheizt werden und die öffentliche Hand noch die Heiz- und Warmwasserkosten für Wohnungen im Sozialmietbereich tragen kann. Es geht also – um es dramatisch auszudrücken – um die Bewohnbarkeit unserer Stadtquartiere. Da können wir momentan definitiv nicht genug tun.
Nach den Erfahrungen mit der Solarsatzung: Was würden Sie heute anders machen?
Wir hatten kein solches landesweites und teilweise bundesweites Interesse erwartet. Heute würde ich Partnerkommunen in Hessen und anderen Bundesländern suchen und möglichst zeitgleich und abgestimmt in vielen Städten und Gemeinden ein solches Vorhaben voranbringen. Denn die Erfahrung hat mir gezeigt, dass in vielen Kommunen die Bereitschaft vorhanden ist, eine solche Satzung zur Förderung der Nutzung von Sonnenwärme kraftvoll voranzubringen.
Erwarten Sie durch den Ausstieg aus der Atomkraft ein Umdenken der Bürger und was können Kommunen tun, um diesen Wandel zu unterstützen?
Kernkraft und Kohle sind in vielen Köpfen schon Vergangenheit, obwohl weiter Atommüll anfällt und die CO2-Werte stetig steigen. Das Umdenken ist also da, aber das kraftvolle Umsteuern muss noch kommen. Dafür bedarf es einer klaren Neuausrichtung von Förderinstrumenten. Es bedarf aber auch neuer gesetzlicher Regelungen. Meines Erachtens muss beispielsweise der Anschlusszwang in Innenstädten an Nahwärmenetze ermöglicht werden.
Die Stadt Marburg arbeitet derzeit an einem integrierten Klimaschutzkonzept. Wie ist hier der Stand der Dinge und welche Ziele verfolgen Sie damit?
Wie viele andere Kommunen auch wollen wir den Ist-Stand unserer CO2-Immissionen und unseres Energieverbrauches möglichst genau abschätzen. Dann wollen wir in den Bereichen Energieeinsparung, Energieeffizienz und den erneuerbaren Energien unsere Potenziale analysieren. Mit breiter Bürgerbeteiligung wollen wir schließlich klare Ziele formulieren, die wir in einigen Jahren erreichen möchten. Das Ziel liegt natürlich nahe bei den Sternen: Möglichst bald in der Gesamtbilanz energieautark und CO2-neutral zu werden und damit die lokale Wirtschaftskraft zu stärken.
RWE: PV schwimmt auf Mortkasee
[18.11.2024] RWE, Fraunhofer ISE und BTU Cottbus-Senftenberg haben das Forschungsprojekt PV2Float vorgestellt. Dabei wurden drei verschiedene Anlagensysteme mit jeweils 30 Kilowatt Leistung getestet. mehr...
Frankfurt am Main: Stadion als Kraftwerk
[13.11.2024] Das Stadion von Eintracht Frankfurt erhält eine neue Photovoltaikanlage, die jährlich mehr als 500.000 Kilowattstunden sauberen Strom liefern wird. Die Kooperation zwischen Mainova, der Stadt Frankfurt und dem Verein soll ein Zeichen für den Klimaschutz setzen. mehr...
Niedersachsen: Energiewende auf den Dächern
[31.10.2024] Mit der Installation einer großflächigen Photovoltaikanlage auf den Dächern der Justizvollzugsanstalt Sehnde setzen das Land Niedersachsen und der Energiedienstleister enercity ihre Kooperation für die Energiewende um. mehr...
Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm: Ausbau der Photovoltaik auf kommunalen Dächern
[30.10.2024] Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) weiten in Zusammenarbeit mit den Städten Ulm und Neu-Ulm den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden deutlich aus. Die ersten Anlagen sollen noch 2024 in Betrieb gehen und so über 250 Haushalte mit sauberem Solarstrom versorgen. mehr...
Berlin: Großer PV-Wurf auf Wohnhausdächern
[29.10.2024] HOWOGE und die Berliner Stadtwerke bauen bis zu 50 MW Solarleistung für Berlin. mehr...
München: Neue Solarbörse soll PV-Ausbau erleichtern
[25.10.2024] Mit der neuen Solarbörse hat die Stadt München jetzt eine kostenfreie Onlineplattform gestartet, die sowohl Eigentümerinnen und Eigentümer geeigneter Flächen als auch Dienstleisterinnen und Dienstleister aus der Photovoltaik-Branche zusammenbringt. Ziel ist es, den Ausbau von Solarenergie im Stadtgebiet weiter zu beschleunigen. mehr...
Heidelberg: Bericht zum PV-Ausbau vorgestellt
[24.10.2024] Aus einem jetzt vorgestellten Sachstandsbericht geht hervor, dass die Stadt Heidelberg den Ausbau von Photovoltaikanlagen weiter vorantreibt. Demnach erzeugt die Stadt bereits genug Solarstrom, um fast 18.000 Haushalte zu versorgen. mehr...
Frankfurt am Main: PV-Anlage auf denkmalgeschütztem Gebäude
[23.10.2024] In Frankfurt am Main wurde jetzt eine Photovoltaikanlage auf einem denkmalgeschützten Gebäude installiert. Die Mieter profitieren von lokal erzeugtem Solarstrom, der direkt vom eigenen Dach geliefert wird. Die Installation erfolgte im Rahmen einer Kooperation zwischen Mainova und ABG Frankfurt Holding. mehr...
Leipzig: Neue Solarcarports an der Messe
[23.10.2024] An der Leipziger Messe werden ab 2025 Solarcarports errichtet, die zur Erhöhung des Grünstromanteils in der Stadt beitragen. Das Pilotprojekt mit 16 Carports soll 352 Parkplätze überspannen und jährlich 915.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. mehr...
LTZ: Forschungsanlage für Agri-Photovoltaik eröffnet
[23.10.2024] Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg bei Karlsruhe hat eine neue Agri-Photovoltaik-Forschungsanlage in Betrieb genommen. Im Rahmen des zweiten Bauabschnitts wurden mehr als 1.400 PV-Module installiert, die künftig einen Großteil des Energiebedarfs des Zentrums decken sollen. mehr...
Bad Schönborn: Schwimmende PV-Anlage eingeweiht
[23.10.2024] In Bad Schönborn wurde jetzt die derzeit größte schwimmende Photovoltaikanlage Deutschlands auf dem Philippsee eingeweiht. Die Anlage mit über 27.000 Solarmodulen und einer Leistung von 15 Megawatt wird Strom für ein angrenzendes Kieswerk erzeugen. mehr...
SolarCheck: Essen ist neue Solarhauptstadt
[22.10.2024] Erstmals haben vier deutsche Städte die 100-Prozent-Marke beim Ausbau der Photovoltaik überschritten. Spitzenreiter ist Essen mit einem Solarfaktor von fast 138 Prozent, gefolgt von Köln, Hannover und Leipzig. mehr...
Photovoltaik: Triers größter Solarpark ist in Betrieb
[21.10.2024] Zwischen den Stadtteilen Biewer und Pfalzel haben die Stadtwerke Trier ihren aktuell größten Solarpark in Betrieb genommen. Auf einer Fläche von 8,6 Hektar decken mehr als 11.500 Solarmodule den Bedarf von rund 1.800 Haushalten. mehr...
ABO Energy: Zuschlag für Hybridprojekt
[18.10.2024] Das Unternehmen ABO Energy hat von der Bundesnetzagentur den Zuschlag für ein Hybridprojekt im baden-württembergischen Großrinderfeld erhalten, das eine Freiflächen-Photovoltaikanlage mit einem Batteriespeicher kombiniert. mehr...
PV-Strategie: Regionale Direktvermarktung in Aachen
[18.10.2024] Aachen installiert nun sukzessive auf allen geeigneten stadteigenen Dächern Photovoltaikanlagen. Damit der hier erzeugte Strom auch komplett in Aachen verbraucht werden kann, wird er über ein innovatives System genau dort hin geleitet, wo er aktuell benötigt wird. mehr...