InterviewBiomethan ist eine Schlüsselenergie
Im Interview: Otto R. Eichhorn
Otto R. Eichhorn gehört seit März 2010 der Geschäftsführung der agri.capital GmbH an. Er ist für das operative Geschäft des Unternehmens, insbesondere die Bereiche Projektentwicklung, Akquisitionen, Bau, Betrieb und Energievermarktung zuständig.
(Bildquelle: agri.capital GmbH)
Herr Eichhorn, Professoren der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina haben verkündet, dass Bioenergie keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Was sagen Sie dazu?
Leider differenziert die Studie die unterschiedlichen Formen innerhalb der Bioenergie nur unzureichend und ignoriert an vielen Stellen wissenschaftlich anerkannte Fakten. Seit Langem ist bekannt, dass Biogas eine weitaus höhere Energieeffizienz aufweist als Biodiesel und Bioethanol. Und im Vergleich zu Windkraft und Photovoltaik hat Biogas den entscheidenden Vorteil, dass es weitgehend witterungsunabhängig produziert werden kann und dadurch grundlastfähig und regelbar ist.
Welche Rolle spielt Biogas für die Energieversorgung der Zukunft?
Biogas ist die Schlüsselenergie für eine Systemintegration fluktuierender erneuerbarer Energien. Wird Biogas zu Biomethan aufbereitet und in das Erdgasnetz eingespeist, kann es gespeichert werden und ist zudem vielseitig einsetzbar: in der Kraft-Wärme-Kopplung, als Beimischprodukt im Wärmemarkt oder als Kraftstoff. Der Hauptvorteil von Biomethan ist seine beinahe flächendeckende Verfügbarkeit durch die Verteilung über das vorhandene Erdgasnetz. Aufgrund seiner Eigenschaften ist Biogas hervorragend geeignet, um entscheidend zum Gelingen der Energiewende beizutragen.
Wie sieht das Geschäftsmodell von agri.capital aus?
Die agri.capital-Gruppe entwickelt, projektiert und betreibt Biogasanlagen zur Erzeugung von klimafreundlicher Energie. Mit einem Anlagenportfolio von derzeit 80 Biogasstandorten mit einer elektrischen Anschlussleistung von insgesamt mehr als 70 Megawatt zählen wir zu den größten dezentralen Energieerzeugern auf Biogasbasis in Europa. Zu unseren Kerngeschäftsfeldern gehört neben der Erzeugung von Strom und Wärme aus Biogas die Erzeugung von Biomethan zur Einspeisung in das Erdgasnetz. Das Geschäftsmodell von agri.capital basiert auf einer engen partnerschaftlichen Bindung mit der Landwirtschaft. Da wir selbst keine Anbauflächen besitzen, werden unsere Biogasanlagen von Landwirten oder von Eigenpersonal vor Ort bewirtschaftet und mit Rohstoffen versorgt.
Kommunale Energieversorger zählen zu Ihren wichtigen Kunden. Welche Vorteile bringt Stadtwerken die Zusammenarbeit mit agri.capital?
Angesichts der Energiewende bauen viele Stadtwerke ihre Erzeugungskapazitäten im Bereich der Erneuerbaren aus. Wir bieten eine Kooperation zur gemeinschaftlichen Erzeugung von Biogas oder Biomethan an, bei der jede Seite ihre Stärken einbringt. Unser Unternehmen verfügt über hervorragende Expertise im Anlagenbetrieb und deckt die komplette Biogas-Wertschöpfungskette bis hin zum Betrieb der betreffenden Anlagen ab. Dieses Know-how bietet Sicherheit in der Projektumsetzung sowie eine stabile Performance und damit Wirtschaftlichkeit. Die Stadtwerke bringen mit ihrem lokalen Netzwerk den geeigneten Standort für die Anlage ein und sorgen für die Vermarktung und den Einsatz der erzeugten Energie innerhalb ihres Versorgungsgebietes.
Kürzlich war im SPIEGEL zu lesen, dass fast wöchentlich Biogasanlagen havarieren. Wie gewährleisten Sie den sicheren Betrieb?
Grundsätzlich sind Biogasanlagen nicht störanfälliger als andere Energieerzeugungsanlagen. Wichtig für die Sicherheit sind die Kompetenz des Betreibers sowie die Einhaltung der sicherheitstechnischen Standards. Wir betreiben Biogasanlagen im industriellen Maßstab. Da ist es unerlässlich, die Betriebsabläufe zu standardisieren und die entsprechenden sicherheitsrelevanten Vorschriften zu beachten und nachzuhalten. Entscheidend hierfür ist die adäquate Qualifikation des Personals. Unsere übergreifend eingesetzten Sicherheitsbeauftragten erhöhen durch regelmäßige Prüfung und einen kontinuierlichen Optimierungsprozess stetig die Sicherheit der einzelnen Anlagen und implementieren bei Zukäufen den geforderten Sicherheitsstandard.
Wie sieht die weitere Wachstumsstrategie Ihres Unternehmens aus?
Wir planen weiteres Wachstum und wollen unser Anlagenportfolio ausbauen. Ende 2012 werden wir bereits 100 Megawatt in Betrieb oder im Bau haben. Neben der Eigenentwicklung neuer Biogasstandorte setzen wir auf den Zukauf von Bestandsanlagen oder baureifer Projekte. Innovative Technologien setzen wir gezielt ein, um die Effizienz der Anlagen zu erhöhen. Ebenso tragen wir durch die Anpassung des Rohstoffmixes zur kontinuierlichen Reduzierung des Maiseinsatzes bei. Wir sind davon überzeugt, dass der klimafreundliche Energieträger Biogas auf lange Sicht einen wichtigen Anteil am deutschen Energiemix einnimmt.
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