ZMP 2021Zwischenfazit: Roll-out nimmt Fahrt auf
Der Roll-out intelligenter Messsysteme läuft an, aber aufgrund der Bedeutung der Digitalisierung für die Klimaschutzziele muss es schneller gehen. Zu diesem Ergebnis kommen die Teilnehmer des FNN Fachkongresses ZMP 2021 (23. bis 24. Juni 2021, Online-Event, wir berichteten) – der Leitveranstaltung zu intelligenten Energiemesssystemen – am gestrigen ersten Veranstaltungstag. Insbesondere die Steuerung von Anlagen war nach zwei Jahren Konsultation auf einem guten Weg, bis der entwickelte Rechtsrahmen vollkommen überraschend wieder zurückgezogen wurde, teilt der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) mit. Steuerbare, flexible Ressourcen würden helfen, das Energiesystem weiter sicher zu betreiben und damit Energiewende und Klimaschutz zu forcieren. Das intelligente Messsystem bilde eine wesentliche, dafür notwendige technische Voraussetzung. Nun müsse der Gesetzgeber seinen Pflichten nachkommen und den Ordnungsrahmen mit dem Steuerbare-Verbrauchseinrichtungen-Gesetz zur Ausgestaltung des Paragrafen 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) auf den Weg bringen. Auf der ZMP 2021 diskutieren Experten und Entscheider aus Digitalisierung sowie Zähl- und Messwesen im Energiesektor den Roll-out intelligenter Messsysteme. Im Fokus des Online-Kongresses steht laut VDE, die Digitalisierung der Energiewende vorantreiben, Erfahrungen austauschen und das intelligente Messsystem attraktiv und nutzbringend für Kunden gestalten.
Keine Flexibilität
Joachim Kabs, Vorsitzender des Vorstands des Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) – dem Träger des Kongresses, unterstrich am gestrigen ersten Kongresstag die notwendige Flexibilisierung des Energiesystems: „Die schwankende Einspeisung von Energie aus erneuerbaren Quellen und die zunehmende Nachfrage der Stromkunden nach hoher Leistung erfordern Flexibilität im System. Eine Laststeuerung in starren Zeitfenstern, wie bisher zum Beispiel für Nachtspeicherheizungen, genügt dieser Anforderung nicht mehr. Es gilt also, Flexibilitätspotenzial gezielt zu nutzen und durch Messsysteme sicher steuerbar zu machen. Wer wie Kunden, Netzbetreiber und Hersteller Entscheidungen, zum Beispiel zu Investitionen, treffen muss, benötigt Planungssicherheit. Dafür muss der Ordnungsrahmen die Grundlagen schaffen und für die richtigen Anreize sorgen. Wenn Kabel zu vergraben wirtschaftlich honoriert wird und Investitionen in Digitalisierung bestraft werden, ist das nicht zukunftsweisend.“
Sichere Steuerung
Die sichere Steuerung von Anlagen mit dem intelligenten Messsystem ist ein wichtiger Baustein, um Flexibilität im System nutzbar zu machen, teilt der VDE mit. Dafür müsse der Roll-out intelligenter Messsysteme beschleunigt werden, seien sich viele Kongressteilnehmer einig. Ingo Schönberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von VDE FNN, betont: „Mit dem angelaufenen Roll-out sind wir zwar auf einem guten Weg, aber noch lange nicht dort, wo das intelligente Messsystem für Gesellschaft, Klima und Wirtschaft erfolgreich sein wird. Als Schlüsseltechnologie der Energiewende muss es sukzessive zum Gewinnerthema werden. Energiewende findet beim Endkunden statt, und das Messsystem ist sein zukünftiger Partner für den aktiven Klimaschutz. Das setzt eine umfassende Aufklärung der Kunden über ihre Rollen und Möglichkeiten als Nutzer voraus.“ Im Verbrauchermagazin „Backbone“ unter backbone.vde.com zeigt VDE FNN laut eigener Angabe in Reportagen, Wissensclips, Podcasts und animierten Infografiken, was möglich wäre – wenn der Rahmen für das künftige Zusammenspiel in einem erneuerbaren Energiesystem richtig gesetzt wird.
Interoperables System
Unter der Federführung von VDE FNN würden 16 Unternehmen im größten unternehmensübergreifenden Praxistest fast alle am Markt erhältlichen Systeme und Komponenten für das intelligente Messsystem prüfen. Dazu laufe derzeit die entscheidende Phase. Bis voraussichtlich Ende 2021 werde bei den Messsystemen der beteiligten 16 Unternehmen im realen Einsatz die Praxistauglichkeit von Prozessen und Komponenten über den gesamten Lebenszyklus, von der Beschaffung bis zur Deinstallation, getestet und ausgewertet. Im Fokus würden die Interoperabilität und Austauschbarkeit von Geräten und Systemen unterschiedlicher Hersteller stehen. Das Ziel: ein ausgereiftes System zu möglichst geringen Kosten für Anwender und Endverbraucher. Grundlage dafür seien die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zertifizierten Smart-Meter-Gateways. Die gewonnen Erkenntnisse aus dem Praxistest sollen unmittelbar in die Standardisierung bei VDE FNN einfließen.
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