[7.9.2017] Die Hamburger Hochbahn hat eine Ausschreibung für 60 Elektrobusse gestartet. Damit setzt sie die Vorgaben des Senats früher um als vorgesehen. Gleichzeitig ist sie das erste Unternehmen, das eine gemeinsame Beschaffungsinitiative von Berlin und Hamburg sowie fünf weiteren Großstädten in Deutschland in die Tat umsetzt.
Das Verkehrsunternehmen Hamburger Hochbahn hat jetzt eine europaweite Ausschreibung von 60 emissionsfreien Zwölf-Meter-Bussen für 2019 und 2020 gestartet. Damit setzt das Unternehmen die Vorgabe des Hamburger Senats ein Jahr früher um als geplant. Dieser sieht die verpflichtende Anschaffung von Elektrobussen ab 2020 vor. Läuft alles nach Plan, kann nach Angaben der Hochbahn die komplette Dieselbusflotte mit 1.000 Fahrzeugen bis Anfang der 30er Jahre ausgetauscht werden.
„In den vergangenen Jahren haben wir sehr viele Erfahrungen mit innovativen Antrieben gesammelt. Vor allem die Erkenntnisse aus der Innovationslinie 109 haben uns enorm weiter gebracht“, sagt Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender des Nahverkehrsunternehmens. „Wir sind sehr glücklich, dass neben Hamburg auch andere Städte mitziehen. Denn damit wird der Markt für Fahrzeughersteller deutlich größer und damit attraktiver.“
So hatten vor einem Jahr der Erste Bürgermeister von Hamburg, Olaf Scholz, und sein Amtskollege Michael Müller (beide SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin, den Startschuss für eine gemeinsame Beschaffungsinitiative für emissionsfreie Linienbusse im öffentlichen Personennahverkehr gegeben. Wie die Hamburger Hochbahn meldet, betreiben die drei Unternehmen BVG in Berlin und Hochbahn sowie VHH in Hamburg die größten deutschen Busflotten: über 340 Buslinien mit knapp 3.000 Bussen und über 740 Millionen Fahrgästen pro Jahr werden allein hier befahren. Damit gehörten die beiden Städte zu den größten Abnehmern von Linienbussen in Europa. Andere Städte haben bereits nachgezogen und sich der Beschaffungsinitiative angeschlossen: München, Düsseldorf, Köln, Stuttgart und Darmstadt. Weitere Städte sollen bereits Interesse signalisiert haben.
Sieben Großstädte definieren gemeinsam Standards
Die Verkehrsunternehmen arbeiten im Rahmen der Initiative eng zusammen, um gemeinsame Standards in der Fahrzeugtechnologie der neuen Busgeneration festzulegen, informiert die Hochbahn. So sollen den Herstellern Anreize geboten werden, um serienreife Fahrzeuge zu wettbewerbsfähigen Konditionen auf den Markt zu bringen. Auch in der aktuellen Ausschreibung habe das Unternehmen Mindeststandards gesetzt. Hierzu zählten etwa eine Mindestreichweite von 150 Kilometern und ein Lastenheft, dass die Komponenten für die neue Fahrzeugtechnologie festlegt.
„Indem wir unsere Anforderungen an die neuen Busse harmonisieren, erleichtern wir den Herstellern die Entwicklung und Produktion marktgerechter Fahrzeuge. Ihnen winken in den kommenden Jahren Aufträge in Milliardenhöhe“, sagte Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe. Nikutta bedankte sich aber auch bei den Hamburger Kollegen: „Wir danken den Kolleginnen und Kollegen in Hamburg, dass sie jetzt den ersten Schritt machen und wünschen uns, dass viele Bushersteller die Chance ergreifen, in den lukrativen Markt für Elektrobusse einzusteigen.“
Für die Verkehrsunternehmen ist es mit der Anschaffung emissionsfreier Busse allerdings noch nicht getan. Vielmehr müssen die Betriebshöfe mit Ladeinfrastruktur und einer ausreichenden Stromversorgung ausgerüstet werden. Hinzu kommen neue IT-Systeme für die Fahrzeugüberwachung und Betriebssteuerung sowie umfangreiche Qualifizierungsprogramme, meldet die Hochbahn. Anfang 2019 soll etwa der neue Hochbahn-Busbetriebshof in Alsterdorf in Betrieb gehen. Dieser wird in den darauffolgenden Jahren voraussichtlich 240 Elektrobusse aufnehmen. 70 Millionen Euro sind für den Bau veranschlagt. Insgesamt müsse das Unternehmen in der kommenden Dekade Investitionen in Höhe von rund 400 Millionen Euro stemmen. Hierfür sei öffentliche Unterstützung unbedingt nötig.
(me)
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